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Lisa29
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Post Sat, 31.Mar.07, 18:07      Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Mir ist gestern etwas Unglaubliches passiert. Also, ich hab innerhalb von 3 Jahren 40Kilo zugenommen, nachdem ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Schön finde ich das natürlich nicht und versuche auch abzunehmen, aber das geht ja nur mich was an.
Ich hatte mich die letzten Jahre auch sozial sehr zurückgezogen und gestern war ich das erste mal seit 3 Jahren bei einer Geburtstagsfeier, von einem Mädchen mit dem ich lose befreundet bin.
Ich hab mich intensiv mit einem Typ unterhalten und als wit so halb-betrunken auf dem Sofa sassen habe ich schon gehofft dass da noch was laufen kann. Da meint der aufeinmal zu mir: "Ich steh total nicht auf Dicke. Sonst wärst Du echt mein Typ. Aber diese ganzen Kilos, nee, da vergeht mir echt alles."
Es ist ja sein gutes Recht nicht auf mich zu stehen aber das kam so unglaublich verletzend rüber!!!!
Danach nahm mich die Gastgeberin die ungefähr 45 Kilo wiegt zur Seite und meinte zu mir "Ich finde Du bist so hübsch, aber Du verdienst es dünn zu sein. Es ist doch bestimmt schwer einen Freund zu finden wenn man so aussieht und mit dem Gewicht wirst DU immer einsam bleiben."

Ich hab mir sofort ein Taxi bestellt und bin nach Hause, sonst hätte ich angefangen zu heulen. Zu Hasue habe ich mich kaputtgeheult.

Als wäre es nicht schon schlimm genug wenn man soviel zu genommen hat, ich frage mich nur warum Leute die ich kaum kenne denken sie könnten so mit mir reden. Ich muss etwas sehr verzweifeltes ausstrahlen denke ich. Aber ich war so gut drauf gestern und strahlend und stolz dass ich nach all den Jahren mal wieder abends weggegangen bin und dann sowas!

Ich würde gerne von anderen Übergewichtigen wissen, ob sie sich auch mit so was rumschlagen müssen?
Das blöde ist auch dass je mehr ich mich von anderen Leuten angegriffen oder diskriminiert fühle umso mehr Schutzpanzer futtere ich mir an und umso weniger gehe ich aus dem Haus.

Ich weiss dass ich alles selbst in der Hand habe und wenn ich jemals abnehme dann nur für mich und nicht damit ich nicht mehr "geärgert" werde.

Ich bin übrigens nicht dick aufgewachsen und war bis vor 3 Jahren zwar nicht dünn aber auch nicht übergewichtig, halt normal schlank.
Und damals hatten Männer auch schon kein Interesse an mir, also am dick sein liegt das sowieso nicht.

Es wäre toll wenn ich etwas von ebenfalls übergewichtigen Frauen höre und wie sie mit solchen Sprüchen umgehen!
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Post Sat, 31.Mar.07, 18:14      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Ich kann dir nur sagen, solche Sprüche sind und bleiben verletzend für mich, und mir gehts genauso, dass ich in solch frustrierenden Situationen erst wieder fresse.

Leider ich kann dir keinen Tipp geben, nur Mitgefühl, denn mir gehts oft ähnlich.

Manchmal ist es aber auch gar nicht so bös gemeint wie man glaubt, aber bei mir ist es zumindest so, dass ich extrem empfindlich bin bei nur kleinsten Andeutungen.

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Schöne Grüße
Mouchette
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Post Sat, 31.Mar.07, 20:30      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Hi Lisa!

Ich bin zwar keine übergewichtige Frau (ich könnte trotzdem gut und gerne auch zehn bis fünfzehn Kilo weniger vertragen und gehe es auch demnächst an), möchte aber trotzdem ein paar Worte sagen.

Lisa29 wrote:
"Ich steh total nicht auf Dicke. Sonst wärst Du echt mein Typ. Aber diese ganzen Kilos, nee, da vergeht mir echt alles."

