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katma
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Post Thu, 21.Jun.07, 22:05      Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

es gibt eine grundsätzliche sache, die ich gerne verstehen möchte:

was empfinden alkoholkranke menschen gegenüber ihren partnern?
glauben sie nur, zu lieben oder lieben sie tatsächlich?

mir ist bewusst, dass die sucht am ende immer stärker und wichtiger ist, als der (angeblich?) geliebte mensch... aber da ich jetzt nicht unbedingt (nur) von bereits co-abhängigen partnern spreche, die fast alles für den suchtkranken tun und mit sich machen lassen, frag ich mich, was macht das besondere/die liebe aus?

auffällig ist doch auch, dass gerade partnerInnen von alkoholikern die meiste aggression und verachtung zu spüren bekommen, weil sie fordern und unter der unzuverlässigkeit und der oft peinlichen persönlichkeitsveränderung leiden - andererseits sind nach einer trennung das gejammere und die versprechen (die i.d.r. eh nicht eingehalten werden) groß... "bitte verlass mich nicht, gib mir noch eine letzte chance, ich hör auch auf!"

also doch liebe? oder einfach nur der wunsch nach sicherheit, von seiten des süchtigen?

wenn z.b. im vollrausch, lallend per handy, aus irgendeiner kneipe innerhalb von knapp 2 minuten eine beziehung beendet wird, die am vorabend noch auf teufel komm raus und mittels sämtlicher entschuldigungen gerettet werden sollte und die der suchtkranke wenige tage zuvor, während einer trockenen phase, als "ich will mein restliches leben mit dir verbringen" benannt hat - wie ernst kann man sowas dann nehmen?

ich komme da nicht ganz mit, wie sich die liebe der alkoholkranken für die betroffenen selbst darstellt - vielleicht mag und kann jemand (der es kennt) was dazu erzählen?

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blac is all that longeth therto
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gompert
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Post Thu, 21.Jun.07, 22:40      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

Was DU von einem Säufer willst, das tät ICH gern wissen...
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katma
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Post Thu, 21.Jun.07, 23:52      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

darum geht es jetzt aber nicht!

ich respektiere durchaus auch säufer und versuche sie zu verstehn (oder glaubst du, sie sind stolz auf ihre krankheit?) - nur kann ich es bisher leider nicht...

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blac is all that longeth therto
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Juli
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Post Fri, 22.Jun.07, 6:41      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

hi katma,

was meinst? meinst das sich für alle alkoholkranken die liebe gleich darstellt? es wird welche geben die lieben, welche die nicht lieben und wiederum welche die nur so halb lieben ...

aber wie auch immer, die sucht und der alk überlagern halt alles.
und das jemand sich im suff ganz anders verhält und fühlt als nüchtern, ist auch klar. drum trinkt er ja.
was genau verstehst du daran nicht und was motiviert dich "verstehen" zu wollen?

falls du wissen willst ob dein alkoholkranker partner dich liebt oder nicht so wirst du das sooo (über grundsatzfragen in einem forum) nicht herausfinden. in den meisten fällen ist es auch wuscht ob er liebt oder nicht, der alk wirkt sich nun mal stärker aus, dagegen kommt die liebe halt nicht an.

lg
juli
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TooSensitive
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Post Fri, 22.Jun.07, 7:05      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

Hallo!

Mein Freund zwar nicht Alkoholkrank, dafür aber Drogenabhängig.

Ich habe mir die selbe Frage sehr oft gestellt. Liebt er mich, oder liebt er die Sicherheit die er bei mir hat? Liebt er mich, oder liebt er den faulen Alltag, den ich ihn einfach leben lasse. Liebt er mich... oder???

Ich habe einfach begonnen zu beobachten. Arbeitet er wirklich daran seine Sucht zu bekämpfen? Will er wirklich eine gemeinsame Zukunft? Tut er etwas für diese Zukunft? Bin ich wichtig, auch in Situationen die nichts mit Sucht zu tun haben? Setzt er die Beziehung leichtfertig aufs Spiel? usw...

Durch eigenes Beantworten so mancher Fragen, bin ich für mich zu einem Ergebnis gekommen.

Stell dir doch auch so einen Fragenkatalog auf (falls es überhaupt um dich geht) und beobachte ihn einfach. Vielleicht hilfts ja...

