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Stöpsel2
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Post Tue, 29.Jun.04, 23:28      Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich hab ein Problem mich zu entscheiden, wie es beruflich bei mir weitergehen soll, befürchte, daß mir niemand dazu was sagen kann, aber wer weiß... Wenn man so will, hab ich zuviele Möglichkeiten (durch 2 Diplome), aber keine, die mir richtig gefällt. Das Problem ist, daß das, was ich machen möchte, nämlich Ökologie, schlechte Aussichten hat und das, was gute Aussichten hat (Informatik) gefällt mir nicht, v.a. deshalb, weil ich etwas sinnvolles machen möchte und nichts, was irgendwelchen Unternehmen enfach nur Geld bringt. Am liebsten will ich ja in der Forschung arbeiten, aber da ist das problem ähnlich. Und wenn ich da nach einer Richtung suche, wo ich beide Fächer unter einen Hut bringe, ist es häufig so, daß diese Forschung sehr wirtschaftsnah ist und meiner meinung nach dabei der Umweltgedanke ziemlich auf der Strecke bleibt. Ich bin aber einfach ziemlicher Idealist, ich kriege Bauchschmerzen bei dem Gefühl, mich da verbiegen zu müssen. Ich will halt irgendwie die Welt verbessern.
Irgendwie scheint es so auszusehen, daß all das, was mir wichtig ist, schwierig zu kriegen ist, bei all dem, womit ich Geld verdienen kann, müßte ich mich verbiegen, korrumpieren lassen. Eine weitere Schwierigkeit ist mein Alter. Ich bin jetzt 35, da kann ich nicht mehr viel rumprobieren und für eine Hochschulkarriere ist es äußerst fraglich, ob das mit dem Alter noch klappt (obwohl mir das am liebsten wäre, da man da am freiesten arbeiten kann, am ehesten dazu beitragen kann, daß sich was ändert).
Mein Therapeut kann mir scheinbar auch nicht richtig helfen. Obwohl er die Gesellschaft an ähnlichen Stellen wie ich kritisiert, ist seine Meinung, daß ich egoistischer werden müßte (mehr an mich denken und weniger daran, wie sinnvoll etwas ist), ich würde so ein bescheidenes Leben fristen. Und ich müßte mehr Kompromisse eingehen. Er sagt inzwischen, daß er mir meinen Idealismus nicht nehmen will (eine Aussage zu dem Thema hatte vor einigen Wochen zu argen Problemen zwischen uns geführt), aber ich befürchte selbst, daß ich so scheinbar nicht weiterkomme. Aufgrund der Probleme in der Therapie hab ich in den vergangenen Wochen nicht sehr intensiv nach Stellen gesucht, aber trotzdem hab ich mittlerweile das Gefühl, daß mir die Zeit wegrennt (hab das Ökologie-Diplom seit Anfang Februar).
Na ja, das ist jetzt die Spitze des Problem-Eisbergs. Ich lasse es am besten erst mal dabei.
Mein Hauptproblem ist wohl der Widerspruch zwischen der Gesellschaft und meinem Idealismus, was sich eben jetzt bei der Arbeitssuche äußert. Wenn ich einen halbwegs vernünftigen Kompromiß finden könnte und dann eine Weltsicht finden könnte, die ein bißchen versöhnlich ist, fände ich das gut. Das mit der versöhnlichen Weltsicht hab ich meinem Therapeuten auch schon mitgeteilt, bisher hat er mir in der Hinsicht noch nichts gesagt (vielleicht gibt es nichts?). Ich hoffe mal, daß irgendjemand was damit anfangen kann und vielleicht was dazu sagen kann, mich macht das langsam fertig.

Viele Grüße
Stöpsel
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Jeannie
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Post Tue, 29.Jun.04, 23:36      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

helfen kann ich dir nicht. aber verstehen kann ich dich sehr gut.
ich würde mich auch als idealistin bezeichnen. und arbeite dennoch nur, um geld zu verdienen. es ist unbefriedigend, denn auch ich möchte sehr gerne etwas bewegen, etwas verbessern. aber mein alter ist noch viel schlimmer als deines, ich hab einfach keine wahl mehr, muss mich damit abfinden, sonst komme ich finanziell nicht über die runden.
eigentlich sind menschen, die solche ideale haben, doch unheimlich positive ausnahmen. die meisten denken nur an sich und wie sie das meiste (geld, status,..) für sich raus holen können. und trotzdem finden sich oft keine wege für sie.
denn wir leben nun mal in einer gesellschaft, wo diese werte wenig wichtig sind.
in dem sinn - bin dir keine hilfe - aber mit deinen gedanken bist du nicht alleine.
lg
jeannie
Stöpsel2
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Post Wed, 30.Jun.04, 17:35      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Jeannie,

danke für Deine Antwort!

