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-phil-
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Post Sat, 01.Jan.05, 20:06      Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hallo allerseits,

gibt es Untersuchungen oder Berichte warum gerade Naturwissenschaftler und hoch intelligente Menschen häufig Kontaktschwierigkeiten haben und sich schlecht in andere hineinversetzen können?
Inwiefern ist das durch die Gesellschaft bedingt? Was sind die Hauptgründe?
Liegt es eventuell daran, dass sich diese Menschen zu sehr von Logik als von Ihren Gefühlen leiten lassen? Wie kann man da gegensteuern?

Grüße
Philipp
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iki
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Post Sat, 01.Jan.05, 21:02      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hallo Phil,

dieses Problem kommt mir bekannt vor.

Ich habe mal aus Spaß im Netz verschiedene Intelligenztests gemacht. Mein Ergebnis lag jedesmal bei mindestens 130. Demnach wäre ich also hochbegabt oder zumindest ziemlich intelligent. Ich habe dieses Ergebnis auch schon mal während der Schulzeit offiziell bestätigt bekommen.

Mir passiert es immer wieder daß mir 'normale' Leute in Gesprächen nicht folgen können weil ich sehr schnell logisch und analytisch denke und ihnen oft schon um einiges voraus bin. Oft fällt mir das zuerst gar nicht auf, weil ich gewisse Zusammenhänge so schnell erkenne und die anderen eben nicht.
Ich setze oft bei anderen Dinge voraus die für mich selbsverständlich sind, die ich dann aber erst langwierig erklären muß.

Teilweise behindert das eine normale Gesprächsführung doch recht stark. Ich habe öfter das Gefühl meinen Gesprächspartner zu überfordern. Mir wurde auch schon gesagt daß man sich mit mir nur schwierig unterhalten kann wenn es einfach nur um Small-Talk geht. Das liegt mir überhaupt nicht. Das ist mir zu banal, da habe ich einfach nichts zu zu sagen.

Ich ertappe mich auch oft dabei, daß ich zu einem Thema gerne etwas gesagt hätte, aber lieber den Mund halte weil ich schon während des Gespräches gemerkt habe, daß das niemand verstehen würde. Aber ich empfinde das, was ich sagen würde als völlig logisch und denke, daß das doch eigentlich auf der Hand liegt und jeder darauf kommen müßte.

Ich kann nicht sagen, daß ich mich nicht in andere hineinversetzen kann und mich nicht von Gefühlen leiten lasse. Aber ich mache mir viele (vielleicht zu viele) Gedanken über mich selber, über das was ich sage und wie es auf andere wirkt und über andere. Ich denke oft darüber nach warum jemand in einer bestimmten Situation in einer bestimmten Art gehandelt hat, was diese Handlung bei anderen bewirkt hat. Ich denke wahrscheinlich auch bevor ich etwas tue oder sage zu viel darüber nach was das für Konsequenzen haben könnte für mich bzw. für andere.
Dadurch fehlt mir ein ganzer Teil Spontanität und eben auch die Fähigkeit für Small-Talk.


Im Net habe ich leider nur Berichte über 'Hochbegabung als Behinderung' bei Kindern gefunden.
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moep
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Post Sat, 01.Jan.05, 21:52      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hallo -phil-,

vielleicht interessiert dich meine Meinung (nein, ich kenne gerade keine Berichte im Detail darüber, höchstens ansatzweise) über dieses Thema.