Das sind die typischen Worte eines ALs, das Äußerlichkeiten - überdies veränderliche! - über alles andere an einer Person stellt. Dieser Kerl strotzt nur so vor Unreife. Man kann so etwas vielleicht denken, aber sagen ... Manieren hat er also auch nicht. Wegen so eines Rüpels (in meinem Falle einer Rüpelin) würde ich keine einzige Träne heulen.

Lisa29 wrote:
"Ich finde Du bist so hübsch, aber Du verdienst es dünn zu sein. Es ist doch bestimmt schwer einen Freund zu finden wenn man so aussieht und mit dem Gewicht wirst DU immer einsam bleiben."

Und diese Aussage sehe ich auch sehr kritisch: Du bist hübsch, aaaaber ... dann kommt das dicke Ende des Urteils. Diese Worte sind noch verletzender als das Gesülze dieses Kerls. Sie sind eine hübsch verpackte Schachtel mit vergifteten Pralinen. An Deiner Stelle wäre ich da auch nach Hause gefahren. Von den Pralinen ißt man besser nicht, oder ums mit den Worten Erich Kästners zu sagen:

Was auch immer geschieht,
nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht,
auch noch zu trinken.


Außerdem ist es schlicht und ergreifend falsch, was Deine Gastgeberin gesagt hat. Vielleicht siehst Du Dich mal genauer um, dann wird Dir auffallen, daß Dicke genauso in der Lage sind, einen Partner zu finden wie Normalgewichtige auch. Es gibt Männer, die gerade auf einige Pfunde mehr stehen, die mit dürren Frauen im Leben nichts anfangen könnten, die - schlicht gesagt - viel Warmes, Weiches zu greifen haben wollen.

Lisa29 wrote:
Ich muss etwas sehr verzweifeltes ausstrahlen denke ich. Aber ich war so gut drauf gestern und strahlend und stolz dass ich nach all den Jahren mal wieder abends weggegangen bin und dann sowas!

Es kann sein, daß Du etwas Verzweifeltes ausstrahlst. Du bräuchtest ein wenig mehr Selbstbewußtsein und Schlagfertigkeit. Vielleicht arbeitest Du mal daran? Wirf die Flinte nicht ins Korn.

Lisa29 wrote:
Ich weiss dass ich alles selbst in der Hand habe und wenn ich jemals abnehme dann nur für mich und nicht damit ich nicht mehr "geärgert" werde.

Das ist eine gute Einstellung. Wenn Du es tust, dann tu es für Dich, für Deine Gesundheit. Bestimme Du ob und wann. Nimm Dir Zeit dafür und laß Dich ärztlich beraten. Der Rest dieser Welt kann Dich mal!

Lisa29 wrote:
Es wäre toll wenn ich etwas von ebenfalls übergewichtigen Frauen höre und wie sie mit solchen Sprüchen umgehen!

Mit Schlagfertigkeit. Frechheit siegt. An der Person herunterschauen, ihr provokant ins Gesicht lächeln, als würdest Du sie nicht ernstnehmen, kopfschütteln - und sie dann stehenlassen. Und zur Gastgeberin: "Mit solche Leuten wie dem verkehrst Du wirklich? Hast Du das nötig? Naja, ich jedenfalls nicht." Und dann gehen.

Mögen sich Deine Wünsche erfüllen!
UncleK

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Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel. (Bertrand Russel)
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Lisa29
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Post Sat, 31.Mar.07, 21:31      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Hallo UncleK,
vielen Dank für Deine Antwort! Ich weiss ganz genau dass der Typ bescheuert ist. Es wäre etwas anderes gewesen wenn ich ihn um seine Meinung GEFRAGT hätte oder ihm angeboten hätte wir könnten ja Sex haben. Selbst dann würde ich die Antwort so wie formuliert war, unmenschlich finden. Aber ich hab ja nichtmal gefragt sondern er hat´s mir einfach ungefragt an den Kopf geworfen.

