Emotionaler Missbrauch Und Keine Wut?

neu an Bord! 2 Deutschland M, 20

hallo,
ich habe eine frage. und zwar wollte ich fragen, ob ihr wut gegenüber euren familienmitgliedern entwickeln könnt und ob ihr dieser wut freien lauf lassen könnt. oder leugnet ihr die wut, oder habt ihr schuldgefühle, weil ihr gegen eure familienmitglieder wütend geworden seid? werden euch schuldgefühle eingeredet?

bei mir ist es so, dass ich schon so ziemlich mein leben lang unter körperlichen symptomen leide. migräne, sehstörungen, reizdarm...ich musste auch wegen meinem reizdarm in eine klinik. das war zwar irgendwie erfolgreich, aber nicht sehr lange. jetzt sitze ich einfach daheim.
ich muss sagen, dass ich mich in meinem leben immer weiter selbstentfremdet habe. so kamen auf einmal sehstörungen, dann wahrnehmungsstörungen,etc. ich bin von einem arzt zum anderen gerannt, aber es wurde nix gefunden. eine psychotherapie hat auch nix gebracht.
ich lebe in einem haus, wo nicht über gefühle geredet wird. ich wohne mit meinem opa und meiner mutter in einem haus und der tägliche tagesablauf is so, dass ich kein wort mit meinem opa rede und meistens auch nicht mit meiner mutter. ich halte mich schon selber für verrückt, weil ich das mache, aber ich wei mir nicht anders zu helfen. es ist halt auffällig, dass ich nie mal jemanden angebrüllt habe, oder sonstiges, sondern dass es wut bei mir scheinbar nicht gibt. ich denke es gibt viele probleme in der familie, unterbewusst. aber ich denke mein opa hat angst alleine zu sein und lässt sich deswegen alles gefallen und meine mutter kann ihn behandeln wie sie will.

dieses leben war ein selbstläufer, bis ich anfing über narzissmus, etc zu lesen und bestärkt dadurch war, dass meine therapeutin immer meinte ich hätte es ja so schlimm und es wär ein wunder, dass ich soweit gekommen wäre. als ich dann merkte, dass es nicht mehr geht, habe ich meine mutter, aus ihrem zimmer geschmissen. sie hatte ihr schlafzimmer neben meinem zimmer, musste aber, um in den flur zu kommen, durch mein zimmer gehen. die beiden zimmer waren durch eine tür verbunden, mit der tür "nach draussen" an meinem zimmer. sie hatte nie beabsichtigt daran irgendwas zu ändern, weil die wohnsituation "es nicht zuließ". und um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob ich sie überhaupt daraus haben wollte. was ja gerade das problem ist. ich spüre irgendwie nicht den drang mich abzugrenzen. oder ich leugne es, keine ahnung. aber egal wie schlecht es mir geht, ich will nix an meiner situation ändern. dieses ganze abgrenzen, was ich die letzte zeit vornehme, erfolgt rein rational.
ich denke nicht, dass hier irgendeiner mir meinen eigenen raum zusprechen wollte, oder wollte, dass ich mich selber entwickel. ich habe kinderfotos gefunden, wo ich mit meiner mutter drauf bin. wir sind identisch angezogen, als ob ich ihr kleiner nachkomme wäre. ich weiß nicht wie aussagekräftig das is, aber ich habe oft, wenn nicht sogar immer den eindruck, dass ich sie sei. die beziehung zu ihr kann ich auch nicht beschreiben, sie ist auf jedenfall sehr ungewiss. ich kann nicht deuten, wie ich zu ihr stehe.
ich denke, man könnte es als emotionalen missbrauch deuten, oder? mir keinen freiraum zuzusprechen und mich zu benutzen, um die eigenen nähebedürfnisse zu stillen. ich denke, dass es so war und ich deswegen so selbstentfremdet bin. aber ich finde "dass an dem zustand nix falsch war". es is wohl so, als ob jemand immer wieder vergewaltigt wird und das halt normal ist. keine ahnung.
gibt es irgendwas, was ich tun kann, um mich von meinem opa und meiner mutter abzugrenzen? ich denke ausziehen geht nicht. ich glaube das wäre viel zu schnell. ich muss mich erst mit der situation hier auseinandersetzen. es is auch so, dass ich mich immer sofort selber anzweifel und denke, dass das garnicht so ist, wie ich denke und so weiter.
dass ich dramatisiere.

