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Catwoman
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Post Thu, 01.Dec.05, 19:37      Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Also eigentlich sollten Ärzte doch da sein, um einem zu helfen. Oder ist das ein Irrglaube und das kann heutzutage nicht mehr praktiziert werden?
Ich bin depressiv und total von meinem Partner abhängig, befinde mich deswegen in Therapie. Von der körperlichen Seite bin ich immer müde und z. B. Geschirrspülen ist für mich so, als sollte ich den Mount Everest besteigen, ich schaffe einfach nichts mehr. Soviel mal zu meinem Befinden.
In der Therapie habe ich zusammen mit meinem Therapeuten herausgefunden, dass mein Partner scheinbar die Ursache dafür ist (Dinge, die er tut bzw. eben nicht tut, lähmen mich usw.).
Gut, neben dem Therapeuten sollte man natürlich noch einen Arzt hinzuziehen. Der erste Neurologe hatte nichts besseres im Sinn, als immer wieder andere Medikamente auszuprobieren. Doch was nützen mir Medikamente, wo ich mich fühle, als hätte ich 5 Kannen Kaffee intus, jedoch kein Medikament lässt das eigentliche Problem und die Ursache dafür ins Nichts verschwinden. Als sich nach ein paar Wochen nichts getan hat, meinte der Arzt "Ja, dann müssen sie in die Klinik". Ich konnte mir das beim besten Willen nicht vorstellen, aber ich bin mit keinem Argument dagegen angekommen. Sollte es nicht seine Aufgabe sein, mit mir zusammen eine akzeptable Lösung zu suchen?
Ok, ich habe dann den Arzt gewechselt. Mein jetziger erschien mir anfangs verständnisvoller und auch symphatischer. Doch gestern hat auch er wieder den Vogel abgeschossen. Zunächst mal muss ich bei ihm um eine Krankmeldung förmlich betteln. Er meinte, dass ich ja zumindest 4 Stunden am Tag schaffen müsste... Obwohl ich ihm gesagt habe, wie es mir geht, dass ich kaum etwas auch nur eine Stunde lang durchziehen kann, weil ich die Konzentration verliere und wirklich dauernd müde bin. Zudem habe ich auch noch Magen-Darm-Probleme, die höchstwahrscheinlich mit der Depression einher gehen. Ich verbringe von 60 Minuten 15 auf der Toilette. Wie soll da arbeiten möglich sein?
Dann kam meiner Meinung nach der Oberhammer. Nach endlosen Erklärungsversuchen meinerseits, wie es mir geht und warum, meinte er, dass ich mich dann eben von meinem Partner trennen müsse. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und befahl mir förmlich, mich nach einer eigenen Wohnung umzusehen. Zitat "Wir können es nochmal versuchen, ob es MIT ihrem Partner geht, wenn nicht, dann eben ohne ihn". Ich glaub, ich spinne!! Wer bestimmt das, was wann geht??? Er???
Ich ziehe eine Trennung zu diesem Zeitpunkt keinesfalls in Betracht. So, wie es im Moment aussieht, ist weder die Trennung ein Thema noch dass sich die Situation ändert, denn dafür müsste ER etwas tun (mein Therapeut sagt, dass meine Reaktionen weitgehend eigentlich normal sind!) und das möchte er (noch?) nicht.
Ich stehe hier und soll mich entscheiden: Entweder ich trenne mich oder die Situation bessert sich schnell. Haha, zaubern müsste man können. Für mich kommt aber eigentlich nur eine dritte Möglichkeit in Betracht: Das Kämpfen für Veränderungen (bei mir und bei ihm). Wieso verstehen die Ärzte das eigentlich nicht, dass ich da nicht objektiv herangehen kann? Die müssten das doch wissen, dass ich die Wahl eigentlich nicht habe, schließlich haben sie ja nicht das erste Mal mit psychischen Problemen zu tun.
Mir kommt es vor, dass die Ärzte nur drauf aus sind, dass man schnell wieder arbeitsfähig ist. Das ist noch kein Vorwurf, denn dafür bin ich ja eigentlich auch, aber ich mache es zum Vorwurf, wenn das ohne Rücksicht auf Verluste geschieht, was es hier eindeutig tut.
Alleine, dass ich die Therapie durchziehe, ist für mich ein großer Schritt. Demnächst wird es auch noch einen Schritt weiter gehen in Form einer Paarberatung. Ich bin auch noch zuversichtlich, dass wirklich eine Veränderung stattfinden könnte. Doch dafür benötigt es auch ZEIT und die wird mir nicht gegeben. Ich empfange von ärztlicher Seite dafür keinerlei Unterstützung.
Was jetzt? Ärzte-Hopping, bis ich in meiner Stadt alle durch habe?
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Stöpsel2
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Post Thu, 01.Dec.05, 22:15      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Hallo Catwoman,

was die Medikamente angeht, meine ich, hier gelesen zu haben, daß das länger dauert, bis sie anfangen zu wirken und daß nach einer Weile auch die Nebenwirkungen verschwinden. Aber schau besser mal selber, was Du hier so findest.
Mit der Krankmeldung: Hast Du es denn mal versucht, zu arbeiten? Kann ja sein, daß es besser wird, wenn man es ernsthaft versucht. Vielleicht nicht am ersten Tag, sondern auf längere Sicht. Wenn Du in der Zeit viel auf Toilette bist, dann würde ich mir da an Deiner Stelle keinen Kopf machen, Du kannst nicht mehr, als Dein bestes geben.
Wie gut kennt Dich der Arzt denn? Hast Du ihm von der Paartherapie erzählt? Denn das da dringed was geschehen muß, denke ich auch. Aber daß ihr das vorhabt und Du so schon eine Therapie machst, ist doch schon mal sehr gut. Allerdings muß dann auch, so wie ich es verstanden habe, auch bei Deinem Partner was passieren. Und es ist die Frage, wie schnell das geht. Na ja, aber darüber wirst Du ja sicher auch mit Deinem Einzeltherapeut sprechen.
Ich kann mir schon Situationen vorstellen, wo es wichtig ist, daß sich Menschen von ihrem Partner trennen und daß sie sich das selbst nicht eingestehen wollen (gerade wenn sie abhängig sind). Ob das bei Dir jetzt so ist, kann ich natürlich nicht sagen. Allerdings macht mich folgende Bemerkung von Dir stutzig: "Für mich kommt aber eigentlich nur eine dritte Möglichkeit in Betracht: Das Kämpfen für Veränderungen (bei mir und bei ihm)." Du kannst Dich selbst verändern, aber nicht Deinen Partner. Du kannst ihm signalisieren, wie wichtig Dir etwas ist, daß Du nicht alles mit Dir machen lassen möchtest, aber Du mußt Dir darüber klar werden, wieviel Opfer Du bereit bist einzugehen, für den Fall, daß er sich nicht in Deinem Sinne verändert. Aber darüber werdet ihr ja sicher in Deiner Therapie reden.
Quote:

