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Palolokon
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Post Mon, 03.Sep.07, 18:02      Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Hallo,
ich bin neu hier und sehr interessiert, was ihr für Erfahrungen mit erlebter Gewalt, psychisch und körperlich, im Elternhaus und deren Verdrängung gemacht habt.
Meine Eltern waren leider total unfähig, einen liebevollen, mitfühlenden Menschen aus mir zu machen. Verbale Abwertungen, verspotten, auslachen, bevorzugen (habe zwei jüngere Brüder), schlagen, ignorieren...war mein ganz "normales" Leben.
Ich bin mit achtzehn ausgezogen und dachte, nun bin ich frei!
Ich wollte alles vergessen! Hat nicht funktioniert und mit den Jahren kamen immer wieder Erinnerungen hoch. Nach der Trennung von meinem Mann konnte ich mich endlich überwinden, eine Therapie zu machen und für das unfassbare Worte finden. Es hat mir schon sehr geholfen, aber es kommen noch weitere Erinnerungen, die mich sehr belasten.
Viele Jahre habe ich versucht, meine Erlebnisse in der Verdrängung zu halten. Nun, da ich einmal zugelassen habe hinzusehen, suchen sie sich selber ihren Weg. Manchmal ist es nicht zum aushalten.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie geht ihr damit um? Wo findet ihr die Kraft, alles durchzustehen? Wer hilft euch?
Liebe Grüße Palolokon
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Wutzelmann
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Post Mon, 03.Sep.07, 18:56      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Wer hilft mir?......als mir hilft das Vertrauen zu mir selbst, mein Kind in mir, mein Glaube.

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Isis27
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Post Mon, 03.Sep.07, 21:14      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Hallo Palolokon

Deine Worte kommen mir doch sehr bekannt vor, ich hatte einen 11/2 Jahre älteren Bruder und alles schien eigentlich ganz in ordnung. Doch ich hatte immer das Gefühl das mein Bruder etwas besseres war als ich. Und meine Eltern, ob sie es wollten oder nicht, haben es mir auch sehr oft bewiesen. Während man mir alles abgenommen hatte, musste mein Bruder früh lernen ein ,,Mann,, zu werden, so wollte es mein Vater. Eines schönen Tages habe ich dann endlich erfahren warum wir beide völlig Gegensätzlich erzogen wurden. Mein Vater machte mir klar das ich nur eine Frau sei und irgendwann sowieso heiraten würde. Ich spürte nicht viel Liebe in meiner Jugend, denn ich war wie mein Vater bodenständig und kühl mein Bruder jedoch herzlich und warm! Ich wurde in meiner Position als Tochter entwertet und fing an mich immer mehr zu verschließen.Ich entfernte mich immer mehr und als mein Bruder schließlich mit 18 Jahren starb war ich völlig unten durch. Sie haben mich, die ich damals gerade 16 Jahre alt war, als schwarzes Schaf abgestempelt, und das Leben zur Hölle gemacht. Mir blieb zum schluss keine andere Wahl mehr, ich musste den Kontakt zu meinen Eltern beenden! Naja es waren noch einige andere Sachen ausschlag gebend, doch für den Anfang reicht es erst einmal Rolling Eyes LG Isis27


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Post Mon, 03.Sep.07, 21:20      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Kannst dir mit Sicherheit vorstellen, das mich meine Vergangenheit Heute noch verrückt und völlig fertig macht. Bin deshalb ab November beim Tiefenpsychologen. Mal sehen was es bringt Confused Isis27


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Post Mon, 03.Sep.07, 21:37      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Hallo Wutzelmann,
hast du schon immer Vertrauen in dich selber gehabt? Warst du dir deines Kindes bewußt?
Bei mir war das gespalten. Einerseits bin ich mit meinem Leben zurechtgekommen (Freunde, Job, habe mir eine Umgebung geschaffen, in der ich mich wohl fühle), andererseits hatte ich persönliche Grenzen, die ich nicht akzeptieren wollte, die ich aber auch nicht traute zu hinterfragen. Das hat sich geändert. Durch die Therapie habe ich einen ganz anderen Zugang zu meinem Selbstwertgefühl und meiner Wahrnehmung bekommen. Ich sehe klar und erschreckend die Macht der Verdrängung. Wie ich sie jahrelang aufrechterhalten habe. Ich habe erst angefangen, mir zu vertrauen und auf das Kind in mir zu hören.
Dein Glaube an was hat dir geholfen?
Palolokon
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Post Mon, 03.Sep.07, 21:42      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Hallo Isis,
es ist schon sehr traurig, Eltern zu haben, die ihr Kind nicht richtig sehen.
Die ihre Bedürfnisse und Komplexe an ihren Kindern ausleben.
Hast du eine Zeit gehabt, in der du versucht hast, alles auszublenden, so zu tun, als wenn alles nicht passiert wäre?
Hast du damals verstanden, was mit dir passiert?
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Post Mon, 03.Sep.07, 21:54      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Ja nach meines Bruders Tod, bis ich etwa 25 Jahre alt war! Ich habe zu lange geschluckt und nun habe ich die Konsequenzen zu tragen. Das alles, meine Vergangenheit hat mich kaputt gemacht Exclamation LG Isis27


