Mutter glaubt vom Geheimdienst verfolgt zu werden

neu an Bord! 2 Schweiz W, 21

Ich bin neu hier in diesem forum. Ich habe ein Problem dasss ich nie geglaubt hätte das meine Mutter davon betroffen ist.
Bereits seit einigen Jahren (8 Jahren) glaubt sie von der Polizei und Geheimdienst verfolgt zu werden. Anfangs dachte sie dass sie nur überwacht wird und man sie beschützen will.Sie glaubte dass weil wir vor 8 Jahre wirklich ein Problem hatten,weil mich jemand bedroht hat und wir die Polizei eingeschaltet haben,das Problem wurde jedoch rasch gelöst und der wo mich bedrohte wurde ausser landes gewiesen (krimineller ausländer).
Doch sie glaubte dann immer dass man uns immer noch überwacht.Ich hab ihr am Anfang noch geglaubt (1.ich war ein Kind, zweitens kams irgendwie logisch rüber).Dann dachte sie immer mehr dass wirklich ALLE Personen um sie herum verdeckte Ermittler sind usw. Da wurde ich schon ein wenig skeptisch,aber da ich ein Kind war da glaubt man eben der Mutter.Besonder da sie sonst wirklich ne gute und tolle Mutter war,ich hatte ne tolle kindheit.
Doch seit ich 18 wurde und mit meinem Schatz zusammengezogen bin und sie allein lebt(mittlerweile geschieden), wurde alles schlimmer. Sie glaubt dass alle Leute auf der Strasse ihr "den finger zeigen". Oder so zeichen machen sie sei "nicht ganz dicht" oder ihr den "vogel" machen.Und dan glaubt sie das Frauen ihr "hure,kuh und schlampe" sagen.
Vor ca 1 Jahr wurde es dann ganz krass, ich merkte dass sie plötzlich mir gegenüber und meinem Schatz sehr sehr misstrauisch wurde, sie hatte teilweise regelrecht Angst vor uns und dachte mal ich will sie vergiften...Das hat sich dann zum Glück wieder gelegt und es ging wieder besser mit ihr.Aber das hab ich anscheinend nur gedacht. Denn vor ca 5 Monaten als ich mit ihr in einem Restaurant war und wir rausgegangen sind, sagte sie mir plötzlich: "Du bist nicht meine tochter, meine tochter würde nie so zu mir sein!" ich guckte ganz verdutzt da ich zuerst dachte ich hör schlecht. Dann sagte sie, dass sie schon lange wisse dass ich jemand sei von der Polizei und ihre "richtige Tochter, also ICH" vom Geheimdienst ausgetauscht wurde, und der Geheimdienst hätte ihr eine "Falsche" tochter gegeben der sie ausspionieren soll und ihr wehtun soll... Das gleiche glaubt sie auch von meinem Schatz. Sie sagte dass ich ihr viel schlimme Wörter sage, wie "Idiot, scheisse, verdammt usw." Da wir viel telefoniert haben, sprachen wir über viele DInge und ich auch über meine alltäglichen Sachen und da sag ich schon mal scheisse, aber doch nicht zu ihr!!! Und sie glaubt dass ich das zu ihr sage! Mit ihr kann man ncht mehr normal reden, wehe man schaut irgendwie "böse" oder man sagt ein wort dass sie empfindet, dann bin ich grad die FALSCHE! Wir telefonieren heute noch und manchmal besuch ich sie,hab den Kontakt seither eingeschränkt,da es mir sehr weh tut...Immer wenn ich sie besuche gebe ich mir total mühe jaaa nix falsches zu sagen, das hat auch meistens geklappt und sie hat vertrauen zu mir,weil sie denkt ich bin ihre richtige Tochter. Sie glaubt nun seit 3 Wochen dass paar Leute von der Geheimpolizei sie umbringen wollen, sie glaubt dass man sie auf der Strasse anfahren will und sie ist wirklich sehr davon überzeugt!Ich kann sie nicht abbringen davon,mittlerweile geht sie nicht mehr aus dem Haus.Und nächste Woche will sie verschwinden...Wohin weiss ich nicht.Sie will weg,sagt sie,verschwinden.Und dann denkt sie dass das Telefon abgehört wird und immer wenn wir telefonieren lässt sie komische Bemerkungen ab, die die Polizei verwirren soll! Dann denkt sie dass ein Mann sie liebt (Den sie nicht mal kennt!!!) und dem seine frau zum geheimdienst gehört und sie das alles veranlasst...ausserdem spricht sie mit ihrem angeblichen schutzengel!
ich wurde misstrauisch weil ich mal ihre medizinische akte sah,dort drin steht was von schizophrenie,dann dachte ich dass sie das hat.sie glaubt das jedoch nicht und wen ich sage sie ist krank,schreit sie mich an und denkt ich bin die falsche tochter.

