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Hiob
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Post Thu, 09.Nov.06, 22:15      Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo Forum.

Wie wärt ihr, wenn ihr keinerlei Werte beachten müsstet. Wenn ihr keinerlei „müssen“ kennen würdet. Was würdet ihr tun, was wäre komplett anders als heute. Wo würdet ihr ausrasten oder ausbrechen.

Habt ihr euch darüber schon mal Gedanken gemacht? Auch darüber, wo der Wunsch, wenn er denn erfüllt würde HINFÜHREN könnte? Was geschehen würde, wenn ihr auf nichts als euer Mitgefühl Rücksicht nehmen bräuchtet?

Ich möchte hier auch Sachen einbezogen haben, die bewußt gesundheitsschädlich sind, gemein, überheblich, egoistisch, faul, verschwenderisch usw. Eben Nichttugendhaft.

Dass man sich unwohl fühlt, wenn man so ist, das scheint uns klar. Aber ist es überhaupt vorstellbar, was geschieht, wenn die Grenzen verschwinden würden? Nicht?

Liebe Grüße
Hiob
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sonnewasser
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Post Fri, 10.Nov.06, 12:25      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob,

wow, das ist ein absolut befreiender Gedanke, aber auch beängstigend.
Spontan habe ich mir gedacht...
ich würde einfach abhauen, alles hinter mir lassen, in irgendein Auto einsteigen wo mich jemand mitnimmt... irgendwo hin in den Süden. Ich würde jedem ins Gesicht sagen, wenn er mich nur blöd anschaut. Ich würde wahrscheinlich jeden Tag Unmengen Alkohol zu mir nehmen und wahrscheinlich sogar kriminell werden und kleine Überfälle machen...

Ich würde meine Eltern anbrüllen und ihnen die ganze Schuld geben an dem was ich heute bin (aber mein Verstand sagt mir, das ist nicht so).
Ich würde mit zerrissenen Jeans rumlaufen, mich gehen lassen, rumhängen, die Geschäftsmänner in Anzug und Krawatte bestehlen und sie psychisch fertig machen.

Oje, da fällt mir so viel ein. Ich hoffe das wirft kein schlechtes Bild auf mich. Embarassed
Was würdest du denn machen?
lg
sonnewasser

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scouty
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Post Fri, 10.Nov.06, 12:39      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich würde es ähnlich machen. Nichts mehr arbeiten, viiieeeel Alkohol und Drogen (das ich mir einfach ohne zu bezahlen mitnehmen würde). Überhaupt würde ich nichts mehr bezahlen, so bräucht ich gar nicht arbeiten.
Ich würde nachts aufsein und tagsüber schlafen.

scouty
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Hiob
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Post Fri, 10.Nov.06, 13:41      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Danke euch beiden erstmal.

Och, so schlimm klingt es nicht, was ihr beschreibt. Auf den Gedanken mit den „kleinen Überfällen“ würde ich nicht kommen, muss ich sagen. Wahrscheinlich hat man mir das so erfolgreich eingetrichtert, dass selbst der Wunsch nicht da ist. *lächel *

Was mich grundsätzlich interessieren würde, ist, ob diese vielen Bedürfnis nachlassen würden, wenn man sie alle vollständig ausleben könnte. Bei einigen Sachen bin ich im Selbstversuch der Meinung, das Bedürfnis schwächt sich ab, manchmal geht der Reiz auch völlig verloren, dass man „es“ garnicht mehr braucht. Das Problem bei diesen Versuchen ist vermutlich, sich völlig in dieses Ausleben fallen zu lassen, nicht einen Rest „zurückhalten“ beizubehalten, da dieser Rest scheinbar das wirkliche Befriedigen verhindert.

Ich würde mich freuen, wenn ihr dazu eure Meinung schreiben würdet, vielleicht auch Erfahrungen beschreibt. Kann man sämtliche Bedürfnisse/Wünsche soweit stillen, dass sie DANACH automatisch auf einem zumundest lebensfreundlichen/gesunden Niveau bleiben?

Was ich tun würde, wenn ich nichts mehr müsste und alles dürfte, das vermischt sich komischerweise langsam mit der Realität. Ich versuche es umzusetzen. Es fühlt sich ganz gut an...ich werde ausgeglichener.

Quote:
Was würdest du denn machen?

