Kann man falsch an Mißbrauchsopfer rangehen?

neu an Bord! 3 ,

Meine Freundin hat ihre Therapie schon länger hinter sich. Und sie war ein fröhlicher Mensch.
Doch irgendwas scheint sie in letzter Zeit zu bedrücken.
Wahrscheinlich geht es um ihren Missbrauch.

Jetzt spiele ich mit dem Gedanken, sie darauf anzusprechen.

Da ist jetzt die Frage:
Hilft ihr das, wenn ich sie anspreche, oder würde das bloß wieder tiefere Wunden reißen und die ganzen bösen Erinnerungen hervorkehren.
Würde das dann die Therapie zu Nichte machen?

Guest W

Erst mal Hallo Bello
bist du dir da sicher ??? Jürgen Wink

Hm... ansprechen , bin selbst ein MBO , nein ich würde flüchten , dich verlassen und und und , wenn sie das vertauen hat spricht sie mit dir !
aber Vorsicht , kann ein schuß nach hinten werden .
Warte und helfe, sei da , reich ihr die hand OK Jürgen Wink

und was heist bei dir " fröhlicher Mensch." magste erzählen .

neu an Bord! 3 ,

Was meinst Du mit Schuß nach hinten?
Ich denke das Vertrauen ist da.

Es geht mir ja bloß darum, dass ich mit meinen Fragen/Worten keine Wunden aufreiße, die schon verheilt sind.

Also:
Wenn ich mit ihr drüber spreche, hilft ihr das, oder schadet es eher?
Hängt es auch von der Persönlichkeit ab?

Was würdet ihr machen, wenn eine Person, der ihr sehr vertraut, euch auf diese Erlebnisse anspricht?

Forums-InsiderIn 241 ,

Hallo Bello

Also ich würde an deiner Stelle einfach "nur" zuhören, ohne gekünsteltes Aufheitern wollen und ohne Mitleid. Denn ich denke, Mitleid ist hier falsch angebracht.

Darauf ansprechen würde ich diese Person nicht, wenn sie es für die richtige Zeit hält, dann wird sie es tun, oder sie läßt es eben.
Wenn sie nie etwas sagt, dann hat das aber sicher nichts damit zu tun, dass sie dir nicht vertraut, sondern dann will sie halt nicht.

LG von wyn

PS: Muss noch dazu sagen, das ist nur meine Meinung, ohne mit Mißbrauchsopfern in meinem näheren Umfeld je zu tun gehabt zu haben.

Guest W

Hmm Benno glaube so kann dir keiner eine antwort geben !
sag uns doch " und was heist bei dir " fröhlicher Mensch." magste erzählen " was hat sich geändert !! Jürgen

Forums-InsiderIn 151 oberoesterreich ,

Ich würde sie fragen, ob sie nochmals zur Therapie gehen möchte und mich nicht in die Thematik einmischen. Für die Partnerschaft halte ich es persönlich nicht für gut, wenn der Partner den Co Therapeuten spielt.

Guest W

Fanny wrote:

Ich würde sie fragen, ob sie nochmals zur Therapie gehen möchte und mich nicht in die Thematik einmischen. Für die Partnerschaft halte ich es persönlich nicht für gut, wenn der Partner den Co Therapeuten spielt.

Fragen ,Therapie und Helfen , nicht einmischen ? , glaube auch das klappt nicht .In einer Partnerschaft kannst du als "Normalo" nie Co Therapeut sein ! Deshalb auch meine Frage ob er sie Theapieren will

Quote:

Doch irgendwas scheint sie in letzter Zeit zu bedrücken.

oder Ihn ?

