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schlafenderkoala
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Post Thu, 09.Sep.04, 21:58      Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahrung? Reply with quoteBack to top

Meine erste Therapie war eine einzige Katastrophe, was ich leider zu spät bemerkte, da ich zuvor noch keinerlei Therapieerfahrung hatte und somit auch keinen Vergleich bzw. keine Ahnung hatte, wie gute Therapie abläuft oder ablaufen sollte.

Ich begann bei der Therapeutin mit Einzelsitzungen, wo sie bereits in der ersten Stunde total grenzüberschreitend war (...sie fragte mich in der ersten Stunde, ob ich mich selbst befriedige, obwohl meine Themen Beruf und Eltern waren - ich wusste nicht, was diese Frage soll und mir war das soooo peinlich). Bei der Aufstellungsarbeit interpretierte sie meine Situation näher, wobei vieles stimmte, aber einiges auch nicht. Wagte ich es einmal zu sagen, das ihre Interpretationen nicht ganz zutreffen/ passen, dann meinte sie, dass ICH etwas falsch gemacht hätte (... falsch aufgestellt). Das führte dazu, dass ich in Zukunft zu all dem was sie äußerte mit "ja stimmt ..." antwortete, obwohl es garnicht stimmte.
Weiters ließ sie mich Bilder malen, was mir anfangs totalen Spaß machte, weil ich ohnehin keine große Rednerin bin - endlich hatte ich ein Medium gefunden, wo ich mich und meine Gefühle ausdrücken konnte und das brachte Erleichterung. Tja, auch dies hielt nicht lange an. Sie befragte mich zu meinen Bilder und ich erklärte dazu und dann sagt sie, was sie darin sah - oh Gott, ich kann euch nicht sagen was für ein Unsinn das manchmal war - erschreckend! Ich malte daraufhin total kontrolliert, mit anderen Farben als ich es gerne gemacht hätte, andere Symbole, .... bis ich eines Tages die Malerei total verweigerte.
Dies alles wäre mir noch nicht so komisch vorgekommen, erst als ich zur Gruppentherapie wechseln MUSSTE, da fiel mir durch Beobachtung der Therapeutin im Umgang mit den anderen Klienten schnell auf, dass hier etwas nicht so abläuft, wie es ablaufen sollte. Nach mehreren Monaten fasste ich all meinen Mut zusammen und brach die Therapie ab, allerdings nicht ohne von der Therapeutin vor all den anderen Gruppenmitgliedern verbal einen ordentlichen "Schlag ins Gesicht" zu bekommen. Ich könnte euch noch einige andere "Therapiehighlights" schildern ...

Mittlerweile bin ich bei einer anderen Therapeutin, die wirklich gute Arbeit leistet und wo Therapie so abläuft, wie ich es mir vorstelle, wo ich mich wohl fühle, wo es mit gut geht. Ich fühle mich dort verstanden und habe es geschafft über so viele Dinge (... auch unangenehme) zu plaudern, die ich in der ersten Therapie nicht einmal annähernd gewagt hätte anzusprechen.

Was mir aber total zu schaffen macht, sind nach wie vor Situationen/ Gespräche/ Taten aus der ersten Therapie, die ich nicht vergessen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das, was da so "falsch" abgelaufen ist, so sehr belastet - aber es tut es! Dennoch wage ich es nicht, dies in meiner jetzigen Therapie zur Sprache zu bringen. Ich traue mich nicht, denn schließlich ist es ja eine Berufskollegin (... wenn auch die eine Therapeutin die andere Therapeutin nicht persönlich kennt .... vielleicht kennen sie sich auch .... das weiß ich nicht) über deren Arbeit ich dann - nicht allzu positiv - berichte. Das wäre eine komische Situation.

Ist es unklug mich in meiner jetzigen Therapie über eine andere Therapeutin und deren Arbeit zu beklagen (... jetzt mal ganz hart ausgedrückt), oder könnte dies schlechte Auswirkungen auf meine jetze Therapie haben?

Wäre für eure Meinung sehr dankbar!

