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cendrillon
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Post Wed, 09.May.07, 15:02      Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

hallo,

ich bin neu hier - und ziemlich begeistert von diesem Forum!
Nun meine Frage: wie macht ihr das während eurer Therapiesitzungen: macht Ihr euch manchmal Notizen, von dem was der Thera sagt? Und bringt Ihr eure eigenen Notizen, schriftlichen Gedanken über das, was Euch bewegt in die Sitzungen mit, um quasi den Faden, das Thema nicht zu verlieren?

Ich frage, weil es mir manchmal so geht, dass sich viel neues über die Woche angesammelt hat und manchmal in meiner Aufregung vergesse ich, das anzuprechen, was mich wirklich angerührt hat beim letzten mal - was bleibt, ist dann oft etwas ganz anderes, wieder neues, zwar auch wichtig - aber es tut mir jedes mal leid, wenn ich vergesse, diese sehr intensiven Gefühlserlebnisse, die ich während oder kurz nach der Therapie hatte, in der nächsten Sitzung anzusprechen. Was ich regelmäßig mache, ist, dass ich meine Gefühle dann aufschreibe - es fällt mir schriftlich viel leichter als mündlich - da verkürze ich alles, als würde ich aus einer Suppe Suppenwürfel machen wollen...

Und noch etwas: Wenn Ihr Eure eigenen Notizen mitbringt, lest Ihr die dann vor? Oder lasst Ihr Eure Therapeuten selbst lesen? Irgendwie könnte ich mir so eine gemeinsame Lese-Sprech-Stunde auch ganz geistreich und hilfreich vorstellen - was meint Ihr dazu?

Würde mich sehr freuen, von Euch zu hören - ich will demnächst auch mit meinem Thera darüber sprechen - aber ich bin natürlich gespannt, wie das andere machen Wink

lg, cendrillon
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Ranjit
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Post Wed, 09.May.07, 20:18      Re: Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

Hallo cendrillon!

Ich hab es mir auch angewöhnt, zwischen den Stunden einiges aufzuschreiben. - Dinge, die mir direkt nach der letzten Stunde eingefallen sind, was mich in der Zwischenzeit so beschäftigt hat und was ich unbedingt irgendwann ansprechen will (wozu ich aber noch nicht bereit bin)....
Meinen Notizblock nehme ich seit Anfang des Jahres immer mit in die Stunde. Ich lese aber nichts vor und gebe ihr die Notizen auch nicht zum Lesen. Ich beschäftige mich den Abend davor meistens noch mal intensiv damit, um die Themen, die ich ansprechen möchte zu festigen. Und falls ich in der Stunde den Faden verliere, werfe ich einen Blick drauf und fahre dann fort. Will aber wieder daran arbeiten, ohne diese Aufzeichnungen in die Stunde zu gehen. Hat letztes Mal schon super geklappt (was aber auch am Thema und an meiner momentanen Situation lag)…

LG,
Ranjit

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cendrillon
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Post Wed, 09.May.07, 20:40      Re: Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

hallo ranjit,

danke für deine Antwort. Find ich toll, dass du ohne Notizblock auch auskommst.

Allerdings will ich das jetzt gar nicht so werten. Ich möchte einen Weg finden, das, was mich so sehr beschäftigt - also meine innersten Gefühle -meinem Therapeuten unzensiert! Wink - mitzuteilen. Wenn ich darüber rede, schlägt mir mein Gedächtnis einen Streich - ich vergesse einerseits einfach so vieles und mir fehlen andererseits plötzlich die Worte dafür.

Könnte es denn eine hilfreiche Methode sein, wenn mein Therapeut und ich meine Gedankengebäude betrachten, indem wir gemeinsam meine Texte lesen? Vielleicht komme ich ja so näher an mich und kann ihn an meiner Gefühlswelt auch besser teilhaben lassen?

Einfach ausgedrückt könnte ich auch fragen: Sind Notizen in der Therapie tabu? Oder können sie nicht auch Bereicherung für den therapeutischen Prozess sein?

Wer von euch hat denn noch Erfahrungen mit sowas gemacht?
Danke für Eure Antworten
cendrillon
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Ranjit
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Post Wed, 09.May.07, 21:15      Re: Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

Quote:
Find ich toll, dass du ohne Notizblock auch auskommst.

