Mir geht's doch eigentich gut?!

neu an Bord! 4 Niedersachsen W, 19

Hallo an alle!!

Ich bin neu hier und es ist hoffentlich okay, dass ich meinen ersten Beitrag gleich im Essstörungsforum poste.
Ich bin 19 und habe mittlerweile schon seit 3 Jahren Bulimie. Ich war bereits in verschiedenen Therapien, unter anderem in stationärer Behandlung, was mir auch sehr dabei gehofen hat, mich selbst und meine Krankheit besser zu verstehen.
Meine Letzte habe ich aufgegeben, da ich zu der Therapeutin kein Vertrauen fassen konnte und danach hatte ich einfach keine Zeit (oder eher Energie) für eine Therapie... Dazu muss ich sagen, dass ich es auch eine Zeit lang geschafft habe, "normal" zu essen, was jetzt nicht mehr so ist.

Worüber ich in letzter Zeit immer häufiger nachdenke, ist die Tatsache, dass es mir ja eigentlich gut geht. Eigentlich sogar hervorragend! Confused

Ich habe keine Probleme in der Familie, ich mag sie sogar sehr, bin sehr gut in der Schule, habe viele Freunde, und in der Liebe läufts auch ganz gut.. Very Happy

Klar habe ich manchmal kleine Probleme, aber die hat hat doch jeder mal.

Das einzige große Probem ist die Bulimie. Sie ist das einzige Streitthema zwischen mir und meinen Eltern, sie bringt mich dazu, meine Freunde zu belügen, durch sie nehme ich zu, sie nimmt mir Zeit, Energie, Geld...
Oft denke ich darüber nach, wie schön alles wäre, wenn ich normal essen könnte. Und an Tagen, an denen es funktioniert, geht es mir meist sehr gut. Aber wieso kann ich nicht aufhören? Wieso tue ich es einfach nicht??
Ich hasse es, die Kontrolle und das Vertrauen in mich zu verlieren!

Das tut so gut, es endlich einmal auszuschreiben!
Hat vielleicht jemand ähniche Erfahrungen gemacht oder Ratschläge für mich?
Ich würde mich freuen grinsend

Liebe Grüße!

Forums-Gruftie 574 M, 32

Hallo

Vielleicht ist deine Erkrankung das Suchtmittel, dass du brauchst um "festen Boden unter den Füßen" zu haben. Du kennst deine Erkrankung und somit auch dieGefühle und deinen Körper sehr sehr gut. Warum also das Gewohnte aufgeben und neue Taten vollbringen?

Es ist doch schön etwas zu haben, an dem man sich innerlich, wenn dies nun auch pervers klingen mag, erfreuen kann. Darin liegt ja meiner Meinung nach ein Stück Stabilität dieser Erkrankung.

Grüße

Wutzelmann

sporadischer Gast 12 weit weit weg W, 15

Hey,

Mir geht es so ähnlich wie dir, zwar erst seit einem halben Jahr, aber ich verstehe was du meinst. Bei mir weiß niemand davon, und ich fühle mich manchmal sehr schrecklich dabei, aber manchmal geht es mir - so wie dir - sehr gut bei der Sache.
Aber ich belüge meine Familie und das belastet mich sehr. Ich erfinde Ausreden und warte Momente ab, wo ich heimlich Essen oder Kotzen kann .. wenn das passiert, hoffe ich immer darauf, dass es bald ein Ende hat.

Ich wünsche dir viel Glück dabei, gesund zu werden und wieder völlig normal und glücklich zu leben Very Happy

!!

Viele Grüße, bonita

neu an Bord! 4 Niedersachsen W, 19

Danke für eure Antworten!

Zuerst einmal @Wutzelmann:
Ich denke schon, dass du da recht hast! Habe in letzter Zeit oft gemerkt, dass das Essen eine Art Beruhigung, oder wie du sagst Stabilität ist, währenddessen ich an nichts anderen denken muss... Ich bin ehrlich gesagt auch ein innerlich sehr unruhiger Mensch, denke über viel nach, mache mir oft wegen allem und nichts Sorgen.
Was mich da stört ist, dass ich mir ständig sage, ich solle mir keine Sorgen machen, mir gehe es gut etc., was ja auch stimmt. Ich sage mir, ich brauche die Bulimie nicht, wei es soo viele andere Sachen gibt, die mir Spaß machen oder die ich schön finde und trotzdem fang ich immer wieder an zu fressen..

