Neues Forum! [Info]
Post new topic Reply to topic    Print
Author Message
Fantaghiro
Guest




W


Post Mon, 21.Jun.04, 11:55      das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

manchmal brauche ich einfach auch hilfe von anderen. ich hoffe, ich krieg wenigstens ein paar rückmeldungen.

alles in allem bin ich ein ziemlich vernünftiger und sehr reflektierender mensch. doch bin ich (oft denke ich mir "leider") auch sehr gefühlsbetont. in den letzten 17 jahren lebte ich - mit kurzen beziehungsmäßigen unterbrechungen - als alleinerziehende mutter meines sohnes. dieser ist nicht gerade einfach gewesen. an der grenze zum hochintelligenten (ich ließ ihn testen, das ist keine subjektive einschätzung), dazu noch sehr emotional, war ich eigentlich ständig an der grenze zur totalen überforderung als seine einzige bezugsperson.

ich habe es irgendwie unter einen hut gekriegt, mich beruflich neu zu etablieren (sein vater war student während unserer beziehung, ich habe gearbeitet - geplant war, dass ich nach beendigung seines studiums selber zu studieren beginne, woraus aber nichts wurde, weil er dann weg ging), aus meinem kind einen sehr selbstbewussten, selbständigen erwachsenen zu machen, mit dem mich eine sehr gute und liebevolle beziehung verbindet.

so - und das war's dann. eigenes leben gleich null. dass ich jahrelang auf soviel verzichtet habe, dass es schon mehr als hart war, erfährt nun keine verbesserung. ich bin ganz alleine, ausgelaugt und depressiv. therapie mache ich, das ist das mindeste, das ich überhaupt noch für mich tun kann. erfolg davon ist aber keine stetige verbesserung, sondern gerade so ein über-wasser-halten.
ich bin sehr alleine. und das nun schon seit fast 2 jahrzehnten. die männer, auf die ich mich in dieser zeit einließ, waren ziemliche versager-typen und irgendwann war mir klar, besser ganz alleine als mit solchen zusammen zu sein.

nun ja - jetzt bin ich sehr traurig und sehr einsam. ich habe im job eher das image, sehr verständnisvoll und menschlich nett zu sein. was auch der wahrheit entspricht. aber meine extreme einsamkeit erkennt niemand. und wenn ich sie erwähne, merke ich, dass sich die menschen von mir zurück ziehen.

niemand will sich näher auf mich einlassen. wenn ich "stark" auftrete, kriege ich viel mehr interesse von anderen. wenn ich meine traurigkeit und schwäche zeige, wenden sich die menschen ab.
aber ich kann nicht immer nur stark sein. das schaff ich nicht. in letzter zeit weiß ich einfach nicht mehr, woran ich mich halten soll. meine gesamte lebenslust entgleitet mir immer mehr.
"bedürftig" darf ich nicht auftreten, da werde ich zurück gewiesen. aber ich bin's nun mal derzeit sehr.
es ist so hart und ich weiß kaum mehr, wie ich damit zurecht kommen soll.
lg
f.
Werbung
Soleyon
sporadischer Gast
sporadischer Gast


Posts 21
Wohnort BaWü
M, 20


Post Tue, 22.Jun.04, 13:44      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich auch so enden könnte Sad

Ich mein, die Standardantwort, die man jetzt zu hören bekommt, wäre: "Wart nur ab, du wirst den RIchtigen schon noch treffen". Aber wenn man schon 47 ist, dann klingt sowas irgendwie wie Hohn...
Ich hatte selbst noch nie eine (richtige) Freundin, im Moment entwickelt sich vllt grad was, mal sehen, bis jetzt hab ich noch nicht zuviel falsch gemacht, mal sehen. Aber darum gehts jetzt nicht.

Hast du vllt irgendwelche Hobbies, noch von früher, die dir Spaß machen? Vllt magst du ja etwas Sport machen, es gibt da ja eigentlich in jeder Stadt so Lauftreffs. Oder über deinen Sohn, wenn es da Elternabende gibt...

Geh einfach raus, unter die Leute, tue Dinge, die dir Spaß machen und dann wirst du wahrscheinlich auch jemanden kennenlernen.
Und setz eine einigermaßen fröhliche Miene auf Wink
Ich glaube nämlich eigentlich schon daran, dass jeder jemanden finden kann, mit dem man zumindest einigermaßen glücklich werden kann.

