Hallo, ich habe Schizophrenie

neu an Bord! 3 Dresden ,

Hallo Leute!

Seit etwa einem Jahr weiß ich, daß ich Schizophrenie habe. Die Symptome begannen aber schon früher, in einer Zeit in der ich mich sehr mit Religion und Übernatürlichem beschäftigt habe.

Eigentlich fühle ich mich seit dieser Zeit überhaupt nicht mehr wie früher, es scheint, als ob es keine Kontinuität mehr gibt. Dank relativ erfolgreicher Medikation arbeite ich zwar wieder und habe manchmal auch ganz schöne fast beschwerdefreie Tage, doch diese werden dann wieder aufgewogen durch Tage in denen ich Stimmen höre und in denen Verwirrung und Panik in mir überhand nehmen.

(Apropos Medikation ... ich nehme Solian 200mg 1-1-1 (Wirkstoff Amisulprid), und mein Arzt ist gegen eine Psychotherapie.)

Mein Problem ist nun folgendes ... alle meine Ängste in der Schizophrenie gehen von religiösen Wahnvorstellungen aus. Alles begann damit daß ich eines Tages mit Fehlfunktionen vor meinem Computer konfrontiert wurde und dachte, daß Gott dahintersteckt. Das führte zu Wahngedanken, daß ich dachte alle Menschen wären irgendwie von Gott oder dem Teufel kontrolliert, und daß ich irgendwie dazwischen wäre, manchmal wie ein Jesus, manchmal wie ein Judas. Egal, ich denke es bringt nichts wenn ich hier alle meine Wahnvorstellungen aufliste. Was mich nun wirklich interessiert ist, wieso alle meine Wahnvorstellungen so auf Religion aufbauen. Und wieso ich nicht wie mit allem anderen die Sachen durchdenken kann und in diesem Prozeß richtig und falsch unterscheide. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich je von einer Philosophie oder ähnlichem her Wahnideen entwickelt habe. Wie kann ich das korrigieren, daß wenn ich zum Beispiel ich irgendeinen religiösen Gedanken habe, daß dieser mich nicht übermannt und verwirrt? Ich sage euch, daß ist mein größtes Problem, manchmal übermannen mich religiöse Gedanken während der Arbeit und ich kann sie kaum abschütteln. Es ist manchmal wirklich schlimm, ich habe auch schon Phasen erlebt, in denen ich völlig verzweifelte, und habe auch schon einen Selbstmordversuch unternommen, zum Glück war er nicht erfolgreich ... eigentlich liebe ich das Leben.

Gibt es irgendwie Übrungen die einem auf Dauer helfen "richtig" zu denken? Gibt es Meditation, die wirklich hilft Ruhe zu erlangen?

Danke für eure Hilfe im voraus.

Daniel

sporadischer Gast 12 ,

hallo Daniel !

"eigentlich liebe ich das Leben"

eine unheimliche Stärke....vielleicht genau die, die es Dir möglich machen kann, Deine Krankheit zu besiegen.......

zu Deinen Wahnvorstellungen-
im Prinzip bist Du bereits dabei, die ersten Schritte zu machen.
eines vorweg: es ist durchaus möglich, mit der Zeit zu lernen, sie als das zu erkennen, was sie sind, wenn sie beginnen aufzutauchen.
ich kenne es von mir, dass ich allmählich mitbekam, wenn mein System wieder durcheinanderläuft.
und dadurch mit der Zeit lernte, festzustellen, dass ich zwar in dem Moment mich z.B. beobachtet fühle, das Gefühl habe, jemand könne mich durch sein Schriftbild hindurch sehen (also, dass er nicht hier sein muß, sondern das Geschriebene reicht) etc., aber das mein Verstand mir zunehmend sagte, dass das vermutlich trotz des Gefühls nicht so ist.
und irgendwie kann ich inzwischen die durch das Gefühl auftauchende anschwellende Angst zunehmend mit meinem Verstand im Zaum halten.
Das klappt noch nicht immer, aber wenn ich es vergleiche mit früher....
(da hab ich meiner ersten Psychiaterin nicht mal davon erzählt, weil ich dachte, das sei Realität- und wozu soll man Realität mitteilen....)

der Weg dahin ging darüber, dass ich aufmerksamer für mich wurde, immer zeitiger feststellte, wenn es gerade losgeht - noch bevor es sich richtig hochgeschaukelt hat.

was die Wahninhalte betrifft.....
schätze, sie sind eine Mischung aus Themen, mit denen man sich vielleicht gerade oder irgendwann mal intensiv beschäftigt hat - durchsetzt mit eigenen Ängsten, Unsicherheiten etc. vielleicht bis dahin unbewußt- erst durchbrechend, wenn das System mal wieder Chaos läuft.

