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Nelle
neu an Bord!
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Post Sun, 27.Mar.05, 19:36      Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Suche Rat. Ich wurde sexu*** mi**braucht währen meiner Kindheit, habe eine schwere Borderlinestörung und mache seit 6 J. Therapie bei einem Therapeuten. In dieser Therapie ist es schnell dazu gekommen, daß mein Therapeut mich oftmals in den Arm genommen hat um mich zu trösten. Es sich dann als Übung herausgestellt, um Nähe zuzulassen um dies dann auf meinen Mann übertragen zu können. Es gab auch Situationen, wo er mich soweit gebracht hat, sagte, daß er genau das mit mir tun könnte, wie mein Mi**braucher, ich mich auch heute noch nicht wehren könnte. Er fragt seit Jahren oft, was er "heute" für mich gutes tun kann, ich sage, daß ich es nicht weiß, er sagt, daß ich es doch weiß und frage ihn dann jedesmal auzomatisiert, ob er sich mich mit mir aufs Sofa setzen kann und mich in den Arm nimmt. Wir sind auch schon sehr oft mit heftigem Streit aneinander geraten. Nicht wegen der Umarmungen, sondern weil er auf der anderen Seite auch prima um sich hauen kann. Ich frage mich nur mittlerweile, ob das was er tut noch im Grenzbereich ist. Denn ich verfalle immer wieder in meine Krankheit und merke auch, wie abhängig ich geworden bin. Er betont seit Jahren, daß er meinen Fall schon öfters in seiner Supervision angesprochen hat, daß Thema Nähe (in den Arm nehmen, um mich zu trösten, es zu üben Nähe zuzulassen, mir das Haar streicheln, die Wange streicheln, meine Hand halten, einen Kuß auf die Wange bekam ich auch schon) bewußt aus seiner Supervision heraushält, da wahrscheinlich alle Leute das nicht verstehen würden. Er sagt, daß er trotzdem denkt, daß dies für mich gut sei, damit ich es anschließend bei meinem Mann üben kann. Teilweise fanden die Therapiestunden so statt, daß es nur noch daraus bestand, daß ich da saß und er mich in den Arm genommen hat. Er erzählt mir auch ab und zu von seinen Kindern etc. Ich verdanke meinem Therapeuten sehr viel, doch er kommt nicht zurecht, wenn ich ihm in der Stadt nur ein "Hallo" entgegenbringe. Oder er Eifersucht äußert, wenn er sieht, daß ich mich zum Besipiel mit einem Freund in der Stadt locker unterhalte, und eben besonders, daß er das Thema Nähe zwischen uns in der Supervision ausschweigt.
Ist auch so, daß ich meinem Therapeuten mailen darf. Im Dezember wurde ein Vertrag geschlossen, wo drin steht, daß ich genug wiege muß, am Leben bleibe, er im Gegenzug mir Anrufe bis 22 Uhr gestattet, das Emailen und 2-3 mal die Woche Therapie. Am Dienstagabend habe ich auf seinen Anrufbeantworter gesprochen, am Mittwoch morgen hat er zurückgerufen. Am Donnerstag kam es zu einem Streit mit einem Familienmitglied und ich bin hier deswegen fast ausgerastet. Ich schrieb viele Emails an ihn, die auch in die suiz.. Richtung gingen, er immer zu mir gesagt hat, daß er damit umgehen kann, weil er weiß, daß dies mir oft Erleichterung verschafft, wenn ich darüber schreibe. Ich fragte ihn aber auch per Email nach einer Klinik und er nannte mir eine wo ich zur Not hinfahren könnte. Gestern habe ich ihn anrufen, er sagte mir, auf so einem hohen Aggressionspotential würde er sich mit mir nicht unterhalten und er diene nicht als mein Blitzableiter. Weiter sagte er, daß es nicht sein kann, daß ich sein Osterfest bestimme und er müße nun eine Grenze ziehen. Bumbs. Ich sagte, daß es mir leid täte, dies mit Sicherheit nicht meine Absicht gewesen sei und das Gespräch war erledigt. Und es ist irgendwie nun alles nur noch zum Abgewöhnen. Ich verstehe auch, daß ich das wahrscheinlich mit den Emails übertrieben habe, doch irgendwie verstehe ich dann aber auch diesen Vertrag nicht, denn seit Dezember habe ich ihn (gestern eingeschlossen) nur 4 mal anrufen, also diesen Vetrag in Anspruch genommen. Und ich kann auch nichts daran ändern, wenn er an sein Praxistelefon geht. Ich fühle mich nur noch am Ende und denke mich wieder mi**braucht lassen zu haben- ich fühle mich schuldig, er jetzt den Mut zu haben, der Sache auf den Grund zu gehen.

Über Antworten wäre ich sehr dankbar.
Nelle
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Harmattan
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Post Sun, 27.Mar.05, 20:01      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Puh! Daß er das in der Supervision raushält, zeigt m.E. schon, daß er selbst irgendwie merkt, daß da was schief ist. Was er als Begründung dafür angibt, sind Rationalisierungen.
Seine Rolle als Therapeut wäre es, die Grenzen klar und in deinem Interesse zu haben, ohne das Vertrauen darin von deiner Seite wäre eine Therapie wahrscheinlich gar nicht möglich. Insofern bist du erstmal zurecht davon ausgegangen, daß alles seine Ordnung hat.