Quote:
eigentlich sind menschen, die solche ideale haben, doch unheimlich positive ausnahmen. die meisten denken nur an sich und wie sie das meiste (geld, status,..) für sich raus holen können. und trotzdem finden sich oft keine wege für sie.


Ja, leider hast Du wohl recht. Irgendwie ist mir das unverständlich. Da würde man sich mit weniger begnügen, weil einem die gute Sache so wichtig ist, aber selbst das wird nicht honoriert. Mein Therapeut hat wohl recht mit dem egoistischer werden, aber irgendwie kann ich das nicht, will ich das nicht. Und dabei bin ich schon egoistischer als vor ein paar Jahren...

Viele Grüße
Stöpsel
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Jeannie
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Post Wed, 30.Jun.04, 17:44      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

hallo stöpsel,

ich kann das auch nicht. im gegenteil - je älter ich werde, desto idealistischer werde ich sogar. ich hab's eine zeitlang mit egoismus versucht, aber es war nicht wirklich meins, mich freut das einfach nicht genug. obwohl dein therapeut natürlich recht hat - bis zu einem gewissen grad muss man schon auf sich schauen, sonst ist das leben nicht zu schaffen. aber ich kann's nicht zu ausgeprägt, das macht mich eher unglücklich als glücklich. und wenn ich mir überlege, welche menschen ich bewundere, sind's nicht diejenigen, die geld scheffeln und macht ausüben, sondern diejenigen, die für ihre mitmenschen etwas tun und positives bewirken.
lg
jeannie
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Naomi
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Post Wed, 30.Jun.04, 17:57      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Stöpsel,

Stöpsel2 wrote:
ich hab ein Problem mich zu entscheiden, wie es beruflich bei mir weitergehen soll, befürchte, daß mir niemand dazu was sagen kann, aber wer weiß... Wenn man so will, hab ich zuviele Möglichkeiten (durch 2 Diplome), aber keine, die mir richtig gefällt. Das Problem ist, daß das, was ich machen möchte, nämlich Ökologie, schlechte Aussichten hat und das, was gute Aussichten hat (Informatik) gefällt mir nicht, v.a. deshalb, weil ich etwas sinnvolles machen möchte und nichts, was irgendwelchen Unternehmen enfach nur Geld bringt.


Warum suchst du nicht in allen Bereichen, die dir möglich sind? Möglichst viel vorstellen gehen (einige Male pro Woche), damit du einfach mal wo landen kannst. Über Annoncen suchen, aber auch einfach Firmen anschreiben, die dich interessieren würden. Und wenn du erst mal eine Arbeit hast, ist es leichter , dass du dich in Ruhe nach dem dir passenden umsiehst. Aber vielleicht hast du ja Glück, und du findest sofort deinen Traumjob, wo auch dein Idealismus gut Platz findet. Nur kannst du dir das halt bei der derzeitigen Wirtschaftslage wahrscheinlich nicht aussuchen. Wie sieht es bei euch mit Akademikertrainings aus, gibt es sowas bei dir?

Stöpsel2 wrote:
Aufgrund der Probleme in der Therapie hab ich in den vergangenen Wochen nicht sehr intensiv nach Stellen gesucht, aber trotzdem hab ich mittlerweile das Gefühl, daß mir die Zeit wegrennt (hab das Ökologie-Diplom seit Anfang Februar).


Hattest du schon Vorstellungsgespräche, und wie sind die abgelaufen?

lg Naomi

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Stöpsel2
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Post Wed, 30.Jun.04, 23:01      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo,

danke für die Antworten!

@Jeannie:

Quote:
ich hab's eine zeitlang mit egoismus versucht, aber es war nicht wirklich meins, mich freut das einfach nicht genug.


Eben, so geht's mir auch. Ich hab dann sofort wieder mein Problem mit dem Sinn des Lebens (und bevor ich das Ökologiestudium angefangen habe, hatte ich damit lange Zeit Probleme).

@Naomi:

Quote:
Und wenn du erst mal eine Arbeit hast, ist es leichter , dass du dich in Ruhe nach dem dir passenden umsiehst.


