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aba139
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Post Thu, 03.May.07, 17:54      Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr,

bin neu hier und gerade im Entscheidungs-Prozess - und in probatorischen Sitzungen - bezüglich analytischer Therapie. Neben allen Zweifeln, Fragen und Hoffnungen, die ich dabei erlebe: Wie ist das mit der Ausfallregelung?

Ich bräuchte dringend so viel wie möglich Rückmeldungen wie es eure analytischen Therapeuten/innen handhaben - damit ich mir ein Bild machen kann, von dem was üblich ist. Ich danke euch schon im Voraus recht herzlich dafür?

Eine weitere Frage ist, wie flexibel muss ein Therapeut sein, wenn ich z.B. in eine Lebenssituation gerate, in der ich 3 Sitzungen die Woche nicht schaffe. Ist der Therapeut da verpflichtet drauf einzugehen, bzw. flexibel zu sein, oder hat der das Sagen in diesen Fragen?

Der Analytiker, bei dem ich jetzt das letzte 8. Vorgespräche hatte, sagte mir in der siebten Sitzung, dass ich bei ihm 4 Wochen vorher Sitzungen absagen müsse, im anderen Fall hätte ich ein Ausfallhonorar von 50€ zu zahlen. Im Fall von längeren Erkrankungen würde man wohl eine andere Einigung finden.

Sein Setting geht von 3 Sitzungen die Woche aus.

Ich stellte einige kritische Fragen zu diesem Thema. Obwohl ich auch verstehen kann, dass ein Analytiker durch die Anzahl der Sitzungen mehr gebunden ist, dass der Ausfall von Sitzungen mehr zu Buche schlägt, so habe ich ihm heute auch gesagt, dass es für mich der Ausdruck von wenig Vertrauen in den Patienten ist....

Mich würde insgesamt mal interessieren, was würdet ihr mir raten, wenn meine berufliche Situation derzeit unklar ist, kann eine analytische Therapie zur Zeit dann überhaupt sinnvoll sein? Wie schafft ihr es die Analyse in euer Leben zu integrieren, bleibt noch viel außer Arbeit und Analyse???

Soweit mit einem lieben Gruß
Aba139
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Nachtvogel
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Post Thu, 03.May.07, 18:41      Re: typische Ausfallregelung bei Analytikern/Analytiker Reply with quoteBack to top

Moin Aba,

ich bin seit fast 2 Jahren in psychoanalytischer Therapie. Ich wollte Abendzeiten haben, weil ich tagsueber wegen möglicher Arbeit (war lange arbeitslos - wollte mir da die Möglichkeit offen lassen, zwischendurch aber in Arbeit) keine Zeit hatte. Da sie da nur an einem Abend/Woche Zeit hatte, war die Therapie auf eine Stunde bzw. eine zeitlang auch eine Doppelstunde (= 2 Stunden/Woche auf dem Papier) beschränkt.
Also insofern war es möglich, in Sachen Zeiten was auszuhandeln.

Hat die Therapeutin eine Stunde mal abgesagt, war halt nix, konnte ich mal nicht, musste ich die 65 Euro Stundensatz fuer sie zahlen. Ansonsten uebernimmt das ja weitgehend die Krankenkasse weitgehend und ich zahle nur eine kleine Eigenbeteiligung. Die Krankenkasse zahlt allerdings nicht, wenn der Patient von "sich aus" fehlt.
Ansonsten ist es aber auch ein Prinzip der Therapie, dass man zur Regelmässigkeit "gezwungen" wird. Ansonsten kann man ja auch einfach zuhause bleiben, wenn man zu depri ist oder man es vermeiden will, ueber ein Thema zu reden.

Jetzt fange ich jedoch mit einer Arbeit an, in der ich abschnittsweise ein paar Wochen am Stueck unterwegs bin. Insofern wird es wohl Probleme mit der Therapie geben. Meine Therapeutin meinte nun, dass sie 2 Monate in Urlaub geht, was sich in etwa mit der "Haupt-Reisezeit" meiner Arbeit deckt. 1 1/2 Monate davor wird es wohl aber Probleme geben mit meinen Fehlzeiten. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich fast 200 Euro fuer nichts (ausgefallene Therapiestunden, weil ich arbeitsmässig fuer 3 Wochen unterwegs war) zahlen möchte/werde/kann. Soo reich bin ich jetzt nach längerer Arbeitslosigkeit und gerade am Anfang einer neuen Arbeit auch nicht. Es ärgert mich auch, weil ich dann ja gerne zur Therapie gehen wuerde, aber wegen der Arbeit wirklich nicht kann. Eine zur Therapie passende Arbeit kann ich mir offenbar auch nicht suchen - habe ja als Arbeitslose lange genug Bewerbungen geschrieben ... und da ist halt jetzt diese Arbeit draus geworden.

