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Jütlands Wächter
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Post Wed, 03.Jan.07, 3:14      Posttraumatische Belastungsstörung & Paranoia Reply with quoteBack to top

Ich will ehrlich sein:
Als ich auf das Forum gestoßen bin, war meine Hoffnung auf Hilfe noch etwas größer als sie es jetzt, nach dem Lesen einiger Beiträge, ist. Da dies dennoch besser ist als alles andere was ich gefunden habe, werd ich erstmal hier bleiben.

Ich bekam im März letzten Jahres die Diagnose auf "Emotional instabile Persönlichkeitsstörung der Borderline Art mit narzisstischer blabla". Das narzisstisch wurde, nachdem ich 5 Wochen in einer Klinik verschwendete von meiner Ursprungstherapeutin zurückgezogen und auf den Verdacht "paranoide Persönlickeitsstörung korrigiert". Da zu dem Zeitpunkt bereits 2 Monate ins Land gegangen sind ohne dass auch nur irgendetwas Nenneswertes passiert ist, habe ich den ganzen Therapiequatsch abgebrochen und im Folgenden lieber selbst Bücher gelesen. Nach der Lektüre tendiere ich dazu lieber komplexe Posttraumatische Belastungsstörung zu sagen, da Borderline sich meiner Erfahrung nach grade solche nennen, die viel eher Histrioniker sind, aber das nur nebenbei. Jedenfalls wollte ich mit einem Histrioniker oder Narzissten (und ich weiß wovon ich rede, ein Freund ist letzteres) nicht in Verbindung gebracht werden.
Das wirklich problem-relevante ist nun dies: Ich musste beobachten, dass ich keine enge Beziehung länger als etwa 10 Monate aushalte. Ich beginne schleichend sämtliche Beweggründe zu hinterfragen und projiziere (so das Büchlein Merods) innere Aggressionen & Selbsthass auf andere und nehme das dort als Anfeindung wahr, worauf ich mit Anschuldigungen und Rechtfertigungen reagiere. Indes höre ich ziemlich oft "Das hab ich doch gar nicht gesagt/gemeint", "Du verstehst das vollkommen falsch", "Was unterstellst du eigentlich mir?" usw. Dieses Verhalten hat mir mittlerweile beinahe jede engere Freundschaft zerstört. Tragischerweise erkenne ich nie die Grenze zwischen normaler und wahnhafter Wahrnehmung, welche sich bei den BTBS-bedingten Gefühlsprüngen doch deutlicher zeigt, vorallem anhand von Kopfschmerzen.
Was ich allerdings auch aus der Lektüre weiß (und jeder der es mir nicht glaubt kann gerne bei "Behandlung von PKS. - Merod" oder "Persönlichkeitsstörung - Fiedler", sowie sämtlichen Hompages nachlesen) ist, dass die Forschung grade was die paranoide Persönlickeitsstörung betrifft äußerst gering ist, keine empirischen Studien vorliegen etc. etc.
So komme ich zwar mit den Dissoziativen Zeugs und ständigen Tag und Albträumen klar - und meine Mitmenschen meistens auch - aber diese ungerechtfertigten Zweifel und Anschuldigungen ziehen die Mitmenschen wohl sehr in Mitleidenschaft.

Ich bin also für jede erdenkliche Hilfe dankbar. Besonders neue Erkenntnisse zur Pa.PKS. sind mir wichtig, sowie Erfahrungsberichte solcher, bei denen die Therapie etwas half. Weiterhin Ratschläge WELCHE Art der Therapie erfolgsversprechender ist. Tipps von Betroffenen, oder Erfahrungen von solchen die eine Paranoide Persönlichkeit ertragen mussten. etc. Bin für jeden SINNVOLLEN Strohhalm dankbar.

(Für jene, die es suspekt finden, dass jemand wie ich hier schreibt:
Ich versuche meine momentane Beziehung zu retten und da diese mir sehr wert ist kommt das zustande. Ansonsten hätte ich den Teufel getan eine Selbstreflexion ins Internet zu stellen.)