@ gompert:
Wenn du nichts sinnvolles beitragen willst, dann lass es doch einfach bleiben. Es gibt nunmal Menschen die sich FÜR Menschen mit Krankheiten, Macken, Fehlern,... entscheiden. Akzeptiere es und lass deine Sprüche doch bleiben - ODER aber antworte mit einem sinnvollen Beitrag.

lg
sensi
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papabär
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Post Sat, 23.Jun.07, 18:06      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

Hm... dieses Verstehen wollen kenn ich... Ich will auch Menschen verstehen, die ich mag bzw die mich interessieren. Allerdings hab ich mich bisher noch nicht so intensiv um Beziehungen anderer gekümmert, außer sie stehen mir sehr nahe. Da ich nicht genau herauslesen kann ob es in deinem Eingangsbeitrag um dich geht, @katma, nehme ich mal an, dass entweder der Alkoholiker oder seine Partnerin oder beide dir zumindest ziemlich nahestehen.

Mir scheint aber, dass eine von euch beiden: entweder du, oder die Partnerin des Trinkers von dem du sprichst, ein "Helfersyndrom" hat. Wer es ist, kann ich nicht beurteilen; ich denke aber, wenn das laufend so abgeht: Zoff, Entschuldigung, Verzeihen, neuer Zoff - da braucht es schon entweder ewig Geduld, oder den blinden Glauben dass man diesen Menschen oder gar die Beziehung "retten" kann. Ich würde daher eeher fragen: warum tut sich diese Frau das solange an? Warum lässt sie das mit sich machen?

In einer TV-Serie hab ich mal folgenden Dialog gehört:
"Warum wollt ihr Frauen immer alles retten, auch wenn es nichts mehr zu retten gibt?"
"Weil es uns mit innerer Wärme erfüllt."
"Das tut Scotch auch."

Ich denke, solange der Typ den Alkohol mehr liebt als seine Partnerin, sollte sie ihn in den Wind schießen, die Beziehung beenden, auch wenn es ihr selbst dabei wehtut... Es lohnt nicht daran was tun zu wollen, solange der Trinker nicht mit Trinken aufhört.
Meines Erachtens sind Trinker so sehr gefühlsmäßig an den Alkohol gebunden, den "Rettungsanker, Tröster, Mutgeber", dass ihnen in dem Moment reale Menschen, die sie davon weglotsen wollen, als "BÖSE", als Störfaktoren vorkommen, vor denen sie sich verteidigen, schützen müssen...
Also würde ich mal sagen: die Partner/Partnerinnen von Trinkern sollten diese vor die Wahl stellen: "Entweder ich oder der Alk!!!" Und dann konsequent bleiben, so schwer es auch fällt.

Ist wie mit nem Fetisch: Wenn mann einen Fetisch hat, und eine Partnerin, muss er sich schon die Frage gefallen lassen, wo seine Zuneigung hingeht: Liebt er den Fetisch mehr als er seine Partnerin liebt, ist die Beziehung unrettbar kaputt und wird - meist von der Frau dann - beendet.
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TooSensitive
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Post Sun, 24.Jun.07, 16:23      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

Hi papabär,

ich antworte dir mal als Betroffene, also Partnerin eines Drogen/Medikamente-Abhängigen:

Quote:
der den blinden Glauben dass man diesen Menschen oder gar die Beziehung "retten" kann.


Menschen wie wir, die eben in einer solchen Beziehung stecken, sind bei Gott nicht blind. Wir wissen oft genau was wir tun. Das einzige, was uns von euch unterscheidet, ist dieser riesengroße Haufen Hoffnung den wir ins uns tragen. Und auch wenn die Hoffnung immer mehr zu neige geht, sie ist solange da, bis man sieht, dass gar nichts mehr hilft.

Quote:
warum tut sich diese Frau das solange an? Warum lässt sie das mit sich machen?