Entweder ich trenne mich oder die Situation bessert sich schnell. Haha, zaubern müsste man können.


Hm, aber welche Erwartung hast Du vom Arzt, die Situation schnell zu verbessern? Oben schriebst Du:

Quote:
Der erste Neurologe hatte nichts besseres im Sinn, als immer wieder andere Medikamente auszuprobieren. Doch was nützen mir Medikamente, wo ich mich fühle, als hätte ich 5 Kannen Kaffee intus, jedoch kein Medikament lässt das eigentliche Problem und die Ursache dafür ins Nichts verschwinden.


Ich weiß nicht, ob Du da vielleicht falsche Vorstellungen hast?!
Du schriebst, es wäre Aufgabe des Arztes, mit Dir zusammen nach akzeptablen Lösungen zu suchen. Hast Du da konkretere Vorstellungen?

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Fri, 02.Dec.05, 13:33      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

hi catwoman,

ich kenne deine Situation verdammt gut. Mir ist es nämlich auch nicht besser ergangen. Ich finde, dass du diese Neurologen vergessen solltest. Ich glaube einfach, dass du ein vernünftiges Gespräch brauchst und keinen Arzt (oder irgendwelche Tabletten). Ich nehme jetzt seit ungefähr einem Jahr Antidepressiva. Wenn ich sie absetzen möchte, erscheinen Nebenwirkungen. Ich bin von diesem Zeug abhängig geworden. Ich würde sowas nie wieder machen. Ich würde nie wieder Tabletten nehmen.

In so einer Situation ist es einfach wichtig, wenn man eine Person hat zum Reden und keine Tabletten. Versuch einfach, dir einen anständigen Therapeuten zu suchen. Das würde auf jeden Fall weiterhelfen. Ich gehe jetzt seit einigen Monaten zu keinem Neurologen mehr. Ich versuche jetzt auch ganz langsam meine Medikamente abzusetzen. Erst jetzt wird es langsam besser.

Lg, Jane
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Post Fri, 02.Dec.05, 13:48      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Quote:
was die Medikamente angeht, meine ich, hier gelesen zu haben, daß das länger dauert, bis sie anfangen zu wirken und daß nach einer Weile auch die Nebenwirkungen verschwinden. Aber schau besser mal selber, was Du hier so findest.

Sicher, deswegen habe ich die verschiedenen Medikamente auch immer etwas länger "getestet". Nur leider schafft es wie gesagt kein Medikament, dass ich an bestimmte Dinge nicht mehr denken muss, dass meine Zweifel aufhören und ich mich nicht über jeden Kleinkram aufregen muss.

Klar habe ich versucht, in die Arbeit zu gehen. Bis ich so kaputt war, dass ich vor und nach der Arbeit wirklich GAR NICHTS mehr machen konnte. Nicht mal fernsehen oder sowas. In der Arbeit selbst wurde es auch immer schlimmer. Zuletzt habe ich mich den ganzen Tag einer Ohnmacht nahe gefühlt. Mir war ständig schwindlig und übel.

Quote:
Wie gut kennt Dich der Arzt denn? Hast Du ihm von der Paartherapie erzählt?

Ich gehe noch nicht sooo lange zu ihm. Das mit der Paartherapie habe ich ihm erzählt, aber ihm dauert das zu lange.

Quote:
Allerdings macht mich folgende Bemerkung von Dir stutzig: "Für mich kommt aber eigentlich nur eine dritte Möglichkeit in Betracht: Das Kämpfen für Veränderungen...

Du hast recht, ich kann ihn nicht zwingen, sich zu ändern, das weiß ich. Aber ich kann dafür kämpfen, dass er einmal sieht, was hier passiert und dass nicht alles auf meine psychischen Probleme abzuschieben ist. Mein Therapeut sagte, dass die Paarberatung insofern einen Sinn hätte, dass er die Situation mal erkennt, das tut er nämlich nicht. Wenn ICH ihm das zu erklären versuche, dann geht das links rein und rechts wieder raus. Möglicherweise bleibt das mehr haften, wenn ein Außenstehender mal einen Standpunkt vertritt.

Quote:
Hm, aber welche Erwartung hast Du vom Arzt, die Situation schnell zu verbessern?

Vielleicht habe ich mich etwas dumm ausgedrückt, aber ich erwarte hier gar keine Wunder in Form einer 4-Wochen-Lösung oder dergleichen.

Quote:
Ich weiß nicht, ob Du da vielleicht falsche Vorstellungen hast?!
Du schriebst, es wäre Aufgabe des Arztes, mit Dir zusammen nach akzeptablen Lösungen zu suchen. Hast Du da konkretere Vorstellungen?

Also auf jeden Fall keine solchen Holzhammer Methoden wie "Sie gehen einfach mal ein paar Monate in die Klinik" oder "Trennen sie sich". Auf die Paarberatung bin ich durch meinen Sozialpädagogen in der Arbeit (!) gekommen, so einen Vorschlag hätte ich mir z. B. von den Ärzten gewünscht, kam aber nie, auch wenn sie wussten, dass die ganzen Probleme von der Partnerschaft ausgehen.

Mein Gefühl ist eben dies: "Sie müssen so schnell wie möglich wieder in die Arbeit, es gibt keine Zeit, und wenn wir ihre Psyche und ihren Körper mit Tabletten manipulieren müssen dafür - auch gut."