Mir hat die Therapie allerdings schon viel geholfen und ich wuerde auch jetzt in dieser neuen Situation schon Begleitung gebrauchen können.
Eine Lösung haben wir noch nicht gefunden (geht eigentlich auch Therapie per Telefon im Zweifelsfall??) - aber mal sehen ..

Soviel zu meinen eigenen Erfahrungen.

LG, Nachtvogel
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carö
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Post Thu, 03.May.07, 19:05      Re: typische Ausfallregelung bei Analytikern/Analytiker Reply with quoteBack to top

hallo aba,

bei mir gilt eine ausfallregel von 24 stunden. und zwar auf die stunde genau Shocked grinsend

ansonsten habe ich schon termine aus familiären oder beruflichen gründen absagen müssen. wenn ich das rechtzeitig angsagt hatte, war das o.k. ohne etwas zu bezahlen - wie gesagt 24 stunden vorher.

4 wochen vorher absagen... hm.. ist sehr lange, da hätte ich auch etwas bauchweh. auf der anderen seite, wie realistisch ist es, dass du häufig kurzfristig absagen müsstest? also ne gewisse planung sollte schon drin sein. und vielleicht könntest du mit ihm besprechen, was wäre wenn... also wenn sich beruflich bei dir so grundlegend etwas ändert, dass die termine nicht zu halten wäre... wie könnte es dann weitergehen.

ich kann zu anderen dingen schwer etwas sagen, weil ich meistens sehr regelmäßig zur stunde ging/gehe.. bin eher so der typ, der alles mögliche in gang setzt, um die termine halten zu können, weils mir so wichtig ist.

aber schon klar, dass gerade die berufliche situation oft sehr schwer zu vereinbaren ist mit den terminen. da muss man anfangen kreativ zu werden. und manchmal gehts dann leider auch nicht.

Quote:
Mich würde insgesamt mal interessieren, was würdet ihr mir raten, wenn meine berufliche Situation derzeit unklar ist, kann eine analytische Therapie zur Zeit dann überhaupt sinnvoll sein?

das kannst letztlich nur du beantworten. ich weiss ja nicht, um was es bei dir geht, selbst wenn ... also das zu beurteilen... hm.. hält es denn der analytiker für sinnvoll? kannst du dir die zusammenarbeit über einen längeren zeitraum vorstellen ? grinsend

Quote:
Wie schafft ihr es die Analyse in euer Leben zu integrieren, bleibt noch viel außer Arbeit und Analyse???


dein leben hat doch mehr als drei stunden therapie ? zwinkernd.. grinsend

alles gute für dich !

caroline
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Jenny Doe
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Post Thu, 03.May.07, 19:11      Re: typische Ausfallregelung bei Analytikern/Analytikerinne Reply with quoteBack to top

Hallo aba!

Quote:
dass ich bei ihm 4 Wochen vorher Sitzungen absagen müsse


4 Wochen vorher habe ich noch nie gehört.
Bei mir gilt: 2 Tage vorher und meine Therapeutin hat mir zu Beginn unserer Therapie einen entsprechenden Psychotherapievertrag gegeben. Hat Dein Therapeut auch einen solchen Vertrag?

Viele Grüße
Jenny

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aba139
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Post Thu, 03.May.07, 20:09      Re: typische Ausfallregelung bei Analytikern/Analytiker Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr Lieben,
ist ja toll, wie schnell man in diesem Forum Antwort erhält. Erst mal vielen Dank dafür.

Danke Nachtvogel, dass du mir so ausführlich geantwortet hast! Du hast verstanden was ich meinte bezüglich möglicher Konflikte aufgrund von Anforderungen aus dem Arbeitsplatz. Irgendwie passt das analytische Setting immer schlechter zu den postmodernen Arbeitsbedingungen - bedauerlicherweise. Habe gelesen im Coaching gibt es immer mehr schon telefonische Beratung. ABer so ein richtiger Analytiker wird sich das nicht vorstellen können.