Forums-InsiderIn 169 Deutschland W, 40

Hallo @Arielle, was du hier von deiner Mutter beschreibst, klingt für mich schon sehr psychotisch. Aber welche Hilfe erwartest du von diesem Forum; beziehungsweise was ist deine Frage?
Liebe Grüße Arianrhod

neu an Bord! 2 Schweiz W, 21

Vielen Dank für deine Antwort.

Vorallem wollte ich das mal loswerden, es belastet mich furchtbar. Ich weiss nicht recht wie damit umgehen, da sie mich mit dem Zeug irgendwie fertig macht...Besonders da sie nicht einsehen will dass sie krank ist, weil sie komplett davon überzeugt ist dass alles was sie fühlt,denkt und meint richtig ist.
Das schlimme sie will sogar vor Gericht gehen und den Arzt verantwortlich machen den ihr vor ca 30 Jahren Schizophrenie in die Krankenakte geschrieben hat... Sie will angeblich beweisen dass sie diese Krankheit nicht hat...Deshalb darf ich praktisch nix mehr sagen,denn wenn ich das tue dann denkt sie ich bin die falsche Tochter die ihr nur böses will und sie in die Klapse stecken will oder umbringen will... Ich finde das irgendwie horror.
Bin froh wenn ich drüber reden kann,das hilft schon viel.Für mich schlimm ist vorallem da ich ihr wirklich lange Zeit geglaubt habe und mir früher nie gedanken über Schizophrenie oder Paranoia gemacht habe, ich kam wirklich nie auf die Idee meine Mutter hätte sowas.
Ich checkte es erst als ich die Krankenakte gesehen habe... Und vorallem merke ich immer wie mehr dass sie dinge meint die einfach nicht sein können. Z.b. behauptet sie seit 36 Jahren überwacht zu werden, weil man ihr angeblich drogenhandel unterstellen will und machenschaften mit der Mafia, nur weil sie mal ienen Italiener kannte... Sie denkt wirklich dass es so ist. Obwohl sie wirklich nie etwas dergleichen getan hat.

Meine Mutter wurde als Kind von ihrem eigenen Vater sexuell missbraucht, das über jahre hinweg. Kann es sein dass es von daher kommt? Sie hat mit mir nie über das gesprochen, ich hab als 15 Jährige mal ein altes Tagebuch von ihr gefunden und es gelesen..Ich weiss sowas tut man nicht, aber ich konnte meine Neugierde nicht lassen. Sie weiss noch heute nicht dass ich das weiss.

Wäre froh wenn es hier noch mehr Betroffene gibt denen es evtl ähnlich geht wie mir. Hab manchmal das Gefühl meine Mutter verloren zu haben.Vorallem will sie keine Hilfe annehmen da sie denkt sie ist nicht krank.

Forums-Gruftie 574 M, 32

Psychose wäre aber gut therapierbar. Wenn sie med. gut eingestellt ist, weis sie nicht mehr das sie sich verliebt hat und vor Gericht ziehen wollte.

Die Frage ist nur, wann deine Mutter dies einsieht (das tun die wenigsten!) und ggf. ein Beschluss erwirkt werden müßte, um sie zu schützen.

Wobei ich an dieser Stelle klar betone: Frewillige Behandlung ist öfters möglich, als man als "Einweiser" meint.

Wutzelmann

neu an Bord! 3 Bayern W, 23

Hallo arielle21,

kann sehr gut mit dir mitfühlen. Meine Mutter fühlt sich seit zwei Jahren von diversen Personen und Gruppen verfolgt und ich weiß, welch harte Zeit man als Angehöriger durchzustehen hat.
Meine Mutter ist seit vier Wochen in der Klinik, aber ihr Zustand hat sich nicht gebessert. Sie macht immer noch Andeutungen, dass verschiedene Leute hinter ihr her sind. Gleichzeitig sieht sie partout nicht ein, warum sie in der Psychatrie ist, sie fühlt sich vollkommen gesund. Es ist so schwer, das mitansehen zu müssen. V.a. macht sie mir ständig Vorwürfe, sie "da rein gesteckt" zu haben. Ich kämpfe im Moment mit schlimmen Schuldgefühlen.
Heute habe ich mit ihrer Ärztin gesprochen und ihr meinen Standpunkt geschildert (dass ich finde, meine Mutter sei noch weit davon entfernt, gesund zu werden) und die Ärztin hat ihr das prompt erzählt. Jetzt hat sie mich angerufen und mir gedroht, nichts mehr zu essen, wenn ich nochmal bei der Ärztin anrufe. Es ist alles so furchtbar.