Mir fällt so spontan nicht viel ein...darüber werde ich aber noch schreiben. Was mir jetzt hier gerade einfällt ist, ich würde manchmal gern eine Frau „von der Straße weg“ einfach so küssen, wenn sie mir gefällt. *verschmitzt lächel * Na da gibt es bestimmt schlimmeres.

Beim "nicht mehr arbeiten" bin ich der Meinung, das sich dann irgendwann bei jedem der Wunsch einstellt, etwas zu tun. Wahrscheinlich etwas, was ganz und garnichts mit dem zutun hat, was man bislang mache.

Liebe Grüße zum Wochenende
Hiob
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sonnewasser
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Post Fri, 10.Nov.06, 14:42      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob

Quote:
Was mich grundsätzlich interessieren würde, ist, ob diese vielen Bedürfnis nachlassen würden, wenn man sie alle vollständig ausleben könnte. Bei einigen Sachen bin ich im Selbstversuch der Meinung, das Bedürfnis schwächt sich ab, manchmal geht der Reiz auch völlig verloren, dass man „es“ garnicht mehr braucht.

Wahrscheinlich würden sie irgendwann nachlassen, aber ich kann das auch nicht mit Sicherheit sagen, was ich ja nichts auslebe, was "verboten" ist. Das liegt daran, dass man für so vieles bestraft wird.
Was hast du denn im Selbstversuch ausprobiert?

Quote:
Kann man sämtliche Bedürfnisse/Wünsche soweit stillen, dass sie DANACH automatisch auf einem zumundest lebensfreundlichen/gesunden Niveau bleiben?

Ich glaube das ist ziemlich schwer. Wenn man z B anfangen würde, zu saufen und Drogen zu nehmen, dann landet man ja in der Sucht und das ist bestimmt nicht mehr gesund. Wenn man nicht mehr arbeitet und nur noch stiehlt, dann kann man vermutlich gar nicht mehr so leicht damit aufhören, weil man braucht ja etwas zum Leben.
Aber den Leuten einfach alles mit Wut ins Gesicht zu sagen, ja, das könnte vielleicht helfen...aber das mach ich auch nicht, bin ja nicht lebensmüde.

Quote:
Was mir jetzt hier gerade einfällt ist, ich würde manchmal gern eine Frau „von der Straße weg“ einfach so küssen, wenn sie mir gefällt. *verschmitzt lächel * Na da gibt es bestimmt schlimmeres.

Warum nicht??? Ist doch ne schöne Idee. Irgendwie macht das ja niemand, aber mich würde schon mal die Reaktion auf so was interessieren.

lg

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Hiob
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Post Fri, 10.Nov.06, 18:34      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo.
Wahrscheinlich müsste ich in meiner Fragestellung noch unterscheiden. Was würdest du in deinem Leben tun, wenn es kein „müssen“ gäbe und andererseits, was würdest du jetzt tun, wenn es kein „dürfen“ gäbe?

Ich merke, dass es einem garnicht leicht fällt, sofort zu sagen, was man gern tun würde oder wo man mal gern „die Sau rauslassen“ würde, weil einem sofort die Bedingungen und die „Konsequenzen“ dazu einfallen. Zumindest hier scheinen die Menschenzüchter ihr Handwerk gut zu beherrschen. *schmunzel * Dieses Bedürfnis, sich einerseits selbst und seine Welt zu erleben und andererseits sein Bedürfnis zügellos auszuleben und damit von den Konsequenzen und Grenzen mal bewußt zu trennen, das finde ich interessant. Es bringt einen „von Hinten“ zu der scheinbar zu oft gestellten Frage „was möchtest du im Leben“.

Es ist schon interessant, dass man, wenn man in einer Art Paradis leben würde, wo es kein „müssen“ gäbe, Nahrung in kurzer Zeit zusammenzutragen wäre...ersteinmal übrlegen müsste, was man hier eigentlich tun möchte. Das ist fast etwas dämlich...so sind wir wahrscheinlich.

Quote:
von sonnewasser: Wenn man z B anfangen würde, zu saufen und Drogen zu nehmen, dann landet man ja in der Sucht und das ist bestimmt nicht mehr gesund.

