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Hiob
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Post Mon, 09.Jul.07, 10:47      Das genügt mir Reply with quoteBack to top

Liebes Forum.

Mit 14 sind es die Eltern, die einen zur Verzweiflung bringen, weil sie einen nicht mehr erreichen. Mit 18 ist es der Kummer um die Liebste oder die fiesen Freundinnen, mit 27 steht man beruflich vor einem Wandel, die Freunde haben es längst zu was gebracht, man müsste eigentlich langsam Kinder haben, alles nur Sorgen, man fühlt sich dem Leben nicht gewachsen. Mit 35 ist man von dem Leben, was man sich geschaffen hat, weitgehend vereinnahmt, man zahlt ab oder ein, trägt den Ehering oder lässt ihn im Schrank, man laboriert an alten seelischen Leiden, und irgendwo merkt man, dass man eigentlich den völlig falschen Partner hat oder den falschen Beruf...aber irgendwie ist man so eingespannt, dass man garnicht anders kann. Man muss sich diese ganzen Verpflichtungen mehr oder weniger schönreden, nennt sie Realität, damit einem wenigstens noch das Zweifeln erspart bleibt.

Mit 47 sind viele träume zerplatzt, vieles lässt sich nichtmehr ändern, man hat noch nie den Mann kennengelernt, der in einem die große Santheit geweckt hat, die man ahnt, alles ist mechanisch, unbefriedigend, das Spielen einer Rolle beginne ich zu ahnen, die Zukunft ist, sofern man sich nicht in esoterische o. religiöse Schemen retten konnte, weitgehend so eingefahren, wie es das Gehirn brauchte, um wenigstens mit der Ungewissheit klar zu kommen, die Kinder sind größer, die Angst um sie nicht kleiner. Manches ist einfach nurnoch zum dauernden Trauerfall im Herzen geworden.

Wenigstens ist man nicht allein, wenn man an alten Bindungen hängen bleiben kann. Wenigstens merkt man, dass man da ist, wenn man leidet. Wenigstens hat man die unerreichbare Ideologie von Gerechtigkeit im Kopf. Kompromisse bezeichnet man als notwendig, unbefriedigend erlebt man als normal. Und die Zukunft befürchtet das Denken allenfalls als Schwinden der Beweglichkeit und die Illusionen zerplatzen, dass es je anders werden könnte. Die Tabletten nehme ich widerwillig, ebenso wie ich mich ungern zeige. Mit 65 muss ich die Zweifel am Sinn meines Arbeitslebens irgendwie ausdrücken oder unterdrücken, wenn ich positiver bin, schließe ich mich einer Gymnastikgruppe an, in der ich wöchentlich über die Vergangenheit reden kann oder über neue Sichtweisen auf Krankheiten, bin ich ängstlicher, hilft mir vielleicht die erste schwere Krankheit, mich anzuschaun oder der Tod der Tochter nimmt mir jeglichen Lebenssinn.

Vielleicht kämpfe ich auch weiter, weil ich Leben immer als Kampf empfand.

Dazuwischen versuche ich, an mir zu arbeiten, besuche Seminare und beginne ein zweites Studium, beginne, mich in Hoffnung und Wiedergeburt zu flüchten.

Ich bin grad mal irgendwie genervt davon, dass man es so hinnimmt, in allem immer nur Probleme und Mühe zu leben. Man opfert seine Zeit den großen Wünschen und ist dann kurz glücklich, um danach wieder in ein Loch zu fallen oder die Verstrickungen und Abhängigkeiten lassen einem nichteinmal das Fallen spüren. Schönes verwehrt man sich, weil das zu gefährlich ist, man es eigentlich garnicht wert ist oder man müsse vorher die Schuld abtragen und den Bedingungen entsprechen.

„Dann, ja dann darf ich (leben)“...bleibt das tiefe Gefühl.

Ich verstehe nicht, warum wir unser Leben immer nur in Teilen sehn können und immer aus der vorbelasteten Situation heraus die Welt und das Leben ansehn. Warum glauben wir, wir müssten kompromissfähig und konfliktfähig sein, warum ernennen wir immer neue Autoritäten. Warum komme ich nicht dazu, dass ich merke, es müsste grundlegend etwas in meinem Leben anders sein. Warum akzeptiere ich dieses Leiden und Streben, was ich leben nenne. Warum löse ich immer nur einen Glauben durch den neuen ab. Warum erkenne ich nicht, dass es ein Unterschied ist, ob ich mit dem was da ist, anfreunde oder mit dem, wie ich immerzu leide.

Vielleicht will jemand seine Gedanken dazu mal aufschreiben. Brauche mal neue Ideen. Ich verstehe nicht, warum wir das so hinnehmen.

