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Tim
sporadischer Gast
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Post Sat, 19.Oct.02, 13:17      Therapie bei Alkoholikern Reply with quoteBack to top

Hallo!
Meine mittlerweile vorletzte Freundin war eine Borderlinerin, Bulimikerin und last but not least eine Alkoholikerin. All dies hat sie mir, wie ich meine, unfairerweise möglichst lange verheimlicht. Ganz im Gegenteil hat sie mir alle möglichen Störungen attestiert und mir zur Psychotherapie geraten.
Anyway, jedenfalls stand sie wegen ihrer Probleme schon seit längerer Zeit in Therapie. Darunter war auch eine bei einem Psycholgen wegen des Alkoholismus, welcher sich durch täglichen Genuss von zumindest 2 Litern Bier und unbekannter Menge an Campari ausdrückte. Dieser Therapeut wollte sie langsam zu normalem Konsumverhalten zurückführen.
In der Literatur habe ich diese Option nirgends gefunden. Was wisst Ihr dazu?
Tim
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r.l.fellner
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Post Sat, 26.Oct.02, 18:03      Reply with quoteBack to top

Sehr geehrter Tim,

schrittweise Entwöhnung ist bestens dokumentiert und hat - begleitet von einer Psychotherapie - deutlich bessere Erfolge zu verzeichnen als ad-hoc-Entwöhnungen.

Es gibt allerdings auch Fälle, in denen diese Methode etwa gar nicht möglich ist; je nach Ausformung und Rahmenbedingungen der Alkoholabhängigkeit ist mitunter auch eine medikamentöse Unterstützung erforderlich usw. -- es gibt also kein "Patentrezept".

Ich kann mir gut vorstellen, daß in der komplexen psychischen Belastungssituation, unter der Ihre Freundin damals Ihren Angaben gemäß litt, eine ad-hoc-Entwöhnung für sie (jedenfalls auf Dauer) nicht gut verkraftbar gewesen wäre.

Freundliche Grüße
rlf

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Tim
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Post Sat, 26.Oct.02, 21:21      Reply with quoteBack to top

Sehr geehrter Herr Fellner!
Das ist tatsächlich das erste Mal, dass ich von dieser Option lese. Auch eine Kollegin, die einmal an einer Borderline-Station in der Steiermark gearbeitet hat, weiß nichts davon.
Könnten Sie mir dazu bitte Literatur nennen?
Tim
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friedrich
neu an Bord!
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Posts 1

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Post Fri, 29.Nov.02, 16:31      Auch Reply with quoteBack to top

Schau doch auch mal hier rein, aber es geht eher um Ad-Hoc, dazu lesen auch die Artikel von Herrn Winkelmann!


http://www.bettyfordcenter.org/intervention/preferred.html
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Anonymous





W


Post Sat, 30.Nov.02, 11:57      Reply with quoteBack to top

Hallo Friedrich!

Erstmals Vielen Dank für den Link, allerdings bin ich dort auch nicht fündig geworden. Dieses "langsame Zurückführen zu normalem Konsumverhalten" scheint nicht mehr als ein nicht sehr glückliches Experiment zu sein.
Zu meinen Problemen mit meiner Ex habe ich mich mittlerweile schon vielerorts ausgeweint. So bekam ich eine Mail von einer Frau, die selbst in genau derselben Rolle steckte wie meine Ex, außer dass sie keine professionelle(?) Hilfe aufgesucht hatte. Diese schrieb also, dass sie davon überzeugt ist, dass meine Ex nur deshalb einen Psychologen besuchte, damit sie weitersaufen kann. Das wird wohl die ganze Wahrheit sein.
Überhaupt war das Ganze ein grausliches Schauspiel, ich bin da wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Sie hat immer betont, dass ihr Offenheit ganz wichtig ist. Dem bin ich auch nachgekommen und habe ihr Dinge erzählt, die ich nicht einmal meinen besten Freunden anvertraut hätte. Ihre eigenen Probleme hat sie mir ja solange es irgendwie ging vorenthalten.
Und das alles vor dem Hintergrund von 2 regelmäßigen wöchentlichen Psychoterminen, die sie hatte.
Ich weiß aber nicht, ob man nun in diesem Fall den Psychologen die Schuld zuweisen kann. Wenn man regelmäßig dermaßen viel sauft, scheint einfach nur mehr Matsch im Gehirn übrig zu bleiben.
Auch zwei von mir befragte Psychiater wussten nichts von dieser Option, vielleicht auch mangels Fortbildung.
Übrig scheint also ein sehr unglückliches Experiment zu bleiben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass meine Ex auf dieser Basis jemals eine funktionierende Beziehung wird aufbauen können.
Also Vielen Dank an die PsychologenInnen.
Tim
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W