Ich könnte mir vorstellen, dass man an einem bestimmten Punkt im Leben jedoch darauf dann verzichten will, weil man lieber klar sein möchte. Sowas wie „gesättigt“ ist. Bei manchen Heroinabhängigen scheint sich so ein Phänomen einzustellen. Es scheint etwas „gefüllt“ worden zu sein, und sie hören dann ohne erkennbaren Grund einfach auf. Das wird man mir widerlegen wollen, und ich werd deshalb auch nicht anfangen Drogen zu nehmen, ich möchte jedoch sowas nicht grundsätzlich verteufeln. In vielen Situationen, darunter fallen auch manche Veranstaltungen oder wenn ich mit jemandem zusammen bin, mag ich zum Beispiel gar keinen Alkohol (mehr) trinken, weil ich es nüchtern schöner finde. Den anderen erleben, finde ich spannender. Die eigenen Bewegungen sind irgendwie sanfter und bewusster...vielleicht könnte man es „liebevoller“ nennen. Das macht mir manchmal Freude.

So meinte ich das in etwa. Man macht die Musik laut, auch wenn das Argument des Verstandes "das ist gefährlich" kommt... man "darf" das natürlich...aber nach einer Weile, je nach Stimmung, stellt man sie automatisch relativ unschädlich ein.

Quote:
von sonnewasser: Wenn man nicht mehr arbeitet und nur noch stiehlt, dann kann man vermutlich gar nicht mehr so leicht damit aufhören, weil man braucht ja etwas zum Leben.

Dass du das Stehlen so interessant findest, das finde ich nun wieder interessant. Wenn du dort weiterschnüffelst, findest du bestimmt für dich brauchbare Sachen.

Quote:
Aber den Leuten einfach alles mit Wut ins Gesicht zu sagen, ja, das könnte vielleicht helfen...aber das mach ich auch nicht, bin ja nicht lebensmüde.

Ich denke, das ist bisschen Übungssache. Sich etwas trauen und dann das „schlechte Gewissen“ auszuhalten oder die Reaktion des anderen in einem etwas größeren Zusammenhang zu sehen. Das fällt mir inzwischen relativ leicht, selbst bei meinen Eltern. Es befreit.

Heute finde ich es gesünder, den Menschen die Meinung zu sagen. Wege zu finden, dem anderen „das“ auch wirklich sofort deutlich zu machen, ohne gleich nen Säbel zu zücken, aber auch ohne erst lange abzuwägen was wäre wenn.

Für jeden sind hier wahrscheinlich gerade die "MÜSSEN" interessant, die er selber nicht angehen kann.
Wo kommt man hin, wenn man alle durch hat? nixweiss

Viele Grüße
Hiob
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thorn
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Post Fri, 10.Nov.06, 19:05      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hi Hiob,

sehr interessantes Thema! Ein bisschen anders und in Zeitlupe ist es im Grunde das, was ich in meiner Therapie die ganze Zeit gemacht habe - mir eine Welt ohne "müssen" vorzustellen und zu gucken, was dann passiert. Und was passiert ist, ist, dass ich so langsam an mein Wollen herankomme. Da kann ich deiner Theorie aus Erfahrung also Recht geben Smile Und noch etwas scheint zu stimmen: Es macht irgendwann satt. Ich spür neuerdings so ein bisschen die Tendenz in mir, "müssen" auch wieder annehmen zu können und zu wollen, nachdem ich es jetzt ganz lange Zeit vehement von mir weggeschoben habe.

Allerdings passiert(e) das bei mir alles in einem wesentlich engeren Rahmen, als er hier z.T. dargestellt wurde. Wenn ich in mir jetzt mal probehalber einem "grenzenlosen Nicht-Müssen" nachspüre, zieht's mir irgendwie den Boden unter den Füßen weg. Ich glaub, ein gewisses "Müssen" ist einfach auch ein Stützpfeiler im Leben, ohne den ganz viel wegbrechen würde. So paradiesisch stell ich mir eine "Welt ohne" also nicht vor.

Ich bin aber auf jeden Fall dafür, das im (relativ Wink) Kleinen immer wieder mal in Gedanken durchzuspielen, das "Müssen" immer wieder in Frage zu stellen, um wacher, bewusster, flexibler und lebendiger zu bleiben. Und an sich dran, an den eigenen Wünschen und Träumen.


