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Vera7
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Post Thu, 08.Feb.07, 15:16      Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich habe seit einiger Zeit den Verdacht, dass ich mich in meine Therapeutin verliebt habe. Das ist ja scheinbar kein seltenes Phänomen, aber ich finde es trotzdem schwierig, mit dieser emotionalen Verfassung klarzukommen.
Habe nicht mit ihr darüber gesprochen und habe auch nicht vor, das zu tun. Ich würde vor Scham in den Erdboden versinken...

Ich bin dann im Internet auf das Wort "Übertragungsliebe" gestoßen und fand es schon etwas seltsam, dass ein von mir als sehr persönlich empfundenes Gefühl scheinbar zu therapeutischer Strategie gehört.
Also gibt es scheinbar einen Unterschied zu "anderer Liebe" so in privaten Beziehungen...

Ich weiß nicht, ob ich so recht deutlich machen kann, was ich meine: Irgendwie fühle ich mich, als wäre ich in eine altbekannte Falle getappt, die Therapeuten unter Umständen prima finden, weil sie dann mit den Leuten besser arbeiten können. Man hängt sozusagen am Haken. Und meine Ängste vor Abhängigkeit von ihr haben sich natürlich riesig vergrößert dadurch.

Hat jemand Erfahrung damit?
Vor allem: Hört das irgendwann wieder auf? Wodurch?

Vera
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sonnewasser
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Post Thu, 08.Feb.07, 16:54      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo Vera7,

das kommt mir sehr bekannt vor. Ich war auch mal in meinen Therapeuten verliebt. Ich weiß gar nicht warum, denn ich war oft wütend auf ihn, weil er so arrogant rüberkam und mich oft ansah, als wären meine Probleme lächerlich.
Aber irgendwie entwickelte ich Gefühle. Nach der Therapie, als ich entlassen wurde aus der Klinik, war meine Liebe zu ihm dann so richtig stark. Ich arbeitete in dieser Klinik noch im Kiosk und sah ihn jeden Tag.

Irgendwann hab ich ihm in einem Brief dann alles geschrieben. Auch dass mir bewusst ist, dass ich keine Chance habe, weil er verheiratet ist usw, aber ich einfach so eine ganz große Liebe spüre usw. Ich gab ihm den Brief und er kam danach auf mich zu und redete mit mir darüber. Das fand ich echt super, er hat sehr gut reagiert. Er hat die nötige Distanz gehalten und mich trotzdem ernst genommen.

Ich meine, man sollte mit dem Thera schon darüber sprechen. Die meisten haben bestimmt auch gelernt, wie man mit solchen Situationen umgeht ohne dass es für den Patienten zu unangenehm wird. Ich glaube, die Gefühle werden nicht leichter, solange du nicht mit ihr darüber sprichst. Vielleicht könnt ihr zusammen die Gründe für deine Gefühle finden und somit die Gefühle durch ein bißchen "Logik" austauschen. Natürlich kein Garant, aber wichtig. Vor allem in einer Therapie, die ja da ist, um solche Sachen zu besprechen.

Viel Glück,
sonnewasser

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r.l.fellner
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Post Thu, 08.Feb.07, 23:13      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Liebe Vera,

das ist weder "therapeutische Strategie", noch "finden Therapeuten das prima" - es würde mich interessieren, wo Sie dies gelesen haben?

Eine sehr umfangreiche Arbeit zur Psychoanalyse finden Sie im Bereich "Artikel" meiner Website, auf dem auch auf das Phänomen der Übertragung (keineswegs notwendigerweise -Liebe) eingegangen wird. Ich hoffe, dies trägt ein wenig zur Aufklärung bei.

Freundlichen Gruß
R.L.Fellner

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AufdemWeg
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Post Fri, 09.Feb.07, 7:48      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo Vera,

ich habe mich bzw. meine Situation in deinen Worten wiedergefunden.
Letzte Woche habe ich allen Mut zusammengenommen und meiner Therapeutin einen Brief geschrieben. Sie hat mich daraufhin zurückgerufen und gesagt, dass wir alles in ruhiger Form am Montag besprechen werden.
Ich habe grosse Angst vor der Stunde, das kannst du dir sicherlich vorstellen. Trotzdem war es für mich die einzige Möglichkeit, ich musste mich ihr mitteilen.

Alles Liebe
AufdemWeg
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Jenny Doe
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Post Fri, 09.Feb.07, 8:48      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Lieber Herr Fellner!

Quote:
das ist weder "therapeutische Strategie", noch "finden Therapeuten das prima" - es würde mich interessieren, wo Sie dies gelesen haben?


Das überrascht mich jetzt.
Mir wurde in meiner analytischen Therapie auch vermittelt, dass Gefühle wie Hass und auch Liebe, eine Übertragung seien (was nicht stimmte).

