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Gwenda
neu an Bord!
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Wohnort Kirchhain
W, 45


Post Thu, 16.Sep.04, 12:19      Keine Hilfe gefunden Reply with quoteBack to top

Hallo,
ich bin ganz neu hier. Gerade komme ich von einer Beratung, in die ich mit Hoffnung gegangen war um Ansprechpartner und Hilfestellung zu finden.
Mein 20 jähriger Sohn, der vor 3 Jahren eine Psychose hatte, ist vor ein paar Monaten aus dem Betreuten Wohnen nach Hause zurück gekommen auf eigenen Wunsch. In den letzten Tagen ist er hart an einer neuen Psychose vorbei geschlittert.
Ich habe deshalb eine dafür zuständige Beratungsstelle aufgesucht um eine Begleitung zu bekommen.
Aber die Stunde verlief ganz anders als ich mir vorgestellt hatte. Der Berater fragte mich alles über die Vergangenheit und bohrte immer weiter, nach jeder Einzelheit fragte er noch weiter nach. Schließlich hatte ich ihm alles von den 20 Jahren mit meinem Sohn anvertraut. Da war plötzlich die Stunde zu Ende wie er sagte. Ich war von sämtlichen Ereignissen der letzten 20 Jahre innerlich überrollt und fragte ihn, warum wir die ganze Stunde nur in der Vergangenheit gebohrt hätten. Denn nun war ich in einem ganz schlechten Zustand, in dem ich mich kaum nach Hause vor die Augen meines noch nicht wieder ganz stabilen Sohnes traute.
Außerdem machte er immer gleich Schlussfolgerungen, die mich in eine innere Sackgasse brachten, und ich hörte mich mich panisch rechtfertigen.

Er sagte, ich hätte ja immer weiter erzählt. Ich sagte, er hätte ja immer weiter gebohrt, und ich hatte immer brav geantwortet, obwohl ich mich schon überlastet fühlte. Er sagte, er ließe sich nicht von mir instrumentalisieren, die Stunde sei jetzt zu Ende, nächste woche darf ich wiederkommen.
Aber warum hat er nicht wenigstens die letzte viertelstunde versucht,mich aus dem Vergangenheitstrauma wieder rauszuholen? Oder vorher mit mit die Stunde inhaltlich strukturiert?
Ich fühle mich jetzt ganz tief unten. Dabei brauche ich Kraft für den Tag!

Jetzt brauche ich Zuspruch! Schließlich bin ich z. Zt. die einzige, die immer zuständig ist, wenns meinem Sohn schlecht geht. Ich darf jetzt nicht "abkacken".Wo kann ich denn nun Hilfe finden, wenn nicht auf der für meinen Wohnort zuständigen Beratungsstelle. traurig
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Ancheli
sporadischer Gast
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Wohnort Kusel
W, 24


Post Thu, 16.Sep.04, 13:05      Re: Keine Hilfe gefunden Reply with quoteBack to top

Hallo Gwenda,

vielleicht hatte es einen Sinn das dieser Berater mit dir die ganze Vergangenheit nochmal aufgearbeitet hat, schliesslich muss er ja wissen wie euer Leben verlief um dann später wirkliche Hilfe leisten zu können. Vielleicht hast du die direkten, ins Detail gehenden Fragen auch einfach falsch aufgefasst.

Quote:
Außerdem machte er immer gleich Schlussfolgerungen, die mich in eine innere Sackgasse brachten, und ich hörte mich mich panisch rechtfertigen.


du fühltest dich von ihm in die Enge getrieben, überfordert mit den ganzen Fragen, war einfach zuviel auf einmal, nur denke ich, wenn dein Sohn grade wieder an einer Psychose vorbei geschlittert ist, ist es wohl wichtig für diesen Berater soviel wie möglich und schnell zu erfahren um im richtigen Moment das Richtige tun zu können.

