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darius
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Post Thu, 13.Mar.03, 15:36      darius ist dankbar Reply with quoteBack to top

Ursprünglich wollte ich eine mail an Chiara schreiben, die eine wirklich große Hilfe ist für mich zurzeit. Während dem Schreiben hat sich aber alles verselbstständigt, und es war kein Ende abzusehen. Schließlich habe ich mich dazu entschlossen, meine Geschichte ins Forum zu stellen und ohne Scham meine Meinung zu sagen.



Chiara,

Deine beiden Mails haben eine Explosion ausgelöst. Mir ist zum Weinen zumute, so tief hat mich das, was du mir geschrieben hast berührt. In Kombination damit, daß ich gestern mit dem Jürgen aus dem Forum die Konfrontation gesucht habe, und das schon etwas aufgemacht hat, öffnet sich gerade eine Schleuse, die seit Jahren/Jahrzehnt(en) Nicht-Herzeigbares fest verschlossen hat.

Kurz zu gestern. Seit Tagen beschäftigt mich, wie der Jürgen, bei all dem was er durchgemacht hat, sämtliche Leute im Forum angreift. Er schützt zwar die Fragenden, stürzt sich jedoch auf die Antwortenden. Dieser Mensch wittert hinter jedem Fall einen Kindesmissbrauch. Davon abgesehen darf man echt nichts mehr schreiben, weil offensichtlich jedes einzelne Wort von mir ihn TRIGGERT. Er hat sich anscheinend auch auf mich eingeschossen und gibt’s mir saftig. Gestern habe ich, nachdem ich einige Tage nachgedacht habe, bis 3 Uhr Früh an einer Friedenserklärung geschrieben. Zufälligerweise war er auch noch im Forum, also kontaktierte ich ihn und fragte, ob ich in der Plauderecke ein Thema nur für uns zwei aufmachen dürfe. Die Ablehnung war kurz und knapp mit der Begründung, daß 5 Missbrauchsopfer im Forum seien, und niemand wert darauf legt von mir getriggert zu werden, wie ich es in meiner Selbstherrlichkeit offensichtlich früher getan habe. Er hat mir aber das Angebot gemacht ihm persönlich zu mailen. (Jetzt weiß ich, daß ICH blind bin und alles als Angriff gegen mich selbst werte, was gar nicht so gemeint ist.)

Das bringt mich jetzt zu dem, was du im Kontext zu meiner Schlafstörung und über negative Kritik, die man eben ab und zu bekommt sagtest. Meine Antwort war, daß ich damit schon klar käme, vor allem im Netz.

Pfeifendeckel! Wenn mich jemand kritisiert und in dieser Kritik Ablehnung und Verachtung beinhaltet ist, schlägt mich das so zu Boden, daß mein Reflex anspringt und ich das Bedürfnis habe mich zurückzuziehen. Das ist mein Automatismus mit dem ich mich jetzt erst zum ersten Mal beschäftige. Mein erster Impuls war das Forum zu verlassen und nicht mehr zu posten.

Ich habe ihm dann aber den Text privat geschickt, was hältst du davon?

->

Lieber Jürgen!

Es ist mir ein ganz besonderes Bedürfnis dir heute zu schreiben. Heute, nicht, weil es erst aufkam das Bedürfnis, sondern weil ich jetzt erst weiß wie, nachdem ich gründlich darüber nachgedacht habe und mich auch zu artikulieren bereit fühle!

Zum lesen des Textes:

Es mag dir zuerst als Angriff erscheinen. Lese ihn dir aber zuerst ganz durch, und fälle danach ein Urteil über mich, darum bitte ich dich. Am Ende wirst du sehen, daß ich mir nur Mühe gebe, dich zu verstehen.

Viele deiner Beiträge haben mich oft innerlich wütend gemacht. Warum, fragst du dich? Zuerst zu deiner Annahme -> Ich habe ebenfalls Mißbrauchserfahrung, aber im Vergleich zu dir war das eher ein Kinderfasching und es ist ja schon fast ein Sakrileg das Wort Missbrauch in meinem Fall in den Mund zu nehmen. Und ja, ich fühle mich als Normalo.