Ich zähle mich ein wenig zu dieser Sparte (zumindest gehöre ich zu der Gruppe "Naturwissenschaftler", ob ich hochintelligent bin, keine Ahnung). Das Problem mit dem "sich in andere hineinversetzen können" ist, finde ich, nicht emotional zu sehen, stattdessen sollte damit das Problem bezeichnet werden, welches besagte Leute haben, sich in die Denkweise anderer Leute hineinversetzen zu können. Das ist ein wichtiger Unterschied, denke ich, der oft falsch gesehen wird. Es mangelt, entgegen dem allgemeinen Glauben, diesen Leuten eigentlich nicht an Empathie, vielmehr besteht wohl ein Problem damit, richtig zu kommunizieren.
Zudem denke ich, dass doch oft ein hin und her zwischen Logik und Gefühlen auftritt, was dann ebenfalls zu einer "merkwürdigen" Ausdrucksweise führt. Hiermit meine ich z.B. den vielfach gehassten Physikerhumor, z.B., welcher oft weit zynischer rüberkommt, als er eigentlich gemeint ist. Gerade hierbei ist mir aufgefallen, wie sehr dieser oftmals mißverstanden wird.
Die meisten sind nach einer gewissen Zeit auch nicht mehr willens, diesen Humor zu erklären, um genau diese Mißverständnisse (manche genießen diese eigentlich zuerst ungewollte Provokation geradezu - ziemlich makaber) zu vermeiden, was auch für "normale" Kommunikation gilt.
Sie widersprechen recht oft, "klugscheißern", gelten als zur Dummschwätzerei unfähig, sind somit also leider oftmals recht unsympathisch - zunächst. Weiter für die Allgemeinheit schwer nachvollziehbar ist ihr übermäßiges Interesse an ihrem jeweiligen Fachgebiet, was sehr oft auch als einziges Interessensgebiet gesehen wird. ( Oh man, wie oft ich mir das schon anhören durfte )

Teils ist dieses Verhalten (die allgemeine Grobheit) nur Fassade, was man in einem längeren Gespräch mit einer solchen Person recht schnell merkt, manchmal ist es jedoch auch real (und diese Leute sind zu bemitleiden) und mit genau diesen kommt man über längere Zeit einfach nicht klar. Mit der Unterscheidung dieser beiden Typen hat die Allgemeinheit große Probleme, es wird meist nur der zweite Typus gesehen.

Dieses Thema gesellschaftlich zu erfassen, halte ich für sehr schwer, ich werde hier im Groben mal meine Theorie darüber nennen. Mein Eindruck ist, dass diese Naturwissenschaftler größtenteils so sehr auf ein Thema (nehmen wir z.B. mal Physik) spezialisiert sind, dass zwangsläufig andere Dinge vernachlässigt wurden. (Man möge mir verzeihen, wenn ich jetzt Autisten und "normale" Menschen völlig durcheinander werfe bzw. sie mische). Diese Hochspezialisierung ist in manchen Gebieten allerdings auch für den weiteren wissenschaftlichen Fortschritt enorm wichtig. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass manche Autisten (was diese Naturwissenschaftler zumindest relativ oft sind) zu sogenanntem "Hyperfocusing" neigen, womit die Eigenschaft gemeint ist, Gedanken auf stets eine Sache zu bündeln, selbst während eigentlich etwas anderes unternommen wird. Und diese Eigenschaft birgt das größte Potenzial insich, "weiter zu kommen" (vage Formulierung, ich weiß, aber mir geht der Platz aus). Eine neue Entdeckung eines Wissenschaftlers war oftmals zugleich sein Lebenswerk.

Wie man dagegensteuert? Ich finde, es sollte eine übermäßige Spezialiserung ohne die gleichzeitige Föderung von Sozialverhalten weitestgehend vermieden werden. Die Leute dürfen auf keinen Fall nur unter Ihresgleichen bleiben, sie müssen in Kontakt mit gewöhnlichen Menschen kommen, wobei diese sie auch richtig aufnehmen müssen, ohne Ablehnung in Folge von eventuellem Neid oder bloßer "Andersartigkeit".

Hm, ich glaube, ich habe mehr weiter verwirrt als geholfen zwinkernd..

However
MfG
moep
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Post Sat, 01.Jan.05, 22:18      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hallo moep,

also mich hast Du überhaupt nicht verwirrt. Eher im Gegenteil.

Du hast völlig Recht. Diese 'hochbegabten Naturwissenschaftler' werden oft als Besserwisser und arrogant angesehen. Ich kenne das von mir. Bei Themen, in denen ich mich wirklich gut auskenne kann ich selten widerstehen im Gespräch jemanden zu verbessern oder zu ergänzen. Wer sich da nicht so gut auskennt findet meine Anmerkungen oft total unintressant oder unwichtig. Aber mir ist es halt wichtig, da etwas richtiggestellt zu haben. Ich mache das auch nicht überheblich und belehrend, sondern lasse das ganz normal ins Gespräch einfließen. Oft wird dann abrupt das Thema gewechselt oder die Gesprächsrunde löst sich urplötzlich auf. Es ist mir bisher nur höchst selten passiert daß sich dann jemand nach weiteren Details erkundigt hat und es toll fand, daß ich mich damit so gut auskenne.