Liebe Grüße und Kopf hoch ! Smile

_________________
Bombing for PEACE is like fucking for virginity!
Find all posts by Soleyon
dirgni
sporadischer Gast
sporadischer Gast


Posts 8
Wohnort oesterreich
W, 45


Post Tue, 22.Jun.04, 20:09      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

Hallo Fantaghiro!

Dein Beitrag hat mich berührt,vieleicht weil ich doch einige paralellen zu meiner situation sehe.
bin in deinem alter,habe auch einen sohn alleine gross gezogen,nebenbei eine ausbildung gemacht, immerwieder in erschöpfungsdepressionen geschlittert.
auch ich bin schon jahrelang ohne beziehung, jetzt wo mein sohn selbständig ist,würde ich mir auch eine liebevolle beziehung wünschen.
habe zwei jahre therapie gemacht,bin offener geworden, kann mich mehr spüren , meine bedürfnisse klarer erkennen.
mir hat die therapie sehr geholfen,war auch voller hoffnung dass sich bald was ergeben wird.
aber irgendwie ziehe ich auch nur abweisende , schroffe männer an.
und ich fühle mich aber innerlich oft wie 15.16 jahre, würde mich sogerne nochmal verlieben.
aber vieleicht bist du jetzt besonders traurig und einsam ,weil du doch sehr zukurz gekommen bist, auch angst hast ,dass du einsam alt wirst?
grad in den wechseljahren verändert sich viel bei einer frau , ein loslassen ,ein betrauern von ungelebten leben,angst vor der neuen lebensphase, ich fühle mich oft wie in einer zweiten pupertät ,mit hochs und tiefs.
hast du freundinnen die sich um dich kümmern? so ein netz kann doch auch einiges ausgleichen.
ich denke auch dass du dich sehr viel um andere kümmerst.
kannst du dir selber auch gutes tun?
dich verwöhnen ,selber beschenken.
ich würde dir wünschen dass du dir einfach öfter wo was "holen" kannst .
deine bedürfnisse du zu einem teil selber stillen kannst, das würde dich nicht abhängig machen vom wohlwollen anderer.
das sind jetzt alles grosse worte , weiss auch nicht ob es dir weiterhilft, auf jedenfall kenne ich diese gefühle auch und bin da auch manchmal fustriert ,aber trotzem hoffnungsvoll, wünsche dir auch dass dir die therapie da viel weiterhilft.

liebe grüsse
dirgni
Find all posts by dirgni
lilian
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 164

W, 29


Post Wed, 23.Jun.04, 16:52      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

Hallo Fantaghiro!

"Lache und die Welt lacht mit dir - weine und du weinst allein!"

Dieser Spruch ist uralt... er fiel mir automatisch ein, als ich deinen Beitrag gelesen habe.
Ich kenne das Problem von mir selber nur zu gut. Gerade wenn die Menschen es gewöhnt sind, dass eine Person keine Probleme hat und stark auftritt, sind sie sehr verunsichert, sobald sie sich bedürftig zeigt. Warum das so ist, weiß ich auch nicht, vielleicht ist es den leuten einfach zu mühsam, sich neben den eigenen Problemen noch mit denen anderer Leute zu beschäftigen. Und möglicherweise fühlen sie sich unter Druck gesetzt/überfordert, wenn sie von deiner Einsamkeit erfahren, da sie fürchten, du könntest dich in Abhängigkeit zu ihnen begeben, was wiederum für sie "zu viel" werden könnte. Vielleicht haben sie Angst, sie könnten nicht soviel Zeit für dich haben, wie du benötigst. Sind nur so Ideen ...

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich besonders beim Kennenlernen darauf achte, nicht zuviel von meinem Problemen zu erzählen bzw. es in einer eher fröhlichen und unbeschwerten Art zu machen (auch wenn mir nicht danach zumute ist), viel eher angehört werde, als wenn ich gleich das volle Programm auffahre. Mit der Zeit kann man dann alles mögliche erzählen, wenn der richtige Zeitpunkt dazu gekommen ist. Vielleicht brauchst du deine Einsamkeit gar nicht immer zu erwähnen, sondern einfach nur zu fragen, ob jemand mal Lust hätte mit dir was zu unternehmen.

Wie lange bist du schon in Therapie? Und welche Therapieform machst du (nur wenn dir die Frage nicht zu persönlich ist Smile) ?