Ach ja, Zu der Beziehung sei noch etwas gesagt: Gleichaltriges Mädchen mit der Diagnose einer mittelschweren Depression und ängstlich-vermeidenden PKS. Der ein oder andere ahnt die Schwierigkeit zwischen 2 labilen, kritik-unverträglichen Personen. Das äußert sich vor allem darin, dass man häufiger miteinander streitet und sie konstant von Satz zu Satz weniger sagt...

Wer Mitleid heuchelt wird auf die Ignore-Liste, sollte es sowas geben, gesetzt. (Bin noch immer wütend über den Schwachsinn den ich vorhin gelesen habe in 8 von 10 Threads - Wer über 30 ist sollte sich gefälligst mit sich selbst auseinander gesetzt haben und keine Kinderfragen stellen.)


Edit: Wenns hier unpassend ist, bitte verschieben.

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Last edited by Jütlands Wächter on Thu, 04.Jan.07, 3:12; edited 1 time in total
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vita
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Post Wed, 03.Jan.07, 8:36      Re: Posttraumatische Belastungsstörung & Paranoia Reply with quoteBack to top

Hallo JW,

hast recht, leichte Anfeindungen sind schon im Vorfeld zu spüren, bevor überhaupt irgend jemand geantwortet hat. Jedoch bist du hoffentlich frei genug, aus all den Nullcheckern den einen oder anderen für dich nützlichen Gedanken herauszufiltern.

Nun, nach zwei Monaten Thera passiert tatsächlich noch nicht viel. Ich würde also sagen, dass eine Thera durchgezogen werden sollte, bevor man sich ein Urteil erlaubt.

Ich leide selber an PTBS, meiner Meinung nach ist Lesen schon recht nett, hilft aber ohne Thera reichlich wenig. Gespräche mit anderen Menschen und wie diese mich und das, was ich sage, sehen - und umgekehrt, haben mir sehr viel geholfen, aus meiner damals recht verzerrten Welt herauszukommen.

Dann kam die schwierige Aufgabe, das Jetzt nicht mit dem Vergangenen zu verwechseln. Ich habe mir also im Laufe der Jahre eine andere Sichtweise zugelegt.

Wie du siehst, schreibe ich "im Laufe der Jahre".

Dein Beweggrund macht mich etwas stutzig. Vielleicht solltest du eher bestrebt sein, dich selber zu retten.

lg
vita
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Anne1997
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Post Wed, 03.Jan.07, 9:04      Re: Posttraumatische Belastungsstörung & Paranoia Reply with quoteBack to top

Hallo Jütlands Wächter,

o.k. kein Mitleid von einem Grufti, sondern nur eine Anfrage an Deinen sehr reflektierten Thread, der deine Suche nach einer Diagnose betrifft:
Alle Psychologen / Ärzte / Psychotherapeuten anderer beruflicher Herkunft zumindest die, die darüber nachdenken, müssen Diagnosen nach ICD / ISM "austüfteln" nur wegen der Kasse. Viele PT stellen keine Diagnose, weil das viel zu einfach gestrickt ist, der therapeutische Prozess lässt sich nicht auf Diagnosen reduzieren. Gleichzeitig sind Therapeuten in Deutschland (es sei denn, man zahlt selbst) den Krankenkassen "unterworfen" und müssen diagnsotizieren.

Was ist eigentlich krank? Hier genügt die WHO - Definition nicht. Du bist auf der Suche, kämpfst um eine Beziehung. Vielleicht bist du gesünder als viele andere. Zu sagen „seelisch krank“ zu sein, widerstrebt mir persönlich oft. Seelisch angegriffen bzw. wachsam zu sein: die Seele zeigt wohl die beste Reaktion, die sie kann, sie meldet sich. Meine These zur Diagnose ist u.a. ( habe genauso wie du - allerdings erst vor 1 1/2 Jahren sehr viel psychiatrisch-psychotherapeutische Literatur (natürlich auch den Fiedler gelesen), dass sie nämlich niemals das trifft, was es zu treffen gilt. Es ist nur eine Krücke für die Krankenkasse – mehr nicht.
Viele identifizieren sich insgeheim / bewusst / Halt suchend mit „ihrer“ Diagnose und geben sich oft einer Opferhaltung hin, die noch nie der Sinn einer Therapie war. Anerkennen, was war und ist – aber das ist halt nur der Ausgangspunkt.
War selbst auch mal verrückt auf Diagnosen und fand mich in vielem wieder, auch in PTBS - all dies lenkte nur von mir selbst ab und dem wirklichen Einlassen auf eine Therapie. Habe dadurch Stunden verschenkt - wenn auch viel dabei gelernt, auch gelernt "ein verdammter Neurotiker" zu sein.

