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mandelkern
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Post Sun, 26.Aug.07, 13:20      Freiheit in Gefahr? Reply with quoteBack to top

Neulich ist mir bewusst geworden, dass ich immer einen Rückzieher mache, sobald ich einen Mann kennenlerne, mit dem eine Beziehung u. U. klappen könnte.
Bis jetzt bin ich nur mit Männern zusammen gewesen, mit denen es eigentlich von vorn herein klar war, dass aus uns nichts werden kann, weil z. B. die Lebenseinstellungen gar nicht zusammen gepasst haben.

Aktuelle Situation: Ein Freund möchte mich mit seinem besten Kumpel zusammenbringen, der ähnliche Interessen hat, witzig ist, Manieren hat Wink, etc… als er mir das sagte, hab ich Magenkrämpfe bekommen, und ich hab so sehr dagegen geredet, als würde mein Leben davon abhängen. Zu allem Übel hab ich auch noch Alpträume bekommen.

Nun hab ich mir überlegt, was die Gründe dafür sein könnten, denn ich möchte ja nicht allein sein. Mir sind nur zwei eingefallen.
Zum einen war mein Vater ein Tyrann, meine Mutter die hilflose, unterdrückte Frau, die sich nie gewehrt hat. Ich habe immer Angst gehabt, ich könnte auch mal an einen Mann geraten, der mich wieder schlägt und ich nichts dagegen mache, allerdings halte ich das zum jetzigen Zeitpunkt nicht für sehr wahrscheinlich, zumal ich auch eine Therapie gemacht habe.

Aus oben genanntem Grund musste ich um meine Freiheit kämpfen, bin dann früh von daheim ausgezogen und habe mir aus nichts ein sehr schönes Leben aufgebaut, doch bis ich dazu kam, musste ich durch die Hölle gehen, was mir schlussendlich sehr viel an Lebenserfahrung gebracht hat und ich in dem Sinne als sehr positiv ansehe, also ich würde den selben Weg jederzeit wieder gehen.
So, nun habe ich aber das Gefühl, dass ich mich zu sehr an meine Freiheit klammere, und ich deswegen keine ernsthafte Beziehung zustande kommen lasse.

Aber sollten sieben Jahre absoluter Freiheit nicht genug sein?
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Tamara31
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Post Sun, 26.Aug.07, 13:39      Re: Freiheit in Gefahr? Reply with quoteBack to top

Oh ja, ich bin auch ständig in Sorge um meine (ebenfalls hart erkämpfte) Freiheit... (Ich würd auch Magenkrämpfe kriegen bei so einem Kuppelversuch, umso mehr, je netter und passender der Typ ist...)

Eine Bekannte von mir, die seit Jahrzehnten eine wirklich tolle Beziehung lebt, meint immer, dass Beziehung, wenn sie gut ist und der Partner der passende, nicht weniger sondern mehr an Freiheit bedeutet, weil sie einem eine sichere Basis verschafft, von der aus man sich rundherum viel mehr Raum nehmen kann. Das klingt für mich einleuchtend, ich erlebe sie auch durchaus so. Z.B. machen ihr Dinge wie persönliche Kränkungen (im Beruf oder so) etc. viel weniger aus als mir, weil es für sie eine Episode ist, von der sie nach Haus zurückkehrt zur sicheren Basis, zum sicheren Ort, während ich nachher allein da steh und sich bei mir die Kränkung und Wut viel länger hält...

Also, ich versteh diese Theorie sehr gut und glaub auch daran, aber etwas in mir hat trotzdem zu viel Panik vor der Gefahr der Einschränkung meiner Freiheit. Vielleicht, weil ich so ein Beziehung eben noch nie persönlich am eigenen Leib erfahren und gespürt hab und dieses Wissen deshalb eben nur im Kopf ist. Aber um es zu erfahren, müsst ich mich erst mal drübertrauen - da beißt sich die Katz irgendwie in den Schwanz....
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vb3rzm
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Post Sun, 26.Aug.07, 13:41      Re: Freiheit in Gefahr? Reply with quoteBack to top

Hallo mandelkern,

eine friktionsfreie Beziehung klingt nach Neuland für dich. Wir scheinen durch unsere ersten Erfahrungen im Leben so auf eine fix eingefahrene Schiene programmiert, dass alles was nach Lösung ausschauen könnte uns mehr Angst macht als die Gewißheit alte Muster wieder aufs Neue bestätigt zu bekommen.

Das, na ich hab es ja gleich gewußt, scheint uns näher als uns die Fähigkeit an eine Veränderung zu glauben zuzutrauen.

Quote:
Bis jetzt bin ich nur mit Männern zusammen gewesen, mit denen es eigentlich von vorn herein klar war, dass aus uns nichts werden kann,


Ist es wirklich die Freiheit an die du dich klammerst, oder nicht doch mehr die Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung?