Ich habe den Eindruck, deine Therapeutin ist keine streng analytisch arbeitende Therapeutin, man geht doch davon aus, dass die nur wirkt wenn man sich möglichst oft in der Woche sieht - so habe ich das zumindest verstanden... Ihr arbeite da schon seit 2 JAhren mit ein mal die Woche?

Mich würde schon interessieren, weil du schreibst, dass dir deine analytische Therapie schon viel geholfen hat, könntest du mir konkret sagen, was sich verändert hat bei dir? Und wo siehst du den Zusammenhang der Veränderung zu der Therapie?
und ich zahle nur eine kleine Eigenbeteiligung. Die Krankenkasse zahlt allerdings nicht, wenn der Patient von "sich aus" fehlt.
Ansonsten ist es aber auch ein Prinzip der Therapie, dass man zur Regelmässigkeit "gezwungen" wird. Ansonsten kann man ja auch einfach zuhause bleiben, wenn man zu depri ist oder man es vermeiden will, ueber ein Thema zu reden.

Du schreibst, dass du eine Eigenbeteiligung zahlen musst - das ist mir ja ganz neu. Ich denke die Krankenkassen zahlen eine analytische Therapie voll????



Liebe Caroline,
der Therapeut meinte auch, ich hätte da einen wichtigen Gedanken, als ich sagte, dass ich mich frage, ob meine derzeitige Situation gerade passend ist, weil so unklar und instabil in beruflicher Sicht. Aber letztlich ist das natürlich meine Entscheidung. Ich bin halt 40, in einer Lebenskrise und es ist tatsächlich die Frage, ob ich meine Zeit und Energie und Flexibilität eher in die Suche nach einer neuen beruflichen Perspektive stecke und später eine intensive Therapie mache. Andererseits brauche ich auch dringend Hilfe und Unterstützung hinsichtlich der tieferen Probleme in meinem Leben.

Hast du denn 3 Stunden in der Woche? Mir ging es halt vor meiner längeren Krankschreibung so, dass mir der Vollzeitarbeitsplatz so viel Kraft geraubt hat, dass ich meist nicht mehr viel anderes hinbekam. Mit dieser Erfahrung stelle ich mir das mit der Therapie halt nicht so einfach vor...

Aber ich hoffe ich werde mal eine Arbeit finden, die mir nicht nur Kraft raubt, dann mag sich das anders darstellen.

Ein Gedanke noch zu den 4 Wochen: ich frage mich ob sich in dieser Regelung nicht eventuell doch ein bestimmtes Misstrauen und Menschenbild zeigt - die Analytiker sind doch immer so gut im analysieren aller Verhaltensweisen. Vielleicht sollte man man solche Regelungen analysieren Wink

Soweit erst mal wieder von mir..

Ach so, liebe Jenny: machst du denn eine analytische Therapie. Denn ich weiß alle anderen Therapieformen haben natürlich nicht solche extremen Ausfallregelungen, weil das Setting anders ist...

yours (im moment bleib ich gerne noch anonym, weil man ja per Suchmaschine auf die Beiträge stoßen kann)

Aba139
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Jenny Doe
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Post Thu, 03.May.07, 20:22      Re: typische Ausfallregelung bei Analytikern/Analytikerinne Reply with quoteBack to top

Hallo Aba!

Quote:
machst du denn eine analytische Therapie.


Zurzeit mache ich VT. Ich habe aber mal Analyse gemacht.
Vielleicht hat sich das ja inzwischen in der PA geändert oder jeder Therapeut handhabt es anders.