Ich sollte wohl wieder mit ner Therapie anfangen, aber das Problem dabei ist, dass die Wartezeit der einzigen Therapeutin in meiner Stadt, die sich mit Essstörungen beschäftigt, etwa ein 3/4 Jahr lang ist und ich im nächsten Jahr mein Abi mache und danach wegziehe (wohne inner Kleinstadt)...

@ bonita:
Ich wünsch dir auch alles Gute! Machst du denn eine Therapie? Ich kenne das auch, dass man ständig hofft, aufhören zu können, aber irgendwie rutscht man immer tiefer in die Essstörung. Irgendwann wird man dann zu einem "Meister des Doppellebens"... leider.

liebe Grüße!

sporadischer Gast 12 weit weit weg W, 15

Nein, ich mache keine Therapie ... Es weiß niemand von meinem "Geheimnis", noch nichteinmal ein Arzt oder so, und ich bin selber noch nicht so richtig davon überzeugt, dass man es bei mir schon Bulimie nennen kann. Vielleicht kommt das noch .....

Liebe Grüße, bonita

Forums-Gruftie 574 M, 32

Kommt es denn darauf an, dass du einsichtig bist?
Ich bin jetzt mal nett "provokant":

Ein Süchtiger erkennt seine Sucht auch erst beim Fallen in den Abgrund.

Wutzelmann

sporadischer Gast 5 Österreich W, 32

Besser ist, wenn Du deine Familie und die Freunde nicht anlügst. Ich tu das nicht mehr und rede mit jemanden, wenn mir danach ist. Ich falle nur mehr selten in diesen Abgrund und da belüge ich die andere nicht und sie helfen mir.

Hasi

Forums-InsiderIn 223 takatukaland W, 19

hallo!

ich denke die bulimie ist ein mittel um mit bestimmten gefühlen umzugehen, man hat sich daran gewöhnt gefühle einfach wegzufressen und dieser mechanismus spielt sich dann auch bei total alltäglichen gefühlen ab wie langeweile oder aufgeregtheit, stress oder freude, nciht nur bei großen krisen...bei mir ist das jedenfalls so. ich versuceh mich dann abzulenken mit sport und esse dan nerst wenn ich richtig hunger hab. klapt leider auch nicht immer, aber wird besser.

ich finde man sollte kein schlechtes gewissen wenn man seine familie und freunde wegen der bulmie ,,anlügt". man tut es ja nicht aus hinterhältigkeit sondern weil man sich schämt...es braucht zeit bis man mit anderen darüber sprechen kann, andere menschen sind auch oft sehr befangen wenn man mit ihnen über die ES redet. wenn ich heute einen rückfall habe sage ich nicht:,, hey mum ich habe gerade gekotzt", sondern es bleibt trotzdem heimlich, obwohl sie von der bulimie weiß. was nicht heißt, dass das gut ist...naja.
lg die geisha

sporadischer Gast 12 weit weit weg W, 15

Hallo,
Ich glaube ihr habt Recht damit, was ihr sagt. Bei mir ist es nun heraus gekommen, dass ich heimlich Kotze und ich muss sagen, ich fühle mich irgendwie erleichtert. Auch wenn ich Angst davor habe, was jetzt kommt.
Meine Familie unterstützt mich sehr, es war zwar für alle ein großer Schock, aber nicht weil ich an einer ES leide, sondern weil sie es alle nicht bemerkt haben. Bald habe ich ein erstes Gespräch mit einer Therapeutin und ich bin dabei mir einzugestehen, dass ich krank bin. In mir ist es im Moment wie Himmel und Hölle gleichzeitig, aber ich muss mich nicht mehr verstecken und das nimmt sehr viel von mir.

Ich wünsche allen anderen viel Glück,
viele, liebe Grüße

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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