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Ragna
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Post Mon, 23.Jul.07, 21:48      Schweigepflicht meines Therapeuten? Mitteilungsbarriere Reply with quoteBack to top

Hallo,

seit April dieses Jahres bin ich nun in psychotherapeutischer Behandlung. Und habe es bisher nicht geschafft, mit meinem Therapeuten über mein eigentliches Problem zu reden. Mit anderen Worten: Er weiß eigentlich gar nicht, warum ich bei ihm bin. Ich eiere immer nur rum und ziele auf andere "kleine Probleme" ab, die ich sonst noch so habe, mit denen ich aber auch ohne Therapie leben könnte.
Ich habe panische Angst vor seiner Reaktion. Am meisten habe ich Angst davor, dass er meine Ängste/Neurosen als so gravierend einschätzt, dass er z. B. das Jugendamt informiert, damit man meinen Sohn (6) von mir wegholt. Oder dass er mich einweisen lässt oder weiß der Geier. Ich gehöre leider zu den Menschen, die sich eventuelle Folgen immer besonders gut ausmalen können, leider nur negativ.
Hat er eine Schweigepflicht, auch bei "extremen" Fällen? So wie z. B. ein Pfarrer?
Wenn er denn diese Schweigepflicht hat, könnt Ihr mir sonst noch einen Tip geben, wie ich mich dazu überwinden kann, ihm mein Problem mitzuteilen? Ich kann es nämlich hier im Forum auch nicht, ich kann einfach diese Worte nicht schreiben bzw. sie aussprechen. Ich glaube, in erster Linie aus Angst, dass mich jemand in meinen Ängsten bestätigt.
Mein Therapeut hat mich deshalb schon mal gebeten, mein Problem aufzuschreiben. Das Heft, in das ich es dann geschrieben habe, habe ich aber nie wieder durchgelesen, nicht mal aufgeschlagen. Es lag in meinem Schrank und wollte geöffnet werden. Aber für mich war das wie die Büchse der Pandora. Also habe ich Packband geholt, habe es schnell damit umwickelt und in den nächsten Müllcontainer geschafft, damit ich es dort nie nie wieder rausholen kann.

Kennt jemand diesen Zustand?

Vielen Dank für Eure Antworten
Ragna
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Post Mon, 23.Jul.07, 22:21      Re: Schweigepflicht meines Therapeuten? Mitteilungsbarr Reply with quoteBack to top

Ragna wrote:

Mein Therapeut hat mich deshalb schon mal gebeten, mein Problem aufzuschreiben. Das Heft, in das ich es dann geschrieben habe, habe ich aber nie wieder durchgelesen, nicht mal aufgeschlagen. Es lag in meinem Schrank und wollte geöffnet werden. Aber für mich war das wie die Büchse der Pandora. Also habe ich Packband geholt, habe es schnell damit umwickelt und in den nächsten Müllcontainer geschafft, damit ich es dort nie nie wieder rausholen kann.


Hallo Ragna,

was ist denn in Deinem Leben soooo schlimm Deiner Meinung nach daß Du schon das leere Heft in einen Müllcontainer schmeissen musst?

Traust Du Dich denn vor Dir selber darüber nachzudenken und es irgendwie als Teil Deines Lebens zu akzeptieren?

Und wenn nein, wieso? Hat Dir irgendwer früher eingehämmert daß man gewissen "schlimme" Dinge nicht haben darf und schon dreimal nicht darüber reden darf und schon fünfmal nicht dazu stehen darf?

Ich meine, letztlich geht es ja nicht darum daß Du es einem Therapeuten erzählst sondern daß DU damit Frieden schliessen kannst. Es geht auch nicht darum was Therapeut darüber denkt sondern was DU darüber denkst.

Letztlich, wenn die ganze Welt mit dem Finger auf Dich zeigt und "wie eklig" schreit, es ist Dein Leben und es kommt nur darauf an wie Du zu diesen speziellen Dingen stehst.

Weil egal wie schlimm etwas ist das man getan hat. Wenn man es aufrichtig bedauert und den Wunsch hat es zu verändern dann gibt es keinen Grund jemanden zu verurteilen, weder sich selbst noch andere Menschen. Du bist also zu dem Therapeuten gegangen, weil Du etwas verändern willst, also geht es um eine positive Zukunft, nicht darum Dir einen Strick aus der Vergangenheit zu drehen. Aber um eine positive Zukunft zu gestalten muss man zu dem stehen können was früher passiert ist oder was man evtl getan hat.

Und, ja wie Pfarrer und Anwälte haben Therapeuten Schweigepflicht. Und Einweisen wäre nur möglich wenn Du für Dich oder andere Personen eine Gefahr darstellst, also Suizidandrohung, jemanden angreifen, sowas. Das Kind wegnehmen, das käme nur in Frage wenn Du es schwer vernachlässigst oder mishandelst. Aber auch da versuchen die Jugendämter ja erstmal Hilfe für die überforderten Eltern anzubieten.

Ich hoffe ich konnte Dir etwas von Deinen Ängsten nehmen daß da was furchtbar schlimmes passieren könnte nehmen Wink

Du könntest ja bei dem Therapeuten erstmal anfangen eben über diese Befürchtungen zu reden, noch nicht über das eigentliche Thema, aber daß Du diese schlimmen Befürchtungen hast wenn Du über bestimmte Dinge reden würdest. Weil ich glaub die Ängste die Du davor hast Dich überhaupt damit zu beschäftigen sind schon ein Teil des Problems.
Und da kannst Du ja auch sehen ob der Therapeut wirklich vertrauenerweckend ist wenn Du siehst wie er damit umgeht.

Liebe grüsse,

Petra
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