Jürgen Wink

Helferlein 125 Thüringen M

Hallo Bello,

Es ist fast unmöglich so einen Tip zu geben.
Es kommt darauf an, wieviel Vertrauen da wirklich ist.
Mitzubekommen, das es meiner Partnerin schlechter geht und dann nicht darauf reagieren ist aus meiner Sicht und auch aus meiner Erfahrung ein Vertrauensbruch.
Aber das darauf Ansprechen kann auch wirklich "turbolente" Folgen haben. Ich selber denke aber das das Ansprechen des Problems nicht die Wunden aufreist, sondern das diese schon aufgerissen sind, wenn der/die Überlebende schon am Kämpfen ist, so wie es bei Deiner Freundin der Fall zu sein scheint.
Und natürlich kommen Erinnerungen viel stärker und bewußter, wenn ich anfange darüber zu reden, was mit mir grad los ist.
Es hängt einfach davon ab, wie gut ihr schon miteinander reden könnt.
Verdrängen hilft immer nur für eine kurze Zeit, die Folgen der Verdrängung sind meißt sehr unangenehm. Sollte wenn möglich nicht passieren.

Liebe und Glück

Traumtänzer

neu an Bord! 3 ,

Also würdest Du sagen Traumtänzer, dass es ihr hilft.
Das beruhigt mich ein bisschen.
Ihr Vertrauen zu mir ist ziemlich groß und ich denke auch, dass sie darüber reden wird.

Aber nochmals meine Befürchtung.
Es geht ihr dann wahrscheinlich für den Moment schlechter, aber nicht länger oder?
Vom ihrer vorigen Verfassung aus gesehen.

Wenn ich nun mit ihr darüber rede, sollte ich sie danach lieber nicht in die Arme nehmen?
Das ist ja immer der erste Gedanke, dass, man jemanden umarmt, wenn es der/demjenigen schlecht geht.
Aber in diesem Fall wird es wohl nicht so angebracht sein, wie ich denke.
Wenn sie aber auf mich zukommt, werde ich sie in die Arme schließen

Helferlein 125 Thüringen M

Bello wrote:

Aber nochmals meine Befürchtung.
Es geht ihr dann wahrscheinlich für den Moment schlechter, aber nicht länger oder?
Vom ihrer vorigen Verfassung aus gesehen.

Ach ja, es wird wohl erst mal schlimmer, das läst sich kaum vermeiden.
Und das mit dem in den Arm nehmen, das hast Du auch schon richtig erkannt. Ja, die körperliche Berührung ist zumindest für mich und meine Frau die größte Schwierigkeit.

Ich schrieb da grad noch dem sorrow, ließ sa auch mal mit, ich denke ihr steht vor einem ähnlichen Problem.

Wenn ihr beide wirklich auf Vertrauen aufbauen könnt, dann solltet ihr es schaffen können. Aber ganz langsam machen, nicht drängeln und vor allem, das vielleicht schwierigste, viel Geduld braucht es.
Und bello, ich habe gar keine Ahnung, was "normale" unter Vertrauen verstehen, diese Art von Vertrauen, die im allgemeinen damit verbunden wird, die kennen weder ich noch meine Frau. Das was wir Vertrauen nennen ist einfach so wenig Mißtrauen, das wir es schon seit acht Jahren gemeinsam schaffen. Sei nicht enttäuscht, wenn Du unter Vertraeuen etwas anderes Verstehst, als Deine Freundin. Das schlimmste am Mißbrauch ist der Vertrauensbruch. Zumindest in den meisten Fällen.

Weiter viel Kraft wünsch ich Euch.

Liebe und Glück

Traumtänzer

Guest W

halt mich da jetzt raus !!!, ich glaube das ist ein großer fehler !!
du kannst Sie verlieren .

Quote:

Hilft ihr das, wenn ich sie anspreche

. und du reisst sicher wunden auf . ok Gruß Jürgen

sporadischer Gast 21 Bayern M, 47

Hi Bello,

wahrscheinlich ist es jetzt schon für eine Antwort auf Dein Post zu spät?

