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Hypomoch
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Post Fri, 01.Jun.07, 3:10      Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich bin heute in der Buchhandlung in der Ramschkiste übere Tilmann Mosers Buch "Berührung auf der Couch" gestolpert. Habe mal reingeschnuppert und war völlig baff: Er schildert, wie er als Therapuet auf der Couch liegenden Patienten etwa die Hand auf die Stirn legt oder den Kopf hält. Hat jemand von Euch damit Erfahrung? Für mich als jemanden, der zwar keine Analyse-Erfahrung hat, aber eine tiefenpsychologische Therapie bei einem Analytiker versucht hat, der von mir in jeder Hinsicht so weit weg blieb wie die Erde vom Mond, klingt das völlig unvorstellbar...

LiGrü,
Hypo
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carö
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Post Fri, 01.Jun.07, 11:16      Re: Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

liebe hypomoch Hallo!

kenne das buch auch. ja klang für mich auch erstmal unvorstellbar, aber das gibt es durchaus ja

habe aber selbst keine erfahrungen damit... vielleicht irgendwann.

wie geht´s dir denn ? hug

lieben gruß
caroline

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Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können.
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Hypomoch
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Post Fri, 01.Jun.07, 19:38      Re: Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

caroline wrote:
wie geht´s dir denn ? hug


Ich schlage mich wacker, fülle halt alles mit Arbeit auf. Aber ja klar, der Abbruch der Therapie geht mir nach, obwohl es ja jetzt schon acht Monate her ist. Ist ein zweigeteiltes Gefühl: einerseits Wut und Enttäuschung auf den Kerl, andererseits der tiefe aber gescheiterte Wunsch nach Angenommensein, Rückhalthaben und Nähe in einer funktionierenden therapeutischen Beziehung. Deshalb hat mich dieses Buch gestern auch so seltsam berührt. Andererseits: Könnte ich das überhaupt zulassen? Du klingst ja auch so, als ob das für Dich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Option wäre. Warum? Hat diese Methode überhaupt eine Kassenzulassung?

Liebe Grüße,
Hypo
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Troja
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Post Sat, 02.Jun.07, 0:51      Re: Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Hypomoch,

Analytische Körperpsychotherapie wird nicht von der Krankenkasse übernommen. Aber es finden sich ja auch Therapeuten, die diese Zusatzausbildung haben und offiziell "normale" Analyse abrechnen.

Margarete Akoluth beschreibt in ihrem Buch "Unordnung und spätes Leid - Bericht über den Versuch, eine mißlungene Analyse zu bewältigen" eine mißlungene Körperpsychotherapie. Das Buch selbst würde ich dir jetzt nicht empfehlen, aber das Vorwort. Dieses hat Tilmann Moser verfaßt und er schreibt dort über den korrekten Einsatz dieser Art von Therapie.
Moser wrote:
Der Analytiker, der in Körperarbeit dilettiert, gleicht jenem Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr bändigen und nicht mehr einfangen kann. Er ist bei ihr eingebrochen in jene Ursehnsucht nach Verschmelzung, die fest verdrängt, ja vielleicht ur-verdrängt im Herzen der Patientin schlummerte. Die Berührungen waren nicht mehr ichstärkend und strukturbildend, nicht verabredet, vorbesprochen, in der seelischen Altersstufe lokalisiert, sondern glichen einem Dammbruch, und er war auch nicht mehr in der Lage, sich und ihr zu erklären, was geschehen war.

Ich habe den Eindruck, dass dies ziemlich schwierig ist und einen sehr erfahrenen Therapeuten erfordert, der sehr differenziert mit der Gegenübertragung arbeiten kann.
Moser wrote:
Der analytische Körpertherapeut ist verpflichtet, die seelische Landschaft, in der er die Berührung anbietet, zu kennen: die Regressionsstufe, die Ichstärke, die Situation der Übertragung. Und er ist verpflichtet, seine Berührungsphantasien aus der Gegenübertragung anzukündigen, ihre Wirkung vorausphantasieren zu lassen, bevor er sie, mit Einverständnis des Patienten, aktualisiert

Moser empfiehlt auch, diese Art von Therapie bei älteren Menschen nicht anzuwenden, da die große Gefahr besteht, dass dann die Therapie zum Lebensersatz gerät.


Alles Gute dir
Troja
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vallée
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Post Sat, 02.Jun.07, 11:03      Re: Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

Quote:
der tiefe aber gescheiterte Wunsch nach Angenommensein, Rückhalthaben und Nähe in einer funktionierenden therapeutischen Beziehung.