Nicht falsch verstehen, ich habe weder etwas gegen Medikamente noch gegen die "schnell wieder arbeiten"-Einstellung. Aber ist das alles, was Ärzte bei mir erreichen wollen? Das Gefühl "Die wollen mir wirklich helfen" bleibt auf der Strecke.
Und ich habe auch das Gefühl, wenn ich wieder arbeiten gehen würde, dann wäre es den Ärzten egal, was mit mir ist, was für Probleme ich noch habe.

@Jane21
Grad deinen Beitrag noch gesehen. Ich würde mich auch viel wohler fühlen, wenn ich dort nicht alle zwei Wochen antanzen müsste. Jedoch wie wird das dann mit der Arbeit geregelt?
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Stöpsel2
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Post Fri, 02.Dec.05, 14:55      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Hallo,

na ja, dann bringt das mit dem Arbeiten wohl nichts, bevor sich nicht substantiell was geändert hat. Dann würde ich es ihm beim nächsten Mal so deutlich sagen (oder einem anderen Arzt, wenn Du woanders dasselbe gesagt bekommst)

Quote:
Das mit der Paartherapie habe ich ihm erzählt, aber ihm dauert das zu lange.


Na ja, es kann sich ja schon entscheidendes verändern, bevor ihr mit der Therapie zu Ende seid.

Quote:
Du hast recht, ich kann ihn nicht zwingen, sich zu ändern, das weiß ich. Aber ich kann dafür kämpfen, dass er einmal sieht, was hier passiert und dass nicht alles auf meine psychischen Probleme abzuschieben ist. Mein Therapeut sagte, dass die Paarberatung insofern einen Sinn hätte, dass er die Situation mal erkennt, das tut er nämlich nicht.


Das kann ich mir gut vorstellen. Aber auch zum einsehen kannst Du ihn nicht zwingen. Ich hab in meiner letzten Beziehung jahrelang dafür gekämpft, daß mein Partner was einsieht. Na ja, es war für mich zum Glück nicht so schlimm wie bei Dir. Aber trotzdem hat mich das einiges gekostet und im Nachhinein denke ich mir, ich hätte viel eher einen Schlußstrich ziehen sollen, das sieht er inzwischen selbst so. Aber na ja, es wird schon anders sein, wenn eine neutrale dritte Person dazukommt.

Wg. dem, daß Dein Arzt nichts zu Paartherapie o.ä. gesagt hat:
Ich hab mich manchmal auch gewundert, daß Therapeuten so wenig aus den Grenzbereichen ihres Gebiets wissen. Ok, vielleicht sind sie in ihrem eigenen Gebiet top, aber wenn die wahre Lösung in einem Randbereich liegt und sie sowas nicht im Auge haben und da nicht auf andere Personen verweisen können oder vielleicht Ansprechpartner nennen können, finde ich das sehr bedauerlich. Sie müßten halt auch ein bißchen mehr über ihren Tellerrand gucken können, damit wäre manchen viel mehr geholfen.

Quote:
Mein Gefühl ist eben dies: "Sie müssen so schnell wie möglich wieder in die Arbeit, es gibt keine Zeit, und wenn wir ihre Psyche und ihren Körper mit Tabletten manipulieren müssen dafür - auch gut."


Hm, also ich hätte jetzt schon gedacht, daß er das in Deinem eigenen Interesse so gesagt hat. Weil Arbeit eben auch guttut. Nun gut, ich weiß nicht, inwiefern er über Deine Erfahrungen diesbzgl. Bescheid weiß. Und die Tabletten, wolltest Du die nicht selbst? (oder hab ich da was falsch verstanden?)

Wie wäre es denn, wenn ihr jetzt erstmal die Paartherapie anfangt und Du dann nach einer Weile schaust, wie es sich entwickelt, ob Du dann vielleicht doch andere Lösungen in Betracht ziehst.

Und wg. Krankschreibung: Eine weitere Möglichkeit ist, daß Du Dich vom Hausarzt krankschreiben läßt.

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Fri, 02.Dec.05, 17:34      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Das mit den Medikamenten - das war eigentlich ein Beschluss beiderseits. Der Arzt hat gemeint, wir sollen es doch mal mit Tabletten versuchen. Ich stimmte zu, ich habe solche Medikamente bis jetzt noch nie genommen, ich dachte, ein Versuch schadet bestimmt nicht, und wenns hilft - umso besser.
Bei einigen Präparaten waren die Nebenwirkungen jedoch auch noch nach Wochen so stark, dass ich sie absetzen musste (oft bin ich vor lauter Erbrechen und Durchfall den ganzen Tag lang kaum von der Toilette runter gekommen Wink ). Dann gab es wiederum welche, die mich total aufputschten, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte. Und schließlich nochmal andere, von denen ich auch bei höherer Dosis weder einen positiven noch einen negativen Effekt spürte. Also einfach gar nichts. Ich hatte nicht mehr Energie, ich wurde nicht ruhiger, auch die Panikattacken blieben.
Bis jetzt habe ich ca. 15 verschiedene Medikamente ausprobiert.

Quote:
Aber auch zum einsehen kannst Du ihn nicht zwingen.

"Einsehen" ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich würde nur "sehen" dazu sagen. Da geht es nicht darum, dass er sich in irgendeiner Weise schuldig bekennt (obwohl er das teilweise durchaus ist), sondern, dass er nur die Situation, wie sie jetzt ist, als Tatsache hinnimmt, das wäre schon ein Schritt nach vorn. Eben nur anerkennen, dass es mir schlecht geht und ich Hilfe brauche (auch seine). Nur das als Tatsache anerkennen, das tut er nämlich auch nicht. Oder ist das schon zuviel verlangt? Er ist ein Träumer und sehr bequemer Mensch, er merkt im Alltag gar nicht, dass es mir schlecht geht - das schiebt er beiseite. Wenn ICH ihn damit konfrontiere, dann schaltet er ab und geht quasi auf Kleinkind-Stufe über: "Ich weiß nichts und hab keine Ahnung, was ich machen soll/kann und ich hab zu nichts eine Meinung". Damit kann er sich bei mir rauswinden, aber bei einer fremden Person sicher nicht, jemand anders wird ihm das nicht abnehmen.