Ich habe nur virtuell Kontakt zu Missbrauchsopfern, kann also nicht sagen, dass ich besonders erfahren bin. Was ich herausfühle ist, dass bei den meisten der Missbrauch ein ganz zentrales Thema im Leben ist, das aber fast nie direkt angesprochen werden kann. Es wird bei diesem Thema immer viel Distanz geben. Ich glaube, die Betroffenen brauchen diese Distanz ganz dringend. Sie würden wohl gerne reden, aber können es nicht.

Du bist in Gefahr sehr viel in Eurer Beziehung zu zerstören, wenn Du "aufdringlich" (und die Schwelle liegt da sehr niedrig) und fordernd bist. Vielleicht wirst Du, solange Eure Beziehung besteht, damit leben müssen, hin und wieder eine Andeutung zu bekommen, die Du erts einmal gar nicht so richtig einordnen kannst. Vielleicht kannst Du ihr das Angebot machen, aufmerksam zu sein und ansprechbereit zu sein, wenn sie das gerne möchte? Nach allem, was ich weiß (und das ist nun nicht gerade sehr viel), solltest Du ihr aber auch glaubhaft versichern, dass Du es auch akzeptierst, wenn sie nicht darüber reden will. Und (und das ist wahrscheinlich fast unmöglich), dass Du es ihr nicht übel nimmst und es nicht als Vertrauensdefizit wertest, wenn sie nicht reden will oder es nicht schafft. Ihr beide steckt wirklich in keiner beneidenswerten Situation. Missbrauch ist wohl eines der übelsten Dinge, die man einem Menschen antun kann.

Ich weiß nicht, ob es hilft (vielleicht kennst Du ihn schon); ich habe einen Link, auf dem auch ein bisschen zum Umgang steht:
http://www.kinderschreie.de

Was das "jetzt schlechter gehen" anbelangt: eine Therapie (ich hatte bis jetzt noch keine, rede also theoretisch) kann Dinge, die lange Zeit verdrängt wurden, wieder an die Oberfläche spülen. Natürlich geht es einem dann erst mal ziemlich mies. Vielleicht ist auch die Oberfläche, die Du bisher kanntest, nur ein Teil des Menschen, mit dem Du zusammen lebst?

Viel Glück Euch beiden

Sandkorn

Forums-InsiderIn 272 Deutschland W, 26

Hy Bello

Möchte mich mal an dieser Stelle in die Diskussion einmischen.
Ich bin selber in der Kindheit sexuell miissbraucht worden und deshalb weis ich schon so ein bischen wovon ich rede.

Ich denke jedes Opfer geht mit den Problemen anders um so wie jeder Mensch nunmal ein Individuum ist, aber in einer wirklichen Partnerschaft sollte das Vertauen doch so aufgebaut sein das man über Probleme redet.
Wenn es mir schlecht geht und mein Mann merkt es und spricht mich nicht darauf an ist dies für mich ein eindeutiger Vertauensbruch.

Ich kann dan immer noch sagen, nein ich möchte nicht darüber reden, das ist dann meine Entscheidung und er respektiert sie
Manchmal braucht man auch jemanden der den Anfang macht weil die Dinge einen schier zu erdrücken drohen und man nicht weiss WIE spreche ich mit meinem Partner darüber, belastet es ihn nicht zu sehrdamit?

Und zu der Sache mit geheilten Wunden aufreisen, Wenn etwas wirklich seelisch verheilt ist, dann kannst du es nicht Aufreisen es tut trotzdem noch weh darüber zu sprechen aber DU kannst dabei nichts kaputtmachen.

Stelle bitte deine Partnerin nicht als unmündig hin, frage sie doch einfach ob sie mit Dir reden möchte, überlasse Ihr die Entscheidung, wenn sie dann nein sagt kannst Du ihr immer noch anbieten, falls sie es sich anders überlegt für sie da zu sein.
Aber wenn du sie nicht fragst nimmst du ihr die Entscheidung ab und Euch beiden die Möglichkeit Euch auszusprechen.

Liebe Grüsse
Schnuppe

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Kann man falsch an Mißbrauchsopfer rangehen?