Wenn es mal so wäre... grinsend Ich finde es sehr anstrengend, ohne meinen Spickzettel. smilie2 Eben weil auch ich nicht die richtigen Worte finde und Schwierigkeiten habe, meine Gefühle zu erklären, die mir vor wenigen Tagen noch relativ klar waren. Ich bin so leer im Kopf und alles was ich ihr unbedingt sagen wollte, meine Gefühle und Gedanken, kommt mir auf einmal so unwirklich vor. Na ja….

Was ich aber eigentlich sagen wollte....

Quote:
Sind Notizen in der Therapie tabu?

Ich denke nicht, dass ein Therapeut sagen würde "das möchte ich absolut nicht" oder " das finde ich gar nicht gut". Wenn du glaubst, dass es dir hilft, in deiner Therapie voran zu kommen, dann sprich einfach mal mit deinem Therapeuten darüber und frag ihn was er davon hält.
Mir hat es jedenfalls sehr geholfen und ich denke, dass ich mich ohne diese Möglichkeit im Moment noch ganz woanders befinden würde...

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Nachtvogel
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Post Thu, 10.May.07, 8:47      Re: Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

Ich mache manchmal während der Woche Stichpunkte (Dinge, die mir nahe gegangen sind), damit ich nicht vergesse, diese in der Therapiestunde anzusprechen.
Ansonsten habe ich auch einmal während einer schweren Woche ohne Therapie (Besuch bei meinen Eltern, die weit entfernt wohnen und wo es einiges an Problemen gab) eine Art Gefuehlstagebuch geschrieben. Das habe ich dann danach in der Therapie Stueck fuer Stueck vorgelesen. Das hat mir wirklich sehr geholfen. In der Woche bin ich durch viele verschiedene Gefuehle gegangen, die ich ohne so ein Tagebuch niemals so vollständig und "echt" in der Therapie rueberbringen hätte können. Nach dieser Woche fuehlte ich mich nämlich eher leer und hatte sozusagen kaum Erinnerungen an irgendwelche Gefuehle (Verdrängung? Emotionale Erschöpfung?). Als ich das Tagebuch vorlies, kamen diese Gefuehle jedoch in aller Stärke wieder hervor, so dass wir sie in der Therapie behandeln konnten.

LG, Nachtvogel
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Post Thu, 10.May.07, 17:41      Re: Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

hallo Nachtvogel,

Quote:
Ansonsten habe ich auch einmal während einer schweren Woche ohne Therapie eine Art Gefuehlstagebuch geschrieben. Das habe ich dann danach in der Therapie Stueck fuer Stueck vorgelesen.


Das stelle ich mir schön vor - irgendwie sehr vertrauensvoll. Wie war das - hast du das mit deinem Thera vorher so ausgemacht?
Freue mich, dass dir das sehr geholfen hat - darin sehe ich auch eine Chance für mich, mir das Sprechen zu erleichtern - bzw. die Gefühle auch im entscheidenden Moment in Worte zu fassen.

Quote:
In der Woche bin ich durch viele verschiedene Gefuehle gegangen, die ich ohne so ein Tagebuch niemals so vollständig und "echt" in der Therapie rueberbringen hätte können.


Ja, genauso geht es mir auch - ich werde die Woche über von Gefühlen überschwemmt - aber wenn ich dann in der Therapie bin, meinem Therapeuten gegenübersitze, bleibt davon nicht mehr viel übrig - meine eigenen Gefühle kommen mir dann plötzlich so nichtig vor - oder ich schäme mich, darüber zu sprechen.

Quote:
Als ich das Tagebuch vorlies, kamen diese Gefuehle jedoch in aller Stärke wieder hervor, so dass wir sie in der Therapie behandeln konnten.


Großartig! Ich wünschte, ich könnte das auch schaffen - mal sehen...

lg, cendrillon
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Nachtvogel
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Post Thu, 10.May.07, 22:40      Re: Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

Hallo cendrillon!