Hallo Vera!

Quote:
Irgendwie fühle ich mich, als wäre ich in eine altbekannte Falle getappt, die Therapeuten unter Umständen prima finden, weil sie dann mit den Leuten besser arbeiten können. Man hängt sozusagen am Haken. Und meine Ängste vor Abhängigkeit von ihr haben sich natürlich riesig vergrößert dadurch.


Ich kann das total nachemfinden. Ich fühlte mich wei Glas, leicht zerbrechlich und durchsichtig und dachte auch: "Meine Gefühle sind bewusst provoziert und gewünscht", damit sie mit mir arbeiten kann.
Ich kann es gerade nicht besser erklären. Dazu müsste ich mich in die Gefühle, die ich damals verspürte, hineinversetzen. Aber das klappt im Moment nicht.

Wenn Du es nicht ansprechen kannst, vielleicht magst Du ihr Dein Posting hier geben? Vielleicht erleichtert das Dir, mal darüber zu reden.
Für einen selber ist das ja irgendwie wichtig zu wissen, was es mit solchen Gefühlen wie Liebe auf sich hat.

Viele Erfolg!

Gruß
Jenny

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Post Fri, 09.Feb.07, 8:52      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo Jenny,

du schreibst, dass Hass und Liebe keine Übertragungen waren.
Meinst du das jetzt speziell in deinem Fall oder zweifelst du die Möglichkeit dass es eine Übertragung gibt prinzipiell an?

Lieben Gruß
AufdemWeg
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Jenny Doe
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Post Fri, 09.Feb.07, 8:57      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo AufdemWeg!

Ich meinte das ganz speziell in meinem Fall, nicht allgemein.

Quote:
oder zweifelst du die Möglichkeit dass es eine Übertragung gibt prinzipiell an


Nein, bezweifle ich nicht. Überall kommt es zu Projektionen von sich selbst auf andere, im Freundeskreis, in der Beziehung, ... und auch in der Therapie.

Gruß
Jenny

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Last edited by Jenny Doe on Fri, 09.Feb.07, 9:01; edited 1 time in total
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Post Fri, 09.Feb.07, 8:59      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo Jenny,

wie hast du das herausgefunden?

Lieben Gruß
AufdemWeg
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Jenny Doe
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Post Fri, 09.Feb.07, 9:06      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo AufdemWeg!

Quote:
wie hast du das herausgefunden?


Das ist eine lange Geschichte und würde an diesem Thema vorbeigehen. Lässt sich nicht in einem Satz erklären.

Gruß
Jenny

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Post Fri, 09.Feb.07, 9:13      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

ok..werde es selbst herausfinden Smile

Lieben Gruß
Elfe
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Seestern
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Post Fri, 09.Feb.07, 10:11      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo Vera und alle Anderen,

ich habe mich extra hier im Forum angemeldet, weil ich mich gerne an dem Thread beteiligen möchte. Ich bin auch betroffen und kann alles was da geschieht überhaupt nicht einsortieren. Embarassed

Ich hatte kürzlich meine sechste Therapiestunde. Mein Therapeut ist männlich, ca. 55 Jahre alt. Ich finde ihn (mittlerweile) sehr attraktiv, im Grunde genommen entspricht er dem Männertyp, den ich ansprechend finde. Nämlich ein Mann dessen Attraktivität erst auf den zweiten Blick sichtbar wird.

In der Therapiestunde ging es plötzlich darum was ich tue, um ihm zu gefallen (Thema wurde von mir initiiert). Plötzlich wurde alles sehr emotional. Er sagte, er möchte mir auch gefallen. Ich fühlte mich dadurch in einem Gefühl bestätigt, dass ich schon eine ganze Weile habe.

Dann sagte er "wenn wir uns verlieben, ist die Therapie vorbei".

Es macht mir große Angst, dass er dieses wir gebraucht hat. Ist er etwa schon drin in dem Boot ? Er hätte mich doch darauf hinweisen können dass es möglich ist dass ich mich verliebe. Aber wir ? Ich meine er ist der Therapeut und er ist professionell, nicht ich, oder ?


Ganz verwirrte Grüße
Seestern

P.S. Eine Mail die er mir kürzlich beantwortete unterschrieb er mit "Freundliche Grüße Ihr ....... .......". Da war ich auch schon verunsichert. Er ist nicht "mein", oder ?
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Vera7
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Post Fri, 09.Feb.07, 11:54      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich möchte noch mal dazwischenfragen und versuche mal zwei Aspekte auf den Punkt zu bringen, die mich beschäftigen, wenn ich hier lese:

    Was genau ist der Unterschied zwischen Liebe zu jemandem, der mir irgendwo im Alltag über den Weg läuft und Liebe zu der Person, mit der ich therapeutisch arbeite?