Ich kann mich durchaus auch über Themen unterhalten in denen ich mich nicht so gut auskenne. Dann überfordere ich aber auch schon mal meine Gesprächsparter indem ich ganz genau nachfrage und sobald etwas auch nur ansatzweise unlogisch ist da ewig drüber diskutieren kann. Da hat auch schon mancher Gesprächspartner genervt aufgegeben.

Ich denke, vielen 'normalen' Leute fehlt das Verständnis dafür, daß jemand gewisse Dinge halt ganz genau untersuchen/beleuchten/kennenlernen will. Sie können und wollen nur bis zu einer gewissen 'oberflächlichen' Tiefe in ein Thema eindringen. Und dieses 'oberflächliche' 'fehlt' den 'hochbegabten'.
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-phil-
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Post Sat, 01.Jan.05, 22:40      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Danke für eure ausführlichen Antworten.
Im grunde sehe ich das meiste auch so. Was mich allerdings noch mehr interessiert, ist wie das ganze von Anfang an sich entwickelt.

Könnte es sein, dass die intelligenten Menschen einen gewissen Stolz auf ihre Fähigkeiten haben (durch Lob und Anerkennung der Eltern und Lehrer in der Schulzeit) und deswegen auch öfter den Drang haben ihre Intelligenz "raushengen zu lassen" bzw. sich darauf was einbilden?
In gewisser Weiße wird es ja auch von der Gesellschaft verlangt.

Angenommen wir könnten nicht über Sprache kommunizieren, dann würde dieses Imponiergehabe völlig wegfallen und damit auch für Entspannung sorgen. Mein Mathe Prof z.B. unterhält sich mit anderen Menschen nur auf rein logischer Ebene und dabei sehr kühl. Einmal kam seine Frau mit seinem Hund zur FH. Als er seinen Hund begrüßte war er praktisch ein anderer Mensch. Ich hab den Mann sich noch nie so freuen gesehen.

Wenn ich mich mit anderen Naturwissenschaftlern über etwas unterhalte ist das in der Regel meist sehr technisch und deswegen auch relativ anstrengend. Manchmal, wenn ich mich ziemlich ausgelassen und wohl fühle kann ich mich auch wunderbar mit "normalen" Menschen mehr auf gefühlsebene unterhalten was mir dann auch meist recht gut tut.
Das würde die Imponierthese unterstüzen. Was meint ihr dazu?
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moep
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Post Sat, 01.Jan.05, 23:10      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hallo ihr beiden,

@ -phil-

Ja, die meisten sind durchaus Stolz auf diese Fähigkeit, jedoch zeigt deine weitere Deutung leider das gleichzeitige Mißverständnis, welches bei "Anderen" widerum entsteht. Wie schon iki sehr gut dargestellt hat, haben intelligente Menschen einen gewissen Drang, Dinge richtigzustellen, jedoch ohne in irgendeiner Form dadurch andere verletzen oder bloßstellen zu wollen. Sicher mag es auch den Fall geben, dass Intelligenz = grenzenslose Arroganz/Eingebildenheit ist, aber das ist eigentlich recht selten. Das ist genau das, was ich in meinem längeren Posting mit Mißverständnisen im Allgemeinen meinte. Weder will ein intelligenter Mensch diese Eigenschaft stets "raushängen" lassen, noch mit ihr angeben: Er kann geradezu nicht anders, als diese Fähigkeit stets zu verwenden.

-phil- wrote:

Mein Mathe Prof z.B. unterhält sich mit anderen Menschen nur auf rein logischer Ebene und dabei sehr kühl. Einmal kam seine Frau mit seinem Hund zur FH. Als er seinen Hund begrüßte war er praktisch ein anderer Mensch. Ich hab den Mann sich noch nie so freuen gesehen.


Bingo, da haben wir einen solchen Fassadenfall, wie ich ihn vorher beschrieben habe zwinkernd..
Du hast hier wahrscheinlich seine private Seite gesehen. Unsere Gesellschaft verlangt eigentlich genau eine solche Trennung von Privatleben und Berufsleben und fördert somit leider auch solche "Fassaden".

