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Post Fri, 19.Aug.05, 10:25      Das Land des Vergessens Reply with quoteBack to top

Hallo, dies ist mein erster Post in diesem Forum und ich bin über die Reaktionen gespannt.

Meine "Leidensgeschichte" begann mit dem Kiffen. Eines Abends, ich war mit meiner Freundin in die erste eigene Wohnung gezogen, kiffte ich mit Freunden. Alles war wie immer, wir lachten, ich hatte gute , positive Gefühle, war träge usw, die Symptome eines Drogenrausches unter Marijuana sind wohl bekannt. Als mich meine Freunde verließen, begann es... Angst. Ungerichtete und völlig irrationale Angst befiel mich. Ich war perplex und mit der Situation überfordert. Ich machte Liegestütze, um mich "runter" zu holen und es half.

Monate später trat ich meinen Zivildienst in einer Behindertenschule an. Dort angekommen überfielen mich wieder die Symptome der Angst und neu, die Wahrnehmungsstörungen. Ich war mir meiner Person immer voll bewußt, hörte nie Stimmen und fühlte mich auch nie verfolgt doch war da dieses Gefühl des Abgekoppelt sein. Ich war nicht mehr 100 % in " Kontakt " zu meiner Umwelt.
Diese Symptome, Angst und Realitätsverzerrung traten täglich auf. Das Kiffen gab ich auf, da ich es als Quelle der Störungen lokalisiert hatte. Einen Arzt zu besuchen kam mir Anfangs nicht in den Sinn, sondern ich behandelte mich mit einem Naturprodukt, Kytta Sedativum. Im weiteren Verlauf des Zivilldienstes zeigten sich die Symptome konstant. Ich beschloss also einen Neurologen aufzusuchen.

Nachdem das EEG und CT bei mir ausgewertet worden war, konnte keine pathologische Veränderung festgestellt werden. Ich nahm also weiter das pflanzliche Sedativum und tatsächlich, die Symptome verschwanden, ich empfand mich als geheilt.

Die Jahre zogen in das Land und ich begann meine Studium der Sozialwisenschaften. Frisch und mutig begann ich das Studium mit großem Enthusiasmus, bis 1998 die Vordiplomsprüfungen anstanden. Ich lernte intensiv und ausdauernd. Erst merkte ich nichts, aber dann befiehlen mich in der Nacht neue, seltsame Symptome. Ich begann wieder Angst zu empfinden und war gezwungen, alle Texte die ich auf Deutsch im Fernsehen hörte, auf englisch zu übersetzen. Erst spät in der Nacht fand ich Schlaf. Tagsüber hatte ich keine Probleme, anfänglich.

Angst und die seltsame Losgelöstheit befielen mich dann danach auch wieder tagsüber. Meine Reise durch die bunte Welt der Psychopharmaka begann mit dem Entschluss einen Psychiater aufzusuchen. Die Diagnose war für mich unklar. Psychotische Episoden sollten es sein, aber keine gefestigte Psychose. Ich nahm mehrere Medikamente, deren Namen ich nicht alle behalten habe. Unter anderem nahm ich auch Risperdal doch mit schlimmen Nebenwirkungen. Am Ende der Reise nahm ich Lyogen ( 9mg) und die Angst verschwand.

Mittlerweile hatten wir das neue Jahrtausend erreicht und ich nahm immer noch Lyogen. Besonders unter Stress, ich studierte leider immer noch, stellten sich erneut die Symptome ein.

Im letzten Jahr bin ich nach Lübeck gezogen und dort begannen die "Episoden" regelmäßiger zu werden. Es stellten sich nun auch Aggressionen ein, die sich an einer unschuldigen Seele, meinem Hund , entluden. Mein Zustand war also über die Jahre nicht besser, sondern schlechter geworden. Lyogen half nicht mehr, dies war nun zur Gewißheit geworden!