Post Sat, 30.Nov.02, 15:22      Reply with quoteBack to top

Vielleicht wollen sich die PsychologInnEn damit einen ewigen und absolut willfährigen Patienten-Pool aufbauen. Erinnert mich irgendwie an den Film "Theater des Grauens".
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
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Post Sat, 30.Nov.02, 15:29      Reply with quoteBack to top

Vielleicht geht ja hier was gesprächsmäßig aneinander vorbei.


also ich habe es JETZT so verstanden und letztendlich auch beruflich so erlebt, dass schon bei der entgiftung nicht ( nie) sofort auf null gefahren wird, auch um körperlichen kompensationen - wie krämpfe, anfälle, delirien - vorzubeugen.


so habe ich auch dies verstanden.
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Tim
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Post Sat, 30.Nov.02, 23:11      Reply with quoteBack to top

"Theater des Grauens" - ja, den Film kenne ich. Ist sicher einer der größten überhaupt.

" - wie krämpfe, anfälle, delirien - " kann nicht gewesen sein. Einmal war sie sogar 6 Tage lang abstinent und nichts davon hat sich gezeigt. In diesen Tagen war sie sogar richtig "zahm". Danach hat sie dann wieder zu saufen begonnen - offensichtlich mit "freundlicher Unterstützung" ihres Psychotherapeuten und alles war wieder beim Alten. Da waren also wieder die spontanen Beschimpfungen, Demütigungen, Gedächtnislücken und Lügen.
Tim
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tenrachefke
Helferlein
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Post Sun, 01.Dec.02, 21:39      Reply with quoteBack to top

Hallo,
also, bei den Mengen, die Du schilderst und wenn du erzählst, dass sechs Tage ohne Alk kein Problem waren, dann seh' ich da absolut keine Krämpfe etc.
Ich habe über eine Zeit von ca. 5-6 Jahren ähnliche Mengen (ergänzt mit 1-3 Vollräuschen pro Woche) konsumiert und habe nie Probleme mit Entzugserscheinungen körperlicher Art gehabt. Hab dann nach zwei abgebrochenen Therapien ohne therapeutische Begleitung aufgehört zu trinken. Habe nie nichts getrunken, jedoch trinke ich seit mehr als einem Jahr höchstens am Wochenende 3-4 Bier, wenn ich unterwegs bin. Wie gesagt, habe ich NIE körperliche Probleme gehabt ...

Liebe Grüße
Rakete
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r.l.fellner
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Post Sun, 01.Dec.02, 23:28      Reply with quoteBack to top

Sehr geehrter anonymer Gast,

Anonymous wrote:
Dieses "langsame Zurückführen zu normalem Konsumverhalten" scheint nicht mehr als ein nicht sehr glückliches Experiment zu sein.

diese Aussage ist in ihrer Pauschalität sachlich (leider) schlicht falsch. "Leider" deshalb, weil die Alkoholtherapie wesentlich einfacher wäre, wenn es nur eine - dafür generell wirksame - Methode dafür gäbe... Nein, Realität ist, daß die Therapie an den jeweiligen Patienten angepaßt werden und an beiden betroffenen Ebenen (Körper und Psyche) ansetzen muß. Die erforderliche Psychotherapie nimmt dabei in jedem Fall eine gewisse Mindestdauer in Anspruch - in diesem Bereich gibt es also keinen "ad-hoc-Entzug". Der rein körperliche "ad-hoc-Entzug" bzw. (ugs.) "Kalt-Entzug" wäre (bei schwerer Abhängigkeit unter klinischer Betreuung) jedoch prinzipiell bei fast jedem Abhängigen durchführbar. Auch hier jedoch bedeutet das Existieren dieser Möglichkeit nicht, daß diese auch in jedem Fall sinnvoll ist.

Trotz Ihrer (verständlichen) Enttäuschung über den unbefriedigenden Therapieverlauf bei Ihrer früheren Frau ersuche ich Sie, Pauschalverunglimpfungen wie
Anonymous wrote:
Vielleicht wollen sich die PsychologInnEn damit einen ewigen und absolut willfährigen Patienten-Pool aufbauen. Erinnert mich irgendwie an den Film "Theater des Grauens".

zumindest in diesem Forum zu unterlassen, da sie weder sachlich korrekt, noch in irgendeiner Weise hilfreich oder von der Tonalität hierher passend sind.

Freundliche Grüße
Fellner

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