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Sandfloh
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Post Fri, 14.Sep.07, 8:08      Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Mir geht es Scheiße - und zwar obwohl ich nun schon lange eine Gesprächstherapie mache. Ich bekomme das Zwischenmenschliche immer noch nicht hin - im Gegenteil, ich spüre, je weiter ich komme, um so mehr Ablehnung von draußen.

Früher habe ich mich allein durch meine Arbeit definiert, denn durch meine Eltern habe ich vin kleinauf gelernt, dass es nicht wichtig sei, was ein Mann ist, sondern was er macht und was er hat. Dann kam der Burnout und die bittere Erkenntnis, dass der berühmte Spruch 'geht nicht, gibt es nicht' nicht immer so ganz zutreffend ist.

Meine Beziehung ist - nicht nur, aber doch zu einem großen Teil - an meiner Arbeiterei zu Grunde gegangen, Freunde hatte und habe ich keine, denn - auch das weiß ich jetzt aus meiner Therapie - ich habe schon seit meiner Kindheit opportunistische Gesichtspunkte an die Knüpfung sozialer Kontakte als grundlegend angesehen. Ich habe schon in der Grundschule nur dann Kontakte gesucht, wenn Leute mir nützlich erschienen. Irgendwie hallen mir noch die Worte meiner Eltern im Hinterkopf, die stets meinten, Bekanntschaften und Freundschaften sind ein teurer Spaß, stets gefährlich und man solle sie nur eingehen, wenn am Ende auch finanziell dabei ordentlich etwas herausspringt.

Nun denn - sie sind lange tot. Ändern kann ich an ihnen nichts. Aber ich bin zutiefst verbittert. Ich verstehe die Menschen nicht und sie verstehen mich nicht. Wie hieß es noch? Was Hänschen nicht lernt, lernt der Hans nimmermehr. Wo soll ich anfangen? Meine sozialen Bindungen sind von tiefstem Misstrauen geprägt, ich kann keine eingehen, ich suche schnellstmöglichst das Weite, ich bekomme Panik und Platzangst. Und das trotz Therapie. Ich habe das Gefühl nicht geliebt zu werden und das macht mich wütend. Ich werde falsch verstanden, man unterstellt mir stets böse Absichten. Ich kann Menschen nicht mehr in die Augen sehen, ein Kompliment wird als Übergriff angesehen. "Sie sind doch psychisch krank, werden Sie erst einmal gesund!" - so hieß es in einem Vorstellungsgespräch letztens - aber das ist kein Einzelfall. Nun denn, wenn die Welt mich nicht will, so soll sie für mich zahlen. Wozu soll ich meine Therapie weiter machen, wenn ich nach 2 Jahren irgendwie immer noch keinen Schritt weiter bin?

Ich sehne mich eigentlich nach Liebe, weiß aber im Grunde nicht, was das ist. Schade. Das macht mich traurig. Aber irgendwie muss ich mich wohl damit abfinden. Wenn da nicht diese verdammte Einsamkeit wäre. Und wenn da nicht meine Eltern mit ihrer völlig verkorksten Weltsicht gewesen wären.
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gompert
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Post Fri, 14.Sep.07, 10:21      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Moin Sandfloh,

Daβ Du nach nur zwei Therapiejahren Dein Problem so komplett und aussagekräftig beschreiben kannst, ist eine tolle Leistung die ich Dir beneide. Jetzt stehst Du aber mit leeren Händen da. Das ist verdammt schwer. Du machst Fehler, wie im Vorstellungsgespräch, da Du nun arglos ohne jedes Selbstbewusstsein in der Welt stehst. Es ist aber auch verdammt mutig daβ Du diesen Weg gehst. Der scheint nun vorerst, wie meiner auch, in die Einsamkeit zu führen. Langsam aber werden einem da Leute entgegen kommen die man sonst nicht mal gesehen hätte.

Deine Beziehung muβte an dem geerbtem Unfrieden scheitern, meine auch. Vielleicht hilft Dir meine späte Einsicht daβ der Blaudruck dieser Liebe schon nicht stimmen konnte. Man kann nicht mehr einfach renovieren wenn man weiβ, die Fundamente taugen nicht.

Das Umgehen mit dem Heimweh muβ gelernt sein. Vieles in der Vergangenheit scheint nun schöner als der Gegenwart. Das ist aber eine Augentäuschung: das meiste in der Vergangenheit war nämlich unschön und das Schöne hält bei näherer Betrachtung nicht stand.