Heute leicht genervt
Hiob
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Lubarani
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Post Mon, 09.Jul.07, 12:24      Re: Das genügt mir Reply with quoteBack to top

Lieber Hiob!
Warum verwehrst DU dir das Schöne? Oder sprichst du nicht von dir?

Deine Fragen können sich nicht an die gesamte Menschheit richten. Das was du schilderst, sind alles Lebenskonzepte, die durch die Umstände und das Umfeld eines Menschen geprägt werden, auch durch die angeborenen Fähigkeiten.

Wenn du dir selbst deine Fragen stellst, dann kannst du vielleicht leichter Antworten finden. Dein Blick auf die Welt gilt nur für dich. Kein anderer kann auf dem Platz stehen, auf dem du stehst, und deswegen sieht auch niemand sonst die Welt so wie du.

Vielleicht sprichst du aber gar nicht von dir. Du hast möglicherweise viele Menschen beim Strampeln und Kämpfen beobachtet und versuchst nun, eine allgemeingültige Anleitung zu finden, wie es diese Menschen "besser" haben könnten. Willst du die Erfahrungen und Erlebnisse, die weh tun, vermeiden können, ohne auf die daraus resultierenden Erkenntnisse verzichten zu müssen? Suchst du den "Abschneider", der es dir erspart, all das machen zu müssen, was du bei den andern als Fehler erkennst?

Entschuldige, ich will dir nichts unterstellen. Es klingt in meinen Ohren nur ein bisschen so nach "Das müsste doch einfacher/schöner/leichter/angenehmer gehn, wenn man nur die richtige Formel fände!"

Ich glaube nicht, dass es einen Abschneider gibt. Jeder kann nur sein Leben leben, jeder tut es, so gut er es eben kann. Du auf deine Weise, die andern auf ihre Weise.

Es genügt schon, für sein eigenes Leben herauszufinden, nach welchen Werten man sich richtet. Ich glaube auch, dass es ein Unterschied ist, etwas zu beobachten, wie jemand anderer lebt, oder ob man es selbst erlebt. Von außen kann man nie wirklich feststellen, wie es jemandem mit seinem Leben geht, wie er es erlebt, welche Erfahrungen er macht. Der andere beurteilt sein Leben wahrscheinlich völlig anders als du in der Position des Zuschauers.

Ich weiß nicht, ob das Ideen sind, mit denen du etwas anfangen kannst. Nach Widerstand und dagegen Ankämpfen klingt mein Beitrag ja nicht gerade. *g*

Mach doch einfach das, wonach du Lust hast. Die "anderen" machen es vielleicht anders, aber die leben ja nicht dein Leben.

Liebe Grüße
Lubarani
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Post Mon, 09.Jul.07, 15:16      Re: Das genügt mir Reply with quoteBack to top

Hi Hiob,

danke, dass du niederschreibst, was auch ich (vielleicht auch viele andere Menschen) genau so fühlen.

Das Problem sehe ich allerdings in dem Unterschied von Wissen und Tun.
Ich denke "wissen" täten wir alle, das "es"- das Leben auch anders gehen könnte, wenn wir nur den Mut hätten auszusteigen aus dem ewig gleichen Trott und etwas völlig anderes "TUN" als wir gewöhnt sind.

Ich habe in solch einer Situation, wo mich eben diese-deine gedanken quälten ein Buch in die Hand bekommen, das ich zwar immer wieder mit Freude lese, aber leider immer noch aufschiebe dies wirklich zu tu- mein Leben anders zu gestalten.

Das Buch heißt : "leben, lieben, lachen" von Osho

Vielleicht kennst du es sogar, oder magst es auch einmal lesen, - es macht mich glücklich, weil ich dann immer das Gefühl habe, dass es eigentlich so leicht wäre glücklich zu leben und dann nehme ich mir die Anregung immer eine Weile zu Herzen, doch das Alltägliche holt mich leider immer wieder ein.
Aber möglicherweise gelingt es dir ja?

"Alles was wir denken können- können wir auch tun" (keine Ahnung von wem, aber es stimmt sicher, wenn wir nur genug wollen.

Alles Liebe
SF

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Post Mon, 09.Jul.07, 16:20      Re: Das genügt mir Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob,

wo und wann, wobei und womit fühlst du dich dem Leben wirlich nahe?

Ich lese deine Beiträge immer gerne, deshalb die Frage, wann fühlst du dich nicht nur einfach genervt, sondern .........

Ich lese deine Beiträge immer gerne, auch diesen.

Solltest du beginnen dich selbst als Autorität in dein Leben miteinzubeziehen?

Ich habe entschieden und ich wollte es, so, wie es ist.
Mir widerfuhr und ich konnte nichts dagegen tun aber ich gehe damit um.