Quote:
So, nun habe ich aber das Gefühl, dass ich mich zu sehr an meine Freiheit klammere, und ich deswegen keine ernsthafte Beziehung zustande kommen lasse.


Das perfide an diesen Strukturen, gerade im Bereich Partnersuche, erscheint mir, dass auch die körperliche Anziehungskraft, die ein Mensch auf einen anderen ausübt auch an diese Strukturen gebunden ist. Was nützt dir das Wissen, wenn deine Gefühle dir ganz etwas anderes signalisieren.

Ich habe mir auch jahrelang einen bestimmten Frauentyp ausgesucht und bin immer wieder auf die Schnauze gefallen, und war auch oft erst im Nachhinein klüger.

Einen konkreten Ratschlag, getraue ich mir dir nicht zu geben, vielleicht einfach nur den, dir zuzutrauen, dass, das was du in der Therapie über dich gelernt vielleicht auch in die Einschätzung neuer Partner mithineinwirkt und du so eine Möglichkeit hast, früher zu erkennen, wann dir eine Beziehung nicht mehr gut tut und das Glück zu haben, einen Partner zu finden, der deine Grenzen akzeptiert.

Alles Gute

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Post Sun, 26.Aug.07, 13:46      Re: Freiheit in Gefahr? Reply with quoteBack to top

Hallo mandelkern,

Stell dir vor, jetzt nur mal rein hypothetisch, dein Traum wird wahr es gelingt dir eine Beziehung zu führen ohne dabei das Gefühl zu haben deine persönliche Freiheit aufzugeben. Für wie realistisch hältst du das und wie könnte so eine Traumbeziehung aussehen?

Lass mal deine Phantasie spielen. Stell dir vor du packst diesen Traumbeziehungskoffer um diese Reise anzutreten, was muss da alles rein und was liegt schon drinnen, bzw. was kannst du noch am Weg besorgen? Ferner wie könnte dein Reiseziel lauten, und wie sieht es dort aus? Wie würdest du merken am Ziel angekommen zu sein?

So jetzt hast du genug zum nachdenken wenn du möchtest. Wink

LG, comus

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mandelkern
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Post Sat, 01.Sep.07, 19:30      Re: Freiheit in Gefahr? Reply with quoteBack to top

Tamara31 wrote:
... (Ich würd auch Magenkrämpfe kriegen bei so einem Kuppelversuch, umso mehr, je netter und passender der Typ ist...)


es ist so paradox, aber ist bei mir genau dasselbe.
Die These deiner Bekannten ist interessant, so hab ichs noch gar nicht gesehen, hm, ja, könnte klappen... mit dem "richtigen" Partner...

Wie ist das eigentlich bei dir, blockst du "passende" Männer gleich ab, lernst sie erst gar nicht kennen, oder distanzierst du dich, wenns "ernst" wird?

vb3rzm wrote:

Ist es wirklich die Freiheit an die du dich klammerst, oder nicht doch mehr die Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung?


Ich denk schon, dass es die Freiheit betrifft, ich meine, in einem Gewissen Maße hat doch jeder Angst vor Enttäuschungen, oder? Das würd mich, glaub ich zumindest, nicht an einer Beziehung hindern.
Ok, wenn ich in einer Beziehung wäre, und der Partner akzeptiert meine Grenzen nicht, dann käme ich indirekt doch zu „meiner Enttäuschung“. Also führen alle Wege zur möglichen Enttäuschung, und da man davor nie geschützt sein kann, sollt ich wohl den nächsten Schritt wagen… puhh…

comus wrote:
Stell dir vor, jetzt nur mal rein hypothetisch, dein Traum wird wahr es gelingt dir eine Beziehung zu führen ohne dabei das Gefühl zu haben deine persönliche Freiheit aufzugeben. Für wie realistisch hältst du das und wie könnte so eine Traumbeziehung aussehen?


Naja, in meiner blühenden Phantasie führe ich schon lange so eine Traumbeziehung, bestehend aus Respekt, Toleranz und Liebe Wink, aber sobald ich an die Praxis denke, erdrückt mich der bloße Gedanke an einen passenden Partner…

comus wrote:
Stell dir vor du packst diesen Traumbeziehungskoffer um diese Reise anzutreten, was muss da alles rein und was liegt schon drinnen, bzw. was kannst du noch am Weg besorgen?


Hm, gute Frage, bis jetzt hatte ich nur den Gedanken, was schon alles drin sein muss, auf dem Weg noch was besorgen zu können ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Einerseits beruhigend, andererseits zweifelhaft das zu können/dürfen, aber wahrscheinlich nur deshalb, weil ich es in der Form noch nicht erlebt habe, wie „vb3rzm“ schon richtig festgestellt hat.