Schönen Gruβ vom Nordseestrand,

Gompert.
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Aspipitt
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Post Fri, 14.Sep.07, 10:29      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Hi Sandfloh,

ich hoffe, dass Du noch viele Beiträge zu Deinem Posting bekommst.
Mein Beitrag soll nur ein kleiner Teilaspekt sein.

Ich sehe in Deinem Beitrag mehrfach den Aspekt des "Finanziellen". ("wenn am Ende finanziell etwas dabei herausspringt", "sollen für mich zahlen").

Ja, - opportunistisch.
Das ist im Grunde jeder. Aber dabei geht es nicht nur um Geld. Oder um Arbeit. Sondern auch um Sex. Und vor allem, - um Emotion.

INSGESAMT muss die Waage ausgeglichen sein.
Und man muss wissen, was man geben kann, man zu bieten hat, man zu geben bereit ist, und - bekommen will.

Geld geben - Geld bekommen.
Unterstützung geben - Unterstützung bekommen.
Sex geben - Sex bekommen (hier gibt es m.E. zum Glück häufig eine automatische win-win-Situation)
Liebe geben - Liebe bekommen.

Wo siehst Du die Waage des Geben und Nehmens im Ungleichgewicht?

MfG
Aspipitt
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Sandfloh
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Post Fri, 14.Sep.07, 11:52      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

gompert wrote:

Deine Beziehung muβte an dem geerbtem Unfrieden scheitern, meine auch. Vielleicht hilft Dir meine späte Einsicht daβ der Blaudruck dieser Liebe schon nicht stimmen konnte. Man kann nicht mehr einfach renovieren wenn man weiβ, die Fundamente taugen nicht.


Nur frage ich mich: wie gießt man da neue Fundamente. Ich bin ehrlich gesagt absolut ratlos bei der Vorstellung, noch einmal zwischenmenschlich auf der Stufe eines Neugeborenen zu beginnen... Kennt sich da jemand aus?
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nofling
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Post Fri, 14.Sep.07, 12:30      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Quote:
Ich habe schon in der Grundschule nur dann Kontakte gesucht, wenn Leute mir nützlich erschienen.


So gehen fast alle Menschen an Beziehungen ran. Vor kurzem gab es hier ein Thema, wie man im ersten Semester Leute an der Uni kennenlernt. Da meinte jemand, dass es gar nicht wichtig sei, ob die Leute zu einem passen und man sich wirklich für sie interessiert. Neue, leicht zu knüpfende Bekanntschaften im ersten Semester werden auf jeden Fall nützlich sein, weil man durch sie wieder andere Komilitonen kennelernt. Du siehst also. Die Welt ist voller Opportunisten. Shocked

Mit der Beziehung war wohl gemeint, dass man eine falsch aufgebaute Beziehung manchmal nicht mehr retten kann. Du bleibt nur übrig, es bei der nächsten anders zu machen.
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Sandfloh
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Post Fri, 14.Sep.07, 12:54      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

nofling wrote:

Mit der Beziehung war wohl gemeint, dass man eine falsch aufgebaute Beziehung manchmal nicht mehr retten kann. Du bleibt nur übrig, es bei der nächsten anders zu machen.


Und genau das macht mich ratlos: was soll ich wie anders machen? Wie finde ich es heraus, wie ich mit anderen Menschen umgehen soll? Ich habe null Blick auf mich von außen...
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gompert
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Post Fri, 14.Sep.07, 13:05      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Ohne Deine gewohnten Gedanken oder Hintergedanken, ohne alles im Griff haben zu wollen, ohne Plan, und MIT dem Risiko auf die Nase zu fallen. So tun’s die Kinder. Und so, fürchte ich, müssen wir’s auch. Denn nur so lernt man sich selbst endlich kennen. In der arglosen Begegnung mit dem anderen.
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wideye
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Post Fri, 14.Sep.07, 19:31      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Hi,
mir geht es ähnlich wie dir. Ich habe zwar viele Leute um mich, die mich anrufen, einladen und mir auch helfen, wenn ich was brauche - aber ich fühle mich oft verletzt, wenn sie z. B. auch um Hilfe bitten. Ich denke dann, ach ja, deswegen also der Kontakt und fühle mich gleich ausgenutzt und distanziere mich nachdem ich geholfen habe. Oder alles wird mir zu nahe, wenn ich "zugemüllt" werde oder mir vom großen Liebesglück erzählt wird und ich breche den Kontakt ab.