Jeder Abhängige ist noch immer ein Mensch. Ein Mensch mit einer schweren Krankheit. Warum wir uns das antun? Naja, vielleicht sind diese Menschen ja doch noch zu Gefühlen fähig. Vielleicht schenken sie uns genauso Liebe wie jeder andere Mensch es auch täte - mit der Ausnahme, dass dieser Mensch ab und an "ausklinkt" aus unserer Welt.
Es muss nicht immer so sein, dass süchtige stets nur ihre Sucht im Kopf haben. Mein Freund und ich führen eine ziemlich normale Beziehung. Der einzige Unterschied zu anderen Beziehungen: Wir kämpfen gegen eine Krankheit und gegen furchtbar viele Klischees. Nicht jeder Abhängige ist sozial völlig am Boden und sieht aus als wäre er der Tod höchstpersönlich. Meinem Freund zB würde man gar nichts mehr ansehen. War zwar ein weiter weg, aber er hat sich ausgezahlt. Ich genieße meine Beziehung wie jeder andere Mensch auch, und die Hoffnung hilft mir immer wieder weiter zu machen, auch wenn ich manchmal kurz vorm resignieren bin.

Quote:
Es lohnt nicht daran was tun zu wollen, solange der Trinker nicht mit Trinken aufhört.


Manche Trinker, Spieler, Drogensüchtigen,... brauchen einen Menschen an dem sie sich festhalten können. Sie müssen es natürlich ganz alleine schaffen, aber es tut sicher gut, zu wissen, das da jemand ist, der hinter einem steht. Vielleicht steht katma hinter ihrem Freund/Mann. Wenn er bereit ist an sich zu arbeiten - und das merkt man sofort - dann kann man sehr wohl auch etwaas anderes tun, als die Person fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel. Man muss sich nur im klaren sein, dass es ein langer, harter, nervenaufreibender Weg wird. Für mich zahlt es sich immer wieder aus ...

Quote:
Meines Erachtens sind Trinker so sehr gefühlsmäßig an den Alkohol gebunden, den "Rettungsanker, Tröster, Mutgeber", dass ihnen in dem Moment reale Menschen, die sie davon weglotsen wollen, als "BÖSE", als Störfaktoren vorkommen, vor denen sie sich verteidigen, schützen müssen...


Kann natürlich sein. Das passiert dann, wenn der Trinker selbst gar nicht weg will von seinem Alk. Sobald er aber wirklich weg will, wird er helfende Personen sicher nicht als böse empfinden. Das gilts halt herauszufinden. Dann kann man sich noch immer gegen einen Menschen entscheiden.

Quote:
die Partner/Partnerinnen von Trinkern sollten diese vor die Wahl stellen: "Entweder ich oder der Alk!!!" Und dann konsequent bleiben, so schwer es auch fällt.


Halte ich persönlich für das falscheste was man überhaupt tun kann. Überall hört man doch: Der Süchtige muss es für SICH tun. Setze ich ihn unter Druck, tut er es doch nur für mich - und beim ersten Streit ist dann ein Rückfall vorprogrammiert.
Man kann keinen Süchtigen vor die entweder oder Entscheidung stellen. Es geht auch anders. Viel besseer wäre: Ich kann mit deinem Konsum auf Dauer nicht leben. Ich möchte aber gerne bei dir bleiben. Könntest du dir vorstellen aufzuhören? usw...
Unter Druck setzen bringt nie etwas - weil es der Abhängige dann nicht mehr für sich selbst tut. Also macht diesen Fehler nie...

Das war meine Meinung, als Partnerin eines Abhängigen.

lg
sensi
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papabär
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Post Sun, 24.Jun.07, 16:56      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

Ich habe selbst einige Beziehungen in meiner Bekanntschaft, wo einer der beiden abhängig ist. Bei den meisten davon ist der Mann der Abhängige, ein Trinker.
Nüchtern sind sie sehr umgänglich und zuvorkommend (teilweise sogar so, dass ich gesagt habe: "er war die richtige Wahl für dich"), allerdings betrunken sind sie die reinsten A****löcher, die ihre Frauen nicht nur runtermachen (auch vor anderen), sondern teilweise sogar schlagen. Evil or Very Mad
Ich finde dass Frauen, bei aller Liebe zu diesem Mann, es nicht wert sind dies durchmachen zu müssen.