Das ist auch der Grund, aus Respekt vor Menschen mit einer Leidensgeschichte wie dir, weshalb ich, falls es dir aufgefallen ist, mir nur solche „Fälle“ aussuche, bei denen ich aufgrund meiner eigenen Erfahrung einen Rat geben kann. Ob der Ratschlag dann auch angenommen wird hängt nicht nur davon ab, ob ich die Problematik auch richtig durchschaut habe, sondern auch, ob er für denjenigen stimmig ist und ob ich ihn so verpackt habe, sodaß dieser spezielle Mensch damit auch etwas anfangen kann.

Warum jetzt wütend? Was mich oft aus dem Häuschen gebracht hat war der Umstand, daß ich bei dir oft das Gefühl hatte, du würdest dir bei mir, vor allem aber bei anderen nicht die geringste Mühe geben, eben jene Feinfühligkeit für, in erster Linie Postings, die Antworten auf Fragen sind, aufwenden, die ich für so notwendig halte. Bei Menschen, die ein Problem haben und um Hilfe bitten, bist du sehr wohl vorsichtig, außerordentlich feinfühlig sogar. Aber sobald jemand eine Antwort gibt, die dir nicht in den Kram paßt, fällst du mit Pauken und Trompeten über diesen Jemand her. Es sind viele Meinungen gefragt, es ist nicht notwendig Leute für ihre Meinung anzugreifen. Ich geb meinen Senf ab und lass die anderen ihren Senf abgeben. Derjenige, der die Hilfe braucht, welche er hier bekommt, soll das auswählen, was für ihn passt.

Um jetzt noch konkreter zu werden. Ich hatte das Gefühl bei dir, daß du die Menschen sehr schnell in Schubladen steckst. Um noch genauer zu sein, du vermutest einen Kindesmissbrauch hinter jeder Ecke. Deswegen ist es für andere schier unmöglich auf „normale“ Probleme, „normale“ Antworten zu geben, ohne sofort deine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Will heißen, Menschen die einen Rat geben, der dir unangebracht erscheint, stutzt du sofort zurecht – zu Unrecht, in der Annahme sie seien unsensible Radaubrüder, die sich nur profilieren wollen und ein potentielles Missbrauchsopfer verkennen. Das war für mich dann der springende Punkt. Wozu sollte ich mich über einen Menschen aufregen, der es im Grunde nur gut meint? Herzlich gut und voller Fürsorge in Wirklichkeit.

Weißt du, am Anfang hielt ich dich für stur, fixiert auf deine eigene Lebensthematik, die du mit allem und jedem in Beziehung bringst, weil sie einfach zu groß, zu erdrückend und viel zu schrecklich für einen einzigen Menschen auszuhalten ist. Ich hielt dich auch für blind und faul, weil ich dachte, daß du es nicht fertig bringst dich deines Problems anzunehmen, wenigstens dir selbst die Opferrolle zu vergeben, sondern dich einfach zu jeder sich bietenden Gelegenheit beschwerst, welche Arschkarte im Leben du nicht gezogen hast.

Aber was weiß ICH denn schon über DEIN Schicksal, das du zu tragen hast? Ich kenn dich ja nicht einmal und war schon bereit dir soviel Ungerechtigkeit zu unterstellen! Ich kann mir vermutlich nicht einmal im Traum vorstellen, was du durchmachen musstest - damals und heute musst. Deine Realität ist ein Leben von meiner entfernt.

Was verbindet uns beide? Wir beurteilen die Dinge nach unseren ureigensten Maßstäben!

Wie könnte ich dir da böse sein, weil du Menschen in Schutz nimmst?! Jemand anderen in Schutz zu nehmen ist doch eines der heiligsten Geschenke, die man einem Menschen machen kann, vor allem dann, wenn man ihn nicht einmal kennt. Du nimmst in Schutz - zugegebenermaßen manchmal zu unrecht, was sich dann in einen Angriff auf den vermeintlichen Täters niederschlägt, was mich dann wiederum auf die Palme bringt.