Alles Liebe!

lilian
Find all posts by lilian
Werbung
Jeannie
Guest




W


Post Sat, 26.Jun.04, 10:14      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

hallo lilian,

wundere dich nicht darüber, dass ich unter jeannie eingeloggt bin, fantaghiro war mein nick vorher (dafür gibt's ein paar gründe) und dass ich mich erst heute zu deinem beitrag äußere.

du sprichst mir aus der seele,
Quote:
Gerade wenn die Menschen es gewöhnt sind, dass eine Person keine Probleme hat und stark auftritt, sind sie sehr verunsichert, sobald sie sich bedürftig zeigt.


genau das ist der punkt. ich halte mich grundsätzlich nicht für schwach. aber es gibt eben für jeden umstände, wo er seine kraft (hoffentlich nur vorübergehend) verliert. ich wurde - und werde großteils noch immer - von den meisten menschen als stark eingeschätzt. nur hat das den nachteil, dass selbst in tiefsten krisenzeiten, wo ich wirklich nur mehr zuwendung und unterstützung bräuchte, jeder sagt - das schaffst du schon, dir trauen wir das zu. und ich kann alleine sehen, wie ich damit fertig werde. das ist einigermaßen bitter.

es gibt ganz wenige menschen in meinem leben, die mich mit all meinen seiten erfassen. die sowohl mein stärke sehen als auch meine verletzbarkeit und (fast zu) hohe sensibilität. dass sind auch diejenigen, die sich dann von mir nicht "überfordert" fühlen, weil sie wissen, wie sehr ich absacke, wenn mich etwas zu sehr belastet, sondern dennoch bei mir bleiben. aber, wie gesagt, das sind nur ganz wenige. ich halte gerade sie für selbst starke menschen. und das sind sie auch, weil ich mich dort wenigstens hin und wieder anlehnen darf.

nein, deine frage nach meiner therapie ist mir nicht zu persönlich. ich mache systemische therapie - und finde, das ist jedenfalls für meine begriffe (neben logotherapie) die beste. wie lange ich schon therapie mache, ist schwerer zu beantworten.
da ich erst vor einem 3/4 jahr nach wien gezogen bin, war ich vorher fast ein jahr in nö in verhaltens- gemischt mit hpnotherapie. mit dem umzug musste ich wechseln. dann begann ich in wien eine katathym-imaginative therapie. meine therapeutin zog ins ausland und ich musste wieder wechseln. das passte allerdings damals, weil ich mit ihr einfach nicht weiter kam. und seither - also insgesamt jetzt ca. 1/2 jahr bin ich in systemischer therapie. mir machten diese wechsel nichts aus, denn ich habe fest gestellt, dass jeder therapeut einen anderen blickwinkel hat und ich auf diese weise viel mehr dazu lerne. ich bin nicht unbeständig - bei gott nicht, gerade das gegenteil ist der fall - aber es ist absolut nicht so, dass man jedes mal von vorne anfängt, sondern fortsetzt. und damit ein stück weiter kommt. das mag nicht für alle gelten, für mich aber schon.
was du mir rätst - den menschen nicht gleich mit der "vollen ladung" zu begegnen, hat wohl seine richtigkeit. aber ich habe - wieder für mich - fest gestellt, dass sich die tiefsten beziehungen mit jenen entwickelt haben, denen ich nie was vorgemacht habe.
lg
jeannie
lilian
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 164

W, 29


Post Sun, 27.Jun.04, 13:10      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

Hallo Jeannie,

Jeannie wrote:

es gibt ganz wenige menschen in meinem leben, die mich mit all meinen seiten erfassen. die sowohl mein stärke sehen als auch meine verletzbarkeit und (fast zu) hohe sensibilität. dass sind auch diejenigen, die sich dann von mir nicht "überfordert" fühlen, weil sie wissen, wie sehr ich absacke, wenn mich etwas zu sehr belastet, sondern dennoch bei mir bleiben. aber, wie gesagt, das sind nur ganz wenige. ich halte gerade sie für selbst starke menschen. und das sind sie auch, weil ich mich dort wenigstens hin und wieder anlehnen darf.


Wo sind denn diese Menschen? Haben die im Moment keine Zeit für dich?

Hui, du hast ja schon ganz verschiedene Therapieformen kennengelernt. Klingt interessant, hab von vielen noch nie gehört...

Jeannie wrote:
aber ich habe - wieder für mich - fest gestellt, dass sich die tiefsten beziehungen mit jenen entwickelt haben, denen ich nie was vorgemacht habe.