Wegen meinem Hausarzt: Der ist genau das gleiche Kaliber. Zu dem bin ich zuerst gegangen. Ich habe gesagt, dass ich nichts mehr auf die Reihe kriege, dass es mir schlecht geht. Was tut er? Drückt mir starke Antidepressiva in die Hand und schickt mich wieder weg. Keine Krankmeldung, keine Empfehlung, dass ich doch eine Therapie machen könnte, kein "Entschuldigung, ich bin sehr beschäftigt, vielleicht sind sie bei einem Arzt für Psychiatrie oder Neurologen besser aufgehoben, hier, ne Überweisung"... Nichts von alledem.
Ich saß dann weinend da, hab gesagt "Ich schaff das nicht". Die Antwort: "Das schaffen sie schon, nehmen sie die Tabletten und melden sie sich in zwei Wochen wieder. Ich... ähm... ich muss mich jetzt um meine anderen Patienten kümmern, wiedersehen."
Ich finde das einfach unfassbar.
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Post Tue, 06.Dec.05, 12:28      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

@Jane21

Man kann von Antidepressiva (was anderes ist es bei Schlafmitteln- und Beruhigungsmitteln, Benzodiazepine, Tranquillizern etc.) nicht abhängig werden. Ich selbst musste mit 17 beginnen, Antidepressiva einzunehmen, da sich trotz einer längerfristigen vorangegangenen ambulanten Psychotherapie ich körperlich u. auch psychisch völlig am Sand war - ganz zu schweigen davon, d. ich nicht mehr in die Schule gehen konnte (im Maturajahr besonders toll) u. tagelang nur im verdunkelten Zimmer gelegen habe. Durch die Einnahme war ich zumindest körperlich wieder besser dran, konnte zumindest wichtige Schulstunden absolvieren - ohne sofort die Konzentration zu verlieren - Spaziergänge mit Freunden machen...

Es ist klar (und das sagen dir ein guter psychiatrischer Arzt u. ein guter Psychotherapeut auch), d. Antidepressiva bei den Symptomen (und d. körperlichen Ursache wie z.b. gestörter Botenstoffhaushalt im Gehirn) ansetzen, die körperlichen Symptome lindern, aber NICHT die psychischen/seelischen Ursachen der Krankheit bekämpfen können. Man weiß heutzutage, d. die effizienteste Behandlung von Depressionen in der Kombination beider Methoden (Einnahme von Antidepressiva u. Absolvierung einer Psychotherapie) liegt.

Ich kann nur sagen, d. mir die Einnahme d. Antidepressiva d. Leben gerettet haben, weil ich irgendwann sicher einfach Schluss gemacht hätte.

Man darf Antidepressiva nicht einfach so absetzen. Normalerweise musss man sie sowieso mindestens 6 Monate lang einnehmen (d. ist so ein Richtwert) u. erst dann kann - in Absprache mit dem behandenden Arzt! - wenn sich die Situation gebessert hat d. Medikament langsam (ausschleichen) abgesetzt werden... Wenn man sich nicht daran hält oder aber einfach auf Eigenverantwortung absetzt, passiert genau das, was in jeder Packungsbeilage zu lesen ist u. was dir jeder Arzt sagt: Rückfall (teilweise mit akuter Suizidalität einhergehend)!


Zur ursprünglichen Frage ist noch zu sagen:

Leider bleibt dem Arzt bei Antidepressiva oft nur die Möglichkeit, "auszuprobieren" welches Medikament zu welchem Patienten am Besten passt. Da Antidepressiva erst nach drei bis vier Wochen zu wirken beginnen, ist es natürlich besonders schwierig, festzustellen, ob die Einstellung d. Patienten passt. Es ist absolut normal, d. du verschiedene Präparate ausprobieren solltest. Bei mir hats auch nicht auf Anhieb geklappt, ich hab als erstes z.B. Deanxit nehmen müssen, was nach einem Monat null Wirkung gezeigt hat. Dann musste ich auf ein anderes Antidepressiva umsteigen. Schlussendlich kann ich heute sagen, d. mir z.B. Fluoxetin zur Antriebssteigerung am Besten hilft u. ich bei Schlafstörungen u. zur Beruhigung am Besten auf Saroten reagiere. Man muss bei der Anwendung von Antidepressiva vor allem zu Beginn, bei der Einstellung, einfach sehr viel Geduld aufbringen (natürlich ist das - oft häufige - Ausprobieren nicht angenehm u. zeitaufwendig).

Ich kann nur sagen: Man sollte nicht über synthetische Antidepressiva schimpfen (die übrigens immer besser werden u. immer weniger Nebenwirkungen haben - man denke an die neue Generation der SSRI) u. Vorurteile schüren. Die Anwendung derselben sind oft lebensrettend. Natürlich ist klar zu sagen, d. eine Kombination von Psychotherapie u. Antidepressiva meist die beste Behandlungsmethode f. Betroffene ist...
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Post Tue, 06.Dec.05, 14:06      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

ich schreibe vielleicht dinge die du nicht so lesen willst.

wenn ich deinen beitrag lese, stelle ich in erster linie fest, das du opfer bist. und zwar aus tiefstem herzen. es gibt menschen, die geradezu märtyrerhaft leiden um zu sühnen, weil sie sich schuldig fühlen. andere menschen oder ärzte können gar nie helfen, weil die grundeinstellung des menschen ist, das er leiden MUSS. solche menschen fallen von einer schweren krankheit in die nächste, sind teilweise schon an den rollstuhl gefesselt oder bettlägerig. keiner kann ihnen helfen, sie haben jahrelange odyssen hinter sich und kennen mehr ärzte als andere je bekannte haben werden.
ich habe stark das gefühl, deine "krankheit" hat einen "sinn". sie wird benötigt um ein gewisses ziel zu erreichen. vielleicht ist es aufmerksamkeit. vor allem von deinem freund. vielleicht auch trotz. "ich bin schwer krank weil du so bist wie du bist". "durch dich werde ich immer kränker". "es wird mich gesünder machen wenn du endlich begreifst wie sehr ich leide"...
es wäre interessant, ob du auch schon so krank wars, bevor du deinen freund kennen gelernt hast, und ob du wirklich durch die beziehung so krank wurdest. wenn du vorher schon krank warst, kannst du es ihm nicht anlasten oder ihn als problemauslöser dar stellen. wenn du erst durch ihn so krank wurdest, dann ist das was du machst selbstzerstörung oder die besagte märtyrerrolle.