Wie geht es dir im Alltag? Kommst du mit allem klar oder überschwappt dich auch mal das Gefühl, dem Ganzen nicht mehr gewachsen zu sein? Ich kämpfe oft damit.

Im Moment denke ich mir auch, wie diese Wahnvorstellungen rein medikamentös behandelt werden sollen. Dazu ist doch auch eine Gesprächstherapie unbedingt nötig! Jemand muss ihr doch klar machen, dass das alles nicht so ist!

Ich habe jedenfalls bittere Erfahrungen mit Ärzten, Polizei und Ämtern gemacht, denn niemand kümmert sich um die Angehörigen, die auch unter der Krankheit wahnsinnig leiden.

Ich musste mir auch mal Luft machen. Vielleicht schreibst du ja zurück.

Liebe Grüße!

sporadischer Gast 17 Tirol M, 25

ich würde euch raten dass ihr angehörigenselbsthilfegruppen aufsucht. bei uns in österreich gibt es das eindeutig, in deutschland? weiß ich jetzt nicht.

ich war eigentlich bald einmal krankheitseinsichtig, also ich ging freiwillig zu einer psychiatrie, ich bin an Schizophrenie erkrankt und bin dabei mein Leben selbstständig zu schaffen, die medikamente wirken echt wunder, sie haben auch so ihre tücken (müdigkeit, gewichtszunahme,usw.) aber ohne Medikamente hört der Spuk irgendwie nicht auf.

Wenn ein Grund besteht dass jemand fremd- oder selbstgefährdend wirkt ist es möglich jemanden Zwangseinzuweisen, vielleicht ist das ja die eine option die man sich offen lassen sollte

sporadischer Gast 15 NÖ M, 29

Aus eigener leidvoller Angehörigenerfahrung weiß ich, daß es oft notwendig ist, gegenüber der Ärzteschaft in einer psychiatrischen Klinik etwas "forscher" und kritischer aufzutreten.
Wenn z.b. nach mehreren Wochen Spitalsaufenthalt die Wahnvorstellungen unverändert auftreten stimmt sicher etwas bei der Behandlung nicht. Meist sollte in diesem Fall die Neuroleptika-Dosis erhöht werden. Aber die Ärzte glauben gerne dem schwer psychotischen Patienten, wenn er in der sog. "Morgenrunde" sagt, daß es ihm gut geht. Manche Schizophrenie-Patienten verbergen ihren Wahn sehr gekonnt, allerdings muß man von Fachärzten eine gewisse Genauigkeit auch in der Außen-Anamese erwarten.
Ok, ich hör jetzt auf mit dem Ärzte-Bashing. Very Happy

Falls dieser Post jetzt unsachlich erscheint, dann entschuldige ich mich dafür. Aber als Betroffener ist man natürlich etwas emotionaler.

neu an Bord! 1 Bodensee W, 38

Hallo Arielle 21,

ich verstehe Dich so gut. Wenn ich deinen Beitrag lese, meine ich fast, du schreibst über meine Mutter, die leider das gleiche Problem hat wie deine. Bei Schizophrenie fehlt oft die Krankheitseinsicht und das macht es so schwierig. In den Büchern wird oft von Guten Erfolgen berichtet mittels Medikamenten und Psychotherapie. Aber wie schafft man es als Angehöriger oder Betroffener, diesen Weg einzuschlagen??????
Einmal initiierte ein Nachbar, der Arzt ist, einen Antrag auf Betreuung. Meine Mutter nahm aber keine Tabletten und bekam Depotsspritzen. Das war auch schrecklich. Die Halluzinationen gingen zwar zurück, aber sie wirkte auf mich wie ein Zombi. Für ein halbes Jahr war ich ihre amtliche Betreuerin, das nimmt sie mir heute noch übel. Sie droht mir auch immer, dass ich nicht mehr ihre Tochter bin, sollte ich es noch einmal tun.
Von sich aus nimmt sie nie Kontakt mit mir auf, ausser an meinem Geburtstag. Oft wirft sie mir Dinge vor, die ich nicht gesagt oder getan habe. Meine Gefühle für sie sind mittlerweile recht ambivalent....obwohl ich ja eigentlich weiss, dass sie nichts dafür kann. Als brave Tochter besuche ich sie, telefoniere mit ihr. Es fällt mir aber zunehmend schwerer, da ich durch ihr Verhalten glaube, sie möchte eigentlich am liebsten ihre Ruhe haben.
Liebe Grüsse

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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