Kann vita nur zustimmen: mir halfen die Gespräche mit Menschen, aber auch mit einem Therapeuten (der nicht nach Diagnose geht), der nicht in diagnostischen Schablonen dachte.

Therapieempfehlung? Schwierig. In Deutschland: tiefenpsychologisch fundierte würde ich dir eher empfehlen (vielleicht mit einem Therapeuten, der auch systemisch oder in Gestalttherapie ausgebildet ist); Verhaltenstherapie dann, wenn der Therapeut sehr erfahren ist, ansonsten greift das meiner Meinung nach manchmal zu kurz, ist aber ganz klar Therapeuten abhängig).

lg a.
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Jütlands Wächter
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Post Thu, 04.Jan.07, 3:00      Re: Posttraumatische Belastungsstörung & Paranoia Reply with quoteBack to top

Vorab schonmal Danke,

@Vita:
Quote:
Ich würde also sagen, dass eine Thera durchgezogen werden sollte, bevor man sich ein Urteil erlaubt.

Der einzige Heilungseffekt kam dadurch, dass ich für ein paar Wochen von der gewohnten Umgebung, aus der Tristess, weg war. Ich hätte genauso gut in Urlaub fahren können.
Davon abgesehen finde ich es reichlich übertrieben zu verlangen, dass man erstmal 2 Jahre sich nur auf Heilung einstellt und danach dann in Frage stellt ob es schief läuft. Ich beende Gespräche auch sofort, wenn ich feststelle "das führt zu nichts". Dennoch hast du wahrscheinlich recht, nur bezweifle ich dass die Art der Therapie (auf Station zusammen mit Depressiven und "Angstpatienten") mit der schwachsinnigen Ergotherapie etwas gebracht hätte, es sei denn ich wollte Körbeflechter werden.
Ebenfalls habe ich einige ausgewählte Personen auch geringfügig darin eingebunden mir zB zu sagen, wenn ich zu patzig reagiere, grade etwas stark missverstanden hab etc. sowie weitergehende Unterhaltungen,
was mir innerhalb von einem Monat weit mehr half als ein "Arzt", der einmal die Woche eine Akte bearbeitet.
Quote:
Wie du siehst, schreibe ich "im Laufe der Jahre".

Und deswegen bin ich jetzt hier, damit ich in 5 Jahren ein solches Forum nicht mehr besuchen muss, und dann wohl auch gar nie mehr gehen (können) würde.
"Lieber spät als nie" ist zwar toll, aber "so früh wie möglich" besser grinsend
Aber nun die entscheidende Nachfrage:
In wieweit hast du deine Sichtweise verändert? Von was zu was? Das fällt mir grade schwer, das herauszulesen.
Quote:
Dein Beweggrund macht mich etwas stutzig.

Hab mich ungelenk ausgedrückt: Die Situation ist der Anlass, der Beweggrund ist schon "verbesserung der Lebensqualität", wie sämtliche Patienten ständig sagen. (wohl eher winseln)

@Anne:
Zuerst sollte ich anmerken, dass ich unter keinen Umständen an meinem Kopf hätte rumfummeln lassen bevor ich nichts vom Verdacht und später der Diagnose gewusst hätte. Ich wäre wohl noch früher gegangen, wenn man sich geweigert hätte mich zu informieren. (Weswegen ich auch im Besitz sämtlicher Zeiten war und mir die Funktionsweise einer Anstalt habe erklären lassen. "Trainingslager fürs Leben" -.-)
Dass Diagnosen und Krankheitsbilder, ebenso geschichtliche Epochen Konstrukte sind, ist mir bewusst. Da ich aber grade zum im Titel erstgenannten ein Paradebespiel zu sein scheine ist das irrelevant.
Quote:
Vielleicht bist du gesünder als viele andere.