Ich bat also meinen neuen Arzt um Hilfe und ich bekam wieder Risperdal. Wieder litt ich sehr unter Schwindel, Herzrasen und Konzentrationsschwierigkeiten, sowie Denkverzerrungen. Mein Arzt beharrte darauf, dass ich weiter Risperdal nehme doch nach 2 Wochen der Pein konnte ich nicht mehr. Mein Arzt sagte, dass diese Symptome darauf hinweisen, dass Ripserdol gut bei mir wirkt und wir gingen , bisher ohne Erfolg, von 4 mg auf 0,5 mg herunter.

Ich bin sehr verzweifelt und habe Angst, die "Grenze" eines Tages zu überschreiten, um dann in das Land des Vergessens einzutauchen, aus dem es keine Rettung mehr gibt.
Eine Psychotherapie habe ich bis dato noch nicht probiert, könnte sie mir helfen?

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thorn
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Post Sat, 20.Aug.05, 11:29      Re: Das Land des Vergessens Reply with quoteBack to top

Hallo Rubicon,

Quote:
Eine Psychotherapie habe ich bis dato noch nicht probiert, könnte sie mir helfen?


Ich glaub, das kann dir keiner sagen. Schaden kann es meines Erachtens nicht. Ich denke, deine Probleme haben in der Tat höchst wahrscheinlich psychische Ursachen. Ich kenn mich mit Kiffen + Folgen zwar quasi gar nicht aus, weiß also auch nicht, ob dein erster "Schub" tatsächlich dadurch ausgelöst wurde. Vielleicht aber war es von Anfang an nichts körperliches, vielleicht wurde durch das Kiffen irgendwas in dir "gelockert", das du vorher verdrängt hattest, etwas, das immer noch nicht in deinem Bewusstsein ist, aber sich gerne einen Weg dorthin bahnen möchte. Wilde Spekulation, zugegeben ...

Aber woher auch immer es kommt - so wie sich psychische Verletzungen manchmal mit Hilfe körperlicher Arbeit heilen lassen, kann man körperlichen Schäden manchmal mit psychischer Arbeit beikommen. Und da das Tabletten-Einwerfen bei dir offenbar gar keine Früchte trägt, klingt Psychotherapie doch nach einer guten Alternative. Versuch es grinsend


Was sagte denn eigentlich dein Psychiater zu deiner Theorie übers Kiffen als Auslöser? Ich mein, wie wahrscheinlich ist es, dass so etwas passiert, was genau könnte da wodurch ausgelöst worden sein? Würde mich interessieren.


Grüße, thorn
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Hiob
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Post Sun, 21.Aug.05, 16:17      Re: Das Land des Vergessens Reply with quoteBack to top

Hallo Rubicon,

für mich hört sich deine Geschichte an, alsob immer dann, wenn dir dein Körper etwas sagen wollte, du Hilfe gesucht hast und die Hilfe dann so aussah, dass auf die Symptome mit dem Holzhammer draufgeschlagen wurde...je nach Anzeichen, immer an einer anderen Stelle. Ich denke, eine Psychotherapie könnte bei dir schon etwas bewirken. Mein Vorschlag wäre, dass du dir den oder die Thera ganz in Ruhe aussuchst und dort vielleicht mal schon im Vorfeld erschnupperst, ob er/sie denn eine Möglichkeit sieht, deine Beschwerden nicht nur zu betäuben oder sie evtl. zu deuten, sondern vielleicht etwas mehr in die Tiefe gehen mag und sie als Hinweise auf verstecktere Dinge nutzen mag. Wenn dir die Substanzen nicht geholfen haben, würde ich vielleicht mal den anderen Weg versuchen, eben mehr versuchen dich zu erforschen, wie auch thorn schrieb.

Quote:
Ich bin sehr verzweifelt und habe Angst, die "Grenze" eines Tages zu überschreiten, um dann in das Land des Vergessens einzutauchen, aus dem es keine Rettung mehr gibt.


Das ist doch ein schöner Satz. Versuch ihm doch mal Leben zu verleihen und in nem ersten Schritt herauszufinden wo die Angst genau steckt...vielleicht kannst du sie irgendwo genauer lokalisieren...das könnte ein begleitender Weg sein, irgendwann mal zu sehen, was sie für dich bedeutet und wo sie ursprünglich herkommt. Dort würde ich jedenfalls an deiner Stelle gleich mal ansetzen.