ich kann mir vorstellen, das ärzte nicht genau wissen wie sie dir helfen sollen. irgendwie kommt bei dir kein rechtes ziel heraus. kein: ich will wieder gesund sein, meinen alltag meistern und arbeiten können. sondern eher sowas wie: mein freund soll sich ändern, dann erst werde ich wieder gesund. natürlich sehr direkt gesagt, aber so von der grundaussage her scheinst du eher zu wollen das ER macht, als das DU machst. bzw. erst dann du machen, wenn er gemacht hat. dasi st dann wohl die abhängigkeit von der du geschrieben hast...

also letztlich sehe ich folgende möglichkeiten: du leidest weiter bis dein freund vielleicht eines tages bereit ist die verantwortung für dich zu übernehmen (oder durch deinen zustand gezwungen ist dich zu pflegen - wobei mir sein jetziges verhalten schon mehr wie eine flucht vorkommt), oder du legst einen gesundungswillen für DICH an den tag, völlig unabhängig davon, was dein freund tut lässt oder denkt, du lebst für DICH und sonst keinen- schaffst also die innere abhängigkeit zu lösen um äußerlich noch eine beziehung mit ihm führen zu können. oder du sagst dir: wenn er mich krank macht löse ich mich um wieder gesund zu werden.

kann es sein das du dir vielleicht unbewußt wünscht, ein arzt würde "verschreiben" das dein freund die paartherapie macht? das er quasi von anderen instanzen an den haaren dazu geschleift wird, dich anzusehen, wahr zu nehmen, verantwortung zu übernehmen? das wird keiner machen. es wird immer der patient behandelt, und der bist du, nicht er. und so sehei ch es was die ärzte getan haben: sie haben entweder die symptome bekämpfen wollen (tabletten) oder die ursache deiner probleme (beziehung). ich bin selber kein freund von ärzten, aber sie sind nicht dazu da DEINE probleme zu lösen. sie können dich beim heilen unterstützen, aber selbst die schlimmste krenkheit heilt man immer noch selber.

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Post Tue, 06.Dec.05, 15:56      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Hallo lilu! (Wir kennen uns ja schon von anderen Beiträgen hier Wink )

Ich kritisiere hier von den Ärzten diese "Hau-drauf-Methoden". Die mir aber auch nicht weiterhelfen. Angenommen, ich trenne mich. Damit wäre das Problem für den Moment scheinbar gelöst. Doch beim nächsten Freund würde es wieder genauso weitergehen. Solange die Ursachen (die durchaus zum Teil bei mir liegen) nicht behoben werden, wird es immer wieder dasselbe sein.
Die Frage, ob ich schon vorher psychisch "lädiert" (ich nenne es mal so) war, lässt sich leicht beantworten. Dieses "Klettenverhalten" habe ich schon immer, das zieht sich nicht nur durch sämliche Partnerschaften, sondern auch bis ins Kindesalter, als ich immer sauer war, wenn eine Freundin vom Spielen nach Hause musste. Doch dieses Schlimme, was sich heute zeigt und die körperliche Einschränkung spüre ich erst in meiner jetzigen Beziehung.
_______
Ich merke, dass hier wohl oft etwas missverstanden wird. Oder vielleicht drücke ich mich auch nicht besonders gut aus.
So sieht es wahrscheinlich aus: Er ist glücklich mit seinem Verhalten, er ist, wie er ist - ich akzeptiere es oder lasse es sein.
Die Wahrheit: Er ist eben NICHT glücklich damit, er ist nur zu bequem, um etwas zu ändern. Auch er stellt Forderungen an mich, meint aber, dafür nichts tun zu müssen.
Hier hilft der verbale Arschtritt. Und ich merke, ich komme weiter! Das Problem "Katze" ist zum Beispiel bereits gelöst (du erinnerst dich?). Wir haben eine Lösung gefunden, mit der wir beide zufrieden sind. Was ich dafür tun musste? Das Ganze einfach zum x-ten Mal durchkauen und es ihm begreiflich machen.
Ich denke, diese Art und Weise wäre die Beste. Kann man mir das wirklich anlasten, dass ich möchte, dass sich zwei Menschen hinsetzen, ihre Probleme diskutieren und zu einer Lösung kommen, die für beide akzeptabel ist?
Wegen der Paarberatung: Wer spricht hier von hinschleifen? Ich habe ihn GEFRAGT, ob er mit mir dahin gehen würde und er hat ja gesagt, Punkt. Das rechne ich ihm auch hoch an.
Was dabei rauskommt, werden wir sehen.
Womit wir aber schon wieder beim entscheidenden Faktor wären: Zeit. Ich habe ja bereits kleine Erfolge zu verzeichnen, aber das hat Monate gedauert.
Für die Ärzte sollte ich arbeiten gehen, mich um meinen Haushalt kümmern und nebenher auch noch meine Probleme lösen. Das klappt aber so nicht, das ist mir zu viel. Für so viele Dinge habe ich derzeit wirklich keine Energie. Ich setze da Prioritäten, ich sage, die Ursachen- und Problembekämpfung ist mir am wichtigsten, das erfordert auch meine 100%ige Aufmerksamkeit. Die Ärzte verstehen das aber nicht.