Manchmal versuche ich an Freundschaften zu glauben, merke aber auch, das Weggehen und einen Ausgeben und schenken zum Geburtstag sind teuer (sch.. Gedanke, ich weiss). Meine Freundinne heiraten ihren Freund und sind dann weg. Das merke ich an meinen verheirateten Freunden. Nach der Hochzeitseinladung kommt dann die Danksagungskarte, Bilder vom Kind und ein/zwei Telefonate im Jahr. Ich weiss dann auch nicht wie ich weitermachen soll, denn ich hatte nie eine Beziehung mit fast 30.

Das Problem ist: ich habe kein Selbstbewusstsein. Meine Therapeutin will jetzt, dass ich praktische Übungen im Alltag machen soll, um an meinem Selbstwert zu arbeiten. Momentan würde eine Beziehung keinen Sinn machen und für soziale Kontakte (Freundschaften) bin ich sowas von Dünnhäutig, das glaubst du gar nicht... Alles lege ich auf die Goldwaage und schwups bin ich in dem Gefüh, ich sitze neben dem Fluß und gucke nur zu...

Wie kam es, dass dir sowas im Vorstellungsgespräch gesagt wurde? Hast du da nicht automatisch deine funktionale, selbstbewusste Rolle drauf? Ist das nicht eher sicheres Terrain für dich als dich in "emotionale Geschichten" zu begeben?????
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Black XistenZ ™
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Post Sat, 15.Sep.07, 11:15      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Sandfloh wrote:
Meine sozialen Bindungen sind von tiefstem Misstrauen geprägt [...] Ich habe das Gefühl nicht geliebt zu werden und das macht mich wütend. [...] Ich sehne mich eigentlich nach Liebe, weiß aber im Grunde nicht, was das ist. Schade. Das macht mich traurig. Aber irgendwie muss ich mich wohl damit abfinden.


Lieber Sandfloh,

ich denke was du am meisten brauchst ist geduld. du schreibst immer wieder von deiner sehnsucht nach kontakten, nach liebe. aber ich frage dich: was willst du denn jetzt zu diesem zeitpunkt überhaupt damit? sei doch mal ehrlich: selbst wenn du jetzt menschen finden würdest, die dich lieben - du könntest doch gar nichts damit anfangen. du könntest es weder annehmen (zuviel misstrauen, zuviel angst verletzt zu werden) noch es erwidern. zumal es ohnehin schwer ist liebe zu finden, wenn man selbst keine in sich trägt.

mal eine andere frage: hast du seit du in therapie bist jemals einem menschen durch eine selbstlose tat eine freude bereitet? bist du selbst denn schon in der lage, beziehungen und freundschaften auch aus einem anderen blickwinkel als dem des totalen opportunismus zu betrachten? oder anders gefragt: kann es sein, dass du immernoch in den völlig gleichen verhaltens- und denkmustern steckst, nur dass du jetzt auf der suche nach liebe und zuneigung bist wo du zuvor auf materielle oder berufliche vorteile aus warst? vielleicht erklärt das auch ein stückweit die negativen reaktionen auf dich.

wir projizieren immer die eigenen gedanken, emotionen und vor allem auch motive in andere. anderen grundsätzlich zu misstrauen heisst immer auch, dass man sich selbst nicht trauen würde. egal ob man nun durch tatsächliche erfahrungen oder nur durch vergiftete gedanken und damit verbunden durch die eigene (negative) interpretation des verhaltens seiner mitmenschen ("es gibt grundsätzlich nur egoistische motive") das vertrauen in die menschen verloren hat, eine notwendige (aber sicherlich noch nicht hinreichende Rolling Eyes ) bedingung um daran etwas ändern zu können ist, dass man das vertrauen in sich selbst wiederfindet falls es verloren ging. denn nur wer sich selbst beweist, dass es auch nicht-egoistisch motivierte zuneigung gibt, wird rein prinzipiell überhaupt in der lage sein, eben diese zuneigung auch von aussen anzunehmen.

ich sage mitnichten, dass dies alles sein wird was nötig ist, aber es ist ein unumgänglicher schritt und gerade in deinem fall denke ich ist es der wichtigste von allen.