Ich find´s mutig, daß du deinem unguten Gefühl nun doch nachgibst und die Situation in Frage stellst. Fast möchte ich sagen: Gut, daß jetzt dieser kleine "Eklat" war, ein solcher ist viel leichter zu identifizieren und zu benennen als das schleichende Unbehagen von vorher.

lg
H.
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fountain01
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Post Mon, 28.Mar.05, 11:02      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Tja, und was sagt uns das Ganze? Psychotherapeuten sind auch nur Menschen! Ich weiß schon, warum ich keine Therapie mache

fountain
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Annemarie
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Post Mon, 28.Mar.05, 11:38      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

@fountain ... es ist auch Deine eigene Entscheidung, etwas an Deinem Leben zu verändern ... aber was wolltest Du eigentlich Nelle damit sagen? Inwiefern denkst Du, daß Du mit Deinem Einzeiler eine Hilfe für sie darstellst Confused ?

Bitte aber nur antworten, wenn es um Nelle und ihr Problem hier geht, ansonsten hast Du ja Deinen eigenen Thread ... Nelle zuliebe ... Danke.

Annemarie

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Zicke
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Post Mon, 28.Mar.05, 14:23      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Nelle,

diese Art von Therapie finde ich ehrlich gesagt etwas seltsam. Ich weiß auch nicht, was ich von derartigen Verträgen und "Näheübungen" halten soll. Wenn es Dir damit nicht gutgeht, solltest Du auf jeden Fall vorsichtig sein und Dich mal gedanklich damit beschäftigen, ob nicht ein anderer Therapeut besser für Dich wäre. Dankbarkeit sollte kein Grund sein, so etwas auszuhalten...
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Yeti
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Post Mon, 28.Mar.05, 15:38      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Nelle


Diese Näheübungen kommen mir auch sehr speziell vor....
Gerade wenn Du Mißbrauchserfahrungen machen mußtest, finde ich es schon recht fragwürdig so vorzugehen. (meine persönliche Meinung)
Ich habe eine Thera angefangen, weil ich aufgrund einiger Verhaltensmuster auch Befürchtungen auf erlebten und verdrängten Missbrauch hin hatte, was sich aber nicht begestätigte.
Und es ist so, daß ich die Intensität von Nähe bestimme und nicht die Therapeutin.
Als Beispiel, sie umarmt gerne Leute zur Begrüßung und Verabschiedung, wo es mich schon schütteln würde, weil es mir auch zu aufgesetzt wäre. Also nutze ich die Länge meines Unterarmes als "Sicherheitsabstand" Das selbe Spiel gibt es bei der Supervision auf meiner Arbeitsstelle. Da bringe ich immer den kleinen Tisch um den wir rumsitzen immer zwischen mich und den Supervisor.
Beide nehmen diese Distanzhalter auch wahr und haben mich beide darauf angesprochen, ob es mir zu nahe wäre, ich den Abstand bräuchte und es ist für beide selbstverständlich, es auch so zu respektieren.

Ich weiß nicht, ob Dir das jetzt geholfen hat.


LG Yeti
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Micky
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Post Mon, 28.Mar.05, 21:45      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Liebe Nelle

Da ich in einer ähnlichen Situation stecke wie du, möchte ich dir ein paar Gedanken aufschreiben.

Ohne beurteilen zu wollen, ob körperliche Nähe in einer therapeutischen Beziehung grundsätzlich und speziell bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch sinnvoll ist oder nicht, finde ich es mehr als fragwürdig und äusserst merkwürdig, wie sich dein Therapeut dir gegenüber verhält. Für mich hört sich sein Verhalten als "Zuckerbrot und Peitsche-Methode in Reinkultur" an. In welcher Hinsicht nur soll eine solche therapeutisch sinnvoll sein? Sein Argument, dass er mit dir körperliche Nähe "übt", damit du sie auf deinen Mann übertragen lernst, finde ich geradezu lächerlich und dass er diese Nähe in der Supervision aussen vor lässt, spricht in keinster Weise für ihn.

Du bist seit sechs Jahren bei diesem Mann in Therapie. Eine lange Zeit. Es ist doch das Ziel jeder Psyhotherapie, mit sich und dem Leben besser zurecht zu kommen, das heisst auch unabhängiger und selbständiger zu werden? Für mich hört sich deine Beschreibung eurer therapeutischen Beziehung an, als würde dein Therapeut dich ganz bewusst in deiner Abhängigkeit ausharren lassen.

Ich musste in meiner Therapie auch Missbrauchserfahrungen aufarbeiten. Ich hatte vorher während mehr als 20 Jahren mit niemandem (nicht einmal mit meinem Mann) darüber gesprochen. Bei meiner früheren Therapeutin wagte ich den ersten Versuch mit dem Ergebnis, dass es mir danach noch schlechter ging. Das war schlimm, ich fühlte mich von ihr unverstanden und hatte noch grössere Schuldgefühle als vorher; dauernd stand ihr Unverständnis darüber, dass ich meine Peiniger damals nicht angezeigt hatte, im Vordergrund. Die Therapie wurde später auch abgebrochen.

