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sweet misery
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Post Sun, 06.Jul.03, 1:42      wichtig! weiß nicht was ich tun soll.. Reply with quoteBack to top

ich brauche unbedingt euren rat! es geht um einen sehr guten freund von mir. er versaut sich sein ganzes leben und ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann.
also: er hatte ein relativ normales leben. war 13 jahre verheiratet und hat auch ein kind in diesem alter. doch dann lernte er einen jungen kennen, verliebte sich total in ihn und verließ für ihn seine familie. seit dem hat er keinen kontakt mehr zu seiner frau und seinem sohn. er führte dann eine super schöne, glückliche beziehung mit diesem typen. sie haben so viel durchgemacht, zu viel um es hier aufzuschreiben. jedenfalls hat mein freund alles für diese beziehung getan. doch nach drei jahren war schluss, weil wohl der vater seines partners absolute probleme damit hatte, dass sein sohn schwul ist. das ist jetzt ca. 1 jahr her. und seit dem ist es ein einziges durcheinander. mein freund liebt ihn immernoch über alles, und er nutzt ihn völlig aus. er weiß das, aber dieser kerl ist für ihn alles. manchmal treffen sie sich und können gut miteinander reden und verstehen sich. aber in letzter zeit eskaliert es immer mehr. sie schlagen sich. der gemeinsame freundeskreis wird total aufgesplittet. mein freund redet von mord und selbstmord, davon dass er sich rächen will, weil dieser mistkerl ihn so übel abzieht, wo er doch genau weiß dass er narrenfreiheit hat, im prinzip machen kann was er will, ohne dass er aufhört ihn zu lieben.
es ist alles so kompliziert. ich kenn ja auch nicht die ganze geschichte, aber ich seh wie er langsam kaputt geht. nach außen macht er immer den strahlemann, er ist ein verdammt guter schauspieler. aber die nacht schlägt er sich um die ohren, obwohl er früh raus muss, pumpt sich zu mit alkohol oder anderen drogen, weil er das alles nicht mehr aushält. doch grade dann kommen die nervenzusammenbrüche..
er macht immer so lange, bis er sich sicher ist, dass er zu hause auch sofort einschläft. er hat selbst gesagt, dass er es nicht aushält allein zu sein und nicht einschlafen kann allein in seiner wohnung. er geht wirklich völlig kaputt daran und ich kann nichts machen. ich versuch ja immer für ihn da zu sein, aber so richtig komm ich auch nicht an ihn ran..
er kommt einfach nicht los von diesem kerl. er hat alles für ihn aufgegeben und jetzt wird er auch noch so abgezogen.
ich weiß echt nicht mehr weiter, ich hab angst er tut sich was an. er redet auch davon ihm was anzutun.
therapie will er nicht, dass hab ich ihm auch schon vorgeschlagen.
habt ihr irgendeinen rat für mich, wie ich mich verhalten kann? wie ich ihm am besten helfe?

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darius
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Post Tue, 08.Jul.03, 17:20      Reply with quoteBack to top

Das Beste, was du tun kannst, ist dich raus zu halten. Obwohl es dir natürlich sehr weh tut, mitanzusehen wie dein Freund zu kämpfen hat, geht es dich nichts an. Du hast kein Recht dich da einzumischen. Es ist die Erfahrung deines Freundes - die muß er alleine machen. Du darfst ihm jederzeit deine Schulter anbieten, mehr aber nicht. Greif ja nicht ein! Sonst wird seine Thematik auch zu deiner.

Ich rate dir nicht nichts zu tun, weil ich ein fauler Mensch bin und Schwierigkeiten grundsätzlich aus dem Weg gehe, sondern weil es nicht deins ist, sondern seines - verstehst du mich? Du darfst ihm jederzeit deine Hilfe anbieten, wenn er von sich aus kommt. Aber eingreifen darfst du nicht.

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Post Wed, 09.Jul.03, 2:19      Reply with quoteBack to top

ich will mich ja auch gar nicht einmischen.
trotzdem kann ich aber auch nicht mit ansehen, wie er sich so fertig macht. ich würd ihn so gern auf andere gedanken bringen, ihn einmal wirklich fröhlich erleben..
ich will ja auch gar nicht irgendwas tun. ich bin immer für ihn da, das ist das einzige, was ich tun kann.
aber wie kann ich ihn seelisch unterstützen? was kann ich ihm sagen oder raten, damit er nicht in seinem tief versinkt?