wohlgemerkt: das ist nicht einfach, ganz und gar nicht! ich selbst bin auch so ein kandidat, dem es wahnsinnig schwer fällt zu vertrauen. und selbst bei menschen, denen ich mich schon so weit geöffnet habe wie nie jemandem zuvor bin ich nicht in der lage, dieses misstrauen zu überwinden, es wird bei mir sogar umso stärker je mehr man sich annähert.

und ja, ich denke du solltest dir darüber im klaren sein, dass der nebeneffekt dieses ganzen an sich arbeitens auch der ist, dass du auf geraume zeit deine "endziele" wie liebe und freundschaften nicht erfüllt bekommen wirst. aber wenigstens hast du so noch hoffnung. denn auch wenn du es andeutest bin ich mir sicher: du willst gar nicht resignieren und den rest deines lebens in verbitterter einsamkeit fristen. sonst hättest du doch diesen thread gar nicht geschrieben zwinkernd..

übrigens: die therapie bringt dir sehr wohl etwas! vergleiche doch mal, wie du heute über dich, dein eigenes verhalten und dein empfindes des verhaltens anderer nachdenken kannst mit den gedanken, die du dazu vor 2 jahren gehabt hättest. dann wirst du den fortschritt erkennen ja

lg

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Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.
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paris
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Post Sat, 15.Sep.07, 12:08      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Sandfloh,

zu denken gibt mir vor allem eine Aussage:

Quote:
"Sie sind doch psychisch krank, werden Sie erst einmal gesund!" - so hieß es in einem Vorstellungsgespräch letztens - aber das ist kein Einzelfall.

Das wurde dir tatsächlich gesagt? In einem Vorstellungsgespräch????

Also, das würde mir doch schon zu überlegen geben, zumal wie du sagt es kein Einzellfall war.
Mich würde interessieren, wie es dazu kam, dass diese Aussage gemacht wurde.
Kann es sein das du wirklich psychisch sehr „krank “ bist? Sichtbar für jeden? Dann wäre hier wahrscheinlich auch der Grund warum es zwischenmenschlich nicht klappt. Empfindest du dich selbst als psychisch krank?
Und noch eine Frage: Bist du beruflich erfolgreich oder eher erfolglos? Also hast du auch hier deine Probleme?

lg
paris
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Sandfloh
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Post Sun, 16.Sep.07, 15:51      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

paris wrote:
Hallo Sandfloh,

zu denken gibt mir vor allem eine Aussage:

Quote:
"Sie sind doch psychisch krank, werden Sie erst einmal gesund!" - so hieß es in einem Vorstellungsgespräch letztens - aber das ist kein Einzelfall.

Das wurde dir tatsächlich gesagt? In einem Vorstellungsgespräch????


Hallo Paris,

nein - das ist absolut kein Einzelfall. Teilweise reißen die Menschen regelrecht vor mir aus und haben Angst vor mir. Man traut mir schlimme Sachen zu, ich bin doch aber ganz harmlos, nur leider ziemlich verbittert. Und dieses Gefühl der Verbitterung bekomme ich in der Therapie nicht weg.

Quote:
Mich würde interessieren, wie es dazu kam, dass diese Aussage gemacht wurde.


Das kommt von meinem Gegenüber immer ganz spontan.

Quote:
Kann es sein das du wirklich psychisch sehr „krank “ bist? Sichtbar für jeden? Dann wäre hier wahrscheinlich auch der Grund warum es zwischenmenschlich nicht klappt. Empfindest du dich selbst als psychisch krank?


Teilweise habe ich mich hundeelend gefühlt. Ich hatte massive psychovegetative Störungen: Oberbauchschmerzen und Magenschmerzen, obwohl mit dem Magen-Darmbereich alles in Ordnung ist, hohes Fieber, ohne dass ich eine Infektion hatte. Ich bin medizinisch da in guten Händen, da mein Psychotherapeut gleichzeitig Internist ist und bei den Störungen dann auch richtig helfen und sie nachhaltig behandeln konnte. Jahrelang habe ich wegen der Schmerzen nachts nicht schlafen können. Das ist Gott sei Dank weg; das eigentliche Problem besteht aber weiterhin, auch wenn es jetzt - ich möchte einmal sagen 'entkleidet' worden ist.

Quote:
Und noch eine Frage: Bist du beruflich erfolgreich oder eher erfolglos? Also hast du auch hier deine Probleme?