Gruß
Jenny

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Post Thu, 03.May.07, 22:02      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Hinweis: zu diesem Thema mag es interessant sein, auch hier reinzulesen:
http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=2172

Auch Psychoanalyse ist "nur" Psychotherapie, nicht notwendigerweise müssen dabei also derart außergewöhnliche Regelungen vereinbart werden.

mfg,
rlf

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Nachtvogel
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Post Fri, 04.May.07, 8:19      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Moin Aba,

ich persönlich habe mich nun nicht mit all den Unterschieden von verschiedenen Therapieformen auseinander gesetzt - insofern kann ich nicht beurteilen, wie "streng" meine Therapeutin nach den Regeln geht oder nicht. Ich kann hier nur meine Erfahrungen aufschreiben, aus denen sich dann jeder selbst ein Bild machen kann.
Als ich mit der Psychotherapie anfing, hatte ich einen Selbstmordversuch hinter mit und war schwer depressiv. Bei der Einrichtung, in der ich zuerst in Therapie wollte/sollte waren aber ewig lange Warteschlangen. Die mich beurteilende Psychiaterin hat dann meine jetzige Psychotherapeutin aufgetrieben; gerade sie hielt sie auch aus verschiedenen anderen Gruenden fuer absolut richtig fuer mich (die kennen sich wahrscheinlich untereinander in der "Psychoscene"). Die hatte halt nur 1 Stunde noch offen im Therminkalender - insofern war's am Anfang nur 1 Stunde "Krisentherapie". Hat geholfen und hilft noch immer. Die Therapie ist halt nur nicht so intensiv (und effektiv?) wie bei vielen Sitzungen. Mir ist es aber auch so recht. Oft denke ich eh noch ein paar Tage ueber das nach, was wir in der Sitzung besprochen haben.

Zum Kassenbeitrag: Ich wohne nicht in Deutschland oder Österreich, insofern kann man die Gesundheitssysteme nicht vergleichen - wollte nur deutlich machen, dass auch bei mir der Schuh drueckt, wenn ich eine Sitzung ausfallen lasse.

Wie die Therapie mir geholfen hat? Nun, in Detail wäre das jetzt eine zu lange Geschichte. Kurz: Von Selbstmordgefährdet, apathisch-depressiv ging's zu lebenslustig, am Leben aktiv teilnehmend.

LG, Nachtvogel
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aba139
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Post Fri, 04.May.07, 9:06      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Guten Morgen,

je mehr ich über das Thema nachdenke, desto ärgerlicher werde ich.

Auf der einen Seite habe ich schon ein gutes Gefühl bei dem Therapeuten, da ist eine Basis - aber ich fühle auch, dass er jemand ist, der sich sehr an Regeln hält.

Als wir uns gestern über die Ausfallregelung unterhielten und ich davon sprach, dass ich schon mal was von 48 Stunden gehört habe, sagte er, dass er bei tiefenpsychologisch fundierter Therapie auch diese Regelung habe, allerdings überlege diese vielleicht ebenso wie bei der analytischen Therapie auf 4 Wochen zu erhöhen...

Ich frage mich jetzt, dass mir dieser Punkt scheinbar so viel ausmacht, hat das mit einem Widerstand zu tun, mit der Angst vor so einem verbindlichen Setting und der großen Nähe (und auch Abhängigkeit), die in diesem analytischen Setting entsteht. Oder ist es einfach mein gesunder Menschenverstand und ein Bauchgefühl das mir sagt: halt, wenn jemand eine solche Regelung wählt, dann drückt das doch auch etwas über das Selbstverständnis des Therapeuten und über sein Menschenbild aus und das gefällt mir nicht.

Ist für mich schwer zu erkennen.

Wenn ich jetzt lesen würde, dass es durchaus üblich ist in der Psychoanalyse solche Ausfallregelung zu vereinbaren, das scheint, nach euren Rückmeldungen zu urteilen, jedoch nicht der Fall zu sein...

Naja, ich habe noch eineSsitzung mit ihm vereinbart, die ich dann allerdings selbst bezahlen muss, weil die probatorischen Sitzungen ausgeschöpft sind. Es ist schade, wenn ich diese Stunde mit diesem Thema verbringen werde, aber es scheint ja doch ein wichtiges Thema für mich zu sein. Oder ich schreibe ihm meine Gedanken noch mal als Mail.

Was meint ihr dazu?

Ich merke, ich tue mich sehr schwer mit der Entscheidung für die Therapie. Habe noch 2 Frauen mit denen ich arbeiten könnte. Die eine hat jedoch erst ab September einen Platz und dann erst mal auch nur TP und frühestens ab nächstem Frühjahr einen Analyseplatz.