Forums-InsiderIn 295 Wien W, 40

Hallo Sportz!
Irgendwie blick ich mich nicht ganz durch in deinem Beitrag. Aber wenn du etwas ändern willst - Voraussetzung ist, du willst wirklich - gibt es denn keine Möglichkeit, einen Raum im Keller einzurichten, ein Gartenhaus oder auf dem Dachboden? Das wäre dann immerhin schon ein kleiner Anfang.

LG
Jadee

neu an Bord! 2 Deutschland M, 20

wo blickst du denn nicht durch? zur zimmersituation. das ehemalige zimmer meiner mutter ist jetzt quasi zu meinem zweiten zimmer geworden. es steht aber noch ein großer schrank von ihr drin.

Forums-InsiderIn 295 Wien W, 40

Hallo!
Wie behandelt denn deine Mutter deinen Großvater? Und wie behandelt sie dich denn? Wie schauts aus mit anderen Räumen (Keller und dgl.)?

Jadee

Helferlein 60 Wien W, 27

Ist zwar jetzt schon ne Weile her, aber ich möcht da nun auch was zu emotionalem Missbrauch anhängen. Die Geschichte von sportz86 würd ich schon emotionalen Missbrauch nennen. Das mit dem gleich anziehen und Durchgangszimmer etc. Da scheint mir Abgrenzung sehr schwierig aber auch SEHR notwendig.

Quote:

ich habe eine frage. und zwar wollte ich fragen, ob ihr wut gegenüber euren familienmitgliedern entwickeln könnt und ob ihr dieser wut freien lauf lassen könnt. oder leugnet ihr die wut, oder habt ihr schuldgefühle, weil ihr gegen eure familienmitglieder wütend geworden seid? werden euch schuldgefühle eingeredet?

Also ja, mir erging es etwas ähnlich. Bei mir war es nicht Mutter und Opa sondern Mutter und Oma. Also drei Frauen (mit mir). Es gab dann noch die Schwester meiner Oma, die mein einziger Rettungsanker war. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich nicht mehr hier.

Ich hab große Wut gegen Mutter und Oma entwickelt. Gegen meine Mutter hab ich die auch ausgelassen. Weinen, schreien auch Beschimpfungen. Dadurch wurde aber nichts besser. Im Gegenteil, Schuldgefühle kamen noch dazu und Erschöpfung. Keine Kraft mehr mich mit anderen Menschen zu beschäftigen. Schuldgefühle. Eigene und eingeredete. Die Wut gegen meine Oma ist eher indirekt. 1. Dass sie meine Mutter zudem gemacht hat was sie ist. Sie hat sie auch von sich abhängig gemacht. 2. Versuchte sie sich oft als Vermittlerin zwischen mir und meiner Mutter, wobei ihre eigenen Auffassungen mehr als Zweifelhaft sind und sie mir zudem Schulgefühle eingeredet hat.

Nachdem ich nun schon mehrere Jahre ausgezogen bin hab ich mehr Abstand gewonnen und kann manchmal nur mehr den Kopf schütteln zu dem was sie sagen. Tun mir einfach nur leid. In schwachen Momenten kommt dann wieder der Zorn oder die Verzweiflung hoch..... und ich kippe emotional rein. Um das zu vermeiden gebe ich so gut wie keine persönlichen Informationen von mir mehr preis. Das bedeutet dann am Küchentisch zu sitzen und zu schweigen. Ihre frustrierten und traurigen Monologe zu ertragen oder/und angegriffen zu werden, warum ich nichts erzähle. Ist schwierig, weil ich sonst keine Familie und keinen Rückhalt habe. Deshalb werde ich manchmal schwach aber bereue es dann immer wahnsinnig. Sie stürzen sich auf jede Info und machen mich damit fertig. Atmen mir sozusagen die Luft weg - i.e. alles was ich selbst erreicht habe.