Hallo Hypomoch.
Ja dies kenne ich auch. Dieses Gefühl, das bleibt wenn man glaubt der Wunsch sei gescheitert. Ich glaube er muss nicht gescheitert bleiben. Allerdings wäre es vermessen dir hier zu raten nochmal etwas zu probieren. ich weiß ja das du schon 2 Therapieversuche durch hast und ich weiß von mir selbst wie unendlich weh dieses Gefühl tut und wie mutlos es einen machen kann.
Trotzdem glaube ich, es gibt immer wieder im Leben Chancen. Manchmal muss man (leider) sehr geduldig mit sich und dem anderen sein.

Ich habe keine Erfahrung mit analytischer Körpertherapie. Aber ich kenne die Ausführungen dieses Analytikers und auch noch eines anderen schreibenden Therapeuten, der eine ähnliche, wenn nicht die gleiche Methode anwendet.
Ich bin aber der festen Überzeugung das es überhaupt nichts nutzt, wenn KlientIn und TherapeutIn nicht auch/erstmal auf einer geistigen, emotionalen Ebene zueinander finden.
Und das hat, auf die KlientIn bezogen sicher viel mit sich trauen zu tun, aber auch mit zulassen, mit dem eigenen Denken.
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Sternin
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Post Sat, 02.Jun.07, 12:18      Re: Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

schreiben *buchtitelnotier und an meinen Therapeuten weiterleit* obsessed augenauf

Nein, ernsthaft, ich finde das sehr spannend. Aber ich frage mich auch, ob es nicht dann noch viel schwieriger ist, wieder autonom zu werden und sich aus der Abhängigkeit vom Therapeuten zu lösen. Das Thema "Wunsch nach körperlicher Nähe" spielt in meiner Therapie eine ziemlich große Rolle. Mein Therapeut ist da der Ansicht (ganz abgesehen davon, dass er das grundsätzlich ablehnt, weil er sagt, dass das bei der analytischen Therapieform nicht vorgesehen sei - kennt vielleicht das Buch nicht zwinkernd.., rechtlich schwierig etc., und er keine entsprechende Ausbildung habe), dass die eh schon schwierige (bei mir sehr bald anstehende Trennung) noch viel schwieriger wäre, wenn er solche Wünsche erfüllen würde. Ich bin mir da selbst nicht sicher. Manchmal denke ich auch, es wäre dann vielleicht sogar leichter zu gehen, weil nicht dieser so große Wunsch unerfüllt zurück bleibt.
Aber ich bin auch überzeugt davon, dass der Therapeut absolut professionell sein müsste, damit so etwas möglich wäre. Und die Gefahr ist sicherlich groß, dass das nicht gelingt und dass es entweder für den Patienten oder den Therapeuten "ungut" endet.

Aber wünschen würde ich es mir dennoch sooooo soooo sehr dogeyes *schnuff* Zumindest in der letzten Stunde ein einziges, winziges Mal Körperkontakt... kleinen Finger festhalten...dogeyes augenauf zwinkernd.. (Mein Therapeut würde jetzt sagen: "Sie gibt ja nicht auf" zwinkernd..).

Euch allen ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße

Sternin

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carö
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Post Sat, 02.Jun.07, 12:28      Re: Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

liebe hypomoch,

ich finde es ganz schön und auch wichtig, dass du das "zweigeteilte Gefühl" so differenziert wahrnehmen kannst.

Quote:
Deshalb hat mich dieses Buch gestern auch so seltsam berührt.

ja ich glaube, mich haben diese bücher auch aus ähnlichen gründen so angezogen. eben weil da etwas beschrieben wurde, was ich zum damaligen zeitpunkt nicht ausreichend realisieren konnte... halt empfinden, mich verstanden und berührt fühlen können.. eben miteinander den weg gehen zu können. habe mich damals zu oft alleine gefühlt im anlytischen raum.

ich habe ja diesen wunsch nach körpertherapie rel. bald gehabt. wir haben haben damals viel darüber gesprochen, wie das für mich sein könnte .. ich wollte es unbedingt ausprobieren, weil ich damals der meinung war, dass ich sonst niemals an meine gefühle rankommen könnte, ausser mit hilfe von körperarbeit.

er hat aber letztlich ähnlich argumentiert, wie moser in trojas zitaten. ja ausgerechnet...

ich habe irgendwann verstanden/gespürt, wie wichtig es ist, sich auf der gedanklichen/verbalen ebene näher zu kommen und ausseinanderzusetzen. berührung kann ja so viel bedeuten...
ich bin oft von einer realen berührung ausgegangen, doch gemeint habe ich im grunde das emotionale berührtsein-können. und das konnte ich lange kaum zulassen.