Bei einer weiteren Therapeutin könnte ich sofort beginnen allerdings erst mal nur 1 mal die Woche. Die scheint wiederum so flexibel, dass sie sogar mal eine Sitzung am Telefon machen würde, wenn man nicht aus dem Haus kann. Ansonsten hat sie 48 Stunden Ausfallregelung. Ich merke allerdings - aufgrund dieser hohen Flexibilität bekomme ich auch das Gefühl, es wird nicht so "intensiv" und "verbindlich" wie bei dem Analytiker, vielleicht sind das ja die 2 Seiten einer Medaille.

Übrigens das Argument das Analytikers (er ist Analytiker in Ausbildung), ich solle mir das vorstellen wie eine Miete, einen Raum hätte ich ja auch gemietet, egal ob ich ihn nutze oder nicht. Es würde mir ja die Freiheit verschaffen zu kommen oder nicht, wie ich es möchte. Er stellt mir diesen verbindlichen "Raum" zur Verfügung, hält ihn bereit. Er würde seinen eigenen Urlaub sehr lange vorher planen und Bekannt geben z.B. um mir eben diesen Raum zu verschaffen.

Als ich sagte, dass ich aufgrund eines Ereignisses gefühlt habe, dass mir eine Heimat fehlt, sagte er die Analyse könne so eine Art Heimat sein. Was denkt ihr zu einer solchen Aussage?

Irgendwie kann ich mich für nichts richtig entscheiden, wahrscheinlich wäre es bei allen dreien irgendwie ok. Ich bin halt nicht so durchschlagend überzeugt. Und nun weiß ich nicht, ob das mit meinem Inneren zu tun hat oder ob ich einfach noch nicht am "richtigen" Ort bin.

Ich würde so gerne mal lesen von Leuten, die wirklich konkrete größere Veränderungen mittels ihrerer Therapie erreicht haben. Gibt es hier im Forum irgendwo einen Thread, in dem es solchen Erfahrungsaustausch bereits gibt.

Tut mir leid, dass ich euch mit meinen Zweifeln belästige - ich leide selbst unter meiner Orientierungslosigkeit in dieser Frage.

Wahrscheinlich geht es nicht über nachdenken, sondern über ausprobieren - allerdings scheut das gebrannte Kind das Feuer!

JEtzt mach ich aber Schluss -

Liebe Grüße
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anna7379
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Post Fri, 04.May.07, 9:33      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Hallo Aba!

Mir fällt sehr viel zu deinem Geschriebenen ein, ich versuche es aber so gut wie möglich auf den Punkt zu bringen (sofern das möglich ist...).

Ich bin mittlerweile seit 8 Jahren bei meiner Analytikerin und es war auch von Anfang an so, dass sie mir die (in meinen Augen) strengen Regeln des analytischen Rahmens aufzeigte. Ich war damals alles andere als einverstanden und setzte mich ständig darüber hinweg. Ich machte Urlaub, wann ich wollte, ließ Stunden ausfallen, etc. Ernste (d.h. in diesem Fall finanzielle) Konsequenzen hatte es für mich nie, aber die Gespräche, die wir daraufhin immer führten, waren für mich sehr unschön.

Ich fühlte mich in meinem Leben eingeschränkt, geradezu eingesperrt und habe absolut nicht verstanden, warum ich nicht einfach mal 5 Wochen in den Urlaub fahren soll, wenn mir danach ist, ganz egal, ob sie im Anschluss daran selbst 4 Wochen weg ist und dadurch eine 9-wöchige Therapiepause entsteht.

Wir haben viel gerungen und gekämpft immer wieder und mittlerweile bin ich unendlich dankbar und glücklich, dass sie das mit mir durchgestanden hat und keine Auseinandersetzung gescheut hat. Sie sagte nämlich auch mal zu mir, dass es für sie auch einfacher wäre, mich einfach "machen zu lassen", dass das aber nicht Sinn der Sache sei.

Und siehe da: Vor ca. einem Jahr habe ich endlich begriffen, wie sinnvoll dieses ganze Setting und die dazugehörigen Regeln sind. Denn welches Gefühl ich mittlerweile wirklich SEHR GUT kenne ist SICHERHEIT. Der therapeutische Rahmen gibt mir unglaublich viel Sicherheit und natürlich ist es wichtig, dass ich da auch "mitspiele". Meine Therapeutin muss sich auch auf MICH verlassen können, nicht nur umgekehrt.