Was die Gespräche mit Naturwissenschaftlern angeht:
Hast du denn schonmal versucht, mit ihnen über ein emotionales Thema zu reden? Versuch es mal, und du wirst wahrscheinlich überrascht über die Tatsache sein, dass sie wider Erwarten auch zur solchen Unterhaltungen fähig sind.

Ich gebe dir hier ein Beispiel. Viele, sehr viele reden mit mir nur über technische Dinge, weil sie erwarten, dass ich nur dazu fähig bin. Diesen Eindruck dann zu widerlegen ist für mich verdammt schwer, wenn er denn schon besteht. Mir wäre es sogar lieber, wenn man nicht nur solche Themen mit mir besprechen würde, doch das wird offenbar nicht bemerkt. Meist ergreife ich die Initiative, um solche Themen anzusprechen.

@ iki

Ja, das kommt mir alles recht bekannt vor. Ich hinterfrage auch gerne, weil ich es für wichtig halte, das Gesagte richtig zu verstehen, doch oftmals wird dies so gesehen, als hätte ich negative Absichten (Testen, Bloßstellung). Wie du schon sagtest, vielen scheint das Verständnis für eine solche Einstellung zu fehlen Sad
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Post Sat, 01.Jan.05, 23:48      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hm..... im Prinzip bin ich schon stolz auf das was ich weiß und daß ich komplexe Sachverhalte so schnell erfassen kann, oft empfinde ich es aber auch als Belastung. Eben hauptsächlich in den Situationen wo es um einfachen Small-Talk geht. Da stehe ich oft schweigsam daneben, würde aber schon gerne mitreden.
Du hast völlig Recht moep, ich möchte meine Intelligenz ganz einfach und selbstverständlich verwenden. Das ist nun mal ein Teil von mir den ich nicht einfach abstellen kann. Und genau da sehe ich auch eine 'Haupteigenschaft' von wirklich intelligenten Menschen. Diese Intelligenz nicht ständig zur Schau zu stellen und ständig den Oberlehrer zu spielen.

Über emotionale Themen rede ich gerne. Aber auch da muß ich mich manchmal zurücknehmen weil ich auch da sehr in die Tiefe gehe. Zum Glück habe ich grade für diese emotionalen Themen mehrere Gesprächspartner, die zwar nicht ganz so in die Tiefe gehen aber mir doch zum größten Teil 'folgen können'. Und dann machen solche Gespräche total Spaß.
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Gothika
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Post Sun, 02.Jan.05, 2:42      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Ich kenne einige hochintelligente, bin wohl selbst "nicht gerade dumm" und sehr naturwissenschaftlich orientiert. Kontaktschwierigkeiten gibt es eigentlich bei allen auf die eine oder andere Art und Weise. Allerdings sind die meisten nicht nur mit RATIO ausgestattet sondern - zumindest diejenigen, die alle kenne - auch mit einer guten emotionale Intelligenz, um nicht sogar zu sagen alles samt Empathen.

Das einzige Problem sehe ich eher darin im "Anders-Sein" allgemein. Aber man ist doch schlau genug, um nach wenigen Jahren zu lernen wie der Durchschnitt etwas haben will... ansonsten halte ich es nicht für intelligent. So kann man sich anpassen, auch wenn man innerlich weiterhin alleine bleibt, es sei denn man findet Menschen, die auf einer Wellenlänge liegen. Und die gibt es. Und sei es entsprechenden Vereinen, Communties etc.

Gravierender finde ich das man zu viel denkt und nachgrübelt, was andere gar nicht tun, und darüber hinaus oft die einfachen Dinge des Seins, oft das Er-Leben selbst gerne vergißt.
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iki
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Post Sun, 02.Jan.05, 11:54      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hallo Gothika,

im großen und ganzen stimme ich Dir zu.