Grüßle,

thorn
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sonnewasser
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Post Fri, 10.Nov.06, 22:47      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo hallo...,

Quote:
von sonnewasser: Wenn man z B anfangen würde, zu saufen und Drogen zu nehmen, dann landet man ja in der Sucht und das ist bestimmt nicht mehr gesund.

Ich könnte mir vorstellen, dass man an einem bestimmten Punkt im Leben jedoch darauf dann verzichten will, weil man lieber klar sein möchte. Sowas wie „gesättigt“ ist. Bei manchen Heroinabhängigen scheint sich so ein Phänomen einzustellen.

Damit hab ich keine Erfahrungen gemacht, da ich weder Drogen nehme, noch stark abhängige Leute kenn, die Drogen nehmen. Aber ich finde, das hört sich echt bißchen komisch an, das mit der "Sättigung" von Drogenabhängigen Shocked gibt´s sowas echt?

Quote:
Dass du das Stehlen so interessant findest, das finde ich nun wieder interessant. Wenn du dort weiterschnüffelst, findest du bestimmt für dich brauchbare Sachen.

Das kann ich dir sagen, warum ich so über das Stehlen nachdenke. Ich hab aufgrund meiner Ängste totale Schwierigkeiten zu arbeiten (s.anderer Thread), bzw arbeite grad gar nicht, weil es mir schlecht geht. Da würde ich natürlich, wenn man stehlen DÜRFTE, so viel stehlen wie nur geht, weil ich alles tun würde, um mich nicht der Arbeitsangst stellen zu müssen. Wenn man alles dürfte, dann dürfte man ja auch vermeiden, das fänd ich toll Laughing Laughing

Das mit den Leuten was ins Gesicht sagen, das meinte ich etwas krasser. Ich habe auch nicht so das Problem, jemanden zu sagen wenn mich was stört, aber ich meine mit alles dürfen, so richtig draufhaun. Weißt du wie ich meine? "Was schaust n so blöd du Penner", und das zu jedem, der z b einfach nur blöd schaut. Manchmal wenn ich durch die Straßen gehen, dann würde ich, wenn man sich nicht mehr zusammenreißen müsste, weil es keine Bestrafung mehr gäbe, manche Leute so fertig machen. Aber das wäre zu gefährlich, jetzt wo man so viel muss und so wenig darf.

Ich finde das Thema ganz schön, weil ich dann wieder etwas freier denke und das alleine mich schon ein kleines bißchen befreit.

lg
sonnewasser

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Post Sat, 11.Nov.06, 2:51      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

hallo,

Ich finde es beinahe erschreckend, welche Ansammlung unlauterer Vorstellungen sich hier findet. Shocked Die meisten hier scheinen außer Acht zu lassen, dass „nicht müssen“ unter keinen Umständen gleichzusetzen ist mit „dürfen“.

Aus den Aussagen hier wäre somit zu schließen, dass lediglich das Müssen den menschlichen Trieben den Riegel vorschiebt.
Das kanns aber nicht wirklich sein, oder?! smilie4

Ihr würdet stehlen, Drogen nehmen und (ungeschriebene) Gesetze brechen.
Deswegen meine Frage an euch: „Sind es nur die Spielregeln, die euch an euer Handeln binden?“

Wo bleibt die Überzeugung? Wie ist es um die Moral, den Anstand oder die Ethik bestellt??

Die Diskussion hier zeigt mir, dass das Müssen, wie es hier interpretiert wird, ausschließlich damit zu tun hat sich gesellschaftlichen Gefügen anzupassen oder fremden Erwartungshaltungen zu beugen. Also von außen kommt.
Doch wie verhält es sich umgekehrt? Gibt es denn kein Müssen, das auf Überzeugung basiert. Ein Müssen, dem man sich selber verpflichtet hat, das man um seiner selbst Willen lebt?

Nicht das gesellschaftliche Korsett will ich mir (um-)binden, sondern mich selbst an Gegebenheiten.


habt noch ein angenehmes WE –alle hier
menis
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Post Sat, 11.Nov.06, 9:43      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Quote:
menis: Wo bleibt die Überzeugung? Wie ist es um die Moral, ... Ethik bestellt??

Nanu, menis, du klingst heute wie der Retter der Moral. Es geht hier darum, mal einen Moment da auszusteigen um dabei vielleicht etwas zu bemerken. Ich finde es wichtig, sich und seine Welt immer mal von verschiedenen Standpunkten anzuschaun.