Zu den Medikamenten:
Zu meinen Hauptproblemen zählen solche Dinge wie, dass ich mich jedes Mal, wenn mein Freund später von der Arbeit nach Hause kommt, frage, ob er denn wirklich länger arbeiten musste oder ob er sich vielleicht mit jemandem trifft etc. Wie sollen Medikamente das beeinflussen? Da bräuchte es Tabletten, die mein gesamtes Denken lahmlegen. Oder gar Medikamente, die mir eine "Friede-Freude-Eierkuchen"-Welt simulieren. Tabletten, bei denen ich vor nichts mehr Angst habe.
Aber ich denke, so etwas gibt es nicht.
Auch diese Sache kann ich den Ärzten anscheinend nicht klar machen.
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Post Wed, 07.Dec.05, 10:13      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

hi,

es freut mich das du schon fortschritte machst und auch deine bemühungen mit deinem freund früchte tragen...

was das thema arbeiten betrifft: ich von mir kann sagen, das es mir mental besser geht, wenn ich beschäftigt bin. ich gehe vor die hunde wenn ich den ganzen tag alleine bin und zeit zum grübeln habe. ich verliere dabei den kontakt zur welt und kreise nur noch um meine probleme die dadurch immer größer und unüberwindlicher werden. auch fale ich dann in eine position des wartens, und das macht jede minute länger warten unerträglich - ja, ich fange an mir dinge zusammenzureimen.
es ist manchmal nicht gut, zu viel platz in seinem kopf seinen problemen zu widmen. es ist zwar wichtig, sich zeit für sich zu nehmen, aber für ein lösungsorientiertes denken ist es genauso wichtig, pausen im denken zu machen. vieles "wächst" erst im unterbewußten. ich merke das bei mir. die therapie hat bei mir samen gesäht, jetzt, monate nach der therapie kann ich die früchte ernten. obwohl ich seit monaten nicht mehr - wie früher - herumgrübele an meinen problemen, kommei ch schneller und erfolgreicher voran als vor der therapie, wo ich fast nonstop an meinem problemen "arbeitete".
man darf bei alledem nicht vergessen, das, für eine gesunde sicht der dinge, auch wichtig ist, ein paar schritte abstand zu nehmen.
ich denke, das die aufforderung, arbeiten zu gehen nicht damit zusammenhängt dich wieder "fähig" zu machen, sondern dir tatsächlich helfen kann, die treppe zu finden, die aus deinen problemen heraus führt.

ich finde es gut das du erkennst das es dein klammerproblem ist das dir das leben schwer macht. kann es sein das du dich auch ein wenig an die probleme klammerst? also da kann ich dich beruhigen, die laufen dir nicht davon (und wenn - wäre das doch erfreulich, oder?). also auch wenn es dir schwer fällt, würde ich schon darauf achten eine beschäftigung ausserhalb deiner problemstellen zu finden. einfach um "urlaub" von deinen problemen zu nehmen. wenn du dadurch nur 3 stunden am tag von deinen problemen abgelenkt bist, ist das doch schon ein enormer vorteil.
vielleicht hilft dir da auch ein ehrenamtliche sache oder sowas. oder irgendetwas nicht so anspruchsvolles, etwas das vielleicht nicht unmittelbar dein normaler job wäre, wenn das zu belastend ist...

mit ärzten bin ich auch nicht dicke. aber ich frage mich auch, was der auch tun oder wissen soll, die paar minuten die er mich kennt. die probleme aber die du hast, die kann er tatsächlich nicht lösen. und auch der trennungsvorschlag war einfach eine vorrübergehende symptombefreiung. quasi damit du zumindest körperlich in der lage bist ein leben zu führen wärend du - als singel - deine probleme löst um in einer späteren partnerschaft nicht so zu leiden - und eine glückliche partnerschaft zu haben. weißt du, ich denkem it, der arzt bekommt auch viele wirklich unheilbare fälle zu gesicht. sachen, wo er wirklich nichts mehr tun kann. wo eine lösung nicht so verhältnismäßig "einfach" ist wie es bei dir wäre. nicht böse sein. aber aus sicht eines arztes ist es schwieriger, einen patienten von krebs zu befreien als einen patienten zu heilen der "nur" durch eine beziehung so krank ist. sein fokus ist: krankheit weg machen. die wenigstenb ärzte gehen dabei tatsächlich von "heilimg" aus. uns elbst die meisten patienten wollen lieber "symptomfrei" sein als wirklich "heilen". wer leute behandelt die durch den eigenen lebenswandel krank sind, weiß, das leute nur keine symptome wollen, nicht aber gesund sein. und er handelt so.

du weißt aber, wie du heilen kannst.

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Post Wed, 07.Dec.05, 16:52      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Leider geistert immer noch folgende Meinung in den Köpfen herum: Man ist den ganzen Tag zu hause -> man ist faul, man tut nichts, das muss langweilig sein, dann hat man zu viel Zeit, um zu grübeln...
Dem ist aber nicht so. Mir ist nie langweilig, ich fühle mich nonstop beschäftigt.
Dazu kommt noch, dass ich die Zeit nicht "erlebe". Ich weiß nicht, ob das ein weiteres Symptom meiner derzeitigen Verfassung ist. Seit einiger Zeit kommen mir Tage wie Minuten vor. Wenn mein Freund heute abend nach Hause kommt, dann ist das, als wäre er vor 5 Minuten erst weggefahren.

Und ich habe wirklich nichts gegen Arbeit, im Gegenteil. Ich möchte doch auch so gerne Geld verdienen... leider versperrt mir mein Körper jetzt diese Möglichkeit. Wenn ich früh aufstehen muss, dann fühle ich mich wie tot. Ansonsten verliere ich auch nach kurzer Zeit die Konzentration, ob ich will oder nicht. Meine Versuche, mich dazu zu zwingen, das durchzuziehen, scheiterten und meine gesamte Verfassung wurde nur noch schlechter. Und ich habe mich über viele Monate hinweg dazu gezwungen. Körperliche Ursachen werden dafür von ärztlicher Seite ausgeschlossen.
Manchmal scheine ich auch die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren. Ich war neulich mit meiner Mutter auf einer 3-Stunden Einkaufstour. Der ganze Lärm, die vielen Leute, das Anstehen, das Suchen, es hat mich wirklich wahnsinnig gestresst, ich dachte, mein Kopf platzt. Da war ich schon knapp davor, dass ich anfange zu weinen. Wir sind dann noch was essen gegangen und auf einmal war es so, dass mein Körper wohl nicht mehr wollte. Ich schätze, ausgelöst durch diesen Einkaufsstress weigerte sich dann mein Körper, die Gabel zu halten und zu essen. Nur mit größter Kraft- und Willensanstrengung habe ich dann die Hälfte geschafft.
Sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Echt krass.
Der Tag war natürlich so gut wie im Eimer. Als ich wieder daheim war, war ich total erschöpft, ich fühlte mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen.