Was ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen kann ist das mit dem anpassen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen wie das praktisch funktionieren soll. Soll ich z.B. in Diskussionen so tun als ob ich was nicht verstehe obwohl ich schon längst die Lösung weiß? Ich glaube, es ist sehr schwer die Grenze zu finden. Ich könnte jedenfalls in einem Gespräch nicht zuverlässig beurteilen welche meiner Äußerungen die Gesprächsteilnehmer 'überfordern' würde. Das ist wohl auch jedes mal anders.
So ein Verhalten halte ich nicht für sonderlich intelligent. Meiner Meinung nach macht man sich damit nach und nach selber fertig weil man sich ständig zurücknehmen muß. Der Großteil der Menschheit ist nun mal durchschnittlich intelligent.
Wenn sich 'hochbegabte' zurückhalten und dem Durchschnitt anpassen sollen wird Hochbegabung oder ein hoher IQ als negativ bzw. Behinderung gesehen. Der Hochintelligente wird immer mehr vereinsamen weil er immer unzufriedener wird weil er so schauspielern muß. Vereine und Communities sind da sicher manchmal hilfreich aber im täglichen Leben völlig nutzlos.
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Cameran
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Post Sun, 02.Jan.05, 12:02      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Gibt es einen Grund warum ihr Euch hier nur auf die naturwissenschaftliche Intelligenz bezieht? Meiner Meinung nach ist es mit Hochbegabung auf sprachlicher Ebene nicht anders als mit der mathematischen.
Ich bin in Mathe immer nur Durchschnitt gewesen, trotz IQ von 168, habe dafür aber meine Stärken im sprachlichen Bereich.
Das macht es mir aber nicht leichter, mit Leuten zu kommunizieren. Ich kann mich zwar relativ gut ausdrücken, aber ich habe das Gefühl, für viele ist das "zu gut". Wie bereits erwähnt: zu schnell, zu vielschichtig, zu gewählt (ohne dass es mir bewusst wäre) --> Fehlannahme: Arroganz...
Andererseits habe ich auch das Gefühl, dass man mich für dumm hält.
Unsere Gesellschaft favorisiert eindeutig die naturwissenschaftlichen Stärken, sowohl was das Berufsleben und die damit verbundenen Chancen, als auch was die persönliche Vorstellung der meisten Menschen bezüglich Hochintelligenz angeht.
Da zählt sprachliche Begabung eben nicht oder wird schlecht bewertet ("Du drehst mir ja das Wort im Mund rum", "Wenn Du nur lang genug redest, hast Du alle Argumente entkräftet" usw.).
Ich hätte echt gedacht, dass Leute mit mathematischer Intelligenz es leichter haben. Die waren meiner Meinung nach immer die privilegierten unter den Hochbegabten. Tja, scheint wohl doch nicht so zu sein, man lernt nie aus Wink
Liebe Grüsse,
Cam
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Post Sun, 02.Jan.05, 12:14      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Du betrachtest Naturwissenschaftler und Intelligente gleichzeitig. Na ja, das sind aber zwei verschiedene Dinge. Es gibt sicher auch weniger intelligente Naturwissenschaftler und hoch intelligente Akademiker aus anderen Bereichen. Und hochintelligente, die überhaupt nicht studiert haben oder so. Und tja, was Hochbegabung ausmacht, ist auch die Frage. Häufig wird da auf Intelligenztests über 130 verwiesen, aber es ist auch zu lesen, daß Hochbegabung umfassender ist, auch kreativität und Intuition umfaßt, also nicht nur das logisch-abstrakte, was in diesen Tests ja meist gemessen wird. Ich nehme mal an, Du meinst Menschen, die eben sehr gut logisch-abstrakt denken können.

Es heißt, daß es unter Aspergern sehr viele Naturwissenschaftler gibt. Allerdings frage ich mich, wie sicher die Diagnose bei den Leuten ist und was zuerst da war, die Henne oder das Ei. Sprich, erst das Asperger-Syndrom und aufgrund dessen das Leben in einer eigenen Welt oder erst die eigenen Interessen, die beharrlich weiterverfolgt werden und das immer häufigere Nichtverstehen durch die Umwelt und infolgedessen ein Zurückziehen.