Ich finde den Erich Kästner Spruch wirklich super!!! Das muss ich mir echt merken!

Das was die Gastgeberin gesagt hat zu mir, hätte auch von meiner Mutter kommen können, so etwas hab ich von ihr schon ganz oft gehört und es hat mich jedesmal bis ins Mark verletzt.
Wie jemand so dumm sein kann zu denken, nur wenn man dünn ist kann man einen Freund finden!! Das hätte auch von meiner Mutter kommen können. Ich denke mal dass die Gastgeberin auch starke Probleme hat mit dem Gewicht (sie ist mega-dünn) und ihr eingetrichtert wurde dass dick-sein einfach hässlich ist. Klar wendet sie das dann auch auf mich an und denkt es sei ganz selbstverständlich und dass es eben so IST, dass Dick-sein hässlich ist und man so nicht geliebt werden kann.

Die VErletzung steckt auf jeden Fall sehr tief und ich bin dabei den ganzen Tag am heulen und manchmal dann wieder total versteinert.

Es ist als wäre all das was meine Mutter mir eingetrichtert hat wahr geworden. Wer dick ist ist unglücklich, wer dick ist wird nicht geliebt, wer dick ist ist hässlich, der dick ist bekommt keinen Job.

Ich bin gerade so furchtbar zerbrochen.
Ich weiss dass es egal ist was andere sagen, aber es tut doch unglaublich weh.
Und ich habe auch niemandem mit dem ich reden kann.
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Lisa29
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Post Sat, 31.Mar.07, 21:40      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Ich bin schon seit 3 Jahren in Therapie und arbeits quasi an meinem Selbstbewusstsein aber irgendwie scheint das nicht zu fruchten. Ich finde es auch fast unmöglich das Selbstbewusstsein ganz aus mir selbst heraus zu entwickeln. Das gestern war wirklich die ultimative Niederlage und ich will auch wieder aufstehen aber es ist so schade dass meine Versuche mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, so furchtbar scheitern müssen.
Ich weiss dass ich auch wieder aufstehen werde nach der Niederlage und ich muss wohl an der AUswahl meiner GEsprächspartner arbeiten. Es ist bestimmt auch kein Zufall dass ich trotz aller Therapie doch wieder an Leute gerate, die so furchtbare Sachen zu mir sagen wie meine Mutter.

Psychisch gesünder wäre es sich mit positiven Menschen zu umgeben, aber nein, ich such mir solche die mich so herabwürdigen wie meine Mutter.
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Post Sun, 01.Apr.07, 7:39      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Hallo Lisa,

das eigentliche Dilemma ist, dass das gesamte Forum dir nun schreiben könnte, dass du dich von so einem asozialen Gerede nicht verletzen lassen solltest - und der Stachel dennoch tief in dir bohrt.
Du schreibst selbst, dass du die lieb(zumindest gedanken-)losen Bemerkungen deiner Mutter heraushörst, fühlst. Ein wenig eigenes Unwohlsein kommt auch hinzu, denn es gilt ja nicht dein neues Schönheitsideal zu verteidigen, sondern schlichtweg Akzeptanz des Ist-Zustandes zu leben.
Vielleicht kannst du gedanklich da ansetzen: Menschen, die meinen andere nicht akzeptieren zu können, wie sie sind, sondern ihr eigenes Wertungssystem auf diese anderen überzustülpen, haben eine Menge noch nicht begriffen. Ob das nun fehlende Intelligenz oder fehlendes Herz ist, darfst du dir dann fallweise aussuchen Wink
UND: du bist nur da verletzbar, wo dus zulässt. Sagt dir jemand: Lisa du bist dumm, würdest dus eher als Schmarrn abtun können, hm?

