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Assassin
Helferlein
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Post Wed, 21.Mar.07, 23:03      von Einschlafgeschichten und Tagträumen Reply with quoteBack to top

Hallo liebe Forengemeinschaft.

Sicher kennt es jeder von euch, sich als Kind beim Spielen in andere Persönlichkeiten versetzt zu haben und vielleicht auch mitunter mal im ganz alltäglichen Leben jemand anders zu sein.

Seitdem ich mich erinnern kann, dehnte sich diese Welt aber aus, beziehungsweise sie existierte vor allem dann, wenn ich alleine war.
Als ein Kind mit blühender Fantasie, das nie müde war träumte ich mich sobald ich meist eher gezwungener Weise in meinem Bett lag in eine andere Welt, war eine andere Person erlebte dies und jenes. Meine "Geschichten" setzte ich oft Wochenlang fort, bis ich, durch irgendetwas inspiriert, in eine andere verfiel.

Mit zunehmendem Alter veränderten sich auch die Geschichten, sie gingen aber keinesfalls weg. Ich kann mich an kaum eine Nacht erinnern an der ich nicht sobald ich im Bett lag schon jemand anders war und auch Autofharten oder ähnliches boten bald genügend Freiraum für mein Kopfkino. Ich hatte zwar immer das Gefühl, dass es eigentlich nicht normal sei, nahm aber keinen weiteren Anstoß daran, schließlich geht es um mein privates Leben, meine eigenen Gedanken.

Spätestens seitdem ich mich in eine Romanfigur regelrecht verliebt habe, lässt mich diese Welt nicht mehr los. Die Person die es gewisser Maßen immer schon in den Geschichten, Träumen, oder wie auch immer man es nennen mag war pötzlich noch viel definierter als bislang, was mri aber auch kein Kopfzerbrechen bereitete. Immer noch erlebte ich mit, ode rals diese Person ein anderes Leben, meist eines was von Leid und Schmerz bestimmt war, weshalb man das ganze wohl nicht als rosaroten Zufluchtsort bestimmen kann.

Seit ein paar Jahren aber kann man sagen, dass es Überhand nimmt. Ich habe teilweise das Gefühl nicht aufstehen oder etwas tun zu wollen, nur um meine Geschichten weiter zu spinnen, sie weiter zu erleben. Ich kann nicht sagen ob der AUslöser zuerst die Unlust war, etwas zu tun und die Geschichten somit gerade Recht kamen, oder ob es erst der Wunsch war die Geschichten weiter zu erleben. Fakt ist aber, dass manchmal wie gefangen bin. Jede Minute allein verbringe ich in meiner Traumwelt, selbst in langweiligen Unterrichtsstunden stelle ich mir manchmal vor jemand anders zu sein, der gut möglich dort im Unterricht sitzt, aber eben jemand anderes ist.

Meist behindert es mich nicht, aber es ist auch schon vorgekommen, dass ich [zugegeben unwichtige, aber immerhin] Dinge die ich mir vorgenommen habe nicht erledige, einfach liegen bleibe, weiter träume.
Teilweise frage ich mich sogar, ob ich über all die Jahre meinen "echten" Charakter verloren habe, mich vielleicht selbst kaum noch kenne, ob ich nicht die Person mir, sondern ich mich der Person angepasst habe.

Nun würde mich einmal interessieren, ob jemand von euch überhaupt schonmal solche Tagträume hat und wenn ja, ob sie für euch schonmal zu einem Problem geworden sind. Natürlich würde mich auch interessieren, ob ihr mein Verhalten für problematisch haltet, da ich selbst nicht weis, ob ich es nun als Problem einschätzen, oder einfach nicht weiter darüber nachdenken sollte.

So... jetzt habe ich viel geschrieben, was wohl die meisten abschrecken wird überhaupt zu lesen. Ich hielt das Thema allerdings für erklärungsbedürftig und hoffe darauf ein paar Resonanzen zu erhalten.

.Assassin
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der analysierte mann
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Post Fri, 23.Mar.07, 18:10      Re: von Einschlafgeschichten und Tagträumen Reply with quoteBack to top

Hallo Assassin,

nun, an sich ist eine blühende Fantasie Zeichen kreativen Potentials, somit durchaus bereichernd (Freizeit, eventuell später bei der Arbeit). Relevant ist jedoch, unabhängig von der Person, die Fähigkeit der Differenzierung von Fantasie und Realität. Als Laie deinen Beitrag beurteilend, konkludiere ich: Deine Tagträumereien, die in regelrechter Entpersonalisierung münden, haben Suchtpotential (Automatismus), sowie auch die Gefahr eines zunehmenden Realitätsverlustes bestehen könnte.

Deine konkrete Motivation zur "imaginativen Transformation in andere Personen" ist eine (wohlmöglich) substantielle Frage, die du (eventuell in Kooperation mit einem Therapeuten) eruieren solltest.