Meiner Meinung nach geben Moral u Tugend nur eine Sollgröße vor, die den Menschen dazu bringt, seinen Istzustand zu verneinen, sein jetziges Sein ungenügend zu finden, sich verbessern zu müssen. Schau dich doch um, wie eine Welt ist, in der Menschen andauernd unzufrieden sind.

Wohin haben uns Jahrtausende dieser Überzeugungen (einer Vorgabe zu entsprechen) gebracht? Die Menschen töten, zerstören, foltern nach wie vor, weil sie einer Wahrheit nachrennen, die ihnen vorgesetzt wurde und die sie zur eigenen gemacht haben. Sie bemerken nicht den Unterschied zwischen eigenem und fremdem. Wie kann fremdes wahr sein? Es kann allenfalls da sein.

Meiner Meinung nach erreichen wir das, was der Kopf in den Moralvorstellungen vorweg nimmt und uns vorgibt, nicht auf diese Weise, sondern eher, indem der Verstand sich so weit dem eigenen Sein öffnet, dass über dieses wachsende Körpergefühl , Gefühl für den eigenen Selbstausdruck usw. ein Mitgefühl entsteht, was das Zusammenleben von innen friedlicher einrichtet, da es sich bei dem, was ich meine, nicht um innerhalb des Menschen kämpfende Empfindungen und Meinungen handelt, sondern das Bewusstsein dafür entsteht, dass beides in einander übergeht, sich bedingt und „zusammenhalten“ kann.

Wenn du alles, was da ist als gegeben und unabänderlich annimmst, wirst du wahrscheinlich versuchen, an dir und der Welt bis zu deinem Tod zu arbeiten, zu verbessern. Und man wird weder in dir noch außerhalb wirklich irgendetwas bemerken, außer ständiger Bewegung. Das ist nicht mein Wunsch.

Quote:
von menis: Doch wie verhält es sich umgekehrt? Gibt es denn kein Müssen, das auf Überzeugung basiert. Ein Müssen, dem man sich selber verpflichtet hat, das man um seiner selbst Willen lebt?

Ich vermute, jedes „müssen“ kommt von außen und wird im heranwachsenden ICH, wie von einem Radio empfangen, gespeichert und dann zeitlebens wieder abgedudelt. Je mehr sich der Mensch mit diesem ICH identifiziert und sich gegen neues Abschottet (Angst, als Gegenteil einer sich öffnenden liebevollen Einstellung), desto schwerer die Erkennbarkeit des Aberglaubens.

Genau um das, was du hier sagst, geht es mir, menis. Du hältst vermutlich bestimmte „Müssen“ für erforderlich (wie wir alle). Manches darf man vergessen, aber dies und das MUSS sein. Woher kommt das "erforderlich"? Ist das nicht auch selbst eine Grenze, ein Horizont, der dich begrenzt? Mein Ausgangsgedanke möchte allein diesen Aberglauben mal kurz außer kraft setzen und schaun, was dann geschieht.

Viele Grüße hallo
Hiob


Last edited by Hiob on Sat, 11.Nov.06, 9:52; edited 1 time in total
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Hiob
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Post Sat, 11.Nov.06, 9:46      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Quote:
von thorn: Ich bin aber auf jeden Fall dafür, das im Kleinen immer wieder mal in Gedanken durchzuspielen, das "Müssen" immer wieder in Frage zu stellen, um wacher, bewusster, flexibler und lebendiger zu bleiben.

Hallo thorn.

Könntest du dir vorstellen, was geschieht, wenn du nicht in einem langsamen Prozess all das durcharbeiten würdest, sondern auf einmal alles sehen und erleben könntest und danach in diesem Bewusstsein auf all das reagierst? Oder wär das überheblich?

Ich stelle mir das gerade vor...und ich finde interessant, dass es mich unsicher macht. Die Vorgaben der Gesellschaft scheinen eine Hilfestellung zu geben. Und hier mag ich noch eine Frage stellen. Die Hilfestellung durch Regeln...hilft die dem ganzen Mensch als fühlendem Körper, Bewusstsein, was nicht nur innerhalb der eigenen Persönlichkeit existiert UND dem Bewusstsein von der eigenen Persönlichkeit. Oder aber sind sämtliche Regeln eher eine Hilfe für den Verstand, die Mechanik, die nach Lust strebt und Schmerz vermeidet.