Mir ist klar, dass der Stachel noch einige Zeit in dir sitzt - aber irgendwann bist du nur sauer drüber und noch später ists dir egal. -->Als ich 18 war und bei 1,60 gute 64 Kilo auf die Waage brachte, humpelte ich nach einer schweren OP vor meiner 40 Kilo Physiotherapeutin über den Krankenhausflur. Da meinte die: "kein Wunder, dass dir das schwer fällt, bei DEM Gewicht!". Damals hätte ich am liebsten direkt losgheult und tat es dann später heimlich ausführlich.... Nach einiger Zeit war ich richtig böse auf diese Frau, denn das war wirklich sehr unverschämt und es tat noch etwas später kein Stück mehr weh.
Wenn ich jetzt dran denke, fänd ich 64 Kilo voll super Very Happy

Lass dich mal drücken,

Irrlicht

_________________
Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M.
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Lisa29
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Post Sun, 01.Apr.07, 12:24      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Hallo Irrlicht!
Danke für Deine Antwort. Ich hab gestern abend meinen Therapeuten angerufen (am Samstag Abend!) und hab ihm in die Leitung geheult. Wir sind dann drauf gekommen dass ich lernen muss mich zu wehren, bzw die Beleidigungen nicht mit nach Hause nehmen sondern zurückschleudern und sie da lassen wo sie hingehören. Dass ich die Aggressionen nicht gegen mich selbst richte sondern gegen die anderen. Ich bin von meiner Natur her so richtig lieb und drauf getrimmt alles zu tun damit andere sich wohl fühlen. Jetzt hab ich das GEfühl ich bin wie Rocky (Boxen), der sich topfit-trainiert für einen Kampf. Ich werde lernen mich besser zu schützen und eben auch zurückzuschlagen bzw kontern wenn es noch mal zu so etwas kommt.
Übrigens hat die Gastgeberin mich heute angerufen und sich entschuldigt für das was sie gesagt hat! Normalerweise hätte ich gesagt "Ach, Quatsch, ich weiss gar nicht was Du meinst." aber dieses Mal habe ich gesagt "Ja, das hat mich sehr verletzt, aber es ist ja schon mal was, dass Du es realisiert hast dass das verletzend war."

Ich bin zwar nicht sehr glücklich über mein Gewicht aber ich will mich auch nicht hassen, so wie ich jetzt bin. Ich bin durch meine Depressionen so dick geworden und das gehört zu meinem Leben und meiner GEschichte. Ich möchte meinen Körper nicht als Feind sehen, vielleicht braucht er das GEwicht ja irgendwie auch. Ich möchte, egal in welchem Zustand sich mein Körper befindet, zu mir stehen können und mich selbst lieben und nicht dagegen kämpfen und meinen Anblick hassen, so wie das viele Dicke tun. Meine Mutter hat sich und ihren Körper ein Leben lang gehasst und 80% ihres Lebens damit verbracht sich für ihr dicksein zu entschuldigen und Möglichkeiten zu finden abzunehmen.
Mit fast 70 hat sie dann abgenommen aber nur weil sie todkrank war, echt fast gestorben ist (nicht wegen des Gewichts!) und zu schwach war im Krankenhaus was zu essen.
Und das ist nichts was ich mir wünsche.

Ich will auch nicht nur in der Zukunft (wenn ich doch dünn wäre!) oder in der VErgangenheit (als ich noch dünn war!) leben, sondern auch mit dem Gewicht dass ich habe LEBEN. Klar, möchte ich auch abnehmen aber ich will das nicht zum absoluten Lebensziel haben.
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Post Sun, 01.Apr.07, 20:39      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Diese ganzen Geschichten erinnern mich an meine eigenen Erlebnisse:
Da meinte mal die Muttern eines Schulkameraden zu mir, damals war ich so 18 oder so, dass ich doch endlich mal eine Zahnspange gegen meine schiefen Zähne einsetzen sollte. Es sei schwer für mich eine Freundin zu finden mit so schiefen Zähnen. Aber wenn die dann nach der Behandlung mit der Spange endlich gerade seien, dann würden mir die Mädels sofort die Tür einrennen.