Na ja, da ist das Problem, daß ich dann natürlich mein Wissen in Ökologie verliere. Und ich denke, aus einer festen Anstellung heraus ist die Suche insgesamt und erst recht die Umorientierung zu einem anderen Bereich hin recht schwer. Schon allein das Rumtelefonieren und Vorstellungsgespräche sind dann nicht mehr so einfach zu bewerkstelligen.
Abgesehen davon ist das ja grade mein Problem, daß ich mich schwer tue (mindestens), irgendwo zu arbeiten, wo ich nicht dahinter stehe.

Quote:
Wie sieht es bei euch mit Akademikertrainings aus, gibt es sowas bei dir?

Hatte letztes Jahr einen Bewerbungskurs vom Arbeitsamt. Da war der eine oder andere praktische Tip dabei, aber so richtig toll war es auch nicht. Was meinst Du mit Akademikertraining?

Quote:
Hattest du schon Vorstellungsgespräche, und wie sind die abgelaufen?


Ich hab bisher v.a. erstmal im Internet gesucht, welche Möglichkeiten ich habe. Und hab mir jetzt erstmal Unis und Forschungsinstitute vorgenommen. Mit einigen telefoniert und an einer Stelle an der Uni persönlich hingegangen, um die Lage auszuloten, war auch ganz nett. Es gab zwar nirgendwo was konkretes, aber überall haben sie mir Tips gegeben, wo ich noch fragen könnte. An zwei Stellen an der Uni wurde mir gesagt, daß sie zwar nichts konkretes haben, aber daß ich ja mal schauen könnte, wo ich mich in das bestehende Projekt einklinken könnte, ob ich irgendwelche Ideen hätte. Wenn ich eine gute Idee hätte, könnte man noch eine zusätzliche Stelle für mich beantragen. Das ist halt erst etwas Arbeit und fraglich, ob es klappt und bis ich was definitives weiß, vergehen 5-7 Monate. Jedenfalls schienen sie alle prinzipiell interessiert, aber an der Uni läuft das ja anders ab als in Unternehmen oder Behörden.

Viele Grüße
Stöpsel
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Helene T.
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Post Thu, 01.Jul.04, 8:07      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Stöpsel!

Meine Erfahrung, Geld ist gut. Es ist auch wichtig, sich zu einem guten Preis zu verkaufen. Aber, immer wenn ich einen Job gemacht habe von dem ich nicht überzeugt war bin ich innerhalb kürzester Zeit ausgebrannt, weil ich mich dann noch extra bemüht habe nur alles gut zu machen und hab mir auch so manchen Chef "angetan" der eigentlich nichts anderes verdient als einen Tritt in den verlängerten Rücken.
Ich bin dabei mich jetzt "auf meine alten Tage" zwinkernd.. zurück zu spielen auf einen 30 Stunden Job um mir all den Karriere und Stress-Schei* zu ersparen. Aber das kann ich mir nur leisten, weil ich mittlerweile rundum gut abgesichert bin.

So. Wenn ich das richtig sehe, dann brauchen Ökologen doch auch wohl zu programmierende Datenbanken. Mein Partner ist in Wien auf der Mikrobiologie und da ist es jedes Mal ein Riesendrama wenn ein Wissenschaftler ein sinnvolles Programm braucht, weil Programmierer und Wissenschaftler zwei unterschiedliche Sprache sprechen. Du sprichst beides! Ich finde das als großartige Voraussetzung für die Zukunft!

Was ich tun würde mit deinen Optionen.... wenn du jetzt dringend einen Job brauchst, den nehmen, der gerade gut akzeptabel ist, auch um mal Praxis vorweisen zu können, aber gleichzeitig weiter umschauen nach der idealen Kombination!
Sie Wahrscheinlichkeit, dass du heute mit dem ersten Job in Pension gehst ist sowieso gering. Und wenn du mit deiner Ausbildung länger als 2 Jahre im ersten Job bist hält dich sowieso jeder Personalmanager für phantasielos.

Andere Idee noch, warum lässt du nicht Personalvermittler für dich suchen? Mit deiner Qualifikation sollte das kein Problem sein.