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Post Wed, 09.Jul.03, 10:59      Reply with quoteBack to top

Nun, sei einfach da für ihn, wenn er dich braucht. Sei ein Freund für ihn. Es ist immer wichtig unterscheiden zu können, inwieweit man sich in eine Sache einlassen darf. Die Aufgabe eines Freundes besteht darin, da zu sein, wenn man ihn braucht. Er hat dich nicht um Erlaubnis gefragt, ob er seine Familie verlassen darf für einen anderen. Und da er auch nicht dein Kind ist, trägst du keine Verantwortung für ihn. Es ist seine Entwicklung. Wenn du ihm die abnehmen willst, dann nimmst du ihm auch ein Stück Erkenntnis weg, die er eben genau aus diesem Erlebnis ziehen kann. Es hat alles seinen Sinn. Man erlebt nicht Widerstände im Leben, um an ihnen zu Grunde zu gehen. Die sind da um über sich hinaus zu wachsen. Wer das erkannt hat, freut sich über die sogenannten schlimmen Umstände im Leben. So werden aus den Fehlern Lehrmeister. Freu dich also für ihn, wenn es ihm schlecht geht, denn das bedeutet, daß das Leben ihm gerade eine riesen Chance bietet sich weiter zu entwickeln.

Du als sein Freund darfst ihn dabei unterstützen, wann immer er dich braucht zum Reden oder Ausweinen. Du kannst ihm Vorschläge machen, aber alles auf freiwilliger Basis. Bring ihn vielleicht auch manchmal auf andere Gedanken, indem du mit ihm etwas völlig anderes unternimmst. Aber eines ist klar, man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Wie auch? Weißt du was das Beste für ihn ist. Er erlebt nicht umsonst das, was er gerade durchmacht. Es hat seinen Sinn. Wenn er diesen Sinn schon nicht durchschaut, dann kannst du das noch weniger. Versuche ihn nicht zu retten, denn vielleicht stellt sich heraus - nach vielen Jahren, daß er genau diese Episode gebraucht hätte, um in Zukunft mit ganz anderen Sachen fertig zu werden. Das Leben hat ein System. Es ist aufbauend. Wie in der Schule. Wenn sich dein Kind schwer tut in der 3. Klasse und am verzweifeln ist, dann wäre es ein Irrtum das Kind in die 5. Klasse zu verlegen - dort ist es zum Scheitern verurteilt.

Ich weiß, ich geb dir nicht die Art von Antwort, die du denkst zu gebrauchen. Aber ich möchte versuchen dir bezubringen, daß du dich entspannen sollst. Lehn dich zurück und verkrampfe nicht. So bist du ihm am nützlichsten.

Du hast keine Verantwortung für sein Leben - für seine Entwicklung - für seinen Erkenntnisfortschritt. Wenn du das weißt, hast du viel mehr Kraft ihm zu helfen, als wenn du glaubst du müsstest ihn vor sich selbst retten. Das wäre eine Lebensaufgabe der niemand gewachsen ist. Hab vertrauen darin, daß sein Erlebnis das für ihn momentan Beste ist, was ihm passieren kann, um zu wachsen. Wohlbehütete Pflanzen in der Wohnung haben einen dünnen Stamm und sind anfällig für Krankheiten. Bäume, die in der rauhen Natur aufwachsen und Wind und Wetter trotzen müssen, werden kräftig und widerstandsfähig, wenn sie nicht zu Grunde gehen. Beide Varianten sind weder gut noch schlecht. Aber die freie Entscheidung darüber trägt man selbst. Sonst muß man für die Pflanze Verantwortung übernehmen und für die Fehlentscheidungen, die man an seiner statt vielleicht gefällt hat.

Vertraue in das Leben und sei ein Freund.

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Post Wed, 09.Jul.03, 16:19      Reply with quoteBack to top

was du da sagst sind schon wahre dinge, nur habe ich das gefühl, dass er eher daran zu grunde geht, anstatt daran zu wachsen..
aber es ist schon richtig, ich kann da nicht viel tun. ich kann nicht tag und nacht aufpassen, dass er sich nichts antut, auch wenn ich das gerne wollte.
ich würde ihm nur gerne wieder etwas hoffnung geben, seinen blick wieder nach vorne richten..
aber danke für deine ratschläge darius. ich versteh, was du meinst und seh es auch ein. trotzdem hab ich furchtbare angst, ihn bald zu verlieren und ihm nicht helfen zu können..

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Post Thu, 10.Jul.03, 13:37      Reply with quoteBack to top

Selbstverständlich mußt du tun, was du glaubst es sei das Richtige. Ich wollte mit all dem Gesagten nur eines klar machen. Du bist nicht verantwortlich für ihn, es ist sein Leben. Alles was du für ihn tust, ist deine freie Entscheidung. Und so sehr man Menschen auch gerne helfen will, wenn sie nicht von selbst zu dir kommen, hat es keinen Sinn. Dann werden sie dein Bemühen auch nicht annehmen. Hilfe hilft nur, wenn man darum bittet.

Das hoffe ich, daß bei dir hängen geblieben ist. Was immer ihm auch zustoßen mag, es ist nicht deine Schuld. Zu deiner Schuld wird es aber möglicherweise werden, wenn du dich zu sehr einmischst, ohne daß er dich darum gebeten hat. Ich hoffe, es ist dir klar, was ich dir vermitteln wollte.

Für spezielle Ratschläge, die ihm helfen könnten, mußt du andere Meinungen als meine einholen.

Schöne Grüße

Darius

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