Aber warum?

Weil ich´s nicht verstanden hab.

Wenn ich halbwegs richtig lieg, sag’s mir!

Wenn ich falsch lieg, sag’s mir auch!

Und wenn es was gibt, was du an mir kritisieren möchtest, dann tu das auf jeden Fall!


Eins will ich noch loswerden. Mir ist gestern gesagt worden, daß ich meine Sachen sehr durchdacht formuliere. Ich geb mir zwar immer Mühe dem auch gerecht zu werden, aber keiner ist fehlerlos. Allerdings ist mir sehr wohl bewußt, daß einem das oft wenig Angriffsfläche bietet, wenn alles hieb- und stichfest zu sein scheint. Weiß ich aus eigener Erfahrung. Dann ist man dazu geneigt gegen diese Burg lieber nicht so forsch ins Gefecht zu ziehen und einen Gang zurückzulegen. Ich erwähn das jetzt eingedenk dessen, wie wir letztens aneinander geraten sind. Da hab ich schon ein wenig meine Wut ausgelassen, zwar höflich aber doch.

Dafür möchte ich mich entschuldigen.

Allerdings! Wenn wir nicht aneinander geraten, können wir uns auch nicht in Frage stellen. Vielleicht irrst du dich, wenn du einen Versuch machst. Dann kann ich mich aber erklären. Vielleicht liege aber auch ich falsch. Dann kannst du es mir erklären. Unterm Strich schaut´s aber so aus -> Keiner verliert, beide gewinnen. Entweder du wirst gescheiter, oder ich. Oder wir beide.

Da ich mir selber oft viele Tage zum Nachdenken nehme, habe ich natürlich Geduld. Aber über eine Antwort irgendwelcher Art würd ich mich riesig freuen!
Und wenn´s nur ein Zwinkern wär’

Wer nichts unternimmt, kann auch nichts verändern.





Das mit der Kritik ist mir dann so richtig klar geworden, als ich diesen Satz von dir gelesen habe.


-> Du schreibst, daß du deine Aggression an dir selbst ausgelassen hast, wie darf ich das verstehen?


Schon als kleines Kind wurde ich von allen zum Anführer gemacht. Ich habe die Schwachen immer gegen die Stärkeren verteidigt, Streit geschlichtet und den Menschen dort geholfen, woimmer es ging und im Rahmen meiner Möglichkeiten lag. Als ich 11 war bekam ich von einem Freund meiner Eltern nach einem längeren 4-Augen-Gespräch das Kompliment man könne sich mit mir besser unterhalten, als mit vielen Erwachsenen. Ich war sofort überall im Zentrum des Wohlwollens. Nie hab ich das zu meinem Vorteil ausgenützt, es schmeichelt zwar dem Ego, aber das Wichtigste war für mich immer die Menschen zusammen zu bringen. Barrieren abzubauen, so daß sich jedermann in der Gesellschaft so wohl fühlt, wie ein kleines Kind in der eigenen Familien (vorausgesetzt es ist eine „gute“ Familie). Das ist auch heute noch mein tiefster innerer Wunsch. Eine gute Basis zu bereiten und den Menschen auszureden, sie seien allein. Denn in Wirklichkeit sind wir alle eine große Familie.

In Wirklichkeit tu ich das natürlich für mich selbst, keine Frage. Ich bin ein kleines Kind, das fühlt sich wohl, wenn sich die anderen wohl fühlen. Das ist mein Waageprinzip, das meinen Lebenssinn erklärt. Ich schaffe den Ausgleich, da komm ich nicht drum herum.

Kleine Kinder sind aber verletzlich und ziehen sich auch mal schnell zurück. Und wenn du dein ganzes Leben von den Menschen hochgehoben wirst, wobei du eh schon ständig ein schlechtes Gewissen hast, weil du ja nur willst, daß Einheit entsteht, aus der dich die Einheit dann selbst heraushebt, nachdem sie entstanden ist, . . . ist das oft sehr deprimierend.