    Entsteht Liebe nicht auch im Privatleben immer oder häufig auf der Grundlage dieses Übertragungsmechanismus?


Vera[/list][/list]
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sonnewasser
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Post Fri, 09.Feb.07, 12:09      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Hallo,

@Seestern,

ich finde es von einem Therapeuten nicht in Ordnung, so zu reagieren. Von wir sprechen und die Email mit Ihr.... beenden. Ein Therapeut sollte von Anfang an seine Distanz klar zeigen und auch bei einem eventuellen Liebesgeständnis einer Patientin konkret bleiben.

So, wie er reagiert, verwirrt er dich doch nur zusätzlich und im Grunde macht er dir Hoffnungen. Vielleicht empfindet er auch wirklich etwas für dich, aber als Therapeut sollte er das im Griff haben bzw dann wirklich klar und deutlich sagen, wie es aussieht und zur Not die Therapie abbrechen.

@Vera7,

die Frage die du dir stellst, frage ich mich selbst. Als ich damals in meinen Therapeuten verliebt war, hatte ich nicht das Gefühl, dass ich das nur wegen der Übertragung so empfand. Und auch nicht als Dankbarkeit für meinen Therapeuten. Ich war schon richtig verliebt und auch wenn ich es im Nachhinein analysiere sehe ich keinen Grund, warum die Liebe keine echte gewesen sein soll, sondern einen psychologischen auflösbaren Hintergrund hat.

Ich glaube schon, dass man sich durchaus ehrlich in einen Therapeuten verlieben kann, als würde man eine Person auf der Straße treffen und sich verlieben. Ich meine, ob man mit seinem Therapeuten viel spricht oder irgendjemanden anderen kennenlernt, es sind alles nur Menschen mit Gefühlen.

Ich finde nur, dass ein Therapeut seine Grenzen aufzeigen sollte und einer Patientin auf keinen Fall Hoffnungen machen soll auf mehr. ich finde das unverantwortlich und nicht in Ordnung. Da hat man meiner Meinung nach den falschen Beruf gewählt.
Aber Reden ist immer wichtig. Und ich bin sehr froh, dass ich damals meinem Therapeuten alles gesagt habe und er die nötige Distanz hielt. Denn somit kann ich immer noch mit Respekt auf ihn zurückblicken und bin froh darüber.

LG
sonnewasser

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Post Fri, 09.Feb.07, 12:20      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Sonnewasser, vielen Dank.

Ich habe das gleiche Gefühl wie Du es hier in Worte ausdrückst:


Quote:
So, wie er reagiert, verwirrt er dich doch nur zusätzlich und im Grunde macht er dir Hoffnungen. Vielleicht empfindet er auch wirklich etwas für dich, aber als Therapeut sollte er das im Griff haben bzw dann wirklich klar und deutlich sagen, wie es aussieht und zur Not die Therapie abbrechen.


Er hat mich verwirrt weil er nicht eindeutig distanziert war. Er sagte in echt "ich möchte Ihnen auch gefallen". Er spricht von wir (uns?), mit seinem Mailabschluss "Ihr ..... ....." hat er sich eindeutig in meine Nähe gerückt.

Ich glaube er ist schon drin im Boot. Geht es mir deshalb so schlecht diese ganzen Tage nach der letzten Therapiestunde ?? Rolling Eyes

Seestern
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Post Fri, 09.Feb.07, 12:42      Re: Übertragungsliebe und therapeutische Arbeit Reply with quoteBack to top

Quote:
Als ich damals in meinen Therapeuten verliebt war, hatte ich nicht das Gefühl, dass ich das nur wegen der Übertragung so empfand.


Hallo zusammen!

Ich möchte mich da Sonnenwasser anschließen.
Wenn es bei jemandem warm ist, man Aufmerksamkeit kriegt, Fürsorge erfährt, ein Lächeln geschenkt bekommt, Empathie zu spüren kriegt, ... dann ist das Gefühle der Liebe, das man entwickelt, ein Gefühl das man im Hier und Jetzt für den Therapeuten entwickelt und keine Übertragungsliebe.
Genauso geht es mir, wenn ich in der Disko jemanden kennen lerne und der lächelt mich an, warm und aufmerksam ist , ... dann enstehen ja auch Gefühle.

Der Unterschied aber ist dieser, dass Aufmerksamkeit, Empathie, ... zum therapeutischen Prozess dazu gehört. Es geht da um den klienten, der steht im Mittelpunkt, und nicht der Therapeut. Deshalb kriegt man als Klient so viel Aufmerksamkeit.
Wenn ich jemanden in der Disko kennen lerne, dann ist das was völlig anderes. Dann geht es um beide, es gibt nicht diese Rollenverteilung, wie in der Therapie: einer redet, der andere kümmert sich um den einen, ...

Gruß
Jenny

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