Der Gipfel war dann noch: Wenn meine Zähne gerade wären, dann wäre ich sogar für sie der richtige Mann ... (diese bescheuerte Frau war damals ca. 42).

Es gibt einfach Leute die sind und bleiben IDIOTEN!!!!

Aber was erzähle ich Euch!!!
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Post Sun, 01.Apr.07, 22:16      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Ja, solche Sachen kenne ich auch. Ich finde es echt schlimm was manche Menschen sich trauen so als könnten sie bewerten unter welchen Bedingungen sich jemand in einen verlieben könnte und mit welchem Makel man nicht liebenswert ist.
Was das anggeht habe ich noch fast Glück ich habe zwischen 47 kilo und 120 Kilo alles Gewichtsklassen mitgemacht, war bis 20 sehr dünn, dann schlank, dann mittelschlank, dann mollig und seit letzem Jahr super-dick. Und mit Männern habe ich IMMER schon Probleme gehabt und das lag NIE am Gewicht, sonst hätten sie mir ja als ich schlank war die Bude eingerannt. Deswegen finde ich das auch so schlimm wenn Leute meinen man hätte bestimmte Probleme nur wegen des AUssehens und stempeln einen gleich ab.
Ich werde jetzt ein paar Bücher lesen, wie man sich gegen solche Sprüche abgrenzt und das nicht so sehr an sich ranlässt. Aber irgendwie bin ich immer noch ein bisschen in Schock-Zustand wegen der Sache am Freitag. Das wird wohl auch ein bisschen dauern bis das ein bisschen verheilt. Und da sagt man immer Kinder seien so grausam, dabei sind Erwachsene viel schlimmer.

Ach ja, mit der Zahnspange nochmal. Da wollte ich sagen, dass meine Mutter meinen Bruder und mich immer nach Makeln abgesucht hat und das dann operieren lassen wollte, und das in den 80ern. Sie wollte mir u.a. den Daumen (!!!) schlanker machen lassen und ist echt zum Chirurgen mit mir damit gegangen!!!
Der hat sich natürlich schlapp gelacht über so einen Quatsch, nur weil der rechte Daumen ein bisschen dicker ist als der linke Daumen.
Ich bin von meiner Mutter schon immer sehr kritisch beäugt worden, als Kind wurden mir schon total viele Muttermale weggeschnitten und meinem Bruder auch und nicht weil sie gefährlich waren, sondern weil meine Mutter das hässlich fand. An meinem Bruder meckert sie auch nur rum und der ist deswegen total gestört, was sein Äusseres betrifft, er ist superdünn und kommentiert alles was er ist wieviel Kalorien das haben könnte und wo sich eventuell ein Gramm Fett einnisten könnte. Er hat das Kritisieren von meiner Mutter sozusagen selbst übernommen und meckert jetzt selbst an sich rum. Er ist allerdings auch schwul, da achtet man in der Szene natürlich noch mal stärker auf das Aussehen.

Heute hatte ich meine Mutter am Telefon und ich merke wie ich immer noch totale Angst vor ihr habe. Dann hab ich mit meinem Vater gesprochen was mich total beruhigt, allein wenn ich die STimme schon höre. Dann kam meine Mutter wieder rein und ich habe sofort Panik bekommen weil ich Angst hatte, sie sagt wieder was abschätziges über mich und mein Aussehen.
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hoellen_reiter
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Post Sun, 01.Apr.07, 23:03      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Das ist ja echt heftig mit Deiner Mutter, ich weiss gar nich was ich sagen soll.