Wenn nämlich die Regeln/Werte/Vorgaben nur dem Verstand nützen sollen, dann wären es m.E. wirklich nur Spiel-Regeln. Denn der Verstand „denkt“ m.E. nur, indem er vergangenes endlos wiederholt und auf gegenwärtiges anwendet. Er kann nicht in die Zukunft sehen, kann einen Zeitstrang allenfalls auswertend, also zurückschauend ankucken.. Die Regeln würden damit das vergangene regeln...für die Gegenwart und Zukunft keinen Sinn haben. Es müsste eine Art Öffnung, ähnlich wie bei dem Gefühl liebevoller Verbundenheit (Liebe) noch dazu kommen. Aber vielleicht würde das ja gerade die Regeln in Frage stellen?

Tut mir leid, das war etwas verworren. kopf

Viele Grüße
Hiob
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Post Sat, 11.Nov.06, 13:49      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

hi zusammen,

@ sonnewasser: Diese Übersättigung an Drogen gibt es tatsächlich. Das weiss ich aus eigener Erfahrung/aus eigenem Erleben. Irgendwann hatte ich von Koks dermassen die Nase voll, dass ich selber einen "Entzug" wollte - beim Methadon ähnlich.

@menis: mich erschrecken die "Wünsche" einzelner hier auch etwas (da sie nicht weiter durchdacht sind) ! Das hast Du toll geschrieben: dass "nicht müssen" unter keinen Umständen gleichzusetzen ist, mit "dürfen" (gut, man würde wohl nicht bestraft - aber möchte man das, dann wirklich auch machen??) Das sind zwei paar total verschiedene Schuhe! Woher kommt diese Agressivität? Mich persönlich würde es nicht weiterbringen, gewissen Leuten die Meinung vor den Kopf zu klatschen - das ist ja nicht verboten und man könnte dies jederzeit, wenn man den Mut dazu hätte .... . Und was würde es daran ändern, wenn ein "nicht-müssen-Gesetz" bestehen würde. Hätte man dann mehr Mut dazu? Kaum, oder!?!

Ich wüsste KEIN einziges Beispiel, was ich machen würde, wenn kein "müssen" mehr bestände. Ich würde trotzdem die Wohnung in Ordnung halten (da ich und meine Familie ja darin leben müssen), ich würde weiterhin meine Lebensmittel im Geschäft bezahlen, denn sonst geht es ja bald bankrott und dann habe ich keine Möglichkeit mehr (in unserem Dorf) einzukaufen. Ich wäre trotzdem freundlich zu Leuten, da ich ja auch gerne freundlich behandelt werde. Irgendwie zwingt mich in meinem Leben keiner zu irgendwas, wenn ich das genau überlege.

Mir scheint es wohl einfach ZU gut zu gehen ..... . Wink

Aber was "müsst" Ihr denn alle in Euerem Leben, was man nicht freiwillig tun würde? Arbeiten? - ok, kein Geld! Die Nachbarn fertig machen - ok, man fühlt sich da nicht mehr wohl. Auf der Autobahn rasen? ok- es bringt ja fast nur Euch um. Drogen konsumieren? gut - man macht sich selber kaputt.

Ich grüsse Euch herzlich, liv
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Post Sat, 11.Nov.06, 14:45      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo,

liv1 wrote:
mich erschrecken die "Wünsche" einzelner hier auch etwas (da sie nicht weiter durchdacht sind)

aber darum geht es doch bei diesem Thema "sein ohne müssen". Nicht weiter nachdenken, was alles passieren könnte, WENN. Sondern einfach mal den Gedanken freien Lauf lassen.

liv1 wrote:
Ich wüsste KEIN einziges Beispiel, was ich machen würde, wenn kein "müssen" mehr bestände. Ich würde trotzdem die Wohnung in Ordnung halten (da ich und meine Familie ja darin leben müssen),

Da, siehst du? ...da du und deine Familie ja darin leben müssen... da war schon wieder dieses müssen! Wink

Klar hast du recht mit dem was du schreibst, aber das hier ist ja ein Thread, den Hiob eröffnet hat, um mal über die Grenzen hinwegzusehen, oder?

lg
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Post Sat, 11.Nov.06, 15:46      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

hi sonnewasser,

Quote:
liv1 wrote:
mich erschrecken die "Wünsche" einzelner hier auch etwas (da sie nicht weiter durchdacht sind)

aber darum geht es doch bei diesem Thema "sein ohne müssen".