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Post Mon, 03.Sep.07, 22:05      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Hallo Isis,
ich finde es gut, daß du dich deiner Geschichte jetzt doch stellen willst.
Darf ich dich fragen, was du mit "hat mich kaputt" gemacht meinst?
Wie kommst du im Leben zurecht? Was ich an der Verdrängung so grausam finde, ist das Gefrühl zu haben, so viele Jahre geopfert zu haben...Zeit, in der ich mich selbst hätte finden können. Es ist bei mir, trotz daß ich nicht oft zu Hause hocke, ein riesen Nachholbedürfniss entstanden. Was mich oft dazu bringt, über meine Kräfte hinaus aktiv zu sein. Kennst du das?
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Post Mon, 03.Sep.07, 22:16      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Mein inneres K9ind war immer da und hat mich nicht verlassen. Gespürt habe ich das selten, bis mein Leben eine unerwartete Wende bekam und das Kind sich meldete und ich es vernahm. Sos wurde es zu meiner Berufung und ist Teil meines Glaubens. Dieser richtet sich auf das, was uns wiederfahren soll. Ich lebe heute ehrlicher und damit bewußter. Ehrlich zu mir selbst, nicht so sein zu müssen, wie andere mich haben wollen bis hin zum Untergang. Ich habe ein geschenk erhalten und für dieses geschenk werde ich leben. Das ist meine Kraft, die zu keinem Zeitpunkt ein Therapeut heruasgearbeitet hat, soondern sich am Grab meiner Eltern und in solchen zentrierten Augenblicken zeigt.

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Post Mon, 03.Sep.07, 22:24      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Was meine ich mit kaputt gemacht, naja ich bin von Natur ein extrem sensibler Mensch und es sind Dinge in meiner Vergangenheit passiert, die ich zwar ertragen habe, jedoch nie wirklich verkraftet! In meiner Jugend, der schwere Autounfall einer damals sehr guten Freundin, ich hielt sie in meinen Armen, nachdem sie von einem Wagen schwer erfasst wurde. Wie gesagt ertragen und vielleicht auch verdrengt, doch nie verkraftet und verarbeitet. Eine Kindheit ohne Freunde ständiger Aussenseiter, Mobbing in der Schule, der Tod meines Bruders, ich dachte ich kann alles verkraften und habe nie Gefühle gezeigt. Doch innerlich war ich schon als kleines Kind einsam, verletzt und fast tot was meine Gefühle angeht! Naja
jetzt leide ich unter Angstzuständen, habe Borderline, starke Depressionen, mein Leben scheint aussichtslos! Alles ist kaputt, mein Leben ist kaputt! LG Isis27

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Post Tue, 04.Sep.07, 10:17      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Hallo Wutzelmann,
das hört sich sehr schön an. Ähnlich fühle ich auch. Nach langer Zeit beginne ich, der Stimme in mir zu folgen, baue Vertrauen zu ihr auf, höre sie immer öfters. Meine Wahrnehmung für die Umwelt hat sich sehr verändert.
Trotzdem gibt es noch Zweifel, besonders was das Vertrauen angeht. Hin und wieder schleichen sie sich ein und wollen das Kommando übernehmen.
Je nach Auftreten dieser oder meiner eigenen momentanen Verfassung, kann ich sie erkennen.
Ich hatte zum Glück eine sehr mitfühlende Therapeutin, durch die ich mir zum ersten Mal erlauben konnte, meine Verdrängungen anzusehen und durch die ich auch endlich wieder Kontakt zu meinem inneren Kind bekommen habe.
Nur manchmal scheint mir diese zurückkehrende Flut der verdrängten Erlebnisse zu übermächtig. Manchmal raubt es mir die Kraft, meinen Alltag zu bewältigen. Kennst du das?
Wie fest konntest du dich auf dich selber verlassen, nachdem du deiner Stimme wieder Gehör geschenkt hattest?
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Post Tue, 04.Sep.07, 10:32      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Verlassen bin ich nie, denn ich fülle mich selbst mit Inhalt und stehe zu mir. Ich erlaube jedem Gefühl zu sein. Für mich gibt es intern keine Bewertung eines Gefühles, zumindest gelingt mir das immer besser und ich liebe sie alle. Wenn sauer bin, dann bin ich das genauso intensiv, wie ich fröhlich sein kann. Überfluten....ja das kenne ich und ich bin gefestigt genug, weil ich mich nur selbst überflute und ich selbst bin nicht wegzudenken. Wa sich damit meine ist, da da SEIN und ich das bewußtmachen seiner selbst eine tragende Säule ist. Das von dir genannte Kraft rauben, ist für mich genauso raubend, wobei ich immer die Frage aufstelle, wofür will meine Seele geade diese Kraft einsetzen und dann bin ich schon sehr schnell bei mir und höre ihr zu......somit schließt sich der "Kommunikationskreislauf". Ich selbst komme mit mir am besten klar und ich lasse mich auch nicht schlecht reden. Ich weiss was ich kann und was nicht.