ich würde mich freuen, wieder von Dir zu hören....
Sahrah

neu an Bord! 3 Dresden ,

Ich versuche auch mit meinem Verstand mich durch die Probleme durchzuarbeiten und den Wahn zu erkennen, bevor er sich innerlich hochschaukelt. Doch leider klappt das nicht immer. Beispielsweise schreibe ich abends viel, ein ganz intensives Tagebuch, und schon das Schreiben allein hilft mir, mich ruhiger und weniger verwirrt zu fühlen. Doch leider kann ich das auf Arbeit nicht, dort muß ich anderweitig klarkommen, und habe damit manchmal starke Probleme. Deswegen suche ich irgendwie nach einer endgültigeren Lösung, finde aber keine.

Danke für deine Hilfe.

sporadischer Gast 17 In der nähe von Aalen ,

hallo daniel

ich habe auch schizophrenie und höre auch Stimmen und so

Aber mich wundert das du überhaupt arbeiten gehen kannst

Bei mir ist das SO: Ich höre nur meistens stimmen wenn ich unter menschen binn und ich sage mir : Das ist halt die krankheit und ich

Beachte diese stimmen nicht weiter.

Aber mal zu den Stimmen : Bei deiner arbeit hören die anderen menschen deine gedanken ??

Kommen diese Stimmen nur wenn du in der nähe von menschen bist oder auch wenn du ganz alleine bist ??

Hast du 1 Freundin ??

Danke für eine Antwort

Guest W

Hallo Daniel!

Seit ich dein posting gelesen habe, denkt es in mir.
Was mich anspricht, ist, dass du ueber die Beschaeftigung mit Religion und Uebernatuerlichem da in die Schizophrenie reingeraten bist.
Damit bist du sicher nicht allein.

Zuerst mal: das ist mir jetzt hier total wichtig!!! Ich bin nicht vom Fach, habe von Psychologie nur sehr geringe, zum groessten Teil angelesene Kenntnisse, bitte nimm alles, was ich schreibe, genau so!!! Ja?! Danke!

Daniel wrote:

Gibt es Meditation, die wirklich hilft Ruhe zu erlangen?

Du wuerdest gern irgendwie weiter was mit der religioesen Welt zu tun haben, so lese ich zumindest deine Frage.

Dir ist sicher klar, dass du damit im Moment aufpassen musst, weil Meditation in die Tiefe geht und du durch deine Krankheit diese Tiefe wohl nicht immer richtig einordnen koenntest. (Drueck ich mich verstaendlich aus?)

Aber auch wenn ich denke, dass es wohl keine „Meditation“ gibt, die dir jetzt helfen kann (womit ich NICHT Entspannungstechniken meine!!!!! Die duerften sehr wohl drin sein!!), glaub ich, dass es schon Wege gibt, die dir helfen koennen in deiner Krankheit, und die das Spirituelle einschliessen.

Hast du schon mal was von Transpersonaler Psychologie gehoert? Ich mache Holotropes Atmen. Das gehoert zu dieser Transpersonalen Psychologie. Aber da gibt es noch mehr, rebirthing und ich weiss nicht noch was alles. Das ist eine Psychotherapierichtung, die das Spirituelle bewusst mit einschliesst. Wusste ich vorher nicht. Bin aber total begeistert davon!
Ich weiss, dass Holotropes Atmen bei Psychosen angewendet wird, wie das bei Schizophrenie ist, weiss ich nicht.
Ist einfach ne Idee von mir.
Mach dich doch mal kundig ueber google oder auch ueber die Gelben Seiten, ob es sowas in deiner Naehe gaebe.

Warum ist dein Arzt gegen eine Psychotherapie?

Daniel, vielleicht lieg ich voellig daneben mit meinem Tipp. Dann leg es einfach beiseite und denk nicht laenger drueber nach.

Ich wuensch dir von ganzem Herzen, dass du einen guten, guten Weg weitergehen kannst und das findest, was du suchst und dir auch wirklich hilft

wara

Helferlein 60 Deutschland W, 36

Guten Morgen,

wenn ich das lese, denke ich oft an Filme, seht ihr oft Filme? Manchmal hat man einfach zu viel Phantasie und kann dies nicht mehr in die Beherrschung bringen... jeder muss dann seinen Weg finden, diese
unter Kontrolle zu bringen und jeder hat eine andere Art dies zu tun.

Aber vielleicht habt ihr auch einfach eine Gabe - dies gilt es herauszufinden und dann damit zu leben und vor allem keine Angst
zu haben.