Da ich etwas weiter entfernt wohne, muss ich bei einem Besuch immer in der gemeinsamen Wohnung wohnen. Weiß nicht ob ich das noch mal ertragen kann.

fontana

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Hallo Fontana,

was Du da schilderst, kenn ich gut von zu Hause. Ich hab im Alter von 10 bis 20 (dann bin ich ausgezogen) zu Hause eigentlich nur geschwiegen, beinhart, weil auch jeder Pieps gegen mich verwendet worden ist.
Hab dann vor drei oder vier Jahren den Kontakt radikal abgebrochen. Am Anfang wars schwierig, weil ich natürlich "die Böse" war und meine Mutter mehrmals versucht hat, mich telefonisch zu erreichen (sogar in der Arbeit, das hab ich dann als so grenzüberschreitend erlebt, weil ich mit Kolleginnen gemeinsam im Zimmer sitze, dass ich einfach wortlos aufgelegt habe), aber jetzt erleichtert es mich sehr und ich hab kein Problem mehr damit. Es war eine Entscheidung und aus.

Natürlich bin ich sie dadurch innerlich nicht wirklich "los", in meiner Therapie beschäftigen sie mich nach wie vor immer wieder mal, aber der Alltag is definitv leichter ohne sie. Es war eine gute Entscheidung. (Für mich, ist natürlich für jede/n anders...)

Hast Du was von ihnen? Ich meine, profitierst Du irgendwie vom Kontakt?

Helferlein 60 Wien W, 27

Hallo Tamara 31,

Ist schon gut zu hören, dass es anderen ähnlich ergeht/erging. So im Bekanntenkreis ist es ja recht schwer darüber zu reden, weil viele in ihrer heilen Welt leben etc. - so kommt es mir halt vor....

Zu deiner Frage: Nein..... wenn ich zu Hause bin gibt es nur Streit und schlechte Laune und nur wenn ich weit, weit weg bin geht es einigermaßen. Also dann ist der Kontakt eh auf ein Minimum und es bringt auch nichts über die Entfernung zu streiten. Z.B. meine Oma MUSS ich aber 2x die Woche anrufen und selbst da sag ich kaum ein Wort. Beschäftige mich am liebsten nebenbei mit etwas anderem, dass ich ihr nicht so genau zuhören muss. Ist schon gut, wenn ich das Telefonat überstehe ohne mich danach 1 Stunde lang beruhigen zu müssen.... Ich bin schon so sensibilisiert, dass mich fast jedes Wort nur aufregt. Nicht zuhören bzw. nicht ernst nehmen ist der einzige Schutz den ich finden kann....

Also der Kontakt zieht mich nur runter... Selbst wenn es mir z.B sehr gut geht aber ich muss sie besuchen, dann werd ich schon bei der Begrüßung gefragt, warum ich so schlecht gelaunt bin.... ich kann aber kaum bzw. überhaupt nicht mehr freundlich zu ihnen sein. Auch wenn ich es irgendwie ja doch möchte, aber ich schaff es nicht mehr. Es ist viel zu viel vorgefallen. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen den Kontakt abzubrechen. Gedacht hab ich schon daran, aber auf ein Minimum reduzieren erspart mir wohl die gesamte Härte durchziehen zu müssen.