Die Frage ist, was kann ich dagegen tun? Wenn mein Wille und meine Kraft kaum ausreichen, um eine Gabel zu halten??? Was ist dann mit schwierigeren "Aufgaben"?

...

Quote:
wer leute behandelt die durch den eigenen lebenswandel krank sind, weiß, das leute nur keine symptome wollen, nicht aber gesund sein. und er handelt so.

Nun ja, dann drückt er mir aber gewissermaßen seine Meinung, seine Ideale auf, das finde ich nicht ok.
Was ich persönlich von Ärzten wirklich noch verlangen würde: Dass sie zugeben, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Ich sehe sie auch nicht als "Götter in Weiß", sondern es sind auch nur normale Menschen, die auch mal nicht weiter wissen dürfen. Aber anstatt es dann zuzugeben, ziehen sie ein weiteres Medikament aus dem Hut, mit dem Argument "versuchen wir´s mal". Oder sie kommen dann mit (meiner Meinung nach) völlig krassen und übertriebenen Forderungen an den Patienten. Für mich stinkt das nach Inkompetenz. Denn ich sehe das so:
Die Patientin kommt zu mir, ich soll ihr helfen. Ok, versuchen wir es mit Medikamenten. Hilft nichts? Sie soll in eine Therapie gehen. Macht sie schon, in Ordnung. Aber das dauert ewig, die Frau soll sich doch dadurch nicht noch mehr ihre Zukunft verbauen. Wie wäre es mit einer Klinik? Möchte sie nicht/kann sie nicht. Vergessen wir´s wieder. Dann fällt mir nur noch ein, dass sie sich trennt, dann weiß ich nichts mehr. Was, sie will nicht?! Harhar Twisted Evil , damit kann ich ihr die "Schuld", den schwarzen Peter zuschieben, damit ist sie selbst schuld, dass es ihr schlecht geht und ich brauche nicht zugeben, dass ich mit meinem Latein am Ende bin...
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Post Wed, 07.Dec.05, 19:03      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Hallo Catwoman,
Quote:

Angenommen, ich trenne mich. Damit wäre das Problem für den Moment scheinbar gelöst. Doch beim nächsten Freund würde es wieder genauso weitergehen. Solange die Ursachen (die durchaus zum Teil bei mir liegen) nicht behoben werden, wird es immer wieder dasselbe sein.


Vielleicht wäre ja eine vorübergehende Trennung eine Lösung? Oder getrennte Wohnungen?
Und mit dem, daß das Problem bei einer Trennung nur scheinbar gelöst ist: Also, solltest Du Dich jetzt von Deinem Freund trennen, könntest Du auch erstmal alleine an Deinen Problemen arbeiten. Du brauchst Dich ja nicht gleich in die nächste Beziehung stürzen und wenn Du für Dich einiges gelernt hast und später wieder eine neue Beziehung anfängst, wären die Randbedingungen ja schon ganz andere als bei der jetzigen Beziehung. Zudem sind viele Probleme in einer Beziehung deswegen schlimm, weil sich bestimmte negative Sachen "einschleifen". Du könntest daher bei einer neuen Beziehung von Anfang an drauf achten, wo etwas anfängt, falsch zu laufen und das in der Therapie thematisieren und dagegensteuern.
Ich will Dir das jetzt nicht als die richtige Lösung für Dich verkaufen, ich will nur sagen, daß es schon anders laufen kann, als Du es Dir jetzt denkst.

Quote:
Denn ich sehe das so:
Die Patientin kommt zu mir, ich soll ihr helfen. Ok, versuchen wir es mit Medikamenten. Hilft nichts? Sie soll in eine Therapie gehen. Macht sie schon, in Ordnung. Aber das dauert ewig, die Frau soll sich doch dadurch nicht noch mehr ihre Zukunft verbauen. Wie wäre es mit einer Klinik? Möchte sie nicht/kann sie nicht. Vergessen wir´s wieder. Dann fällt mir nur noch ein, dass sie sich trennt, dann weiß ich nichts mehr. Was, sie will nicht?! Harhar , damit kann ich ihr die "Schuld", den schwarzen Peter zuschieben, damit ist sie selbst schuld, dass es ihr schlecht geht und ich brauche nicht zugeben, dass ich mit meinem Latein am Ende bin...


Na ja, es muß ja nicht unbedingt was mit Schuld zu tun haben. Warum ist der der Arzt gleich inkompetent, weil er in Deinem Fall nicht weiterweiß? Es mag Fälle geben, die eben reichlich kompliziert sind, gibt hier im Forum einige solche zu lesen, wo es einfach auch verdammt schwierig ist zu sagen, wie es denn richtig wäre, weiterzumachen. Vielleicht gehörst Du ja auch dazu.
Ich weiß eben nicht so recht, was Du willst. Dieses Dir Zeit lassen reicht Dir ja scheinbar doch nicht. Du willst, daß der Arzt noch irgendeinen Trick aus dem Hut zaubert. Vielleicht gibt es so einen, vielleicht aber eben auch nicht. Wenn die einzigen Möglichkeiten, die dem Arzt einfallen, Dir nicht gefallen, mußt Du es dann eben hinnehmen, daß es länger dauert. Oder Du suchst Dir halt ständig neue Ärzte, vielleicht ist dann mal irgendwann einer dabei, der die zündende Idee hat. Vielleicht aber auch nicht und das heißt dann nicht unbedingt, daß es schlechte Ärzte sein müssen.

Catwoman wrote:
lilu wrote:
wer leute behandelt die durch den eigenen lebenswandel krank sind, weiß, das leute nur keine symptome wollen, nicht aber gesund sein. und er handelt so.


Nun ja, dann drückt er mir aber gewissermaßen seine Meinung, seine Ideale auf, das finde ich nicht ok.