Sofern Du es noch nicht getan hast, könntest Du ihr mal die MEINUNGE schreiben oder sagen.
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Post Mon, 02.Apr.07, 11:35      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Ich denke, dass bei solchen Beleidigungen vor allem gefragt werden sollte, was einen da eigentlich beleidigt bzw. worauf sich das ungute Gefühl genau gründet. An sich ist die Situation ja ganz simpel: da äußert jemand eine Meinung, Ansicht etc. zu meiner Person. Und wenn ich nun auf diese Äußerung verärgert, betroffen oder ähnlich reagiere, dann muss das eine Ursache haben. In aller Regel, denke ich, wird sich das darauf gründen, dass mich die Person an etwas erinnert, was ich selbst nicht wahrhaben will oder vom dem ich wünsche, dass andere Leute es nicht wahrnehmen: und auch wenn ich eigentlich weiß, dass die Leute es wahrnehmen, scheint, so lange sie es nicht ansprechen, nichts davon bemerkt zu werden. Dies wird durch eine solche "Offenheit" durchbrochen. Überhaupt scheint mir die "Höflichkeit" vor allem darauf abzuzielen, dass Tatsachen, die unangenehm sind (aber trotz allen natürlich Tatsachen bleiben!), durch Verschweigen "unsichtbar" gemacht werden sollen.
Ich denke, dass es einem im Endeffekt besser ginge, wenn man die unangenehmen Tatsachen anerkennen und quasi (sich selbst und "den anderen") offenlegen würde, denn auf diese Weise würde man sich frei machen von der ständigen Plage des "Entblößtwerdens" und wäre in seiner Stimmung wesentlich weniger abhängig vom Gutdünken anderer Menschen. Hierzu, so meine ich, wäre der erste Schritt, sich bewusst zu machen, was tatsächlich Sache ist mit einem selbst bzw. wie man sich selbst unmittelbar wahrnimmt, z.B. wie "dick" oder "arm" oder "ungebildet" usw. usf. ich "wirklich" bin und das erst einmal so hinzunehmen (denn es ist ja nun einmal so...). Kommt nun jemand daher und "merk dies an", dann mag das zwar vielleicht als Äußerung weiterhin "unpassend" erscheinen, aber zumindest trifft es einen nicht mehr, da die Tatsache ohnehin nicht verborgen werden muss (und wenn er etwas behauptet, was meiner eigenen ehrlichen Meinung über mich gemäß, nicht stimmt, wird es sicherlich nicht sonderlich ärgerlich sein).
Es ist mir jedoch bewusst, dass es sehr schwer sein kann, eine solche Einstellung zu verwirklichen, da im Grunde die ganze Gesellschaft wesentlich darauf aufbaut, dass die Menschen sich "verstecken", "Masken tragen" und scheinen wollen, und dies bekommt man in der Regel schon von klein auf vermittelt. Ich denke jedoch nicht, dass es sich nicht überwinden lässt. Und in Bezug auf das eigene Glück ist ein solches Selbstverständnis m.E. höchst problematisch (es ist jedoch gut möglich, dass es für den reibungslosen Ablauf des "Gesellschaftslebens" nötig ist, weswegen es sich letztlich durchgesetzt hat).
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Post Mon, 02.Apr.07, 11:40      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Ich habe meiner Mutter schon tausend mal darum gebeten es zu lassen, an meinem Aussehen herumzumeckern, ich habe ihr mehrfach gesagt dass es mir sehr weh tut. Das Schlimme ist nur, dass sie 100% davon überzeugt ist dass das zu meinem Besten ist. Wenn ich ihr sage, das tut mir weh. Dann sagt Sie, sie mache das nicht um mir weh zu tun sondern damit ich ein leichteres Leben habe wenn ich doch meine Mäkel loswerden würde. Zu dick fand sie mich schon immer, auch als ich noch gar nicht dick war, sondern eher zu dünn.
Ich kann ihr tausend mal sagen dass mir solche Kommentare weh tun und sie wird immer sagen dass sie das ja nicht macht um mir weh zu tun. Dass es trotzdem weh tut, obwohl sie es nicht beabsichtigt, geht über ihren Horizont.
Ich habe auch deswegen schon mal 2 Jahre keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter gehabt, weil ich in ihrer Gegenwart das Gefühl habe völlig schutzlos auf ein Minenfeld zu gehen und jede Sekunde könnte ich getötet werden.
Vielleicht habe ich mir desgen so einen Panzer angegessen, meiner Mutter wäre natürlich lieber gewesen wenn meine Esstörung in eine andere Richtung gehen würde und ich dünn wie ein Klappergestell geworden wäre durch die Depressionen.
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Post Mon, 02.Apr.07, 13:07      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Hallo!