Koala
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Affe
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Post Thu, 09.Sep.04, 22:29      Re: Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahrung? Reply with quoteBack to top

Guten Abend!

Habe aufmerksam Deinen Artikel gelesen.
Meine Meinung dazu: wenn Du wirklich Vertrauen zu Deiner jetztigen Thera hast, dann erzähl Ihr alles, Sie wird Dich verstehen, und Dir dabei helfen Deine Ängste zu verarbeiten,
Denn immer mit diesen Gefühlen herumzurennnen, ist nicht gut, lass Dir helfen.
Ich wünsche Dir alles Gute dabei!!!

Liebe Grüße Affe
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Stöpsel2
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Post Thu, 09.Sep.04, 23:05      Re: Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahr Reply with quoteBack to top

Liebe Koala,

bei mir ist Vertrauen auch immer wieder Therapiethema. Letztens redeten wir darüber, daß Vertrauen auch nicht immer angemessen ist. Und mein Th. sagte, daß aber Therapie ein Raum sei, in dem man eigentlich eher Vertrauen haben könnte. Und sagte nach einer kurzen Pause nochmal "eigentlich". Und mir war klar, daß er dabei die schwarzen Schafe im Kopf hatte. Ich glaube schon, daß sich Therapeuten darüber bewußt sind, daß Therapie auch schief laufen kann und wenn sie es nicht sind, dann sollten sie zumindest aufgeschlossen sein, wenn Du von Deinen Erfahrungen berichtest.
Insofern würde ich auch davon erzählen, gerade wenn Du so darunter leidest, denn entweder kann sie dann damit umgehen, dann ist es gut. Oder sie kann damit nicht umgehen, aber dann wäre sie die falsche für dich und dann kannst Du froh sein, wenn Du das frühzeitig weißt. Aber ich glaube schon eher, daß sie damit umgehen kann. Und Du solltest auch sehen: Dich kennt sie persönlich und kann Deine Erzählungen, warum es Dir mit verschiedenen Sachen in der ersten Therapie nicht gut ging, einordnen. Und das zählt sicher mehr, als daß die andere eine Berufskollegin ist.
Ach ja, und wenn sie weiß, daß Du ihr prinzipiell vertraust und Du erzählst ihr von der Sache, bedeutet das gleichzeitig ja auch, daß Du von ihr mehr hältst. Sowas hört doch jeder gern.

Viele Grüße
Stöpsel
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Karola
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Post Thu, 09.Sep.04, 23:15      Re: Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahrung? Reply with quoteBack to top

Hallo Koala,

ich habe meiner ehemaligen Therapeutin auch mal von einem mißlungenen Erstgespräch erzählt, welches ich abgebrochen habe, weil sich die besagte Therapeutin nur über mich lustig gemacht und mich nicht ernst genommen hatte. Als ich abbrach, hat sie auch noch die Tür hinter mir zugeknallt! Echt unmöglich! Hatte das meiner Therapeutin dann auch erzählt. Sie hat mir sogar geholfen und mir einige Anlaufstellen genannt, wo ich mich außer bei der Kasse noch beschweren könnte. Außer bei der Kasse habe ich es dann doch nicht gemacht, weil es mir zu aufwändig war. Und die Kasse hielt sich wohl nicht für zuständig. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich das meiner Therapeutin und der Kasse mal mitgeteilt habe, damit die mal sehen, was es für schwarze Schafe gibt.

Karola
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schlafenderkoala
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Post Fri, 10.Sep.04, 10:01      Re: Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahrung? Reply with quoteBack to top

Herzlichen Dank für eure Antworten, die mich allerdings noch nicht ganz überzeugt haben, dass das Reden über die misslungene Therapie der richtige Weg ist.