Wenn du dich bei diesem Berater fehl am Platz fühlst, dann wende dich doch an alte, bekannte Quellen, so zb. der behandelnde Arzt bei dem dein Sohn wegen der Psychose war, die Betreuer von dem Betreuten Wohnen, welche deinen Sohn ja gut genug kennen sollten, oder du wagst einen Gang zu einem Psychologen/Psychiater.

Liebe Grüsse
Ancheli
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bunny
Helferlein
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W, 34


Post Thu, 16.Sep.04, 20:52      Re: Keine Hilfe gefunden Reply with quoteBack to top

guten abend gwenda

ich habe selbst therapieerfahrung und kenne das problem, dass die stunden nicht zu einem richtigen abschluss kommt, dass der thera einfach auf die uhr schaut und sagt, es sei fertig. so bin ich schon einige male suizidal nach hause entlassen worden, was für mich sehr schlimm war.

ich halte es jetzt jeweils so, dass ich in der therapie selber initiative ergreife und z.b. 10 minuten vor schluss ein belastendes gespräch abbreche und sage, jetzt möchte ich noch darüber sprechen, wie ich die zeit bis zur nächsten stunde bewältigen kann. ich denke mir schon, das sollte eigentlich die aufgabe des thera sein, doch ich erwarte nicht mehr, dass er alles richtig und perfekt macht. wir haben in so einer situation auch schon vereinbart, dass ich ihn am abend, wenn er keine klienten mehr hat, kurz anrufen kann, das hat mir auch sehr geholfen.

lg und ich wünsche dir viel kraft
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Gwenda
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Wohnort Kirchhain
W, 45


Post Fri, 17.Sep.04, 20:54      Re: Keine Hilfe gefunden Reply with quoteBack to top

Hallo Ancheli und bunny,

vielen Dank für eure Antworten.
Ich fühle mich schon etwas besser und ärgere mich jetzt selbst, dass ich dem Berater nicht früher gesagt habe, dass wir jetzt aufhören müssen, 20 Jahre Vergangenheit in 1 Stunde aufzurollen, während mein Sohn mit einem akuten Rückfall zu Hause ist und ich dringend jemand, der Gelasssenheit ausstrahlt und Anlaufstellen, Adressen benötige, denn jetzt ist mein Sohn ja erwachsen und andere sind zuständig als früher.

Die muss ich jetzt erst mal finden, denn vorher war er ja nach der ersten Psychose im betreuten Wohnen für Jugendliche (nicht hier vor Ort), da war ich als Mutter nicht mit diesen Dingen betraut.

Dennoch verstehe ich nicht, wie es geschehen konnte, dass ich aus der schrecklichen Aufregung und Beängstigung der letzten Tage zu Hause zu einem Menschen kommen kann, der nicht beruhigend sondern noch dramatisierend einwirkt. Später erinnerte ich mich, dass er sich mir nicht richtig vorgestellt hat. Er hat keinen Dr.-Titel und auf dem Prospekt der Beratungsstelle steht auch nicht,ob er zumindest Sozialpädagoge ist. Dann darf er doch aber nicht so pseudo-psychoanalytisch arbeiten, dass ich so ins Bodenlose falle dadurch.
Da ich mal bei einem systemischen Familientherapeuten gearbeitet habe, weiß ich, dass man die Leute auf keinen Fall so reinziehen darf und dann in diesem Zustand gehenlassen. Damit drängt man sie in die Patientenrolle und verstärkt die Defizite anstatt die Kraftquellen zu mobilisieren. Ich ärgere mich so, dass ich mich nicht geschützt habe, und vorher blindes Vertrauen hatte, dass er ein Profi ist und mich stärken würde. Er hätte in dieser für meinen Sohn gefährlichen Situation nicht gleich alle alten Wunden aufreißen dürfen!!! Da bin ich sicher. Oder?
Soll ich nochmal zu ihm gehen? Es ist die einzige Stelle hier für Angehörigen von Psychosen und die Betroffenen.
Oder lebt er nur seine Macht aus mit seinen schnellen Urteilen, aus denen sich unerfüllbare Forderungen zu ergeben scheinen und vor denen ich mich mieser und mieser fühle bis hin zu Panik.
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