ich konnte früher meine berührungswünsche und pahntasien nur schwer äussern und wenn mein anaylitker - rein auf der verbalen ebene - damit arbeiten wollte ist es sofort in bedrohungsgefühle gekippt. ich hätte echte körperliche berührung nicht ausgehalten. heute bin ich mir dessen sicher. es wäre schwer retraumatisierend geworden in mehrerlei hinsicht. damals hatte der berührungswunsch bei mir ganz viel unterschiedliche bedeutungen.. es war auch durchaus viel widerstand von meiner seite, darauf zu beharren, um auf der gedanklichen/emotionalen ebene nicht weitergehen zu müssen...

ich habe es aber auch einmal ausprobiert mit körperarbeit. hatte einen termin bei einer atemtherapeutin, die mit berührungen gearbeitet hat. das hat regelrechte panikattacken ausgelöst, obwohl ich mir das doch so gewünscht hatte, körperlicher zu arbeiten.

mittlerweile bin ich weiter, kenne mich besser und kann auch besser über diese ganzen wünsche und sehnsüchte und damit verbundene ängste sprechen und nachdenken...fange auch an nach und nach, meinen körper viel mehr als bisher in die therapie miteinzubeziehen. verbal.

mein analytiker und ich - wir gemeinsam grinsend sind inzwischen der meinung, dass mir später, wenn ich noch bedarf nach weiterarbeit spüren sollte, eine körpertherapie viel bringen könnte.

ich weiss genau, dass gerade in den sehr bedürftigen phase meiner therapie "körpereinsatz" mich zu sehr destabilisiert hätte. der wunsch nach "mehr", wäre kaum auszuhalten gewesen und ... die "leichen im keller" hätten - ohne sie vorher wirklich aufzupüren, plötzlich anfangen können zu spuken.

aber nimm deine wünsche und sehnsüchte nach einer "funktionierenden therapeutischen beziehung" ernst. das berührtsein durch mosers buch bzw. die frage nach körpertherapie ist ja wie ein symbol für diesen wunsch. ich glaube auch, dass nur durch echtes gegenseitiges berührtsein eine wirkliche veränderung und entwicklung geschehen kann. insofern halte ich deinen wunsch für berechtigt und vollkommen angemessen. das bedeutet aber letztlich auch, dass man in jeder therapie - ob mit oder ohne köper - die eigenen mauern langsam erspüren muss, um sie nach und nach abzutragen. das nimmt die auch eine körpertherapie nicht ab.

lieben gruß an alle Hallo!

caroline

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Anne1997
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Post Sat, 02.Jun.07, 19:28      Re: Analytische Körperpsychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo,

danke für die so guten Beiträge hier, die mich wirklich berühren.
Selbst habe ich keine Erfahrung in analytischer, jedoch aber in (integrierter) gestalttherapeutischer Körperpsychotherapie, die ich am eigenen Leib während einer Weiterbildung erfahren habe. Das war in einer Gruppe und damals sehr stimmig: Körperberührungen, halten / gehalten werden, in dem Moment angenommen sein, angeleitete Körperarbeit ohne Berührung. Dies geschah alles so behutsam und achtsam, so dass es mich sehr bereichert hat. (Sonst hätte ich dies sicherlich abgelehnt...)
Allerdings ist der Therapeut sowohl Tiefenpsychologe als auch Gestaltkörpertherapeut.
Ein Buch, welches mir sehr viel geholfen hat, stammt von Jim Kepner: Körperprozesse. (Edition humanistische Psychologie EHP) Sehr viel Theorie und Praxis, darunter auch ein Kapitel über die Ambivalenzen von Berührungen.

In meiner eigenen Einzeltherapie wird bisher überhaupt nicht mit Körperberührungen (außer bei Begrüßung und Abschied) gearbeitet, obwohl ich mir diese schon sehr oft ersehnt und auch artikuliert habe.
Dennoch ist es wohl stimmig, dass es dazu noch nicht gekommen ist.
Die Berührung ist aber da: emotional, verbal ...
Ich würde ihn gerne mal umarmen und hoffe, dass ich das noch mal irgendwann schaffe... Embarassed Confused ....
Kann Dich, liebe Sternin, in dieser Hinsicht sehr gut verstehen ... Wink

Auf der Homepage von Tilmann Moser kann man einzelne Veröffentlichungen von ihm auch zum Bereich Körperpsychotherapie runterladen:
http://www.tilmannmoser.de/essay.html

Herzliche Grüße,
Anne
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