Ganz so hab ich es auch nicht gemeint. Wink Ich würde auch sagen, dass man den Leuten nichts vormachen sollte in Form von Lügen oder so, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass es neben den Sorgen (die wir wahrscheinlich alle auf die eine oder andere Art haben) auch andere Themen geben kann und man damit zumindest teilweise die ganz schweren Themen erst mal eine Zeitlang ein Stück weit ausklammern kann. Das soll nicht heißen, dass man diese Themen damit leugnet.

Ich hoffe sehr, dass es dir bald besser geht!

Wie oft hast du eigentlich deine Therapietermine? Bist du mit deiner jetzigen Therapeutin denn zufrieden?

Ich weiß nicht, aber vielleicht kannst du ja mal eine konkrete Situation beschreiben, in der du dich zurückgewiesen fühlst. Ich kann mir das nämlich nicht so gut vorstellen, dass jemand da gar nicht drauf eingeht, wenn du von deiner Einsamkeit erzählst. Sind das Freunde, die dich zurückweisen oder nur Bekannte aus dem Job oder wie?

Ich hoffe, ich geh dir mit meinen Fragen nicht auf die Nerven! Embarassed

lg lilian
Find all posts by lilian
Werbung
Jeannie
Guest




W


Post Sun, 27.Jun.04, 13:37      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

hallo lilian,
nein, du gehst mir doch nicht auf die nerven. Smile
also eigentlich geht es mir bereits besser. bei mir ist das oft so - runter, bis es kaum tiefer geht und dort dann was bewältigen, danach eine last weniger.
die, bei denen ich mich (hin und wieder) anlehnen kann, gibt's schon. aber das "hin und wieder" möchte ich schon betonen. es sind im grunde nur zwei - eine freundin und ein mailfreund. es war nicht leicht, mit einem so heftigen burnout, das mich auch körperlich außer gefecht gesetzt hat, alleine zurecht zu kommen. mit alleine meine ich, ich musste dennoch alles bewältigen - haushalt, einkaufen, behördliche dinge (war ja gerade erst umgezogen) und dann halt in der wohnung niemand zum reden da. konnte lange nur mit dem taxi zur therapie oder zum arzt fahren, weil ich die öffis nicht schaffte. es wäre einfach schön gewesen, jemanden gehabt zu haben, der mir da mal was abgenommen hätte. aber ich habe keine familie und war so lange alleinerziehend - also nur auf mich gestellt samt kind - dass kein mensch auf die idee gekommen ist, dass ich ja auch etwas bräuchte. konnte mir nur immer wieder mit therapien behelfen - die für mich nicht NUR therapie bedeuten, sondern auch menschlichen kontakt.
mit meiner therapeutin bin ich sehr zufrieden. sie bringt wieder neue blickwinkel ein - welche, die mir bisher noch gefehlt haben. ich habe für mich fest gestellt, dass es sehr stark von meiner entwicklungsstufe abhängt, was in der therapie zum thema wird und welches problem ich als nächstes angehen kann. da kann man kaum vorgreifen. ich geh übrigens ca. 1x pro woche zu ihr, manchmal auch seltener.

na ja, wenn's einem schlecht geht und wenn man alleine ist, ist es fast ein ding der unmöglichkeit, sich sozial was aufzubauen. ich verstehe das sogar, denn wer kann sich schon in so eine situation einfühlen, der sie nicht selber erlebt hat? da gibt's dann irgendwie berührungsängste. und gerade in so einer heftigen krise über belangslose dinge unterhaltungen zu führen, fällt mir ehrlich gesagt, sehr schwer. das kann ich erst wieder, wenn es mir besser geht. ich bin da immer ganz drinnen und alles in mir ist darauf konzentriert.

und dass ich es derzeit - zumindest auf meinem arbeitsplatz ohnehin schon viel besser kann und ende letzte woche eine kleine sitzung leiten konnte - was heißt konnte, ich ergriff einfach die führung, weil's mir angebracht erschien - zeigt mir doch, dass ich schon ein stück weiter gekommen bin.

weißt du, ich hab sehr intensive gefühle. wenn es mir gut geht, geht's mir auch gut - und wenn schlecht, dann oft abgrundtief. da kann ich kaum was dagegen machen. doch bis jetzt hab ich es noch immer geschafft, aus jeder krise so viel dazu zu lernen, dass sie mich letztlich weiter gebracht hat.

aber weh tut's trotzdem sehr, wenn man tief drin steckt. und in dem moment sehe ich dann keinen hoffnungsschimmer am horizont und brauche menschliche zuwendung.

lg
jeannie
Starke
Helferlein
Helferlein


Posts 40
Wohnort Thuringia
W, 18


Post Sun, 27.Jun.04, 15:08      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

Ich kenne das Problem. Also das extreme Ausleben der Launen und die damit verbundene Stärke in beiden Bereichen.