Ich weiß nicht, was du alles in deinem Leben geschluckt hast, aber Wahrnehmungsstörungen nach dem Kiffen, zentralwirkenden Schmerzmitteln usw. sind manchmal auch zeitversetzt, also nach Monaten möglich, können auch “ohne Anlass“ immer wieder mal kommen. Warum, wie und wozu, das weiß ich nicht, aber die vorübergehende Bewußtseinsänderung/-ausdehnung kann manchmal auch mit einer Tür verglichen werden, welche du kurz geöffnet hattest und wodurch du in einen Raum hineingeschaut hast, der dir ganzschön viel Angst macht...vielleicht waren da Dinge zu spüren, die du längst eingeschlossen hattest. Manchmal will man unbewußt diese Tür nie und nimmer mehr öffnen...was bedeutet, dass man schwere Dinge vor die Tür schiebt...beispielsweise neue Drogen/Tabletten. Man kann die schweren Dinge, die vor dieser Tür liegen bestimmt immer mal durch andere ersetzen und schaun, dass die Tür nie auf geht...es wäre aber auch ein Weg, mal zu schaun, was denn hinter der Tür so furchtbares ist. Dabei kann eine Thera helfen.
... nur mal so als Gedankenanregung.

Alles Gute
Hiob
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wakatonka
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Post Sun, 21.Aug.05, 17:16      Re: Das Land des Vergessens Reply with quoteBack to top

Robicon meint:
Quote:
Ich bin sehr verzweifelt und habe Angst, die "Grenze" eines Tages zu überschreiten, um dann in das Land des Vergessens einzutauchen, aus dem es keine Rettung mehr gibt.
Eine Psychotherapie habe ich bis dato noch nicht probiert, könnte sie mir helfen?


Ich weiß nicht ob das was du beschreibst im Zusammenhang mit deinem Kiffen zusammenhängt. Ich selbst habe keinerlei eigene Erfahrungen damit gemacht.
Jedoch kenne uns sehe ich viele die es auch getan haben oder es auch noch ab und zu tun.
Nach deinem Posting hier habe ich mal genauer darüber nachgedacht und irgendwie sind es fast immer Personen die innerem und äußerem Druck dadurch entfliehen wollten oder wollen.
(Ich versuche hier wertefrei meine Meinung darzustellen) das gleich glaube ich auch bei Menschen die den Alkohol zur Entspannung konsumieren beobachtet zu haben.
Ich halte beides nicht für sinnvoll und praktiziere es auch nicht.
Ich kann Hiob nur zustimmen und raten professionelle Hilfe zu suchen.
Etwas was dir Angst hat mir gerade gezeigt wie unterschiedlich wir reagieren.
Manchmal wünschte ich mir die von dir beschrieben Grenze zu überschreiten und im Land des Vergessens einzutauchen.
Aber das ist mein Problem und du solltest besser versuchen deinen eigenen Weg zu suchen und zu finden.

wakatonka wünscht dir viel Erfolg

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Post Thu, 25.Aug.05, 23:04      Re: Das Land des Vergessens Reply with quoteBack to top

Geschlossene Türen, ja, diese Metapher kommt mir bekannt vor. Sie geschlossen zu halten ist mir in den letzten Jahren sehr gut gelungen. Ich weiß, dass in meinem Inneren ein Platz existiert, der fern ist dem Licht und keine Chemie wird ihn je erhellen können.
Hiob du hast Recht, ich werde mit meinem Arzt über eine Psychotherapie sprechen müssen.

Ich habe übrigens das Risperdal wieder abgesetzt, da es mich fertig gemacht hat.

Gruß Rub

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Annili
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Post Sun, 02.Oct.05, 4:05      Re: Das Land des Vergessens Reply with quoteBack to top

Hallo Rubicon,

mich interessiert es mal, ob du schon einmal deswegen in einer Klinik warst oder bisher nur beim ambulanten Arzt gewesen bist...

Viele liebe Grüße von der Annili
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