Mit Rechnung nicht einverstanden!

Helferlein 43 Im globalen Raum M, 35

Ich habe von meinem Therapeuten eine Rechnung erhalten, mit der ich inhaltlich nicht einverstanden bin. Und jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll.
Mit der Therapie selbst bin ich soweit zufrieden und es gibt keinen Grund zur Klage.

Im Privat- oder Berufsleben hätte ich eine solche Rechnung sofort reklamiert. In diesem Fall habe ich ein wenig Hemmung, weil ich Angst habe, das Vertrauensverhältnis zu zerstören und dann kann ich ja gleich aufhören.
Jetzt ist es auch nicht so, dass der "ZuvielBetrag" mich umbringt, es ärgert mich eher.

Gut, jetzt kann man sicher leicht sagen: "sprich das doch offen an!", aber ich glaube das bringt es nicht.
Das ist meiner Meinung nach nicht der normale Teil der Therapie, das geht jetzt in Richtung des "Lebens" und der "Existenz" des Therapeuten. Er ist dabei handelnde Person, hat da Tatsachen ein wenig großzügig zu seinen (finanziellen) Gunsten interpretiert, findet das aber sicher grundsätzlich "richtig" (bewusste Bösartigkeit möchte ich nicht unterstellen).
Ich frage mich, ob es zielführend ist, da einen Konflikt zu provozieren?

Forums-InsiderIn 219 Germany W, 39

Hallo global_man,

ich würde dies bei deinem Therapeuten ansprechen. Aus mehreren Gründen.

global_man wrote:

Ich frage mich, ob es zielführend ist, da einen Konflikt zu provozieren?

Der Konfliktfall ist doch für dich bereits eingetreten. Denn DU fühlst dich nicht korrekt behandelt und grollst nun deinem Therapeuten. Wenn du das nicht ansprichst, gibt es einen kleinen Dorn in eurer Beziehung, der immer wieder sticht und irgendwann zum Dauerschmerz wird. Du willst dich doch sicherlich nicht jeden Monat bei Rechnungslegung ärgern und ungerecht behandelt fühlen?

global_man wrote:

In diesem Fall habe ich ein wenig Hemmung, weil ich Angst habe, das Vertrauensverhältnis zu zerstören und dann kann ich ja gleich aufhören.

Ich finde diese Aussage von dir sehr wichtig, denn sie drückst deine Ängste in einer für dich offensichtlich bedeutsamen Beziehungen aus. Du meinst, wenn du ein Problem ansprichst, das für den anderen sehr wichtig (existentiell!) ist oder dir zumindest so erscheint, dann wird das Vertrauen zerstört. Nur frage ich mich, worin sich Vertrauen zeigt, wenn nicht in einer schwierigen Situation?

Auch für dich geht es in der Therapie um "Leben" und "Existenz". Warum sollst du nicht nachfragen dürfen, wie es zu der Rechnung und dem "Störfaktor" kam?
Vielleicht hat dein Therapeut einen Fehler gemacht bei der Rechnung? Vielleicht habt ihr etwas nicht abgesprochen? Vielleicht hast du etwas falsch verstanden bezüglich der Abrechnung? All das läßt sich mit der betreffenden Person klären. Im Geschäftsleben und auch im Privatleben. Warum soll dies mit einem Therapeuten anders sein? Auch die Rechnung und das Setting wie pünktlicher Stundenbeginn oder Ende gehören zur Therapie und können Thema innerhalb der Therapie sein.

Ist die Konsequenz Beziehungsabbruch ("gleich aufhören") aus deiner Sicht die einzige Möglichkeit, die sich aus der Situation ergeben kann, wenn du deine Unzufriedenheit mit der Handlung einer anderen Person äußerst?

Wäre es nicht vielmehr ein Zeichen deines Vertrauens dieses Problem anzusprechen? Anhand dieser Rechnung kannst du auch eine Menge über dich und deine Umgang mit Konflikten und den zugehörigen Ängste lernen. Denn du bist bereits mitten im Thema.