Nein, das mit dem "Tagebuch" war vorher nicht ausgemacht. Ich war jedoch schon einige Wochen vor dem Besuch bei meinen Eltern total fertig mit den Nerven und geriet auch wieder in eine solche Depriphase, dass ich krankgeschrieben werden musste. Insofern war alles auch schon vor dem eigentlichen Besuch ein Thema in der Therapie. Ich war in der Woche dann "ganz alleine" mit der Situation, weil meine Eltern ja weit weg wohnen und ich sozusagen niemandem zum Reden dort hatte. Da bin ich dann auf die Idee gekommen, mit einem Tagebuch zu "reden", einfach um mich zu erleichtern.

Später kam ich dann auf die Idee, das vorzulesen. Es war nicht einfach - aber ging. Ich habe es vielleicht mehr mir selbst vorgelesen - halt laut gelesen. Die Therapeutin sass dabei ruhig im Raum und hat zugehört. In Pausen (musste weinen o.ä.) haben sich dann Gespräche entwickelt. Im Prinzip waren es Fortsetzungen der Gespräche, die wir vor dem Besuch hatten. Und sie gingen tiefer, brachten neue Dinge zu Tage (bin in einer analytischen Psychotherapie).

Schämen tue ich mich eigentlich gar nicht mehr fuer irgendwelche Gefuehle. Wir haben in den 2 Jahren Therapie einfach schon zu viele tiefgehende Dinge durchgesprochen .. insofern ist echt Vertrauen da.

Ich druecke dir die Daumen, dass du bald ueber diese Blockaden hinwegkommst. Kein Gefuehl ist nichtig in einer Therapie - alles, was "deins" ist, was aus dir kommt, ist sehr wichtig. Du erreichst am meisten in der Therapie, wenn du einfach so bist wie du gerade bist - gerade heraus. Das ist bestimmt von Mal zu Mal verschieden, je nach Stimmung, Verfassung ... Im Prinzip ja wie im "richtigen" Leben auch. Halt nur mit dem Unterschied, dass ein Therapeut halt ein Therapeut ist und du daher auch ruhig mal "böse" oder "schlecht" sein darfst. Ich fand es z.B. am Anfang auch unangenehm, ueber "schlechte" Gefuehle von mir wie Aggressionen, Wut auf andere, Eifersucht usw. zu reden. Meine Therapeutin hat es jedoch niemals negativ bewertet und mich dann weniger gemocht oder so (wie es bei Freunden usw. ist), sondern es halt als Therapeutin neutral betrachtet.

LG, Nachtvogel
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Post Fri, 11.May.07, 11:29      Re: Notizen in der Therapie Reply with quoteBack to top

Danke Nachtvogel,

deine Worte haben mich sehr berührt und machen mir auch Mut. Ich möchte gleich nächstes mal mit meinem Therapeuten über diese Möglichkeit sprechen - werde auch mein Tagebuch mitnehmen.

Es geht mir bei meinen Blockaden gar nicht um meine "schlechten" Gefühle - damit habe ich -- zumindest meinem Therapeuten gegenüber kein Problem - auch meinem Freund gegenüber kann ich aussprechen, wenn ich mal wütend, neidisch oder eifersüchtig bin - es ist vielmehr so, dass ich viele meiner Gefühlseindrücke in der Therapie vergesse - ausblende - was auch immer - und sie manchmal so wirken, als seien sie doch nicht der Rede wert - ich will dann wieder Suppenwürfel aus der Suppe machen, um den anderen (in diesem Fall den Therapeuten) nicht zu langweilen.

Auch darüber habe ich mit ihm schon gesprochen und ich weiß natürlich, dass meine Befürchtungen unbegründet sind. Aber das allein hilft mir nicht. Es ist auch nicht so, dass ich gar nicht reden kann, aber oft entschwindet mir das Wesentliche, sodass ich meinen Therapeuten an meinem inneren Erleben nur schwer teilhaben lassen kann. Mit dem Tagebuch, hoffe ich, könnte das vielleicht besser klappen.

Schön, dass du dich das getraut hast und dass es so gut funktioniert hat! Inzwischen glaube ich, dass sich mein Thera über meinen Vorschlag freuen wird - mal sehen.

Danke jedenfalls für deine mitfühlende Antwort
ich wünsche dir weiterhin alles Gute
cendrillon
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