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Inga
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Post Thu, 22.Aug.02, 22:44      Schuld & Beziehung Reply with quoteBack to top

Ich (26) bin in seit 5 Jahren in einer Partnerschaft (mein Mann ist 42, 1x geschieden), die anfangs wunderbar, glücklich, ja die große Liebe war. Dazu muss ich erklären, dass ich aus D komme und für meine Liebe Freunde und Familie verlassen habe. Nach abgeschlossenem Studium bin ich gewollt schwanger geworden. Damit begannen große Probleme in unserer Beziehung, die sich seit der Geburt massiv zugespitzt haben (Wurde wegen PND "behandelt" (Psychotherapie), die aber nicht mein wirkliches Problem war)). Es gibt mehrmals pro Woche Auseinandersetzungen, die immer das gleiche Muster haben und es gelang mir bisher nicht, diesen Kreis zu durchbrechen. In der Regel läuft es so ab, daß mein Mann mir Vorwürfe macht, bzw. mir die Schuld an allen möglichen Dingen gibt, mittlerweile sogar wegen des Kindes, weil er meint, es lehnt ihn ab (ich denke das nicht). Mit Lösungsorientierung komme ich nicht weiter, er will immer nur Schuldeingeständnisse, daß ich einsehe, meine Fehler erkenne, Verständnis habe, was ich ihm antue usw. Dabei geht es oft um Situationen, wo ich "mich nicht um ihn kümmerer", kein Verständnis habe usw. Mir erscheint sein Verhalten oft sehr infantil, es ist mir aber nicht möglich, mit ihm darüber zu sprechen. Es gibt keinen einzigen Streit, in dem ursächlich irgendetwas auch nur ansatzweise mit ihm zu tun gehabt hätte. Ich leide darunter, für alles verantwortlich gemacht zu werden. Er setzt mich verbal unter Druck, seine Sichtweise von Wahrheit anzunehmen. Wenn er damit nicht durchkommt und ich psychisch verfalle oder wütend werde, geht er mit der Begründung, daß er nicht verdient hat, daß er meine unangemessen, ungefilterten Emotionen abkriegt. Dadurch bringt er mich letztenendes immer wieder dazu, klein beizugeben. Damit habe ich mittlerweile alle Schuld an unseren Problemen auf mich geladen. Mir geht es psychisch schlecht, in Streitsituationen habe ich häufig Autoaggressions-gedanken.
Im Winter habe ich mich getrennt, bin aber wieder zurückgekehrt, weil ich meinem Kind eine Familie bieten will und mich immer noch erinnere, wie schön wir es früher hatten.
Ich wünsche mir eine Kommunikation, die an Lösung, Verbesserung orientiert ist, aber wir kommen aus dieser Schuldgeschichte und dem "Ich bin böse - und er ist gut und kennt die Wahrheit - Spiel" nicht raus.
Würde mich freuen über Sichtwiesen von außen. Bitte keine "Alle Männer sind böse-Geschichten."
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r.l.fellner
Psychotherapeut
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Wohnort Wien
M


Post Fri, 23.Aug.02, 8:45      Reply with quoteBack to top

Hallo Inga,

Sie beschreiben eine Beziehung, die derzeit unter starker, beidseitiger Belastung und Anspannung stehen dürfte.
Ich denke, es ist schon so viel an Verletzungen passiert (das läßt sich naturgemäß vor allem über Sie sagen - über das, was Ihren Mann dazu bringt, sich wie beschrieben zu verhalten, läßt sich nur mutmaßen), daß es nahezu unmöglich für Sie sein dürfte, sich gemeinsam 'am eigenen Schopf aus dem Sumpf' zu ziehen. Hierbei gehe ich davon aus, daß Sie auch schon einiges an Versuchen unternommen haben, die Situation durch Gespräche zu klären, ja daß vielleicht sogar auch Freunde bereits versucht haben, zu helfen.