Mittlerweile versuche ich, meinen Urlaub in ihre Urlaubszeit zu legen und sie ist mir aber auch nicht böse, wenn das nicht immer klappt. Seitdem ich das so handhabe und ihr auch gesagt habe, dass ich es verstanden habe und für sehr sinnvoll erachte, ist unsere Beziehung noch tiefer geworden und das Vertrauen beiderseits sicherlich noch größer.

Ich weiß, dass all diese Regeln erst einmal eher Angst einflößend klingen und vielleicht sogar sind, aber ich würde dir durchaus raten, dich darauf einzulassen und damit diese Sicherheit, die dir diese Beziehung geben kann, zu erfahren. Vielleicht ist es auch das, was dein Therapeut mit "Heimat innerhalb der Therapie" meint; ich kann das durchaus bestätigen.

Trotz allem Dafür muss ich natürlich sagen, dass vier Wochen eine lange Zeit sind, und dass das sicherlich nicht immer machbar ist. Aber was z.B. Urlaube angeht - die wirst du sicherlich früher als vier Wochen vorher planen, oder? Und bei Dingen wie Krankheit, etc. - vielleicht kannst du ihn nochmal explizit fragen, wie flexibel er dann ist, denn du weißt natürlich nicht vier Wochen im Voraus, dass du krank sein wirst. Ich habe mich schon oft krank zur Therapie geschleppt, einfach aus dem Grund, dass es mir selbst sehr wichtig ist und ich kann in diesem Punkt nur Caroline zustimmen: Ich würde alles in Bewegung setzen, um meine Therapiestunden wahrnehmen zu können. Das ist sicherlich eine Prioritätenfrage, aber die stellt man sich vermutlich zwangsläufig irgendwann in einer Therapie.

Ich hoffe, ich wurde nicht allzu ausschweifend und du kannst etwas mit meiner Antwort anfangen!? Rolling Eyes

Liebe Grüße,

anna

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aba139
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Post Fri, 04.May.07, 10:06      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Liebe Anna,

ich bin dir sehr dankbar für deine ausführliche Beschreibung deiner Erfahrung!

Du vermittelst mir, dass sich der analytische Prozess lohnen könnte. Kannst du mir vielleicht noch klarer sagen, wieso du den Eindruck hast, dass die Veränderung in der Beziehung zu deiner Therapeutin dir hilft bzw. dich gesunden lässt.

Ich verstehe, dass die Beziehung eine wichtige Sache ist in der Therapie, aber wie hat die Veränderung der therapeutischen Beziehung dein übriges Leben konkret verändert? Was hat sich in deinem Leben gezeigt?

Einen tief vertrauten Menschen im Leben haben, das alleine kann es doch nicht sein? Acht Jahre erscheint mir auch sooooo lange - wie finanzierst du das? Aber wenn ich es richtig sehe hast du sehr jung begonnen. Mich schreckt der Gedanke einer so langen Zeit, in der ich wesentliche Teile meines Lebens mit einem Therapeuten und mit Geld verdienen für die Therapie verbringe, ab. Aber ich bin 40 und stelle mir die Frage: wie will ich die verbleibende Lebenszeit verbringen - ich habe doch schon so viel gekämpft und es scheint so wenig bei rumgekommen zu sein. Ich will leben - aber ich weiß nicht wie ich dahin komme endlich gut und erfüllt zu leben..

Deine Therapeutin scheint die schwere Zeit deiner - ich nenne es mal - "Rebellion" mit dir durchgetragen zu haben, ohne dass du dafür Geld bezahlen musstest?

Und mir kommt da gerade der Gedanke, ein Therapeut, der von Anfang an so eine "strenge" Regelung wählt, macht auf diese Art und Weise schon von vorneherein eine Vorauswahl - jemanden wie dich hätte er gar nicht als Patient bekommen - du hättest dich sicher gar nicht zu so einer Vereinbarung hinreißen lassen zu Beginn deiner Therapie - oder?

Danke noch mal für deine Antwort

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Post Fri, 04.May.07, 10:12      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Ein Hallo in die Runde,

Quote:
Und siehe da: Vor ca. einem Jahr habe ich endlich begriffen, wie sinnvoll dieses ganze Setting und die dazugehörigen Regeln sind.