Darum will ich dir folgendes erzählen.
Wenn Leute auf mich zukamen und mir mal wieder sagten, wie locker flockig ich doch alles schaffe und all meine Probleme löse bzw. keine habe, dann habe ich nicht den Mund gehalten und gar nichts gesagt, aber auch nicht damit angefangen zu sagen, was mich bedrückt. Stattdessen sah die Antwort so aus:
Hast du dir schon einmal überlegt, daß Menschen wie ich vermutlich nicht viele Probleme haben, aber die, die sie haben dermaßen groß sind, daß kein Schwein wirklich wissen will, daß so jemand Probleme hat?
Die meisten sind darauf still, aber wenn es Leute gibt, die sich tatsächlich dafür interessieren, dann merken sie sich diese Frage und werden in einigen Tagen darauf zurückkkommen, sofern sie darüber nachdenken.
So jedenfalls meine Feststellung.

Ein bißchen Ironie und Bisigkeit sind also nicht schlecht. Nicht gegenüber sich selbst und erst recht nicht gegenüber anderen.

_________________
When I was born I was so surprised I didn't talk for a year and a half.
Find all posts by Starke
Jeannie
Guest




W


Post Sun, 27.Jun.04, 15:34      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

@starke:
Quote:
Hast du dir schon einmal überlegt, daß Menschen wie ich vermutlich nicht viele Probleme haben, aber die, die sie haben dermaßen groß sind, daß kein Schwein wirklich wissen will, daß so jemand Probleme hat?

nun ja. ähhmm.
das ist einfach nicht mein stil. jedenfalls schon lange nicht mehr, früher war er's eher.
hattest du denn damit erfolg? ich meine, sind dann die menschen auf dich eingegangen?
bei mir war es immerhin so, dass manche dann auf mich eingegangen sind, zu denen ich ganz ehrlich war. aber wunder geschahen natürlich keine.
mit ironie und bissigkeit kann ich zwar ganz gut umgehen, aber es war doch eher ein abreagieren als etwas, das mir ansonsten geholfen hätte.

lg
jeannie
lilian
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 164

W, 29


Post Sun, 27.Jun.04, 15:53      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

Hallo Jeannie (schöner Name übrigens Smile ),

super, dass es dir wieder besser geht!!!

also diese extremen Höhen und Tiefen sind wirklich oft schwer aushalten. Ich kenne das leider auch. In letzter Zeit habe ich allerdings das Gefühl, dass ich doch endlich auf dem Weg bin, so eine Art Mittelweg zu finden. Manchmal find ich's toll, dann wieder schade, denn es fehlen ja dann auch die Höhen! Sad Aber mal schauen, wo das alles endet, bin ja auch noch nicht am Ende meiner Therapie...

Als ich meine letzten Tiefs hatte, habe ich es mir immer besonders gut gehen lassen: gutes Essen, viel Schlaf, habe mir was Schönes gekauft... und habe mir immer wieder gesagt, dass es wieder vorbei geht; denn das geht es ja immer. Früher konnte ich das nie sehen, also das es auch wieder bergauf geht. Darüber bin ich jetzt schon froh.

Was du auf der Arbeit geleistet hast, ist wirklich ganz toll! Mir stellen sich die Nackenhaare auf beim Gedanken daran, eine Sitzung zu leiten. *grusel* Ich hoffe, dass ich das auch irgendwann lockerer sehen kann.

Ich find's echt traurig, dass die Leute heutzutage so wenig füreinander da sind. Jeder ist im Grunde alleine und kämpft mit seinen Problemen. Alle haben Angst davor, sich anderen anzuvertrauen. So erlebe ich das jedenfalls. Ich merke aber auch, dass man einiges zu hören bekommt, wenn man ein offenes Ohr hat, manchmal kriege ich gerade von Leuten, die mir immer als die sorglosesten erscheinen mit, dass sie auch durchaus Probleme mit der Familie und mit sich selbst haben etc. Bin darüber oft sehr erstaunt.