Ich habe prinzipiell im Alltagsleben das Problem, wenn es darum geht, über Dritte zu reden - ich verabscheue es in Abwesenheit von jemanden über diese Person zu reden. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich früher einen etwas seltsamen Freundeskreis hatte, der in dieser Hinsicht sehr extrem war. Kaum ist jemand vom Tisch aufgestanden und hat sich verabschiedet, so wurde über diese Person "geätzt". Ich bin mir sicher, dass auch ich für Gesprächsstoff gesorgt habe und sie hinter meinem Rücken geredet haben, aber was soll´s. Heute habe ich einen ganz
anderen Freundeskreis.

Manchmal kommt mir selbst in der Therapie - wenn ich über meine Probleme und die Personen, die darin involviert sind spreche - der Gedanke, dass es eigentlich nicht in Ordnung ist, über jemanden in Abwesenheit zu reden. Aber es geht halt in der Therapie nicht anders und das ist eine Ausnahmesituation - ich ändere bei meinen Erzählungen ohnehin die Namen bzw. lasse die Namen der Personen weg.

Um so schlimmer ist es dann, wenn ich mit meiner Therapeutin über eine andere Therapeutin reden würde. Ich würde mir so schlecht vor kommen und hätte Angst dass sie denkt, dass ich - kaum aus dem Raum herausgetreten - auch über sie schlecht sprechen würde.
Bei meinen Erzählungen über meine "alte Therapeutin" müsste ich das dort Erlebte schildern und würde mit Sicherheit sowohl die "alte" Therapeutin als Person als auch ihre Arbeit bewerten (... das meiste leider negativ Sad ).
Mir gegenüber würde aber jemand sitzen (... jetzige Thera) die sich meine Jammerei anhören würde und nicht werten würde - zumindest nicht in der Stunde (...hoffentlich). Ich frage mich oft wie Therapeuten so tolerant und offen sein können, dass sie nicht über jemanden oder etwas werten und ob sie dieses Verhalten nur in der Therapie - weil es halt so sein muss/ soll - an den Tag legen, oder ob sie das tatsächlich auch im Privatleben "durchhalten". Ich finde es nämlich verdammt schwer nicht zu werten - über einen gewissen Zeitraum geht das, aber ich selbst schlittere immer wieder hinein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mir gegenüber sitzt jemand, der nicht über andere wertet und dies erwarte ich auch von der Thera, aber ich hingegen bewerte ohne Rücksicht nach belieben. Damit habe ich meine Probleme, weil ich nicht anders kann.

@Karola
Bei meinem Therapiewechsel musste ich schriftlich begründen, weshalb ich nicht mehr zur "alten" Thera gehen möchte. Ich hätte wohl zehn A4-Seiten füllen können, stattdessen schrieb ich: Anfahrtsweg zu weit, Therapie brachte nicht den gewünschten "Erfolg".
Was hätte die Kasse schon machen können, wenn ich meine Erfahrungen geschrieben hätte? Nichts.
Das einzige was mir Leid tut sind die armen Mitglieder aus meiner Gruppentherapie, die alle sehr nette Menschen waren/sind und der Thera weitaus länger vertrauten als ich es tat - ich hoffe, dass sie nicht heute noch dort sitzen, sondern auch einen Wechsel geschafft haben.

Koala

P.S.:
Mir ist schon klar, dass ich meinen Therapiefrust eigentlich meiner "alten" Therapeutin "an den Kopf hätte werfen sollen", aber nun ist er zu spät. Ich habe und will keinen Kontakt mehr zu ihr. Außerdem ist die Sache schon verjährt - es ist also zu spät.
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Neuling
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Post Fri, 10.Sep.04, 10:25      Re: Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahr Reply with quoteBack to top

Hallo Schlafenderkoala

Beim Lesen deines Textes habe ich ebenfalls sofort gedacht, dass du das unbedingt deiner Thera sagen solltest. Und zwar nicht nur, was geschehen ist, vielleicht eben auch all das, was du nun uns erzählt hast. Eben, weshalb du es eigentlich nicht erzählen wolltest - das gibt ihr auch Einblick in dich und sie kann dir besser helfen. Du musst ja nicht den Namen der früheren Therapeuting nennen, wenn du nichts magst - aber die "Geschichte" dazu, wäre meines Erachtens schon sinnvoll.