Also, direkt Untersuchungen, warum solche Menschen mehr Kontaktschwierigkeiten haben, kenne ich keine, nur eben das es so ist und verschiedene Erklrärungsmodelle. Wie gesagt, zum einen daß Asperger stärker von Naturwissenschaften, gerade Informatik und Mathematik angezogen werden, zum anderen heißt es, daß manche Leute eher distanzierend sind (häufig aufgrund von zuviel Nähe in der Kindheit) und sich deshalb häufig in die nicht-emotionale, distanzierte Welt der Naturwissenschaften flüchten. Und dann noch die Hochbegabung - es gibt übrigens ein Buch für Erwachsene. Es heißt "Das Drama der Hochbegabten" von Jürgen vom Scheidt. Da geht's hauptsächlich drum, wie Hochbegabte, die ihr Protenzial nicht entwickelt haben, es noch entwickeln können. Über die psychischen Probleme steht leider nicht viel drin. Und laut dem Buch und Internet ist es eben so, daß man als Hochbegabter häufig das Gefühl hat, einfach anders zu sein, um die Ecke zu denken, nicht verstanden zu werden. Und wenn man sich viel mit intellektuellen Dingen beschäftigt, deshalb mit vielen Leuten nichts zu tun haben will/kann, fehlt einem wohl schlichtweg die Übung. So sehe ich es jedenfalls. Aber man kann sich ja auch mit weniger intellektuellen Dingen beschäftigen, z.B. Sport, Humor. Denn auch wenn andere Menschen weniger intellektuell sind, können sie in Bereichen ihre Stärken haben, die einem selbst bisher verschlossen waren. Und da gehört so ein feinsinniger Humor dazu (übrigens ist Empathie laut Jürgen vom Scheidt auch ein mögliches Merkmal von Hochbegabung).

Gegensteuern kann man meiner Meinung nach dadurch, daß man sich viel mit anderen Menschen beschäftigt. Indem man Gleichgesinnte findet, mit denen man aber auch über Alltägliches redet und indem man sich mit "normalen" Menschen beschäftigt, wie gesagt, können diese zu Dingen einen Zugang haben, den man selbst nicht hat. In manchen Gebieten muß man eben selbst erst lernen und vielleicht geht's nur langsam voran. Ich würde z.B. gerne lernen, Theater zu spielen. Da ich selbst neue Kontakte suche und mir gerade der Kontakt zu intellektuelleren Leuten fehlte, bin ich mal zu einer "Mensa"-Gruppe gegangen. Ich kenne meinen IQ nicht definitiv und Bedingung für Mensa ist ja, daß man mehr als 130 hat, aber man soll dort auch einfach so vorbeikommen können und sich später testen lassen können. Hab ich also gemacht, aber ich fand das ziemlich daneben. Die haben die ganze Zeit irgendwelche Logikspielchen (diese Holzspielchen usw.) gespielt, aber nur miteinander, mich haben sie nicht ansatzweise einbezogen. Dachte mir dann, die halten sich wohl für was Besseres, weil ich noch nicht getestet bin. Auf solche Leute lege ich keinen Wert, man muß die Arroganz ja nicht auch noch kultivieren. Im übrigen glaube ich schon, daß Arroganz zwar nicht von Anfang an da ist, sich aber aus dem ständigen Anecken heraus entwickelt.
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Post Sun, 02.Jan.05, 12:36      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Cameran wrote:
Gibt es einen Grund warum ihr Euch hier nur auf die naturwissenschaftliche Intelligenz bezieht? Meiner Meinung nach ist es mit Hochbegabung auf sprachlicher Ebene nicht anders als mit der mathematischen.



Ergab sich wohl so weil Phil damit angefangen hat Rolling Eyes

Meine Begabung liegt auch nicht so sehr bei den Naturwissenschaften sondern auch eher bei Sprachen und bei allem was mit Musik, Multimedia und ähnlichem zu tun hat.

Im Grunde ist es wohl egal wo jemand seine Hochbegabung hat, es kommt anscheinend immer aufs gleiche raus. In Gesprächen 'überfordert' man die 'normalen' durch
Cameran wrote:
zu schnell, zu vielschichtig, zu gewählt (ohne dass es mir bewusst wäre) --> Fehlannahme: Arroganz...

Jemand hochintelligentes kann sich meiner Meinung nach nicht nur auf 'seinem' Gebiet besonders gut ausdrücken sondern überhaupt.

Cameran wrote:

Andererseits habe ich auch das Gefühl, dass man mich für dumm hält.