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Post Fri, 23.Mar.07, 22:50      Re: von Einschlafgeschichten und Tagträumen Reply with quoteBack to top

Hallo "der analysierte mann"

Ich hatte ja schon fast die Hoffnung auf eine Antwort aufgegeben, daher freue ich mich natürlich sehr über die Antwort.
Das mit dem Suchtpotential muss ich, so schätze ich, unterstreichen - Wobei, meiner Einschätzung nach, die Betonung aber auch [noch?] auf Potential liegt.

Obwohl ich eigentlich von mir behaupte mit Fremdwörtern recht gut umgehen zu können, muss ich dennoch zuletzt noch fragen, was genau mit "substantieller Frage" gemeint ist.

Danke!
.Assassin

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Post Fri, 23.Mar.07, 23:11      Re: von Einschlafgeschichten und Tagträumen Reply with quoteBack to top

"Substantiell" bedeutet hier: von "besonderer Wichtigkeit".
Falls deine Imaginationen auf irgendwelchen Mängeln (die ich nicht erkennen kann) deines (Seelen-)Lebens beruhen, könnte es von substantiellem Wink Nutzen sein, diese zu erörtern.
Im Erkennen dieser Mängel, könnte ein Ansatz zur sukzessiven (allmählichen...) Befreiung von jenen Quellen der Imagination entstehen.
Dafür solltest du einen, in diesem Bereich Gelehrten kontaktieren, der sich ein tiefschürfenderes Bild (bzw. nach Wittgenstein "Sprachspiel") von deiner psychischen Konstitution machen kann.

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Assassin
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Post Sat, 24.Mar.07, 0:52      Re: von Einschlafgeschichten und Tagträumen Reply with quoteBack to top

Vielen Dank nochmals für deine Antwort.

Nun verstehe ich auch substantiell. Um ehrlich zu sein, habe ich selbst auch schon darüber nachgedacht, da ich oft alles andere als zufrieden mit mir bin und die Person meinen Idealvorstellungen [mit allen Ecken und Kanten] sehr nahe kommt.

Ich freue mich über deine Hilfe, aber natürlich interessiert mich auch noch jede andere Meinung oder Erfahrung grinsend

.Assassin

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Toughy
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Post Sat, 24.Mar.07, 10:20      Re: von Einschlafgeschichten und Tagträumen Reply with quoteBack to top

Hallo Assassin,

ich bin, zumindest phasenweise, auch eine Dauerträumerin. Allerdings bin ich in meinen Tagträumen immer noch ich selbst. Mein (alltägliches) Leben ist es, das ich mir anders vorstelle. Meine Tagträume zeigen mir, wie ich mir mein Leben wünsche. Und bis es wirklich anders ist, lebe ich ein bisschen in dieser Traumwelt. Das stillt etwas die Sehnsucht.
Bei mir ist es so, dass ich meine Phantasien meinem tatsächlichen Leben quasi nebenher laufen lassen kann, d.h. ich muss mich aus der Realität nicht zurückziehen, sondern kann dafür sorgen, dass sich mein Leben meinen Vorstellungen tatsächlich annähert.


Assassin wrote:
Teilweise frage ich mich sogar, ob ich über all die Jahre meinen "echten" Charakter verloren habe, mich vielleicht selbst kaum noch kenne (...)

Hm, diese Romanfigur lebt ja nicht. Du bist es, die ihr Leben einhaucht - mit dem, was du dir (aus dir selbst heraus) vorstellst. Deswegen ist m.E. in der Person auch das, was in dir ist.

Assassin wrote:
(...) da ich oft alles andere als zufrieden mit mir bin (...)

Wärst du denn wirklich gern eine andere Person, oder wärst du schon lieber du selbst, aber etwas anders?


Viele Grüße,
Toughy

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Post Sat, 24.Mar.07, 13:24      Re: von Einschlafgeschichten und Tagträumen Reply with quoteBack to top

Hallo Toughy.

Prinzipiell würde ich mir nicht wünschen jemand anderes zu sein, da ich auch einige Eigenschaften von mir sehr schätze. Auffällig ist jedoch, dass ich, besonders als ich kleiner war, unbedingt ein Junge sein wollte. Der Wunsch ist sicher nicht zuletzt durch Pubertät und auch meinen Freund etwas zurück getreten, stellt auch sicher kein elementares Problem in meinem Leben da, aber kann durchaus noch als vorhanden akzeptiert werden.

Die fiktive Person hat logischer weise auch einige meiner Züge angenommen, weshalb sie gewisser maßen auch "ich" ist und was das angeht, hätte ich wirklich keine Bedenken mit ihr zu tauschen. Liefe mir eine Fee über den Weg, würde ich sofort einwilligen.

Insofern könnte man schon sagen, dass ich gerne eine andere Perosn wäre. Allerdings eben nur unter der Berücksichtigung, dass diese Person auch einiges mit mir zu tun hat und somit nicht 100% anders ist.

.Assassin

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