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spätzündi
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Posts 305
Wohnort Ostholstein
M, 43


Post Fri, 20.Oct.06, 17:32      und noch ein Neuer stellt sich vor... Reply with quoteBack to top

Hallo an alle.

Ich bin nach einigem Rumsuchen nach dem richtigen Forum schliesslich hier gelandet und fühl mich im Moment hier gut aufgehoben.
Ich bin fast 43 Jahre alt, lebe in Norddeutschland und habe vor wenigen Monaten mit einer Psychotherapie angefangen. Ich stehe auf diesem Weg noch zeimlich am Anfang und muss mich wohl erstmal von dem ganzen angelesenen Wissen über Therapien und Therapeuten frei machen, damit ich der Wirklichkeit begegnen kann. Habe noch viel Angst vor Kontrollverlust.

Ich habe vor fast 1 Jahr etwa angefangen, mal alles aufzuschreiben, was mich als Kind und Jugendlicher so geprägt hat. Mittlerweile ein langer Text, ausgedruckt 16 Seiten! Man kann ihn bei Interesse auf meiner Homepage
www.endlichleben.de.vu nachlesen. Den Titel habe ich gewählt, weil das in etwa mein Ziel ist - endlich das Gefühl haben zu können, am Leben teilzunehmen und nicht nur so zu tun.

Gruß an alle,
Rainer
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animata
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Wohnort zwischen Himmel und Erde
W, 38


Post Sat, 21.Oct.06, 6:53      Re: und noch ein Neuer stellt sich vor... Reply with quoteBack to top

Hallo,

deine Geschichte hat mich sehr stark berührt.

Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich viele Parallelen zwischen deinen und meinen Erfahrungen sehe - manchmal dachte ich, dass du von meinen Eltern schreibst. Besonders auffällig sind die Ähnlichkeiten in Bezug auf die (von mir gefühlte) Lieblosigkeit, mit der ich aufgezogen wurde. Immer musste aber der Schein nach Außen gewahrt werden.
Auch deine Analyse in Bezug auf die Rollenverteilung bei deinen Eltern kommt mir sehr bekannt vor. Bei mir Zuhause spielte mein Vater die Rolle des Familien-Patriarchen und meine Mutter die "Leidende", die ja nichts gegen diesen "Mann machen kann". Und ich sehe es so, dahinter steckt ein System: Nämlich die Verantwortung für das Leben auf andere zu verschieben und somit nicht mehr für das eigene Tun einstehen zu müssen - ein sehr bequemer Weg, der meinen Eltern aber auch keine (selbstverschuldete) Entwicklungsmöglichkeit ließ. Auch ich kenne von meinen Eltern körperliche Gewalt, die mich bis heute Probleme mit meinem eigenen Körperverständnis und mit Körperkontakt zu anderen Menschen haben lässt.

Was mich sehr erschreckt ist auch meine Unfähigkeit Trost zu spenden, anstatt dessen werde ich ungehalten. Kurzes Beispiel: Jemand tut sich weh. Normal wäre, diesen Menschen zu trösten. Reflexiv gebe ich ihm die Schuld für seine Misere und empfinde fast kein Mitleid.
Klar - so habe ich es selbst in meiner Kindheit erlebt: Ich hatte auf dem Schulweg einen Verkehrsunfall mit dem Fahrrad, es war zum Glück nichts gebrochen, aber ein großes Hämatom blieb zurück. Meine Eltern konnte ich nicht anrufen, da wir kein Telefon besaßen (mein Vater wollte nicht gestört werden). Also Arztbesuch alleine überstanden. Als ich nach Hause kam, schimpfte meine Mutter nur, wie so etwas passieren kann - keine Worte des Trostes und des Mitgefühls.
Ich möchte!!, dass ich mich jetzt selbst anders verhalte, aber es fällt mir sehr schwer.

Ich danke dir für das Aufschreiben deiner Erfahrungen, so merke ich, dass ich nicht allein mit meiner "Geschichte" bin.
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