Alles Gute
Troja

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Therapeuten versuchen einen auch manchmal zu provozieren und zu sehen wie man damit umgeht, ob man sich dem Konflikt stellt oder mit eingezogenem Kopf bezahlt. Ich denke gerade in Hinsicht auf einen Therapie-Erfolg musst Du das ansprechen, denn es geht ja in einer Therapie oft darum zu lernen für sich selbst einzustehen. Da ist es doch ein ideales praktisches Beispiel wie Du Dich in Konfliktsituationen verhälst. Nicht alles schlucken sondern es ansprechen. Das kann den Therapeuten, wenn er ein guter Therapeut ist, nur freuen weil das doch ein super Fortschritt wäre!!!

sporadischer Gast 20 Deutschland W, 26

Hm, ich glaube nicht alles was auf Beziehungsebene "schief" läuft, sollte man als gekonnte therapeutische Provokation verstehen. Das gäbe Therapueten einen ungewollten Freibrief für Vielerlei...

Aus diesem Grund bleibt dir wohl nur übrig, den Tatbestand auf sachlicher Ebene anzusprechen, nichts anderes ist der finanzielle Aspekt. Schließlich geht es einem Therapeuten in erster Linie nicht darum, WIE er bezahlt wird, auch wenn es erst eine akzeptable Arbeitsgrundlage bildet, WENN es denn passiert. Aber es ist eben letztendlich nur das Drumherum, um eure eigentliche Beziehungsarbeit.

Liebe Grüße und viel Erfolg,
Mona Lisa

Helferlein 43 Im globalen Raum M, 35

So jetzt mal an alle, die geschrieben haben:

Danke für eure Beiträge.
Ihr habt ja ohnehin alle recht!!! Smile

@ Troja:
vielleicht noch einige Details: so die Sache war sicher nur eine einmalige und wird nicht mehr vorkommen (werde mich also nicht jeden Monat ärgern). Es war auch sicher kein Fehler im eigentliche Sinn, sondern eben eine Auslegung. Und wie gesagt, der Betrag ist im Hinblick darauf, wenn die Therapie wirkt, vernachlässigenswert.

Ich finde es ja spannend, was für ein offenes Buch ich bin. Ihr habt es alle erkannt, Ängste aus diesem Gebiet sind tatsächlich der Grund, warum ich eine Therapie mache.
Darum könnte der Einwand von Lisa29 auch etwas auf sich haben. Aber ich glaube es eher nicht.

Und obwohl ihr alle recht habt, Mädels, so schnell lasse ich mir meine Ängste nicht wegnehmen, und daher ein kleiner Einspruch:

Therapeuten sind neben ihrer Tätigkeit als Therapeuten auch nur Menschen, mit Eigenheiten und Schwächen.
Mein Therapeut ist als Therapeut super, auf einer zwischenmenschlichen Ebene würde ich ihn eher als schwierig bzw. kompliziert einstufen.
Und daher meine Hemmung ein wenig. Wenn ich jetzt etwas sage, sind wir meiner Meinung nach nicht mehr auf der Ebene Therapeut - Therapierter, sonder Mensch zu Mensch bzw. Geschäftspartner zu Geschäftspartner.
Wenn man auf der zweiten Ebene einen Konflikt hat, strahlt das sicher auf die andere ab. Und ein Konflikt ist es alle mal, so sachlich man das auch anspricht.
Und das ist es mir nicht wert.

Das ist das, was ich im Moment glaube. Obwohl irgendetwas in mir schon sagt, dass ich falsch liege - und ihr richtig.
Aber sind Therapeuten nicht auch Menschen?

Forums-InsiderIn 191 Chaos W, 23

Quote:

Das ist das, was ich im Moment glaube. Obwohl irgendetwas in mir schon sagt, dass ich falsch liege - und ihr richtig.

Na, dann schreib doch mal, warum "wir" richtig liegen! Cool

lg
iMage

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