Quote:
Sie müssen es natürlich ganz alleine schaffen, aber es tut sicher gut, zu wissen, das da jemand ist, der hinter einem steht. Vielleicht steht katma hinter ihrem Freund/Mann.
... oder auch nur Kumpel - so genau lässt sich das nicht rauslesen, finde ich Rolling Eyes

Ich hab mal in einer Gaststätte mitbekommen dass einer am Telefon gesagt hat: "Wenn du mir anschließend noch eine Chance gibst, geh ich jetzt sofort für dich zur Entgiftung."
Hallo?
Entweder er WILL wirklich vom Alk loskommen, dann soll er es durchziehen ohne groß rumzutönen - und zwar für SICH, und dann meinetwegen seine Partnerin mit seiner Abstinenz "überraschen", oder aber er macht mal wieder bloß falsche Versprechungen um sie wieder mal "weichzuklopfen" und (heimlich) weiter zu trinken.
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katma
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Post Sun, 24.Jun.07, 23:33      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

ich sollte mal klartext reden:

es ist in der tat so, dass ich momentan eine art deja vu erlebe, auch wenn es diesmal nicht mich betrifft.

ich hatte selbst jahrelang einen polytoxikomanen freund - aber diese beziehung habe ich vor 2 jahren beendet.
und ich habe mir vorgenommen, solchen männern auf partnerschaftlicher ebene zukünftig aus dem weg zu gehen...

das im eingangspost erwähnte telefonat hatte ich live mitbekommen. eine meiner engsten freundinnen hat sich in einen alkoholiker verliebt (alk war auch das "hauptsuchtmittel" meines ex...) und nun stelle ich mir (mal wieder) die frage, ob es sowas wie "wahre liebe" im leben eines suchtkranken überhaupt geben kann...

ich hatte ja gehofft, dass sich hier evtl mal ein paar direkt betroffene zu wort melden und uns "noch- und exfreundInnen" etwas klarheit zu diesem thema verschaffen können...

eine andere, für mich recht interessante und zugleich frustrierende aussage einer trockenen alkoholikerin war: "hätte mir mein mann damals nicht den laufpass gegeben, hätte ich es wohl nie geschafft..."
soll das bedeuten, dass solange der partner nicht trocken oder clean ist, jede beziehung von vornherein zum scheitern verurteilt ist?
können partnerInnen nur fehler machen, indem sie dem suchtkranken ihre liebe zeigen?

co-abhängigkeit ist m.e. ein anderers thema - oder ist für suchtkranke eine "normale" partnerin, die "normale" ansprüche, in bezug auf beziehung stellt (ohne sich selbst für den abhängigen zu "opfern") eh nichts wert?
oder ist mensch schon allein dadurch co-abhängig, weil er nicht gleich alles beendet hat, sobald das suchtproblem bekannt wurde?

sorry - Juli, TooSensitive (besonders dich kann ich natürlich am besten nachvollziehen!) & papabä , dass ich auf eure posts jetzt nicht im einzelnen eingegangen bin - aber ich denke und hoffe, meine antwort hat trotzdem so einiges klargerückt...

lg
katma

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Post Mon, 25.Jun.07, 2:11      Re: Gefühle verstehen! (Alkohol) Reply with quoteBack to top

Oje. Grade habe ich in einem anderen Thread hier ("Freund trinkt") folgendes gelesen:
Quote:
Quote:
Ich könnte dir nur noch raten, mit ihm zu sprechen auf eine ganz liebe art. Weißt du wie ich das meine?
...
Sowas kann einen sehr viel helfen, weil du ihn locken wirst.


genau das habe ich immer bekommen. Ich habe dann alles versprochen, was meine Mutter oder wer sonst mir helfen wollte, hören wollten. Dann hatte ich meine Ruhe.
Aber geändert habe ich nur das Trinkverhalten. Offen eine Flasche Bier, als Alibi für die Fahne und hinterm Schrank den Schnaps.
Meiner Meinung solltest Du ihn fallen lassen und an Dich denken.

Alles Gute und hilf Dir selbst.



Sagt doch schon alles, oder? Ich mein, wenn da schon einer zugibt, dass er trotz gezeigter Zuneigung seinen Saufen nicht aufgegeben, sondern nur verheimlicht hat - und jetzt sagt "lass solche, die so sind wie ich war, fallen" dann kann das doch nur so sein, dass der Alk einfach stärker "zieht" als jede Liebe...
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