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Liebe Grüße aus Wien,
Helene
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Post Thu, 01.Jul.04, 17:20      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo,

mir geht es ganz ähnlich. Ich weiss auch nicht wie und wo ich beruflich einsteigen soll. Bei mir ist es so, dass ich den meisten zu jung bin und keine Berufserfahrung, außer Praktika, habe. Keine Ahnung wie das weitergehen soll. Ich habe Marketing studiert, doch wirklich überzeugt bin ich auch nicht davon.
LG Emily
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Post Thu, 01.Jul.04, 18:16      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Liebe Stöpsel,

Stöpsel2 wrote:

Na ja, da ist das Problem, daß ich dann natürlich mein Wissen in Ökologie verliere. Und ich denke, aus einer festen Anstellung heraus ist die Suche insgesamt und erst recht die Umorientierung zu einem anderen Bereich hin recht schwer. Schon allein das Rumtelefonieren und Vorstellungsgespräche sind dann nicht mehr so einfach zu bewerkstelligen.
Abgesehen davon ist das ja grade mein Problem, daß ich mich schwer tue (mindestens), irgendwo zu arbeiten, wo ich nicht dahinter stehe.


Helene hat das eh schon so schön geschrieben, bei der Arbeit geht es nicht zuletzt auch um Broterwerb. Das sollte zumindest ein Grund sein, hinter einer Arbeit zu stehen, auch wenn sie momentan nicht das ist, was man sich idealerweise vorstellt. Außerdem verbaust du dir viele Optionen, wenn du jetzt unbedingt nur, sagen wir die Ökologie anstrebst und nur in der Richtung suchst. Du hast ja das andere auch gemacht. Auf Dauer, glaube auch ich, wirst du dir was suchen, wo du deinen Idealismus einbringen kannst. Aber am Anfang musst du wirklich auch sehr auf Broterwerb schauen. Und so sammelst du auch diverseste Erfahrung.

Stöpsel2 wrote:

Was meinst Du mit Akademikertraining?


In Österreich gibt´s Akademikertrainings, da werden Akademiker für 1/2 Jahr bis 1 Jahr bei Institutionen oder Firmen angestellt, und der Lohn wird gefördert. So können sie zumindest mal ein bisschen Berufserfahrung sammeln.

Stöpsel2 wrote:

An zwei Stellen an der Uni wurde mir gesagt, daß sie zwar nichts konkretes haben, aber daß ich ja mal schauen könnte, wo ich mich in das bestehende Projekt einklinken könnte, ob ich irgendwelche Ideen hätte. Wenn ich eine gute Idee hätte, könnte man noch eine zusätzliche Stelle für mich beantragen. Das ist halt erst etwas Arbeit und fraglich, ob es klappt und bis ich was definitives weiß, vergehen 5-7 Monate. Jedenfalls schienen sie alle prinzipiell interessiert, aber an der Uni läuft das ja anders ab als in Unternehmen oder Behörden.


Na, das klingt ja mal ganz gut. Wäre doch toll, wenn das was werden könnte. Aber pass auf, dass die dich nicht ausnutzen. Auf solche Art und Weise werden auch manchmal von Bewerbern Ideen gekupfert, ohne dass die dann eine Anstellung kriegen. Und du hast für die Assis und Profs dann eine Arbeit gemacht ohne Bezahlung. Solche Sachen gibt es nämlich wirklich, also Vorsicht und nicht zuviel Vorarbeit leisten, bevor du nicht weißt, ob du eine Anstellung kriegst.

lg Naomi

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Post Fri, 02.Jul.04, 10:29      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo,

@Helene:

Quote:
Wenn ich das richtig sehe, dann brauchen Ökologen doch auch wohl zu programmierende Datenbanken.


Hmm, das kann ich nicht so ganz beurteilen. Das Feld der ökologie ist groß, bisher bin ich in der Ökologie damit nicht in Kontakt gekommen.

Quote:
Mein Partner ist in Wien auf der Mikrobiologie und da ist es jedes Mal ein Riesendrama wenn ein Wissenschaftler ein sinnvolles Programm braucht, weil Programmierer und Wissenschaftler zwei unterschiedliche Sprache sprechen. Du sprichst beides! Ich finde das als großartige Voraussetzung für die Zukunft!


Eigentlich denke ich mir das auch. Und ich habe lange darüber nachgedacht, hatte überlegt, mich vielleicht auf lange Sicht selbständig zu machen, so in etwa Dienstleistungen für Wissenschaftler. Die Sache ist nur, daß für Dinge, die sinnvoll sind, trotzdem nicht unbedingt Geld, Stellen usw. da sein müssen. Aber das würde ohnehin erst für nach einer Promotion o.ä. in Frage kommen. Jetzt gehts erst mal drum, praktische Erfahrungen zu sammeln. Das mit den Unis werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen. Aber auch da wieder die Sorge, wie geht's danach weiter?