Glaubt ihr nicht, daß es eine andere Dimension gibt, außer Raum
und Zeit?

Es kommt eben darauf an, wie ihr euch damit fühlt und wie ihr damit
umzugehen versucht.

Doch nur weil man anders ist - ist man dann auch krank?

Diese Frage stelle ich an Euch - und bin gespannt auf eure
Antwort.

Chiara

sporadischer Gast 12 ,

hallo Chiara,

Wahn hat definitiv nicht besonders viel mit der Phantasie zu tun, die jeder kennt.
und was die Gabe betrifft - nun ja, wenn man Realitätsverlust und die damit einhergehende Isolation - weil man nämlich in einer eigenen Wahnwelt lebt, die beim vollkommenen Wahn auch nicht mehr den Kontakt zur Realität ermöglicht.....nun ja.....
Wahn ist nämlich durch genau diesen Realitätsverlust gekennzeichnet - selbst wenn es im Laufe der Zeit gelingt, sich einigermaßen davon zu distanzieren (rechtzeitig zu erkennen, wann das System mal wieder am Überkochen ist und es gut wäre, sich Unterstützung zu holen !), bleibt das Risiko, ohne Hilfe abzudriften.

was andere "Dimensionen" betrifft....
es ist ja nun nicht gerade so, als hätte man im Wahn Zutritt zu anderen Welten - es wird einfach dadurch eine andere Welt, dass man reale/ als real empfundene Dinge zu einem immer verworreneren Konstrukt verstrickt

Esoterik ist ja ganz nett und ich bin selbst der Ansicht, dass es vieles gibt, was heute noch als nicht möglich hingestellt wird; glaube auch an andere Dimensionen - gerade jenseits von Zeit und Raum;
ich denke aber, dass es sehr gefährlich ist, krankheitsbedingten Wahn mit "übersinnlichen" Erfahrungen etc gleichzusetzen

mfG
Sahrah

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

ich möchte mich sahrahs meinung anschließen.

unbedingt.

neu an Bord! 3 Dresden ,

Alex:

Ich höre nicht immer Stimmen, eigentlich wirkt meine Medizin da ganz zuverlässig. Ich höre nur Stimmen, wenn ich mich beim Nachdenken irgendwie in einen Wahn hochgeschaukelt habe, was ca. drei bis viermal pro Vierteljahr passiert.

Chiara:

Wenn ich mich darauf vorbereite kann ich Kinobesuche und ähnliches einfach wegstecken. Kein Problem. Das einzige ist, daß ich seit einer Weile mehr Qualität verlange, die Schizophrenie hat mich sehr nachdenklich und ruhig gemacht, ich passe nicht mehr so richtig in diese quirlige Welt hinein. Ich höre auch viel alte Musik und mag Techno und so überhaupt nicht mehr, was manchmal schwierig ist. Ich bin auch meist mit älteren Leuten zusammen, und weniger mit Menschen meines Alters.

Sahrah:

Du hast voll recht, man muß vorsichtig sein. Gerade am Anfang meiner Krankheit habe ich viele beeindruckende Halluzinationen gehabt, habe bunte Bilder gesehen, die wie Filme ware, ich dachte daß ich ein Seher geworden wäre. Doch im Lauf der Zeit stellte sich eben heraus daß alles nur Krankheit ist. Und das macht alles dann noch schwerer und man fühlt sich als ob man gar nichts wert wäre.

Wara:

Danke für deine guten Wünsche, ich kann sie sicherlich gut gebrauchen. Ich werde mir auch die Atemtherapie merken, vielleicht hilft mir das ja.

neu an Bord! 2 ,

Hallo Daniel,
ich glaube wirklich du bist auf einem guten Weg, ich selbst habe auch nur ein kleines bischen Ahnung von psychiatrischen Erkrankungen. Ich möchte dir aber ein Buch nahe legen, das mich sehr fasziniert hat, und zwar von Sophie Zerchin 'Auf der Spur des Morgenstern'. In der Buchhandlung ist es leider schon vergriffen, aber vielleicht findest du es in einer Bücherei oder so, die Suche lohnt sich wirklich! Es ist ein Erfahrungbericht einer Frau die auch an Schizophrenie erkrankt ist, sie hatte auch viele Wahnvorstellungen die mit Religion zu tun hatten. Sie hat später gelernt ihre Wahnvorstellungen symbolisch zu betrachten, so wurde ihre "Krankheit" für sie eine sehr wichtige und tiefe Selbsterfahrung und sie hat es als sehr bereichernd für sich erlebt!
Vielleicht hilft es dir weiter.
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute!!!

Die Bergfee

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