Vielleicht sollt ich mich gerade deshalb einer Beziehung mit einem passenden Mann stellen, allerdings stellt sich mir die Frage, ob das wiederum so sinnvoll ist, es kommt mir so vor, als wäre es fast schon eine „Ausbeutung des Mannes zu Therapiezwecken“ Shocked

Aber vielleicht hab ich auch nur eine zuu ausgeprägte Phantasie, wenn ich an an einen potentiellen Partner denke, dann seh ich sein Abbild schon neben mir im Raum stehen... das muss ja schockierend sein, wenn plötzlich ein Fremder im Zimmer steht und einen anstarrt (ich hör jetzt besser auf zu schreiben, bevor noch der Verdacht hochkommt, ich hätte noch ganz andere Probleme) Laughing
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Tamara31
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Post Sun, 02.Sep.07, 8:50      Re: Freiheit in Gefahr? Reply with quoteBack to top

Hallo Mandelkern,

also, bei mir kommt es erst gar nicht so weit. Rolling Eyes Ich hab in den letzten 10 (kein Tippfehler!) Jahren nur zwei Männer kennengelernt, die mir "gefährlich" hätten werden können (die andren hab ich quasi schon vom ersten Blick an abgewehrt - ich bin generell sehr abweisend Männern gegenüber). Beide innerhalb einer Ausbildung, die inkludiert hat, dass man sehr viel von sich persönlich einbringt.

Der eine war vergeben (praktisch!), der andre hat sich tatsächlich auch für mich interessiert, aber auch sehr zurückhaltend (ich hab den Verdacht, der hatte dasselbe Problem wie ich - auch praktisch!). Das heißt, wie haben uns zwei Wochenendseminare lang behutsam aneinander angenähert, aber dann hab ich die Ausbildung beendet und weiter war nix - also weder er hat sich bei mir noch ich mich bei ihm gemeldet.

Ich war ein bisserl hin und her gerissen, weil ich ihn eben wirklich gut fand, ich konnte toll mit ihm reden, er hat vor jedem Satz, den er gesagt hat, ernsthaft nachgedacht, das hat mir imponiert, die Gespräche waren dadurch sehr intensiv, ich mochte seine Sensibilität und Authentizität, auch seine spürbare Unsicherheit und das Verantwortungsbewusstsein, das man gespürt hat, wenn er von seinem Job (im sozialen Bereich) gesprochen hat, und rein äußerlich hat er mir auch supertoll gefallen. Also echt die perfekten Voraussetzungen zum Verlieben. Tja. nixweiss

Trotzdem (deshalb?) war ich froh, dass ich durch mein Ausbildungsende "noch mal davongekommen" bin. Nehm mir das auch übel, aber die Erleichterung is trotzdem auch da, so groß is die Angst vor möglicher Nähe.... Keine Ahnung, ob das noch mal was wird mit mir und partnerschaftlicher Beziehung - die Ambivalenz is jedenfalls riesig und scheint unüberwindbar..... versteckt

lg
Tamara
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comus
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Post Sun, 02.Sep.07, 10:18      Re: Freiheit in Gefahr? Reply with quoteBack to top

mandelkern wrote:

comus wrote:
Stell dir vor du packst diesen Traumbeziehungskoffer um diese Reise anzutreten, was muss da alles rein und was liegt schon drinnen, bzw. was kannst du noch am Weg besorgen?

Hm, gute Frage, bis jetzt hatte ich nur den Gedanken, was schon alles drin sein muss, auf dem Weg noch was besorgen zu können ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. (...)

Gute Antwort Wink Und genau auf das wollte ich hinaus, du darfst auch mit einem halbgepackten Koffer losziehen, was dir noch fehlt merkst du erst wenn du am Weg bist. Und wenn dein Reisekoffer dann schon überquillt, geht nichts mehr rein und von dem was drinnen ist, stellt sich vieles als unnötiger Ballast heraus den du gar nicht gebraucht hättest (Drei Zahnbürsten aber dafür die Zahnpasta vergessen, irgendwie so. Laughing) und wertvollen Platz wegnimmt.

@Tamara31: Musste bei deinem letzten Beitrag (nicht böse gemeint) schmunzeln, über deine Energien die du aufbringst Nähe zu verhindern. Wink Das im Zusammenhang mit deinem anderen Thread Thema Essen in der Öffentlichkeit, musste ich an die 12 Apostel und das letzte Abendmahl denken, was für mich so das Sinnbild für den beziehungstechnischen Faktor der Nahrungsaufnahme darstellt. Na ja, ganz fremd sind mir all diese Themen ja nicht.

LG, comus

PS: Ich schick euch beiden später noch per PM einen Link passend zum Thema.

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