Aus diesem Grund wäre unbedingt zu einer gemeinsamen Paarberatung oder Paartherapie zu raten, um im gemeinsamen Gespräch mit einem hierzu ausgebildeten Therapeuten, der Neutralität und eine gewisse Zielorientierung gewährleistet, nach positiven Auswegen aus der momentanen Situation zu suchen - oder zumindest zu klären, woran es liegt, daß Sie beide immer wieder in die beschriebenen Konflikte stolpern. Auf meiner Website finden Sie im Links-Bereich einige Anlaufstellen, bei denen Sie lokale Beratungsstellen bzw. einschlägige TherapeutInnen finden können. Ich hoffe, daß Sie schon bald jemanden passenden finden und daß es vielleicht sogar möglich ist, daß Sie gemeinsam den Weg dorthin finden.

Es wäre schön, wenn auch einige andere LeserInnen Ihrer Anfrage ihre Gedanken dazu mitteilen können.

Alles Gute!
Richard L. Fellner

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RekLov
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W


Post Tue, 15.Oct.02, 9:59      Schuld? Na und... Reply with quoteBack to top

Hallo Zusammen,

mir fällt Folgendes dazu ein:

Es ist natürlich schon richtig, dass es meistens unmöglich ist, sich aus eigener Kraft aus einer solchen Situation zu befreien. Aber sicherlich wendet sich Inga auch aus dem Grund an dieses Forum, weil entweder beide oder wenigstens einer von ihnen nicht bereit und Willens ist, einen Therapeuten aufzusuchen.

Trotz allem denke ich, dass man wenigsten versuchen kann, im Verlauf dieser Streitgespräche auf den richtigen Weg zu kommen. Inga hat die Problematik ja schon recht gut auf den Punkt gebracht. Die zentrale Frage während der Auseinandersetzung ist immer wieder die Schuldzuweisung. Das ist natürlich kontraproduktiv. Bei dem Altersunterschied und den Autoaggresionsbedürfnissen von Inga nehme ich einfach mal an, dass ihr Mann diesen Gesprächen seine Dominanz aufzwingt. Mit seinen Schuldzuweisungen an Inga, lenkt er von dem eigentlichen Kernproblem ab - er versteckt sich quasi dahinter. Deshalb müsste man da vielleicht auch ansetzen.

@Inga: Kannst Du nicht mal versuchen, die Schuld quasi pro Forma anzuerkennen - auch wenn Du das insgeheim vielleicht nicht tust. Für deinen nächsten Streit könnte das bedeuten, dass Du seine Vorwürfe durch diese Anerkennung entkräftest und dadurch einen Schritt weiter gehen kannst. Nämlich ihn fragen, was er, abgesehen von der Lösung der Schuldfrage, für einen Weg sieht, eure Situation zu verbessern. Eine gewisse Beziehungsbereitschaft und ein Restbestand an Gefühlen auf beiden Seiten mal vorausgesetzt.

Grundsätzlich zum Thema Kinder und Familie: So hart das klingt ist für Kinder die klassische Familie nur wirklich hilfreich, wenn sie auch halbwegs funktiuniert. Wenn Du dauernd im Stress bist, dann kannst Du für Dein Kind auch nicht 100%ig da sein.

Kopf hoch und viele Grüße...
Anonymous





W


Post Tue, 22.Oct.02, 15:10      Reply with quoteBack to top

Liebe Inga,

ich selbst bin 26, und habe gestern erstmals hier den beitrag "Liebe und Hass" verfasst.

ich war bis vergangenen samstag in einer 7 jährigen beziehung,
in der ich auch unmengen an schuld auf mich geladen habe,
um den fortbestand zu gewährleisten.

ich kann dir nur sagen, es ist einfach nicht gesund, immer die
schuldige zu sein, für fehler geradezustehen, sich anschreien
zu lassen, fertig machen zu lassen, die eigentlich vom anderen
einfach nur hochdramatisiert werden.