Ich wünsche dir viel Mut und Kraft, dass du es schaffst, all deine Gedanken, die du uns hier erzählt hast, ihr anzuvertrauen.

Liebe Grüsse
Neuling
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Ele
Helferlein
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Post Sat, 11.Sep.04, 0:10      Re: Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahrung? Reply with quoteBack to top

Liebe Schlafenderkoala,

soweit die Erfahrungen in deiner ersten Therapie Dich sehr belasten, ist es m.E. sehr wichtig, dieses in Deiner jetzigen Therapie aufzuarbeiten.
Weißt Du, wenn Du das erzählst, was in der ersten Therapie vorgefallen ist, dann ist es eine Erzählung - und keine Bewertung.
Und das, was Deine erste Therapeutin gesagt und getan hat - das steht für sie selbst. Sie hat Verantwortung für Ihr Handeln.

Deine Beteilung an der Geschichte würde ich dahingehend sehen, dass Du bis zu einem gewissen Zeitpunkt mitgemacht - Dich ihr und ihren Interpretationen angepaßt hast und das meine ich ohne Bewertung.
Du hast dann den Mut gefunden, die Therapie abzubrechen - also diesbezüglich auf Dich selbst zu hören - und Dir eine andere Therapeutin gesucht.

Es kann sehr hilfreich sein, das Belastende einfach mal zu erzählen - und so wie Du schreibst, vertraust Du Deiner jetzigen Therapeutin.
Und Du könntest es ihr genau so erzählen, wie Du es hier beschrieben hast, auch Deine Sorgen benennen, dass Du nicht über Deine ehemalige Therapeutin reden magst.
Es kann sich auch an Deine Erzählungen eine Arbeit mit der jetzigen Therapeutin anschließen, und es besteht doch auch die Chance, dass Du die Erfahrungen in der ersten Therapie mit ihrer Begleitung aufarbeiten, verarbeiten kannst.

Hier noch ein Buchtipp (habe ich von Jutta 35):
"Tut mein Therapeut mir gut?" von Wolfgang Siegel (selbst Therapeut). Dieses Buch ist sehr verständlich zu lesen und bietet auch ein Kapitel über Therapeutenwechsel und Neubeginn - was da zu beachten wäre.

Viel Erfolg, auch hinsichtlich Deiner jetzigen Therapie und mit liebem Gruß,
Ele

_________________
Bevor Du anfängst, jemanden zu bewerten, laufe 30 Meilen in seinen Mokassins
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festhalten79
neu an Bord!
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Post Sat, 16.Oct.04, 11:30      Re: Therapiethema: Meine erste schlechte Therapieerfahrung? Reply with quoteBack to top

Hallo,
ich denke auch, dass du unbedingt über deine missglückte Therapie reden solltest- schliesslich ist diese für dich und deinen "Leidensweg" ja auch wichitg gewesen. Sie gehört doch dazu, damit du besser verstehst, was da mit dir und in dir geschehen ist.
Es gibt auch einen Verein in Deutschland, der sich mit dem Schutz und Erforschung von unangepasssten Verhalten in der Therapie beschäftgit (V.E.S.U.V.eV)- dort kannst du auch nur mal anrufen und dir einen Rat holen. Mir haben die sehr geholfen. Sie waren am Telefon sehr sehr nett, verständnissvoll und man merkt, dass man nicht alleine ist und durchaus auch eine Therapie oder einen Therapeuten schlecht finden darf. Denn leider machen auch diese Fehler...Und ich habe mir bei einer Sache selbst die Schuld zugeschrieben, obwohl ich dazu überhaupt keine Grund hatte und meine Thera einfach nur unprofessionell war. Ich habe dieser dann auch ein Email geschrieben und sie hat sich sofort bei mir gemeldet und siich entschuldigt. War im Endeffekt für mich also wirklich gut. Die Adresse im Netz ist: http://www.psychotherapie-netzwerk.de/vesuv/vesuv.htm
Ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen weiterhelfen.
Viel Glück und alles Gute!!!!
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