Meine erste wirklich negative Erfahrung hatte ich in der 1. Klasse im Gymnasium. Danach wurde alles anders für mich. Ich habe mich mit allen im Einzelnen wirklich gut verstanden. Als eines Tages mein Sitznachbar für zwei Wochen krank wurde, setzte ich mich zu einem anderen Freund. Wir haben uns auch prächtig verstanden. Als der 1. aber wieder da war, setzte ich mich zurück. Das war ganz selbstverständlich. Ihn hat das aber so sehr gekränkt diese Zurückweisung, daß er angefangen hat die ganze Klasse gegen mich aufzuhetzen. Nach nur einem verdammten Tag hatte er alle! Sogar meinen Freund, neben dem ich schon fast ein Jahr gesessen bin auf seiner Seite. Es redete niemand mehr mit mir, alle drehten sich weg. Ich war ausgeschlossen aus der Gemeinschaft. Zum ersten Mal in meinem Leben erfuhr ich wie es ist wenn dir restlos alle, die dir wichtig sind, den Rücken zukehren und zwar kompromisslos. Das ist eine Woche so gegangen. Keiner wollte auch nur irgendeine Form von Kontakt mit mir haben. Ich habe in dieser Woche viel geweint. Aufgelöst habe ich die Situation, indem ich schließlich zu meinem Freund hingegangen bin und ihm gesagt habe, daß mir nicht bewußt war, wie sehr ich ihn verletzt hatte. Ich habe mich bei ihm entschuldigt und gesagt, wie gern ich ihn habe. Fast in derselben Minute war die Spannung weg. Von da an waren wir wieder eine Gemeinschaft. Es darf wieder gelacht werden.

Das ist der Grund warum ich den Drang habe ein angenehmes Umfeld zu schaffen. Weil ich weiß wie es ist, wenn ein Mensch nicht Teil ist. Das ist aber auch die Ursache dafür, daß ich ab da jede Verantwortung abgelehnt habe. Ich wollte in keiner Beziehung mehr der „Beste“ sein, wurde unauffällig. Meine Leistungen nahmen ab und ich wurde mittelmäßig. Ein Durchschnitt sozusagen. Langweilig sogar. Das war die Zeit als ich anfing Depressionen zu bekommen. Die wurden immer stärker im Laufe der Zeit. Bis zum Ende der Schule wurden sie unerträglich erdrückend. Ich schöpfte mein Potential nicht mehr aus. Bekam Hemmungen und Blockaden. Seelische vor allem, aber auch körperliche.

Ich fürchte mich seither von anderen hochgehoben zu werden. Das passiert mir, sobald ich in einen neuen Gesellschaftskreis eintauche relativ schnell. Zwar bei weitem nicht mehr so stark wie früher, aber trotzdem immer noch. Das traurige an der Geschichte ist, und das hat mir die Episode mit dem Jürgen in Erinnerung gerufen, daß ich Dinge einfach nicht so ernst nehme, wie manch anderer.
Für mich ist es ein Spaß, wenn ich jemandem helfen kann. Wenn derjenige dann das Gefühl hat sich bei mir revanchieren zu müssen ist mir das unangenehm. Weil ich lerne mit ihm genauso viel, wie er durch mich. Das ist wie ein Ballspiel bei zwei kleinen Kindern, wo am Ende ein Kind sagt, du paß auf, jetzt bin ich dir aber was schuldig, weil du mit mir gespielt hast. Ich fürchte mich vor Überbewertung, fürchte mich davor von Außen hochgehoben zu werden. Denn irgendwann kommt jemand daher und unterstellt dir Selbstherrlichkeit. Unterstellt dir, daß du selbst da hochgeklettert bist und auf die anderen herabsiehst. Dann holt man dich herunter und schließt dich aus.

Ich habe Angst, ja Angst auf die Welt zuzugehen und mir zu nehmen was ich haben will. Meine Depressionen sind weg, aber lange ist die Ratlosigkeit übrig geblieben. Das Nichtstun, aus Angst. Blockaden und Hemmungen die mich daran hindern mein Schicksal zu erfüllen.