dass es ungesund ist, spürst du selbst, da du ja mit diesen
umständen nicht wirklich glücklich bist, oder?

ich bin mir sicher, dass es auch in deiner beziehung wunderbare,
überwältigende momente gegeben hat. diese tatsache hilft dir
allerdings auch nicht wirklich, mit der konstanten schuldlast
fertig zu werden, oder?

mein innerstes rät dir wirklich, dich zu trennen. dass das
ein unheimlich schwieriger schritt ist, kann ich aus eigener
erfahrung sagen. ich habe es zig mal probiert, bin ebenso
oft gescheitert, hoffe aber trotzdem, dass ich diesmal
standhaft bleibe...

vielleicht hilft es dir, darüber nachzudenken, was aus
deinem kind werden soll, wenn du weiterhin in dieser
beziehung bleibst?

ich weiss nicht, wie alt dein kind ist, aber irgendwann,
wird es diese situation, deine schuldlast, aktiv mitbekommen.
du könntest dein kind durch diese umstände für sein/ihr
restliches leben prägen. entweder es wird selber in die
rolle des schuldzuweisers fallen, oder es wird sich vielleicht
in späterer folge, ebenfalls damit abfinden für alles
verantwortlich gemacht zu werden. und könnte vielleicht
auch ebenso unter depressionen leiden.

ich bin kein arzt, dass sind alles blosse theorien. meine
gedanken, die mir zu deiner situation einfallen.

ich wünsche dir viel kraft und mut

liebe grüsse

Akira
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tricky
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W


Post Mon, 28.Oct.02, 8:28      Reply with quoteBack to top

hej,

habe zwar in der art nicht solche schuldzuweisungen erfahren, aber ich mach mir das sogar selber, also gebe mir tatsächlich oft die schuld oder nehme sie auf mich, nur um der harmonie willen. ist falsch - wird besser.

hab da nur einen buchtip für dich und indirekt auch für dein kind: ALICE MILLER - DAS DRAMA DES BEGABTEN KINDES.

in diesem buch geht es darum, wie hellhörig kinder sein können, wenn erwachsene sich falshc verhalten, sie erkennen am türen zuschlagen die stimmung der elter etc. ich habe mich wiedergefunden in sehr vielen stellen und war schockiert, was meine eltern eigentlich verbrochen haben.

ich denke, ein solche situation, wie du sie beschreibst, ist ein absoluter nährboden für psychische störungen. nicht nur für dien kind, sondern auch für dich.

schuld aufladen und sich beschuldigen lassen wirkt sich auf den körper aus, man ist ständig verspannt, bekommt einen krummen rücken und kopfweh, man spannt die bauchdecke an und atmet falsch.

ich kann dir dazu noch etwas empfehlen (mit oder ohne therapie!) und zwar ist das SHIATSU. ist sehr reinigend und anhaltend. es gibt dir energien zurück, auch wenn du gar keine mehr hast.

viel glück und mach etwas draus

lg
tricky
monika
neu an Bord!
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Posts 1
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Post Thu, 20.Mar.03, 15:52      Reply with quoteBack to top

liebe inga,
das einzige was zählt, ist dein kind. gib' ihm deine ganze liebe, sei du ihm seine familie, gib' ihm geborgenheit, nestwärme, schenke ihm zeit. du wirst es hundertfach zurückbekommen, durch kinderlachen. ein kind braucht nur dann familie, wenn es klappt, sobald es streit oder deine tränen mitansehen muß, leidet es. es wird dein leben nachleben, deine unzufriedenheit und sorgen weiterleben. tu' ihm das nicht an. ihr seid eine einheit, ein kreis, mutter und kind. im leben gibt es nicht nur schwarz und weiß, es gibt auch grau. das heißt, auch du wirst den partner finden, der für dich geschaffen ist. akzeptiere ihn aber nur, wenn er dein kind genauso liebt wie dich. alles gute.
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