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Ludmilla
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Post Fri, 20.Jun.03, 9:46      Der Therapeut als Objekt oder als Mensch Reply with quoteBack to top

Hallo ihr Lieben,

mal wieder ein neuer Thread von mir. Wink

Mir ist vor einiger Zeit (ein paar Monate) aufgefallen, daß ich meinen Therapeuten zu Beginn der Therapie nie richtig wahrgenommen habe. Er war für mich nur irgendein Objekt. Ich hätte genauso mit eine sprechenden Wand oder einem Roboter reden können. Der Unterschied wäre mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Er war für mich nicht wirklich etwas Lebendiges.
Später wandelte sich dieses Bild. Er wurde in meinen Augen eine Person, ein Mensch. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wann das war. Ungefähr zu der Zeit, als ich anfing tieferes Vertrauen zu fassen. Es war auch keine schlagartige Veränderung, sondern schrittweise.
Als Mann nehm ich ihn übrigens nicht war. Also von Sehen her zwar schon, aber ansonsten nicht.

Da frag ich nu, woher diese komische Wahrnehmung kommt und ob das normal ist.


Last edited by Ludmilla on Fri, 20.Jun.03, 13:50; edited 1 time in total
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GoodDiva
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W


Post Fri, 20.Jun.03, 10:39      Reply with quoteBack to top

Hallo Ludmilla,

also woher diese Wahrnehmung kommt, weiß ich auch nicht, aber aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß es mir ähnlich ging wie Dir.
Zuerst war der Mann nur ein Objekt und dann wurde er immer mehr zum Menschen.
Das kam auch schrittweise.
Ich saß da und hab geredet und irgendwann wurde mir bewußt, daß ich meine Sachen so erzählte, als wenn ich mit einem Freund rede.
Was mir auch noch aufgefallen ist, bei meiner letzten Sitzung, war das wie ein kleiner Abschied für mich. Irgendwie war ich ein bißchen traurig, als wenn ich einen guten Freund verabschiedet hätte.
Klingt komisch, aber so kam mir das vor.

Ach ja, was mir noch einfällt, vor oder nach den Sitzungen hab ich so das eine oder andere mal einen kleinen Witz gemacht oder über das Wetter geredet und da ist mir aufgefallen, daß der Therapeut darauf nie reagiert hat, er war immer absolut neutral.
Er war also nur genau in den Thapeistunden für mich da. Davor und danach nicht.
Ludmilla
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Post Fri, 20.Jun.03, 13:51      Reply with quoteBack to top

Hi Diva,

da bin ich erst mal erleichtert, daß ich nicht alleine damit dastehe.

Ich hab zwei Vermutungen, woher diese Veränderung der Sichtweise kommen könnte.
1) Es liegt an der Art der Beziehung und daß ich mich anders sehe. Ich wurde mir selbst gegenüber nicht mehr so "leblos", sondern hab gesehen, das war ganz schön arg, was da hinter mir liegt. So nicht mehr alles beiseite schieben, sondern sehen da waren echte Probleme. Also quasi ich wurde mehr ein Stück Mensch und nicht Maschine.
2) Ich habe mich mehr auf die therapeutische Beziehung eingelassen, habe einige Schutzmauern eingerissen. Vielleicht daher die andere Sichtweise.
Wie gesagt, alles nur Vermutungen.
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Fallen.Angel
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Post Fri, 20.Jun.03, 14:31      Reply with quoteBack to top

hallo ihr zwei

mir geht es eigentlich genauso nur nehme ich meinen thera noch immer nicht als mensch wahr..

er ist für mich einfach unmenschlich.. ich verbinde das mit der therapeutischen beziehung.. wo der klient sich öffnet der therapeut aber auf distanz bleibt.. sowas macht ihn für mich unmenschlich

das er ein mann ist nehme ich eigentlich nur dann wahr... wenn wir über "frauenthemen" reden solln...

was ist eigentlich besser, den thera als mensch sehn oder als "etwas"?

grüße fallen angel

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Ludmilla
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Post Fri, 20.Jun.03, 14:53      Reply with quoteBack to top

Moin Fallen.Angel,

Quote:
was ist eigentlich besser, den thera als mensch sehn oder als "etwas"?

Interessante Frage.
Ich finde es besser, ihn als Menschen zu sehen. Sicher es ist eine Distanz da, aber die ist für mich sehr wichtig, sonst könnte ich nicht reden.
Hmm.. wie soll ich sagen? Mit Menschen hab so meine Probleme. Aber da ist jetzt ein Mensch, bei dem ich Vertrauen lernen kann, der mich nicht verletzt, der mich nicht wegen meiner Einstellungen kritisiert. Ich kann zeigen, daß ich Schwächen habe, ohne daß diese ausgenutzt werden.
Ich sag mal, mit einem Gegenstand reden kann ich auch zu Hause. Aber bei dem Therapeuten (als Mensch) kann mich auch trauen, mich einem Menschen zu öffen, fast ohne Angst verletzt zu werden.

Fallen.Angel, du sagtest doch mal, du bist mit deiner Therapieform sowieso nicht so sehr zufrieden. Kann es sein, du traust dich deshalb nicht, dich auf mehr einzulassen?

Quote:
das er ein mann ist nehme ich eigentlich nur dann wahr... wenn wir über "frauenthemen" reden solln...

Jetzt, wo du's sagst... bei "intimen" Themen seh ich ihn als Mann. Das macht es auch nicht möglich über solche Themen zu reden.