So und heute muss ich wahrscheinlich wieder nach Hause fahren. Ein Dilemma. Hab niemanden gefunden, der so kurzfristig mit mir woanders hinfährt und ich hab Urlaub und möchte raus aus der Stadt....

fontana

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Oh Gott, ich hab grad das Gfühl, ich hör mir selber zu. Ich kenn das, was Du da schreibst. Rolling Eyes

Ich versteh auch, dass Du trotz allem heut dort hin fährst. Ich hatte immer schon wenig soziale Kontakte und bin bis zum Kontaktabbruch auch sogar mehrmals wöchentlich zu meinen Eltern gefahren und am WE soundso, weil ich nix hatte, wo ich sonst hin hätte können. Und bevor ich nur allein zu Hause hock, hab ich mir damals gedacht, fahr ich halt hin. Bin dann dort gehockt, hab geschwiegen und war nachher mit den Nerven völlig fertig trotz extremer Abgrenzung.
Jetzt hat sich aber herausgestellt, dass es gar nicht so arg is, am WE auch mal allein zu sein. Und definitv erholsamer als mit Familie. Aber das hätt ich mir bis zu dem Punkt, wo ichs dann einfach getan hab, gar nicht vorstellen können. Ma, sind meine WEn jetzt erholsam! Laughing

Hast Du dort Internet? Erzähl doch, wies läuft, wennst magst. Find das sehr spannend (aus durchaus egozentrischen Gründen natürlich *g*).
Alles Gute! Wink

Helferlein 60 Wien W, 27

Hm, bei mir ist die Entfernung von meinem Wohnort und dem meiner Mutter etwas weiter entfernt. Also nur Wochenende wär zu kurz für die lange Fahrt. War also seit Ostern nimmer hier. Hab halt auch Freunde und meinen Freund in diesem Ort (also sonst wohnt er eh da wo ich auch wohne) und da hab ich dann halt doch ein bisschen Anreiz her zu fahren... dachte halt, besser als alleine irgendwo in einem Hotel zu sitzen....

Wie ergehts mir? Also die Begrüßung war schon eher Beschimpfung als was anderes. Sie kam im Bademantel daher, sie sei krank und so weiter.. legte sich kurz vor den Fernseher und ging dann schlafen und ich saß bereits 10 min nach meiner Ankunft alleine da. Heute ist der 2. Tag und ich war den ganzen Vormittag alleine. Eh gut, so kann ich lesen etc. und mich entspannen. Denke es ist gegenseitig, dass wir uns aus dem weg gehen. Wenn ich will kann ich auch bei meinem Freund wohnen, da hab ich Glück (obwohl ich von ihm auch mal Pause brauchen könnte Embarassed

)... Meiner Oma hab ich noch gar nicht gesagt, dass ich in der Stadt bin. Wär mir zu viel Stress sie dann täglich zu besuchen...

Tamara31, versteh sehr gut was du meinst mit entspannenden Wo Enden alleine zu Hause. Die genieße ich sonst auch sehr. Hast du eigentlich noch Geschwister?

lg,
fontana

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Na ja, vermutlich is es besser, wo zu sein, wo man sich ja doch zu Hause fühlt. Allein im Hotel find ich grausig. Habs einmal probiert (und war eh net wirklich allein, weil ich meinen Hund mit hatte) und bin nach vier Tagen verfrüht abgehauen, weil ichs nimmer derpackt hab, so einsam war ich - nie wieder! Ich mein, ich brauch net unbedingt bekannte Menschen um mich rum, aber dann wenigstens mein vertrautes Nestchen...

Wie lang hast denn Urlaub? Und heißt das, Dein Freund is auch dort, aber ihr seht euch nicht?

Ich hab eine Schwester (5 jahre jünger). Die versteht sich gut mit den Eltern, alles paletti sozusagen. Die Symptomträgerin in der Familie bin eindeutig ich. Laughing

Mein Vater hat sich auch immer verkrümmelt, wenn ich gekommen bin. Meine Mutter war das genaue Gegenteil, die wollte dauernd "Gespräche", also mich ausfragen.

Erzählt Deine Mutter Deiner Oma nicht, dass Du da bist?

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Oh, vergiss die Frage nach dem Freund - hab grad Deine anderen diesbezüglichen Beiträge entdeckt. *g*

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