Vorweg: Ich mache keine Analyse... und als Patientin einer anderen Psychotherapierichtung stelle ich mir die Frage: Was ist der Sinn/Grund dieser tendenziell strengeren Regeln im Vergleich zu anderen Therapierichtungen? Dass es Regeln im Leben geben muss, dafür volles Verständnis... darum geht es mir nicht. Nur kapiere ich den tieferen Sinn dahinter nicht... denn auch andere Richtungen haben ihre klaren Regeln/Rahmenbedigungen... wieso sind die in der Analyse strenger? (Auf mich würde das jedenfalls einengend wirken, denn ich begreife Therapie nicht als etwas, was sich meinem Leben unterzuordnen hat - sondern als etwas, dass mich in die Lage versetzt, mein Leben "besser" zu leben).

Wenn ich mich jedoch in die Situation Situation von Aba versetze... und mal von mir ausgehe: Ich bin, so denke ich, tendenziell ein zuverlässiger Mensch... und hab' auch noch nie eine Therapiesitzung versäumen müssen (ich sage "müssen", des es gibt ja auch Situationen wie Krankheit gibt, die man nicht zu vertreten hat)... auch war es noch nicht nötig, explizit über Ausfallregelungen zu sprechen (ich glaube, die beträgt bei mir 48h - darum ging es aber nur mal am Rande).

Ich hätte jedenfalls daher folgendes Problem: Bei einer 4-Wochen-Ausfallregelung, würde ich Zweifel bekommen, ob im in jedem Fall im Voraus so lange planen kann... denn Termine, die ich plane halte ich dann auch gerne ein... und eben:
Quote:
Ich würde alles in Bewegung setzen, um meine Therapiestunden wahrnehmen zu können. Das ist sicherlich eine Prioritätenfrage, aber die stellt man sich vermutlich zwangsläufig irgendwann in einer Therapie.

So ergeht es mir auch, obwohl ich diesbezüglich keine Grenzen in Form von Ausfall-Regeln aufgezeigt bekommen musste. Wieso setzt man da nicht mehr auf die Selbstverantwortung des Patienten?

Vielleicht kann jemand mal ein paar Worte dazu sagen... denn es erschließt sich mir wirklich nicht.
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Jenny Doe
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Post Fri, 04.May.07, 10:25      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen!

Quote:
Wieso setzt man da nicht mehr auf die Selbstverantwortung des Patienten?


*Zustimm*


Quote:
Mittlerweile versuche ich, meinen Urlaub in ihre Urlaubszeit zu legen


Sorry Anna, nichts gegen dich, aber sowas ist mir unbegreiflich. Ich möchte dann Urlaub machen, wenn ich Urlaub brauche und nicht, wenn meine Therapeutin Urlaub macht. Und ich möchte dann Urlaub machen, wenn ich mit meinen Freunden einen gemeinsamen Termin finde und nicht, wenn es meiner Therapeutin paßt.
Es gibt auch noch ein Leben außerhalb der Therapie. Mein Therapeutin
ist für mich nicht die Sonne um die sich alles dreht. Da würde ich erticken, wenn ich so fremdbestimmt wäre.

Gruß
Jenny

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Post Fri, 04.May.07, 10:35      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Quote:
Es gibt auch noch ein Leben außerhalb der Therapie. Mein Therapeutin
ist für mich nicht die Sonne um die sich alles dreht. Da würde ich erticken, wenn ich so fremdbestimmt wäre.


Ich bin derselben Meinung. Solange sich Therapie und Leben vereinbaren lassen - ok. Ich habe auch schon einige Kompromisse gemacht wegen der Therapie. Ich wuerde aber auch keine "grösseren" Dinge wie Arbeit oder auch Urlaub (Partner, Freunde, soziales) wegen einer Dienstleistung, die ich von jemandem kaufe, ausfallen lassen. Deswegen kann es sein, dass ich die Therapie in ein paar Wochen abbreche.
Mag sein, dass das die falsche Einstellung ist. Meine Therapeutin meinte, dass ich mir (also meine geistige Gesundheit) wichtiger sein sollte als ein Job. Komme ich mit mir nicht ins Reine, helfen mir auch alle Jobs und alle Freunde/Partner der Welt nicht. Da ist auch schon was Wahres dran ... gruebel

Was fuer Probleme hast du eigentlich, Aba? Depressionen? Und wie schlimm/eilig ist es bei dir?