Wanderer wrote:
Ich denke, dass es einem im Endeffekt besser ginge, wenn man die unangenehmen Tatsachen anerkennen und quasi (sich selbst und "den anderen") offenlegen würde


Nö, mit welchem Recht würde denn das von mir verlangt? Soll ich mich überall mit meinen von anderen möglicherweise als negativ eingeschätzten Eigenschaften vorstellen? "Guten Tag, ich bin UncleK, ich habe eine Halbglatze, aber ich spare für eine Haartransplantation"?

Durch die Offenlegung bietet man dem gegenüber aber erst recht Angriffsfläche, denn im allgemeinen kann man auf die Toleranz anderer nicht hoffen. Und schon gar nicht, daß sie an mir den ganzen Menschen - im Idealfall das Liebenswerte - erkennen, vor allem nicht bei der gängigen Oberflächlichkeit von heute. Wenn Lisa sich öffentlich zu ihrer Körperfülle bekannt hätte, dann hätte sie vermutlich Stirnrunzeln, verzogene Gesichter und ein fettes Gegröhle vom anwesenden Herrn Besoffski geerntet. Also ich denke nicht, daß Du damit weit kommen würdest, bevor sich die Welt in Richtung Deines Vorschlages nicht schon geändert hätte. Die Offenlegung ist möglich, aber die Beseitigung der Intoleranz, der Inakzeptanz erreichst Du damit nicht.

Ein Mensch wie Lisa, an der nach eigener Aussage ständig herumgekrittelt wurde, ist besonders sensibel in diesen Fragen. Sie sieht sich durch solche Äußerungen (verbal oder auch nur gestisch) als ganze Person infrage gestellt, schon allein, weil dieser manierenlose Mann zwei Dinge verbunden hat: Körperfett und Liebenswürdigkeit. Das Fehlen jeglicher Logik hierin ist bestechend.

Wie will man sich gegen Unlogik wehren? Wohl nur, indem man den Dummen dumm zeiht, ihn stehen läßt und sich selbst sagt, daß eine solche Äußerung absurd ist. Folglich braucht man auch nicht weinen, sondern sollte sich eher freuen, eines Dummkopfes verlustig gegangen zu sein.

Alternativ zu Deiner Methode, Wanderer, schlage ich vor, daß man redlich versucht, den ganzen Menschen zu sehen und nicht nur sein Äußerlichkeiten. Und daß man sich an die eigene Nase faßt.

Lisa29 wrote:
Ich habe auch deswegen schon mal 2 Jahre keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter gehabt, weil ich in ihrer Gegenwart das Gefühl habe völlig schutzlos auf ein Minenfeld zu gehen und jede Sekunde könnte ich getötet werden.


Ja. Sie tötet Dich wirklich Schritt für Schritt. Nicht mit Absicht. Ich glaube, daß Deine Mutter eine mit sich zutiefst unzufriedene, vielleicht verängstigte Frau ist, die ihre Unzufriedenheit auf dich und Deinen Bruder übertragen hat. Ich fürchte auch, daß sie sich nicht mehr ändern wird. Leg Dir einen psychischen Panzer zu oder meide sie. Mehr kann ich Dir wohl nicht raten.

Liebe Grüße
UncleK

PS: Nett übrigens, daß sich Deine Gastgeberin entschuldigt hat. Und auch gut, wie Du reagiert hast.