Stimmt. Das geht mir auch so.
Ich stelle mir vor das liegt daran, daß die hochintelligenten oft schon eine Stufe weiter sind und den Level, auf dem sich die anderen noch befinden als so selbstverständlich voraussetzen, daß sie da überhaupt nicht mehr drüber nachdenken bzw. diskutieren wollen. Die 'normalen' brauchen diesen Schritt aber unbedingt und denken, die hochintelligenten verstehen etwas nicht, obwohl die ja schon viel weiter sind.
Wie oft ist es mir in Diskussionen so gegangen, daß ich einen Sachverhalt blitzschnell erfaßt und verstanden hatte und auch mögliche Schwachpunkte oder Probleme sah. Meine Bedenken wurden überhaupt nicht verstanden und als Quatsch hingestellt. Das wäre doch ganz einfach, es gäbe überhaupt kein Problem. In 99% der Fälle trat genau das Problem auf, auf das ich hingewiesen hatte.


Cameran wrote:
Unsere Gesellschaft favorisiert eindeutig die naturwissenschaftlichen Stärken, .... als auch was die persönliche Vorstellung der meisten Menschen bezüglich Hochintelligenz angeht.
Da zählt sprachliche Begabung eben nicht oder wird schlecht bewertet ("Du drehst mir ja das Wort im Mund rum", "Wenn Du nur lang genug redest, hast Du alle Argumente entkräftet" usw.).


Genau diese Aussagen muß ich mir sehr häufig anhören Rolling Eyes


Gruß
iki
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Post Sun, 02.Jan.05, 14:34      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Mal so ein Gedanke dazu :

Wer schon als Kind häufig allein ist, hat viel mehr Zeit, sich auf kognitive Weise zu beschäftigen. Lassen wir es in der ganzen Kindheit/Jugend nur 2-3 Jahre Vorsprung gegenüber den Gleichaltrigen sein - ein "Mehr" an Inteligenz dürfte durchaus spürbar sein. Dieser Mensch bleibt aber weiterhin außen vor. Ist nur Zuhöhrer, wenn andere miteinander reden und interagieren. Er fühlt sich insgeheim nicht wohl in dieser Rolle, hat aber nicht genug soziale Inteligenz, um sich richtig einzubringen. Jetzt erlebt er ständig, dass andere an etwas anderes Denken, ihre Aufmerksamkeit bei bei Problemen vielleicht woanders hin konzentrieren. Wenn jetzt andere ein Problem nicht gleich so wie er erfassen oder andere Ideen haben, denkt er immer, dass die anderen blöd sind und er der einzige kluge Mensch ist. Dabei kommt hier vielleicht aber gar nicht die Inteligenz zum Vorschein sondern das Ausgeschlossen sein in den verschiedenen Situationen. Würde dieser Mensch besser integriert sein, würde er vielleicht die anderen besser verstehen und umgekehrt und käme gar nicht auf die komische Idee, dass er viel inteligenter als alle anderen ist.
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Post Sun, 02.Jan.05, 16:06      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

hier mal meine theorie die sich jetzt so rauskristallisiert hat:

häufige Beschäftigung mit analytischen dingen in denen emotionales reagieren eher hinderlich ist (z.B. mathe aufgaben lösen) führt dazu, dass der mensch weniger auf seine gefühle und innere eingebung vertraut und somit seine spontanität einbüßt.

Das wirkt dann häufig sehr kühl und unnahbar. (Menschen werden häufig als cool beschrieben)

Dadurch noch mehr abschottung und beschäftigung mit dem lieblingsthema woraufhin sich die spirale immer weiter dreht.

Neigt Ihr auch dazu jede kleinigkeit über zu analysieren?
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Post Sun, 02.Jan.05, 16:11      Re: Intelligent = Kontaktschwierigkeiten? Reply with quoteBack to top

Hallöchen,

ich bin zwar auch Intelligent und habe im Jahr 2002 eine IHK-Abschluss vom durchschnittliche Note von 2,5. Aber das ist jetzt nicht hochbegabt.
Ich kann auch sagen, das sie Inteligenz auch vom Vorteil sein kann. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, ich könnte verstehen was Frauen gerade mit ihrer Körpersprachen ausdrücken. Zudem feststellen was sie für einen Charakter besitzt und zu 98 % stimmt das auch. Cool
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