Tja, das kann ich einerseits verstehen. An der Stelle hab ich mich bei meinem alten Therapeuten auch gefragt, ob das mein Problem ist. Aber wie wäre es denn, wenn da tatsächlich ein untrennbarer Zusammenhang besteht? Wenn Dein Lebenswandel/Deine Ideale Deine Symptome hervorrufen? Würdest Du dann die Symptome in Kauf nehmen, zugunsten Deiner Ideale?

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Wed, 07.Dec.05, 19:41      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Quote:
Warum ist der der Arzt gleich inkompetent, weil er in Deinem Fall nicht weiterweiß?

Hoppla, und wieder ein Missverständnis... Wink
Ich sehe es als Inkompetenz der Ärzte, wenn sie nicht weiter wissen und das nicht zugeben wollen, wenn sie stattdessen, wie von mir beschrieben, den "schwarzen Peter" weitergeben...

Quote:
Vielleicht wäre ja eine vorübergehende Trennung eine Lösung? Oder getrennte Wohnungen?

In meiner momentanen Situation wirklich unmöglich. Wenn ich mich ein paar Wochen oder Monate von meinem Freund trenne, könnte ich nicht mehr zurück. Denn diese Zeit, in der wir getrennt waren, würde immer zwischen uns stehen. Ich wäre randvoll mit Zweifeln und Fragen, was er gemacht hat, als ich nicht da war. Und selbst wenn er mir eine harmlose Antwort darauf geben würde, so blieben doch meine Zweifel. Zumindest sieht es momentan so aus und ob sich dieses Verhalten meinerseits bessert bzw. "auslöschen" lässt oder nicht, darauf möchte ich es nicht ankommen lassen. Denn wenn nicht, stehe ich nachher da, meine Beziehung ist im Ar***, dahin kann ich dann nicht mehr zurück und dann frage ich mich, warum um Himmels Willen ich auf die ja so gut gemeinten Ratschläge des Arztes gehört habe.
Getrennte Wohnungen wären auch finanziell ein Horror.

Quote:
Du brauchst Dich ja nicht gleich in die nächste Beziehung stürzen und wenn Du für Dich einiges gelernt hast und später wieder eine neue Beziehung anfängst,

Es ist richtig, was du sagst. Doch ich kenne mich. Ich würde mich gleich in die nächste Beziehung stürzen, weil so etwas im Moment lebensnotwendig für mich ist. Ebenso die Aufmerksamkeit, die ich daraus ziehe. Ich muss nicht mal eine neue Beziehung wollen, nein, ich fühle mich dazu gezwungen. Ja, bei mir herrscht Zwangsverhalten.

So lange man den Ursachen nicht auf den Grund gegangen ist, das daraus resultierende Verhalten meinerseits nicht abgestellt werden kann und die Probleme nicht gelöst sind wird es trotz Trennung oder Klinikaufenthalt oder sonstiges immer so weiter gehen.

Das hört sich an, wie eine Ausrede. Für mich ist das die bittere Wahrheit, ob ich möchte oder nicht.
Ich habe auch schon ein paar Trennungen hinter mir. Und jedes Mal sage ich mir "Das nächste Mal wird anders", ich versuche, meine ganze Einstellung zu ändern, versuche, auch etwas positives daraus zu ziehen, etwas zu lernen. Und hier lande ich: Wieder bei meinem Klammerverhalten, bei meinen Panikattacken, bei meinen Zwangshandlungen.
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Post Wed, 07.Dec.05, 20:14      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Hallo Catwoman,

hast Du das den Ärzten denn auch mal alles gesagt?

Zum zweiten, wenn es so krass ist mit einem Zwangsverhalten, wäre dann nicht grade eine Klinik gut? Dann könntest Du lernen, damit umzugehen, wenn Du unter dem "Entzug" leidest. Was sagt denn Dein Therapeut zu alldem (Trennung und Klinik)?
Was war denn die längste Zeit, die Du mal ohne Beziehung warst?

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Thu, 08.Dec.05, 19:03      Re: Ärztefrust Reply with quoteBack to top

Natürlich habe ich es den Ärzten so gesagt. Und auch, wenn sie die Gabe haben, mir immer wieder ins Wort zu fallen, müssten sie zumindest drei Viertel akustisch verstanden haben. Es läuft aber immer wieder aufs Gleiche raus, egal, was ich sage: "Gehen sie in eine Klinik" oder "Trennen sie sich". Man hat das Gefühl, man redet mit einer Wand.

Eine Klinik wäre auf der einen Seite gut, das weiß ich auch (irgendwo). Hier steht mir der Punkt im Weg, den ich oben schon beschrieben habe: Dass ich eventuell nicht mehr in die Beziehung zurück kann. Und meine Selbstkenntnis meldet sich auch wieder: Wenn man mir das wegnimmt, was ich unbedingt brauche, in dem Fall die Beziehung, dann werde ich zum Kleinkind "Alles ist sch..., lasst mich in Ruhe!!!". Zu meinem zwanghaften Verhalten gehört ja eben auch, dass ich mich nicht mal ein Wochenende von meinem Freund lösen kann. Ich kanns einfach nicht Sad

Mein Therapeut hat gesagt, dass eine Klinik zwar nicht schlecht wäre, wegen der engmaschigeren Betreuung, dass wir so aber wohl auch weiter kommen werden. Das mit dem Trennungsvorschlag vom Arzt weiß er noch nicht, da muss ich ihn beim nächsten Termin mal drauf ansprechen. Wir haben noch keine sooo regelmäßigen Termine, wollen aber im Januar dann mindestens einmal die Woche einen Termin haben.
Aber der Therapeut hat von sich aus noch nicht von einer Trennung gesprochen.

Du fragst, was die längste Zeit ohne Beziehung war? Puh... lass mich nachdenken... also eigentlich... überhaupt nicht, seit ich 16 war. Mit 16 hatte ich 1,5 Jahre einen Freund, nach der Trennung zwar ein halbes Jahr ohne richtigen Freund, hatte aber quasi "jeden Tag nen anderen", war also nicht wirklich allein. Dann kam wieder eine 3-jährige Beziehung und von dieser war der Übergang zur jetzigen fließend. Also 7 Jahre niemals ohne Mann.
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