Ich geb mir wirklich Mühe dabei mich auf andere einzulassen und es macht mich auch glücklich. Heute ist mir aber auch klar warum ich ein Problem mit Gruppen habe. Unter 4 Augen funktioniert alles wunderbar. Aber sobald ich meine Meinung vor mehreren Menschen sagen muß, steht da eine ganz große Hemmung. Ich stehe ja sogar schon Todesängste aus, wenn ich vor meiner eigenen Klasse Referate halten muß. Vielleicht ändert sich das aber in Zukunft.

Und jetzt sage ich noch etwas. Als ich 4 oder 5 Jahre alt war, lernte ich die Sexualität kennen. Es war ein um etwa 10 Jahre älterer Bursche, der mich ein paar Monate über den Sommer hinweg immer wieder dazu brachte Dinge mit ihm zu tun. Ich will hier nicht von Missbrauch sprechen, den Kinder und das war er, können nie so brutal und kaltblütig sein, wie Erwachsene. Am Anfang waren mir diese Spielereien extrem unangenehm. In diesem Alter sollten Kinder damit einfach noch nicht konfrontiert werden. Er war natürlich viel stärker als ich und passte mich immer dann irgendwo ab, wenn keiner in der Nähe war. Ich bin am Land aufgewachsen, und habe meine ganze Kindheit im Freien verbracht. Nachdem er mich in die Büsche verschleppt hatte, bläute er mir ein, daß niemand erfahren dürfe, was wir hier machten. Denn es ist falsch und eine Schande, und meine Eltern würden mich dafür hassen. Dann begann er mich anzugreifen, und auszuziehen, etc. Gehirnwäsche auch danach. Den ganzen Sommer über habe ich meinen Mund gehalten, aus Angst davor meine Eltern von mir zu enttäuschen. Wenn ich ihm wieder über den Weg gelaufen bin und es zu spät bemerkt hatte, machte ich eben mit, ein Kind kann sich nicht wehren. Ich empfand zwar ein ganz tiefes Gefühl von Schuld, weil ich ja etwas tat, was ich kognitiv mit Schande verbunden hab, aber ich konnte mir nicht helfen. Und wenn ich weiter oben sagte „Am Anfang waren mir diese Spielereien extrem unangenehm“ sage ich, mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt.

Eines Tages und das war der Auslöser für meine heutigen latenten Schuldgefühle, die eigentlich keine Schuldgefühle mehr sind, sonder tiefsitzende psychosomatische Symptome, erwischte uns mein Papa. Dieser Bursche wurde immer unvorsichtiger und zudringlicher und hielt sich schließlich auch nicht mehr in der Nähe anderer Leute zurück. Mein Vater kam genau in jenem Augenblick um die Ecke, als er mich an sich gezogen hatte und mich küssen wollte.

Meine Eltern sind sehr offene Menschen und waren immer für mich und andere da. Sie gehören auch zu den Menschen, die dir etwas erklären, wenn du etwas nicht wußtest als Kind, anstatt zu sagen NEIN! HÖR AUF, UND KEINE DEBATTE! Und dafür liebe ich sie.

Der Irrtum der in jenem Moment geschah, war derjenige, daß er nicht gesehen hatte, was wirklich Sache war. Er sah zwei spielende Kinder, die vielleicht etwas mehr als nur spielten. Also nahm er uns auf die Seite, und erklärte uns, daß das, was wir machten nicht richtig ist. Daß dieses Spiel Männer und Frauen machen, wenn sie älter sind. Aber für uns noch nichts ist. Was er genau alles erzählte, an das kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es dauerte glaub ich ungefähr zehn Minuten, oder so und die Essenz ist erhalten geblieben. Danach holte er sich noch den Burschen, aber was diesem gesagt wurde, weiß ich nicht. Tatsache ist, daß dieses Spiel danach aufhörte.

Was mir aber aus diesem Gespräch hängen geblieben ist, ist Folgendes. Der Bursche hatte Recht. Es war eine Schande, was wir miteinander trieben. Mein Papa hat mich bestärkt, nämlich darin, daß ich etwas Falsches getan habe, so gut er es auch gemeint hatte.