Gruss, Nachtvogel
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Post Fri, 04.May.07, 11:26      Re: Ausfallregelung bei Analytikern / Analytikerinnen Reply with quoteBack to top

Danke euch für alle Reaktionen!

Ich bin jetzt durch die Beschäftigung mit dem Thema glaube ich auf einen wesentlichen Punkt gestoßen, der mit mir zu tun hat.

Und zwar bin ich hineingeboren worden in eine Familie, die zur neuapostolischen Kirche gehört und in Folge dessen war ich nicht nur in dieser Kirche. Sondern 35 Jahre meines Lebens habe ich mit festem Glauben mein Leben versucht so zu leben, wie es diese Kirche für richtig hält. Ich habe z.B. in meiner Jugend- und Studienzeit mir immer alle Montage und Mittwoche frei gehalten für Chorprobe am Montag, und Gottesdienst am Mittwoch. Am Sonntag bin ich gleich 2 mal zum Gottesdienst, alles weil man es so tun sollte, um möglichst nah bei Gott zu sein... und für Gott zu leben.

Wenn es Dinge gab, die zeitlich in Konkurrenz standen wurde einem vermittelt, dass man sich dann "für Gott" entscheiden sollte....

Vor 5 JAhren habe ich mich aus dieser Kirche völlig gelöst, was kein leichter Schritt war.

Ich bin danach noch tief und intensiv gläubig gewesen - habe meinen Weg dann in der Landeskirche gesucht, aber auch noch einen intenviven Kontakt zu einer Gemeinschaft gehabt, in der die Menschen ihr Leben "Jesus" völlig hingegeben haben...

Nunja, vor einem Jahr bin ich vornehmlich aufgrund von Problemen am Arbeitsplatz (ich habe studiert was mein Vater wollte, war immer unglücklich mit dem Studium und später Beruf, außderdem wurde der Druck im Team immer belastender für mich) in eine depressive Erschöpfung und eine tiefere Lebenskrise (wurde 40) gerasselt - und seitdem krank geschrieben...

Jetzt bin ich sehr abgeschweift - mittlerweile weiß ich nicht mehr ob es Gott gibt... Viel Halt und Sinn in meinem Leben ist weggebrochen - und ich bin auf der Suche nach einem guten therapeutsichen Weg. Habe aber schon einige therapeutische Prozesse hinter mir und frage mich: was denn jetzt. Etliche Therapeuten haben in Vorgesprächen die Psychoanalyse als für mich das angezeigte gesehen - deshalb bin ich dort auf der Suche.

Zur Zeit und das schon länger bin ich aber ziemlich durcheinander, d.h. ich krieg kein richtiges Gefühl dafür, was mir wirklich helfen könnte...

Nun ja, ich bin jetzt echt abgeschweift - hier krieg ich nun wieder die Kurve. Ich habe eben gefühlt, dass mein Problem mit dieser 4-Wochen-Regelung auch begründet ist in diesem alten Gefühl: ich bin fähig für eine Sache mich und meine Zeit ganz hin zu geben und habe es viele Jahrzehnte getan: aber ich habe auch erfahren wie bitter das ist, wenn man später erfährt, die Sache war es nicht wert, im Gegenteil, ich habe mein Leben dadurch eingeengt, mich selbst vieler positiver Erfahrungen und Entwicklungen beraubt, weil ich glaubte ich täte das Richtige, ich täte es für die richtige Sache...

Insofern bin ich ein sehr gebranntes Kind - jetzt verstehe ich, warum ich so ein großes Störgefühl habe und mir wünsche therapeutisch unterstützt zu werden mich frei zu entfalten und zu entwickeln. Und es ist zwar so, dass mir eine gute Bindungserfahrung fehlt, bzw. ich was Beziehung und Bindung betrifft ein verletzter Mensch bin (Kindheit), und deshlab eine solche vertrauensvolle Bindung mir vielleicht auch helfen könnte zur Heilung (???), andererseits mir eben auch die Freiheit fehlte, schon immer, ich nur Enge kenne: zu Hause und in der Kirche.

Bindung und Freiheit - Halt, Orientierung und Spielraum - in einem guten Verhältnis - und in Selbsterfahrung, was möglich ist, mit Räumen spielen, das ist es wahrscheinlich, was ich bräuchte... als unterstützendes Setting...

Fortsetzung folgt
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