Ich lasse mich schlichtweg nicht fallen, sondern kämpfe so aktiv wie möglich selbst, anders als, leider!, auch meine "Freundin".
Jedenfalls empfinde ich mich nicht als klassisch "krank", wie bei einer Grippe - es gibt Unzulänglichkeiten, die ich auszumerzen versuche.
(Stromberg: "Man muss auch mal selbstkritisch sein und gucken - wo ist man noch nicht ganz perfekt" *lacht*)
Quote:
geben sich oft einer Opferhaltung hin

Kenne ich, aber nicht von mir. Ich spreche hier jetzt davon, sonst weiß man in meinem Umkreis maximal Einzelaspekte. Ich identifiziere mich soweit mit dem Krankheitsbild, als dass ich weiß was es ausmacht und was es zu bekämpfen gilt, nichts weiter.
Quote:
und dem wirklichen Einlassen auf eine Therapie.

Wie bereits gesagt: Es kommt kein Schraubenzieher an meinen Kopf bevor ich nicht weiß was man vorhat. Ich will ja auch wissen, was in der Suppe ist, wenns eine gibt.
Ich werde mal meine Liste nach kompetent erscheinenden Ärzten durchschauen. Für deine Empfehlung - und an euch beide insgesamt - schonmal: "Vielen Dank!"

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vita
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Post Thu, 04.Jan.07, 11:40      Re: Posttraumatische Belastungsstörung & Paranoia Reply with quoteBack to top

Hallo JW, hallo Anne,


über "was ist eigentlich krank?" könnte man lange diskutieren. Es kommt auf den Blickwinkel an: Ein Mensch, der schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht hat, wird insofern "gesund" reagieren, wenn er Menschen aus dem Weg geht. Aus der Sicht der anderen ist diese Verhaltensweise wiederum "ungesund".

Normal oder nicht normal haben mich auch nicht zum Therapeuten geführt, sondern allein die Tatsache, dass ich unter mir selber gelitten habe. Mein persönlicher Leidensdruck war so groß, dass ich unbedingt Hilfe brauchte. Jedoch möchte ich betonen, dass ich von Anfang an das Gefühl hatte, den für MICH richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Mein Therapeut hatte keinen guten Ratschlag für mich, sondern er hat mich auf meiner Suche begleitet - und da es recht schwierig war, mich selber zu finden, dauerte das auch so lange.

Auch ich habe mich intensiv mit der Psyche des Menschen beschäftigt, unzählige Bücher gelesen. Nun, ich war irgendwann belesen, jedoch nicht persönlich betroffen.

Zu meinem Verhalten und meiner Veränderung. Ich habe meine Umwelt als Bedrohung aufgefasst und meine Angst durch aggressive Vorgehensweise kaschiert. Das will nichts anderes heißen, als dass ich in meiner Kindheit steckengeblieben bin, denn die war tatsächlich lebensbedrohlich. Es hat Jahre gedauert, bis ich emotional verstanden habe, dass eine verlorene Schlacht aus der Vergangenheit in der Gegenwart nicht zu gewinnen ist. In der Relität war die Bedrohung also in mir selber und kam NICHT von außen.

Ich kann mich jetzt besser um mich selber kümmern, meine Grenzen besser setzen, meine Vergangenheit akzeptieren und mit meinen Ängsten besser umgehen. Ich bin verletzbarer geworden und kann das auch zeigen. Ich kann insgesamt mein Leben besser bestimmen.

Mit Ende der Therapie hat die Auseinandersetzung mit mir selber nicht aufgehört. Sie wird für den Rest meines Lebens weiter gehen. Ich habe mich also nicht "auf Heilung" eingestellt, sondern eher auf eine andere Sichtweise und einen achtsameren Umgang mit mir selber.

lg
vita
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lebensfluss
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Post Thu, 04.Jan.07, 21:53      Re: Posttraumatische Belastungsstörung & Paranoia Reply with quoteBack to top

Hallo JW

Mit Paranoia kenne ich mich zu wenig aus.

Aber so weit mir bekannt ist, sind zumindest aus neurobiologischer Sicht, also auf nur auf die Hirnstruktur bezogen, Borderline und PTBS identisch. Wenn ich das noch richtig im Kopf habe grösserer rechtsseitiger Mandelkern, kleinerer linksseitiger Hippocampus etc.

Liebe Grüsse


Lf
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