Seitdem habe ich oft das Gefühl der Schande in mir, vor allem in letzter Zeit, wo das alles an die Oberfläche kommt. Ich werde oft rot mitten unter einem Gespräch, ohne Grund. Meistens dann, wenn ich meine Meinung sagen muß, denn vielleicht ist meine Meinung ja eine Schande.

Diese Erlebnisse spalten mich oft. Einerseits habe ich das Bedürfnis Menschen, die darum Bitten, Hilfe zu leisten, auf der anderen Seite sobald mir jemand sagt, daß ihm meine Meinung nicht paßt kommt ein Gefühl der Schande in mir auf und ich habe das Bedürfnis mich zurückzuziehen.

Dieses Forum, das ich zuerst genutzt habe um anderen meine Hilfe anzubieten, ist für mich selbst zur größten Hilfe geworden.

Danke Chiara, du hast heute einen Quantensprung bei mir verursacht.

Danke Jürgen, du hast gestern einen Quantensprung bei mir verursacht.

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darius
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M, 28


Post Thu, 13.Mar.03, 15:53      Reply with quoteBack to top

PS: Für einen Lacher noch hintennach...

Im Laufe des Herbstes hat sich dann herausgestellt, daß nicht nur ich dieses Gefühl der Schande zu spüren bekommen habe, sondern auch mehrere andere Kinder im Dorf. Als wir uns mit der Zeit trauten immer mehr und mehr an jenes Tabuthema heranzuwagen, über Umwege und Verheimlichung trotzdem, gab es einen Aufstand im Dorf. Nicht, daß irgendjemand von uns es definitiv ausgesprochen hätte, was da passiert ist, aber plötzlich lag es einfach in der Luft. Als wir eines Abends in der Gruppe im Freien waren, jedem klar war, daß er nicht der einzige war, und jener Bursche sich uns näherte, . . . fielen viele 5-Jährige tretend und schlagend über ihn her..

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W


Post Thu, 13.Mar.03, 17:23      Reply with quoteBack to top

WOH ich freu mich für dich , Dein Feind Jürgen ( Embarassed Bin ich nicht Embarassed )

Quote:
Dieses Forum, das ich zuerst genutzt habe um anderen meine Hilfe anzubieten, ist für mich selbst zur größten Hilfe geworden.


Lieber Darius ,ich glaube das wars um auch dich verstehen zu können !
Danke für diesen langen Brief "ich schreib auch noch was dazu " nur die zeit fehlt OK

Aber auch mir hat das viel gebracht ; Idea mir gets heute sehr gut Idea schon lange nicht mehr !!!!!!!!!!!!!!!!!

Danke Darius dafür Very Happy

Äh du , hab noch was für dich Wink das Zwinkern geb ich gerne
chiara
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Post Mon, 17.Mar.03, 17:57      schön zu lesen Reply with quoteBack to top

Hallo ihr Beiden,

wow, die Worte sind so ehrlich und haben mein vollstes Mitgefühl. Jeder findet sich irgendwo bei einem Beitrag - einem Satz oder einem Wort
hier im Forum wieder.

Und das ist auch gut so - denn wir sind alle einen oder mehere Schritte
weiter gekommen.

Wer nimmt sich in der heutigen Zeit - für die Sinne - Gefühle - eines anderen - das ist so selten, die meisten denke als erstes an sich
und fühlen sich schuldig - wenn sie an andere Denken, weil es könnte
ja trotzdem Egoistisch sein - Smile.

Ihr möchtet Harmonie - und das ist menschlich -aber die Erziehung
die Gesellschaft - lehrt uns leider etwas anderes - in der Schule
im Beruf und auch in der Beziehung.

Es gibt eben doch mehere Welten - und zu welcher wir gehören
entscheiden wir immer noch selbst.

Freue mich sehr - daß ihr die Dinge erkannt habt, die wichtig
für Euch geworden sind.

Chiara

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