Klar, aber was bringt es mir persönlich, wenn ich z.B. meinen Nachbarn zur Schnecke mache? Ich würde die Konsequenzen (Zurückgeschimpfe, Unfreundlichkeit, Ablehnung, ...) aushalten müssen (natürlich müsste ich das nicht, denn ich könnte ihn ja kalt machen Very Happy , aber das möchte ich jetzt wirklich nicht Wink ) - denn er müsste dann ja auch meine Handlung nicht akzeptieren. Es ist einfach so, dass alles, was wir tun eine Konsequenz mit sich bringt und mit genau DIESER sollte man dann aber auch leben können. Ich konnte früher damit leben, dass ich mich über Gesetze hinwegsetzte - aber ich war in gewissem Masse auch bereit (mir bewusst), die Konsequenzen zu tragen.

Quote:
Nicht weiter nachdenken, was alles passieren könnte, WENN. Sondern einfach mal den Gedanken freien Lauf lassen.


Gut, aber da kommen mir eher Gedanken, wie in Äthiopien, im Kongo, in Südafrika, in Teilen von Südamerika Waisenhäuser oder Auffangstationen für obdachlose, drogengefährdete Kinder zu eröffnen. Das wäre mein Traum schlechthin!! Da ist mir ein Wunsch, wie jemanden zu vermöbeln, der mich doof anguckt, sehr fern.

Quote:
Da, siehst du? ...da du und deine Familie ja darin leben müssen... da war schon wieder dieses müssen! Wink


Gut, falsch ausgedrückt! Wir möchten in dieser Wohnung leben, und dabei ist es uns angenehmer in einer einigermassen sauberen Wohnung zu leben, als in einem Dreckloch.

Quote:
Klar hast du recht mit dem was du schreibst, aber das hier ist ja ein Thread, den Hiob eröffnet hat, um mal über die Grenzen hinwegzusehen, oder?


Ich denke, ich kann den Sinn nicht ganz erkennen. Nach gewissen Aussagen, wäre die Frage besser gewesen "wem möchtet ihr mal eins auswischen", "wer nervt Euch enorm" oder "was würdet Ihr gerne mal tun (ohne Rücksicht auf Verluste oder andere Menschen)...... "

Aber das Thema war, was würdet Ihr tun, wenn es kein "müssen" mehr gibt und nicht, "was würdet Ihr tun, wenn Euer Gerechtigkeitsempfinden ausgeschaltet würde".

Sorry, ich kann gewisse Wünsche nicht nachvollziehen, da es mir fern liegt, mich gut zu fühlen, wenn ich jemand anderem eins auswische - ich fühle mich in solchen Situationen mieser, als nur irgendwas. Und das mag ich nicht!

Aber vielleicht bin ich einfach nur schräg .... Very Happy. Aber es geht mir damit doch recht gut ... . Und was will ich mehr?!?

gruss liv
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Post Sat, 11.Nov.06, 16:37      Re: Sein ohne müssen Reply with quoteBack to top

Hallo Liv,

na das ist schön, dass du zufrieden bist Smile
Tja, was soll ich sagen? Ich kann dir bei keinem Argument widersprechen, ich empfand diesen Thread einfach als etwas, wo man über die Konsequenzen mal nicht nachdenkt und seinen Gedanken freien Lauf lässt. Und dabei war dieses "jedem alles hart ins Gesicht sagen" eine Idee unter vielen bei mir.


Quote:
Gut, aber da kommen mir eher Gedanken, wie in Äthiopien, im Kongo, in Südafrika, in Teilen von Südamerika Waisenhäuser oder Auffangstationen für obdachlose, drogengefährdete Kinder zu eröffnen

Das z B könntest du tun, wenn es kein Muss mehr geben würde zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Ich würde dann z b sehr gerne Obdachlosen helfen, wäre dann gerne so ne Art Robin Hood, der von den Reichen stiehlt und den Armen gibt Wink . Aber das darf man ja leider nicht.

gruß
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