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Post Tue, 04.Sep.07, 10:34      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Liebe Isis, ich wünsche dir ganz fest, daß dir die Therapie hilft und du einen mitfühlenden Therapeuten hast. Es gehört viel Mut dazu, sich all den schrecklichen Erlebnissen zu stellen. Aber der Weg lohnt sich. Wenn du es nachfühlen kannst und endlich an den Schmerz und die Wut herankommst, ist das unglaublich befreiend. Doch vorsicht, es gibt Therapeuten, die auch nur begrenzt die Möglichkeit haben, deine eigene Wahrnehmung auszuhalten.
Hast du eine Liste, die dir bei der Therapeutenwahl hilft?
Und sehr wichtig finde ich auch, einen Menschen zu haben, der mich in schwieriegen Situationen auffängt. Vielleicht eine Freundin, der Freund, andere Verwante. Ich hoffe, du hast so einen Menschen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, deinen Weg zu gehen.
Liebe Grüße Palolokon
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Post Thu, 06.Sep.07, 16:19      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Ich hatte auch eine schwere Kindheit und war ziemlich früh depressiv deshalb, bei mir ist das so, entweder ich bin supertraurig über alles was mir passiert ist, oder ich hab innerlich einen riesen Abstand dazu und es ist fast so, als wäre es nicht passiert, aber ich akzeptiere es irgendwo.
Bei einer "schlimmen Kindheit" ist es nicht geblieben, ging danach leider noch weiter.

Nunja, ich dachte immer ich wäre stark und auf einmal, vor ein paar Wochen, hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich glaube es war ein Nervenzusammenbruch. Seither kommen immer wieder Gefühle und Erinnerungen hoch, und halt Depression. Ich habe Angst das es nochmal passiert, wenn ich wieder alles verdränge. Aber entweder ich bin supertraurig darüber was mir passiert ist, oder eben total gefühlskalt. Auf der einen Seite will ich mich damit abfinden was passiert ist, denn es ist Vergangenheit, und daran kann ich halt nichts ändern, auf der anderen Seite würde ich das ganze doch gerne mal verarbeiten. Kennt ihr so einen Zwiespalt?

Ich finde es schön das ihr hier gepostet habt, (nein ich finde es nicht schön das ihr Probleme habt, sondern das ihr sie teilt) da fühlt man sich gleich nicht mehr ganz so alleine und man sieht das andere auch damit fertig werden müssen und können.
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Post Sun, 16.Sep.07, 18:59      Re: Verdrängung der Gewalt Reply with quoteBack to top

Hallo Keksi,
wie gehst du jetzt damit um? Holst du dir therapeutische Hilfe? Hast du denn auch Probleme im Alltag, die dich immer wieder einholen? Oder kommst du sonst ganz gut zurecht?
Ich habe angefangen, vor vier Jahren von meiner totalen Verdrängung meiner gewalttätigen und gefühlstötenden Kindheit Abstand zu nehmen. Im Kopf konnte ich vieles erkennen und besser verstehen. Dadurch, daß ich erstmals ja zu meiner Kindheit gesagt habe, durchlebte ich schon eine krasse Bewußtseinsänderung. Endlich konnte ich mir selber glauben und auch selber fühlen. Das mußte sich erst einmal über zwei Jahre stabilisieren.
Nun gibt es trotzdem noch viele Verhaltensweisen, die mich an mir stören und mit denen ich, gerade aktuell, nicht klar komme. Durch ein sehr tiefgehendes Gespräch mit einem Freund, bin ich wieder zu einer wichtigen Erkenntniss gekommen. Die Möglichkeit der Selbstreflextion, die dadurch entsteht, ist lebenswichtig für mich. Ich habe Angst, sonst stecken zu bleiben.
Ich neige immer noch zum Verdrängen, um, wenn es ganz schlimm kommt, noch handlungsfähig zu bleiben. Ja, immer ein sauberes Bild nach außen abgeben. Aber mal wieder bröckelt die Fassarde und ich erlaube mir, mich anderen vertrauten Menschen zu öffnen.
Gruß Palolokon
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