Liebe Grüße
Ludmilla
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GoodDiva
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W


Post Fri, 20.Jun.03, 15:04      Reply with quoteBack to top

Also mit den Themen an sich hatte ich weniger Probleme, aber ich bin von Haus aus schon sehr offen, wenn ich über mich rede.

Es gab nur einmal einen Moment, da hat der Therapeut sehr in mir gebohrt und mir sind die Tränen gekommen und ich habe krampfhaft versucht nicht zu weinen. Das konnte ich vor ihm einfach nicht.

Aber ich stimme Ludmilla zu, den Therpeuten als Mensch zu sehen.
Aber als einen neutralen Menschen.
Wenn man Freunden oder Bekannten etwas über sich erzählt, was einen bewegt, dann ist meist nicht neutral.

FallenAngel, ich weiß ja nicht, wie das bei Dir so abläuft. Also mein Therapeut war schon auch während der Sitzungen relativ neutral. Will heißen, er hat mir nicht gesagt, was ich tun soll, sondern hat mir Denkanstöße in Form von Fragen gegeben und ich bin meist dann selber auf die Lösung gekommen.
Also habe mir beim Reden die Antworten selber gegeben.

Vielleicht ist aber auch "dieser" Therapeut nicht der Richtige.
Man kann sich schließlich nicht jedem Menschen öffnen. Ist im normalen Alltag ja auch so.
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Fallen.Angel
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Post Fri, 20.Jun.03, 15:23      Reply with quoteBack to top

im prinzip kann ich mich keinem menschen öffnen

also liegt es nicht unbedingt an ihm selbst

ja es stimmt schon das mir die theraform nicht passt, aber deshalb investiere ich trotzdem alles... ich will ja gesund werden

nur ich merke schon das es mir leichter fällt in einem persönlichem gespräch zu zweit mich zu öffnen als bei meinem thera der mich nur ausfragt und mir aber nix gibt...

ja klar distanz ist sehr wichtig aber genau das ist es was ihn für mich unmenschlich macht...

emotionen gehören zum menschen.. sind wir uns da einig?

aber wie emotional sind eure therapeuten... wann merkt man ob es ihnen schlecht geht und wann geht es ihnen gut?

man merkt es nicht... ergo sind sie keine menschen

also wollte euch nur meine denkweise erläutern

klar weiß ich das mein thera ein mensch ist aber ich denke ich werde ihn nie als solches sehen

grüße fallen angel

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Post Fri, 20.Jun.03, 15:29      Reply with quoteBack to top

*hm* ich weiß ja nicht wie es anderen geht. aber ich für meinen teil kann doch nuancen in der befindlichkeit oder im "gestimmt-sein" meines therapeuten erkennen.

nun hab ich ja auch tiefenpsychologische thera und da wird ja auch mit dem übertragungsgeschehen gearbeitet, ausserdem muß er ja bisweilen ein "spiegel" sein. je nachdem.das können ja "maschinen" nicht.

bei verhaltensthera wiederum wird ja "technisch" via konditionierung gearbeitet- das mag sich wirklich sehr unterscheiden.

wie gesagt, das ist bei MIR so. würde mich auch interessieren wies anderen geht.
gruß
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Ludmilla
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Post Fri, 20.Jun.03, 15:38      Reply with quoteBack to top

Quote:
als bei meinem thera der mich nur ausfragt und mir aber nix gibt...

*hm*
Mein Therapeut gibt mir ganz viel: Vertrauen; neue Gedankenanstöße; Zuhören ohne zu sagen, was ich für Bockmist von mir gebe...

Quote:
aber wie emotional sind eure therapeuten... wann merkt man ob es ihnen schlecht geht und wann geht es ihnen gut?

Also wenn ich sage, es geht mir nicht gut oder so, dann kommt da schon irgendwie Mitgefühl von ihm rüber...
Alles andere würde mir zu weit gehen. Ich hab mit meinen Problemen genug zu tun, da will ich nicht auch noch merken, wenn mein Threapeut schlechte Laune hat!

Quote:
da wird ja auch mit dem übertragungsgeschehen gearbeitet, ausserdem muß er ja bisweilen ein "spiegel" sein.

Deshalb kam ich auf obigen Punkt 1. Könnte dieses als Maschine bzw. Mensch-Sehen was mit Übertragung zu tun haben. Die Überlegungen aus dem 1. und 2. Beitrag von mir sind alle vor ein paar Monaten entstanden. Da wußte ich noch nicht was Übertragung ist bzw. das es sowas gibt. Mir kam es ein bißchen wie ein "Spiegel" vor.
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Post Fri, 20.Jun.03, 15:46      Reply with quoteBack to top

Quote:
Deshalb kam ich auf obigen Punkt 1. Könnte dieses als Maschine bzw. Mensch-Sehen was mit Übertragung zu tun haben.

ja absolut.

und wenn ich mal so zurückdenke, dann warst du ja auch vor ein paar monaten noch sehr viel "mechanischer" und KONTROLLIERTER.

mit der eigenen "aufweichung" der "spannung" wird /wirkt auch der andere ENTspannter.

das hat was mit zulassen/loslassen/gelassen zu tun Wink
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Ludmilla
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Post Fri, 20.Jun.03, 16:00      Reply with quoteBack to top

Quote:
das hat was mit zulassen/loslassen/gelassen zu tun

*freu*
zulassen - ich bin ein Mensch, ich hab Gefühle und Probleme
loslassen - von unnötigen Schutzschilden, die nur dazu da sind, Gefühle und Probleme abzuwehren
gelassen - den Gefühlen und Problemen ohne Angst ins Auge blicken (?)
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Post Fri, 20.Jun.03, 16:06      Reply with quoteBack to top

so isses Very Happy
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