Ich weiß nicht, ob's dir da vielleicht ähnlich geht, aber ich scheue mich sehr davor, andere um Hilfe zu bitten. Aus irgendeinem Grund macht es mir große Angst, mich bedürftig zu zeigen. Ich glaube, ich fühl mich dann sehr verletzbar und beeinflussbar, klein und minderwertig. Ist schon klar, dass man dadurch nicht minderwertig ist, aber das Gefühl ist dann trotzdem da bei mir.

Hast du eigentlich damals, als du Hilfe gebraucht hättest, mal jemanden gebeten, dir zu helfen? Wusste jemand von deiner Not? Oder hast du nur gehofft, dass es jemand merkt?
Ich glaub, dass viele Leute echte Meister darin sind, Probleme zu ignorieren, ob es nun die eigenen sind oder die von Freunden/Bekannten.

Wenn in dieser Gesellschaft keiner mehr für den andern da ist, ist ja klar, dass immer mehr Leute zur Therapie gehen. Meinst du auch? Und wenn man sich um andere kümmert, wird man dafür nur ausgenutzt. Ist schon ein echtes Trauerspiel...

lg lilian
Find all posts by lilian
Werbung
lilian
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 164

W, 29


Post Sun, 27.Jun.04, 15:57      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

Starke wrote:

Ein bißchen Ironie und Bisigkeit sind also nicht schlecht. Nicht gegenüber sich selbst und erst recht nicht gegenüber anderen.


gegenüber wem denn dann? kannst du das erklären?

lg lilian
Find all posts by lilian
Jeannie
Guest




W


Post Sun, 27.Jun.04, 18:15      Re: das ende meiner reise Reply with quoteBack to top

hallo lilian,
zur aussage mit der bissigkeit hatte ich genau denselben gedanken wie du, wollte aber nicht nachfragen. Smile

also mir hätten sich auch die haare aufgestellt, wenn ich früher eine sitzung hätte leiten müssen. aber keine angst - so toll war das nicht, wir waren nur zu sechst und bei uns geht es recht locker zu, dauerte auch nur eine 3/4 stunde. abgesehen davon war's spontan. damit tu ich mich leichter. ich schrieb einfach eine liste der punkte, die anstanden, teilte die ungefragt aus und als dann jeder wartete, wer nun anfängt, ergriff ich einfach das wort - und behielt es dann auch.

ja, ich bin auch so eine, die nur schwer um hilfe bitten kann. jetzt nicht mehr so, aber früher war das undenkbar. in dieser krise habe ich allerdings meine freudin (die ich seit üer 20 kenne und zu der ich vollstes vertrauen habe) direkt gebeten, sie möge wenigstens wöchentlich einmal zu mir nach wien kommen (sie wohnt 50 km entfernt). sie kam dann eine zeitlang sogar 2x und nahm hin und wieder auch ihren freund mit. ich fühlte mich zwar wie 3 cm groß, aber ich konnte es annehmen. aber ich bitte nur um hilfe, wenn ich schon ziemlich am boden liege. es früher zu tun, muss ich erst lernen. und jedes "nein" wirft mich gleich wieder ein stück zurück.
Quote:
Ich find's echt traurig, dass die Leute heutzutage so wenig füreinander da sind. Jeder ist im Grunde alleine und kämpft mit seinen Problemen. Alle haben Angst davor, sich anderen anzuvertrauen.

damit hast du recht. ich find's genau so traurig und deshalb vertraue ich mich einfach immer mehr menschen an. mit offenheit hab ich weniger probleme. und es bewirkt, dass dir die menschen auch ihre probleme erzählen. auf einmal ist vertrauen da und ich merke richtig, wie sich diese menschen dann immer wieder an mich wenden. aber ich bin in meiner jetzigen lage alles andere als die unbeteiligte überlegene, die sich nur die geschichten anderer anhört - ich bringe mich selber voll ein. und das nimmt vielen die scheu davor.
ich tu's auch, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass man - wenn man sich eine "bessere welt" wünscht, bei sich selber damit anfangen muss. also wenn ich mir wünsche, dass die menschen offener auf mich zugehen und mir andere als oberflächliche dinge erzählen, muss ich mich auch so verhalten. auch wenn ich damit den anfang mache. mein erfahrungen damit sind im grunde gut.
aber es geht bei weitem nicht bei allen. das muss man einfach unterscheiden lernen.
lg
jeannie
Display posts from previous:      
Post new topic Reply to topic