Bei meinem jetztigen Therapeuten war meine Hemmschwelle, über meine Missbrauchserfahrungen zu reden, dementsprechend noch grösser. Um diese überwinden zu können, suchte ich seine körperliche Nähe (ich brauchte diesen Halt). Er gewährte sie mir auch, wofür ich ihm unendlich dankbar war, weil sie mir sehr geholfen hatte, mich zu öffnen. Aber - bei mir ist vieles anders als bei dir; es wurden von Anfang an klare Grenzen gesetzt (die wir auch heute noch - nach mehr als drei Jahren - strikte einhalten) und der Wunsch nach Nähe kam ausschliesslich von mir. Mein Therapeut hatte, im Gegensatz zu deinem, unsere körperlich nahe therapeutische Beziehung sowohl in seiner Super- als auch Intervision mehrmals zum Thema gemacht und bearbeitet und in keinster Weise nur Zustimmung und Unterstützung von seinem Supervisor und seinen Kollegen erhalten. Für ihn war es nach mehr als zehn Berufsjahren eine neue Erfahrung und er hatte sich lange Zeit intensiv damit auseinander gesetzt und sein Verhalten immer wieder hinterfragt. Trotz Kritiken seitens seiner Kollegen konnte und kann er noch heute zu seinem Verhalten stehen, weil er überzeugt war und ist, dass es mir gut tut. Ich bin ihm unendlich dankbar, weil diese Nähe mir geholfen hat, zum allerersten Mal in meinem langen Leben wirkliches Vertrauen zu einem Menschen aufbauen zu können.

Dennoch finde ich das, was bei dir abläuft, alles andere als gut. Hast du das Gefühl, dass dir diese Therapie, nach allem was dir widerfahren ist, heute noch hilfreich ist oder verbleibst du nur in ihr, weil du von deinem Thera abhängig bist? Hast du auch schon mal ernsthaft über einen Therapieabbruch oder wenigstens eine -pause nachgedacht?

Ich möchte nicht missverstanden werden und noch einmal betonen, dass ich körperliche Nähe in der psychotherapeutischen Beziehung nicht grundsätzlich befürworte, sondern einfach nur sehr dankbar bin, dass ich sie erfahren darf. Dass eine solche aber auch zusätzliche riesige Probleme mit sich bringen kann, ist nicht nur aus dem Beitrag von Nelle ersichtlich, das muss ich aus eigener Erfahrung auch bestätigen.

Liebe Nelle, ich wünsche dir allen Mut und alle Kraft, damit du an deiner Situation in eine gute Richtung etwas verändern kannst.

Liebe Grüsse

Micky
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Nelle
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Post Tue, 29.Mar.05, 0:45      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo!

Lieben Dank für die Antworten, ich denke ich weiß was ich zu tun habe. Doch ich weiß auch nicht wie es weitergehen soll, denn es scheint wieder etwas stattgefunden zu haben, wogegen ich mich nicht gewehrt habe, wie damals.

Alles Liebe
Nelle
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Gaby
sporadischer Gast
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Post Tue, 29.Mar.05, 23:53      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Liebe Nelle,

bitte lass Dir einen anderen Therapeuten empfehlen.
Dein Therapeut überschreitet seine Grenzen. Er muss persönliche
Störungen haben. Wenn eine Therapie schief geht durch Grenzüberschreitungen ist immer der Therapeut der Schuldige, Du brauchst keine Schuldgefühle zu haben.
Vielleicht auch eine nette TherapeutIn.
Ich emfehle Dir ein Buch, dann wird alles klarer
Claudia Heyne Tatort Coach. do
Bei den meisten Frauen fing es so ähnlich an und frau liebt ja schließlich ihren Therapeuten. Es ist schwer zu gehen, ich habe 12 Jahre in einer
therapeutischen Abhängigkeit gesteckt und bin nur mit Hilfe eines anderen Therapeuten da rausgekommen.
Bitte denke daran Dich selbst zu retten und es gibt Hilfe.

Ganz liebe Grüsse
Gaby
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Roma
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Post Mon, 04.Apr.05, 11:48      Re: Grenzüberschreitung in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Nelle,

Gaby's Literaturempfehlung finde ich sehr wichtig.

Es müsste in deiner zuständigen Psychotherapeutenkammer sicher einen Schiedsausschuss geben, bei dem du deine Erlebnisse schildern kannst.

In meinen Augen handelt es sich hierbei um eine Grenzüberschreitung und du musst geschützt, und dein Therapeut zur Rechenschaft gezogen werden. Gerade solche Dinge sollte ein Therapeut nicht aus seiner Supervision heraushalten, denn die Supervision ist das Instrument, mit dem er seine Qualifikation, seine Behandlungsstragtegien etc. überprüfen und zur Disposition stellen kann.

Ich wünsche dir alles Liebe Roma
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