Quote:
Und wenn du mit deiner Ausbildung länger als 2 Jahre im ersten Job bist hält dich sowieso jeder Personalmanager für phantasielos.


Echt? Ist das so? Aber ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich mich aus einem festen Job heraus, der mich fordert (und das wird er, da die Informatik bei mir schon wieder solang her ist), nach anderen Stellen umsehen kann (s. oben).

@ Naomi:

Quote:
Auf Dauer, glaube auch ich, wirst du dir was suchen, wo du deinen Idealismus einbringen kannst. Aber am Anfang musst du wirklich auch sehr auf Broterwerb schauen. Und so sammelst du auch diverseste Erfahrung.


Du meinst, so einen Misch-Masch machen aus Informatik und Ökologie? Und Du meinst, egal was ich mache, kann ich es hinterher irgendwo sinnvoll einbringen? An der Stelle zweifele ich etwas, weil Informatik nd Ökologie doch etwas sehr entgegengesetztes sind.

Quote:
In Österreich gibt´s Akademikertrainings, da werden Akademiker für 1/2 Jahr bis 1 Jahr bei Institutionen oder Firmen angestellt, und der Lohn wird gefördert.


Sowas gibts hier soweit ich weiß nicht. Hört sich aber gut an.

Quote:
Aber pass auf, dass die dich nicht ausnutzen. Auf solche Art und Weise werden auch manchmal von Bewerbern Ideen gekupfert, ohne dass die dann eine Anstellung kriegen.


Na ja, ich muß die Projektidee halt soweit ausformulieren, daß man sie als Antrag dem Ministerium vorlegen kann. Das geht nicht anders.

Ach, danke für Euren vielen Ideen. Es ist schon seltsam, ich hab absolut keine Ahnung von sowas, bin quasi Berufsanfänger und das mit 35. Saublödes Gefühl.

Aber das mit dem erst mal irgendwo anfangen und dann später sich in eine Richtung hinentwickeln, wo man mehr seinen Idealismus unterbringen kann, ihr glaubt das geht? Ich befürchte eben, wenn ich jetzt nicht gleich mit Ökologie einsteige, wird das Wissen veralten und nachdem es genügend jobsuchende Ökologen gibt, werden die mit "frischem" Wissen und Erfahrung bevorzugt.

Irgendwie hab ich das Gefühl, alle sagen mir dasselbe, aber ich versteh es einfach nicht. Oder will ich es einfach nur nicht glauben? Und in der Therapie hab ich das GEfühl, deshalb auch nicht richtig weiterzukommen.

Trotzdem lieben Dank und viele Grüße
Stöpsel
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Post Sun, 18.Jul.04, 18:48      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

tja, das Problem derzeit ist, daß der Mensch nur eine Arbeitsmaschine ist, und niemand mehr heutzutage die Persönlichkeit sieht. Die Welt steuert auf einen trostlosen Ort zu, wo jeder nur mehr arbeitet, um überleben zu können, und Familie, Freunde, etc. auf der Strecke bleiben.
Karl Marx beschreibt 1846 in seinem kommunistischen Manifest die Welt, in der wir heute leben. Ich weiß leider auch nicht, was man machen könnte, damit das Leben wieder lebenswert wird. Confused

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Post Sun, 18.Jul.04, 20:29      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Bärchen, (netter Name)

in großen Teilen ist es wohl so. Es gibt sicher auch Nischen, nur für meinen Bereich hab ich noch nicht lange genug gesucht. Ist ja eher was im Bereich von Jahren. Manches, was halbwegs akzeptabel gewesen wäre, hatte ich auch ausgeblendet, weil ich es nicht sehen wollte. Jetzt fehlt mir das.
Quote:

Karl Marx beschreibt 1846 in seinem kommunistischen Manifest die Welt, in der wir heute leben.


So richtig das alles ist, ich hab mich zuviel mit solchen Sachen beschäftigt. Die Welt ist eine andere und wenn man nicht selbst vor die Hunde gehen will, muß man wohl nach Kompromissen suchen und sehen, daß man dort versucht, Dinge in die eigene Richtung zu bewegen. Tja, soweit die Theorie...