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Post Mon, 02.Apr.07, 14:00      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

UncleK wrote:
Wanderer wrote:
Ich denke, dass es einem im Endeffekt besser ginge, wenn man die unangenehmen Tatsachen anerkennen und quasi (sich selbst und "den anderen") offenlegen würde


Nö, mit welchem Recht würde denn das von mir verlangt?


Wo war denn die Rede davon, dass das "jemand" verlangt? Es scheint, du hast nicht recht verstanden, worauf ich hinauswollte. Sinn der Sache ist nicht, dass man mit vermeintlichen Fehlern hausieren geht und allen Leuten ungefragt seine "Schwächen" auf die Nase bindet, sondern vielmehr, dass man nüchtern und ehrlich anerkennt, welche Eigenschaften man sich selbst zuschreibt bzw. welche Eigenschaften man tatsächlich "aufweist", was letztlich zur Folge hätte, dass es einen nicht mehr "umhauen" würde, wenn ein anderer dies bemerkte und entsprechend äußerte (das Hauptaugenmerk liegt also darauf, dass man sich selbst offenlegt, wer und wie man "ist" und im Folgenen erst, dass man auch anerkennt, dass andere diese Eigenschaften mitunter wahrnehmen - ob ich nun will oder nicht). Dass man also, was den alltäglichen Umgang angeht, gerade nicht mehr auf die Toleranz anderer angewiesen ist. So würde auch kein "Angriff" mehr vorliegen und "verzogene Gesichter", "Gegröhle" etc. hätten nicht mehr Wirkung als das Bellen eines Hundes, welches, obgleich als Aggression zu verstehen, sicher keinen Menschen persönlich berührt.
Allein der Gedanke, dass man durch einen offenen Umgang mit Eigenschaften, die man nun einmal aufweist, eine "Angriffsfläche" bietet, offenbart ein Selbstverständnis, das m.E. unnötigerweise von der Bewertung fremder Personen abhängig ist. Und genau das würde man meiner Ansicht nach durch den von mir vorgeschlagenen Weg überwinden.


Last edited by Wanderer on Mon, 02.Apr.07, 14:10; edited 1 time in total
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Post Mon, 02.Apr.07, 14:08      Re: Diskriminierung Dicker Reply with quoteBack to top

Ich habe den Beitrag von Wanderer jetzt erst gelesen und kann dem nicht zustimmen. Ich finde nicht dass Leute gewisse Grenzen überschreiten sollten. Wenn ich den Typen jetzt gefragt hätte ob er mich sexy findet und er dann eine dementsprechende Antwort gegeben hätte, wär ich selbst Schuld weil ich gefragt hätte und dann muss man auch damit rechnen eine negative Antwort zu bekommen. Aber ich hab ihn weder gefragt noch hab ich ihn angegraben oder mich auf ihn gestürzt. Der hat mich angeguckt und dann besagtes von sich gegeben. Es ist auch nicht so dass ich mein Dick-sein "verschweige" es ist nämlich nicht zu übersehen. Das ist aber noch lange kein Grund dass man mich deswegen blöd anquatschen muss, das ist für mich eine Grenzüberschreitung, die brutal ist. MIR ist schon klar dass ich dick geworden bin in den letzten 3 Jahren und ich weiss auch woher das kommt. Für mich ist das schlimm genug. Da brauch mir nicht auch noch ein anderer sagen für wie unsexy er mich hält - ohne dass das irgendwie ein Thema war oder ich gefragt hätte.
Meine Mutter hat das mit Vorliebe immer so gemacht wenn sie sah dass ich gut drauf war, hat sie irgendwas total verletzendes gesagt, damit meine Laune bloss nicht zu gut wurde. So als hätte ich kein Recht dazu unbeschwert zu lachen, weil ich ja den und den Makel habe und sie lieber wollte dass ich unglücklich in der Ecke sitze.
Muss man jemandem seine ständig "Makel" an den Kopf knallen, bloss um "ehrlich" zu sein. Für mich ist das nicht "ehrlich" sondern Grenzüberschreitung.
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