Das sind meine Gedanken, die mir spontan eingefallen sind. "Solltest" bitte nur als austauschbares Hilfszeitwort zu lesen. (kannst, willst, möchtest oder was auch immer), dort wo man aufhört zu glauben man hätte eine Wahl, sondern erkennt.......

Liebe Grüße

vb

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Hiob
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Post Mon, 09.Jul.07, 20:32      Re: Das genügt mir Reply with quoteBack to top

Danke euch dreien, soweit.

Ich weiß nicht, ob man solche Fragen immer auf diese Art beantworten kann.
Ihr sagt „wenn du etwas so doof findest, such zuerst in dir“.
Das ist die „psychologische Sichtweise“, sie ist modern.

Sicher stört mich das Leid und eingemauert sein anderer, an Tagen wo ich nicht gerade so brummig bin wie heute auch nicht. Aber trotzdem ist es da. Und ich schau es mir an und frag mich, ob denn die Zeit einfach noch nicht reif ist, dass es mehr als nur ein paar wenige schaffen, dieses Leben grundlegend anzuschaun und zu verändern oder was im Menschen bewirkt es, dass man so mechanisch und ertragend mit seinem Leben umgeht.

Sicher kann man alles relativieren, was ich hier beispielhaft aufzähle. Sicher kann man es als Notwendigkeit sehn, dass die Menschen 40 Jahre in Betonkästen weggesteckt sind und arbeiten und selbst davon heimkommend noch ausgenutzt werden. Sicher kann man es auch hinnehmen, wenn der Mensch von 3 Jahren an...von einer lenkenden und bevormundenden Institituion, zur nächsten „lebt“ und schließlich im Pflegebett liegt und so lange am Leben erhalten wird, damit die Pflegenden ihren Job nicht verlieren. Du Liebergott, bei der Wirtschaftslage. Beim Relativieren gibts jedoch ein Motiv. Vielleicht willst „du“ es einfach nicht sehn? Und spielst mir deshalb den Ball zurück? Natürlich kann man das was ich hier mache als „Widerstand“ und trallala abtun.

Aber hast du dich je gefragt, warum du leidest und in Gewohnheiten hängst? Dir fällt nur ein, dass du das was ist, beurteilst, stimmts? Und das aufgrund des Datenspeichers. Ist das wirklich das, was du selbst empfindest und erlebt hast oder hast du das jemandem geglaubt? Warum akzeptierst du diese Schlussfolgerungen. Hast du dich je gefragt, warum wir das als Menschheit zwar längst wissen, aber warum uns irgendwas trotzdem scheinbar auf dieser bloßen Erkenntnisebene „festhält“? Was könnte das sein.

Ich möchte keine Schlaftablette, auf der früher Tradition oder Religion stand, durch eine auf der „das Problem liegt nur in dir“ steht, ersetzen.

Und deshalb stell ich die Frage, warum wir es akzeptieren, mit allen Folgen, die ein kranker Organismus so mit sich bringt. Tatsächlich ist es mir während der Gestaltung meines eigenen Lebens durchaus egal, was mit den anderen wird. Aber ich darf doch sehen, wie es den Menschen geht und ich darf doch fragen, hmm?

Viele Grüße
Hiob
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Post Wed, 11.Jul.07, 14:26      Re: Das genügt mir Reply with quoteBack to top

"Tschuldige" Hiob,
aber es gibt doch auch ganz viel Gegenbeweise,- dass Menschen eben AUSSTEIGEN aus diesem gesellschaftlichem Horror und als freier Mensch irgendwo im Dschungel bei einem Eingeborenstamm leben, fernab aller Mauern, aller vermeintlichen Annehmlichkeiten, die zur Abhängikeit führen-letztendlich.
Genau DAS sind Menschen, die nicht nur nachgedacht und gejammert haben über die Mißstände um sie herum, sondern, die wirklich den Mut hatten aus all dem Mist auszusteigen. Meine absolute Hochachtung davor.
Sie haben ihr Leben in die Hand genommen und führen nun die Regie, nicht die Gesellschaft, die du anprangerst.

Oder geht es dir um Verbesserung dieser Mißstände? Da wird es schon schwieriger, weil das doch ein längerfristiges Projekt ist.

Aber aussteigen kannst DU allemal- wenn du den Mut hast,- wobei wir wieder bei "inwändig" wären. Ohne in sich selbst zu tauchen und den inneren Müll zu beseitigen geht es offensichtlich nicht.

philosophische Grüße
Sonnefrau

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Post Wed, 11.Jul.07, 15:31      Re: Das genügt mir Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob,

Gibt es moderne Sichtweisen? Ist Sichtweise eine Mode, wenn ja für wen? Oder hängt an allen Sichtweisen nicht doch auch Moder, wenn man sie nur so betrachtet?

Wie siehst du es? Mußt du immer suchen, um etwas zu finden?

Quote:
und ich darf doch fragen, hmm?

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