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Wed, 11.Aug.04, 14:47      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Stöpsel2,

ich habe gerade den Thread gelesen und ich muss sagen, mir geht es weitgehend genauso.
Auch ich habe Informatik studiert, und ich arbeite auch in diesem Beruf, doch eigentlich interessiert er mich gar nicht (und hat mich noch nie interessiert).
Doch nach Neigungen, Leidenschaften usw. fragt man zur Zeit nicht. Man muss arbeiten, sich dabei auch selbst verleugnen, und wenn man sich so richtig quält dabei, dann gilt man als annerkennenswertes Mitglied der Gesellschaft.

Leider bin ich inzwischen in einem fortgeschrittenen Stadium des Burnout: der unpassende Beruf macht mich allmählich kaputt. Doch niemand kann mich verstehen, keiner will meine Ängste und Nöte begreifen.

Ich würde viel lieber etwas arbeiten, was einerseits wirklich sinnvoll ist, und andererseits zu meiner Persönlichkeit passt. Gerne würde ich dafür Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Doch auch ich bin bereits 38 und gelte für viele somit schon zu alt, um mich nochmal neu zu orientieren.

Ich freue mich über jede Art von Informations- und Meinungsaustausch.

Viele Grüße,
Nick
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Post Wed, 11.Aug.04, 15:29      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hi Nick,

ich hab das Problem leider noch nicht gelöst... Wird wohl schon irgendwas mit Ökologie und Informatik geben, aber zwischendrin gehts mir damit gar nicht gut... Ich hab die Hoffnung, mich innerhalb eines Jobs mehr Richtung Ökologie qualifizieren zu können, aber ob das alles so klappt?!

Quote:
Auch ich habe Informatik studiert, und ich arbeite auch in diesem Beruf

Wo (Branche) arbeitest Du denn?

Quote:
Ich würde viel lieber etwas arbeiten, was einerseits wirklich sinnvoll ist, und andererseits zu meiner Persönlichkeit passt.


Was wäre das denn?

Quote:
Doch auch ich bin bereits 38 und gelte für viele somit schon zu alt, um mich nochmal neu zu orientieren.


Hast Du es denn schon mal versucht?

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Thu, 12.Aug.04, 10:18      Re: Arbeitssuche, Idealismus und Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Stöpsel2,

in welcher Branche ich arbeite?
Über etliche Jahre habe ich in der Telekommunikationsbranche gearbeitet. Eigentlich gefiel es mir nicht besonders, es war extrem technikorientiert. Aber ich war irgendwie drin in der Schiene, und so lief es Jahr für Jahr weiter.

Im vergangenen Jahr beschloss mein Ex-Konzern, sich von einem Teil seiner Mitarbeiter zu trennen. Auch mein Arbeitsplatz war betroffen.
Seit einigen Monaten arbeite ich nun (als Systemadministrator) in einem Krankenhaus.

Eigentlich interessiert mich Medizin durchaus, doch meine neue Tätigkeit hat natürlich keinerlei Berührungspunkte mit medizinischen Themen.

Und was würde ich lieber arbeiten?
Also, da gäbe es eine ganze Liste von Themen. Am allerliebsten würde ich an einem Theater arbeiten (z.B. als Inspizient, Regieassistent, etc.).
Ausserdem interessiere ich mich für Bücher, Fotografie, Sprachen, Naturschutz, Geografie, gesellschaftspolitische Aufgaben.

Ich habe schon mehrfach den Absprung versucht. Doch bisher bin ich immer an irgendwelchen Hindernissen gescheitert. Die beiden massivsten Hindernisse waren das Alter (zu alt für eine neue Ausbildung), und das fehlende finanzielle Polster, um eine längere Zeit ohne festes Einkommen durchzustehen.

Im vergangenen Jahr habe ich mich eine Zeit lang ausschließlich auf Jobs beworben, die mich wirklich interessiert haben. In den Bewerbungsschreiben habe ich auch ausdrücklich mein überdurchschnittliches Interesse betont. Leider gab es keinerlei positive Rückmeldungen.

Um wieder Geld zu verdienen musste ich schließlich nachgeben und wieder einen ungeliebten Job akzeptieren. Denn zur Zeit sind ja sogar die ungeliebten Jobs selten geworden und ich konnte mir nicht erlauben, das Angebot abzulehnen.

Stöpsel, bist Du zur Zeit berufstätig? Oder auf der Suche?

Viele Grüße,
Nick
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