Bewruflich tendiere ich dahin, bis zum Umfallen zu arbeiten. Ich bin dann auch finanziell sehr erfolgreich, verstehe es aber nicht, das ganze dann rechtzeitig in den Griff zu bekommen. Es wird regelrecht zur Sucht, es gibt Adrenalinschübe ohne Ende und von außen ein Wahnsinns Feedback. Ich fühle mich nur dann anerkannt. Aber dann ist jedes Mal irgendwann der Burnout und der Zusammenbruch gekommen - und damit die schwere Depression. Und dann stehe ich da und stelle fest, dass es nicht das ganze Geld wert gewesen ist. Insofern kann ich sagen, dass ich beruflich durchaus massive Probleme habe, weil ich daraus allein meine Anerkennung ableite. Nur im Beruf fühle ich mich geliebt und nur dann, wenn ich mehr leiste, als alle anderen. Privat ist das dann natürlich eine absolute Katastrophe, denn dort vernachlässige ich alles und jeden.

und auch privat läuft seit Jahrzehnten natürlich alles schief. Ich habe inzwischen festgestellt, dass ich bei den Leuten, die da waren letztendlich um so eine Art Blutsauger gehandelt hat. Auch privat wollte ich ja immer Leistung bringen und dann gemeint, wenn ich mich ordentlich reinkniee, dann würde ich geliebt. Irgendwann habe ich mich dann gewundert, warum von dort nichts kam - war ja klar, man hat gerne genommen, wenn ich auch nur ansatztweise etwas einforderte, hatte man es auf einem mal entsetzlich mit dem Rücken oder Kopfschmerzen oder auf einem Mal ganz viel zu tun oder musste ganz schnell weg...

Ich habe in meiner Therapie dann irgendwie gemerkt, dass ich einen völlig falschen Begriff für Zwischenmenschlichkeit habe...
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Sandfloh
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M, 38


Post Sat, 06.Oct.07, 11:16      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Black XistenZ ™ wrote:

mal eine andere frage: hast du seit du in therapie bist jemals einem menschen durch eine selbstlose tat eine freude bereitet? bist du selbst denn schon in der lage, beziehungen und freundschaften auch aus einem anderen blickwinkel als dem des totalen opportunismus zu betrachten? oder anders gefragt: kann es sein, dass du immernoch in den völlig gleichen verhaltens- und denkmustern steckst, nur dass du jetzt auf der suche nach liebe und zuneigung bist wo du zuvor auf materielle oder berufliche vorteile aus warst? vielleicht erklärt das auch ein stückweit die negativen reaktionen auf dich.


Ich hatte jetzt genau zu diesem Thema ein langes Gespräch sowohl in meiner Therapie, als auch mit dem Psychiater und es macht mich wahnsinnig traurig, dass ich von beiden zu hören bekam, ich müsse noch einige Zeit sehr vorsichtig mit sozialen Bindungen jeglicher Art sein. Vielleicht bin ich tatsächlich im Moment dazu nicht in der Lage. Aber ich habe immer das Gefühl, mir läuft die Zeit davon. Ich bin jetzt 38 - wie lange soll das noch dauern wie werde ich diese Verbitterung los? In 10, 20 oder 30 Jahren - oder überhaupt nicht?

Quote:
bedingung um daran etwas ändern zu können ist, dass man das vertrauen in sich selbst wiederfindet falls es verloren ging. denn nur wer sich selbst beweist, dass es auch nicht-egoistisch motivierte zuneigung gibt, wird rein prinzipiell überhaupt in der lage sein, eben diese zuneigung auch von aussen anzunehmen.


Warum rasten die Leute aus, wenn ich allein etwas sage? Oder warum rennen sie mit angsterfülltem Blick weg? Der einzige Bereich, wo ich positives Feedback bekomme, war imer die Arbeit. Aber ich kann mich nicht allein durch Arbeit definieren. Ich möchte auch Geborgenheit und Familie erleben, dass da jemand ist, der sich von Herzen freut, dass es mich gibt - und nicht eben jemand, der dann voller Gier darauf schaut, dass ich ihm mehr Geld bringe, als ein anderer.

Quote:
und ja, ich denke du solltest dir darüber im klaren sein, dass der nebeneffekt dieses ganzen an sich arbeitens auch der ist, dass du auf geraume zeit deine "endziele" wie liebe und freundschaften nicht erfüllt bekommen wirst. aber wenigstens hast du so noch hoffnung. denn auch wenn du es andeutest bin ich mir sicher: du willst gar nicht resignieren und den rest deines lebens in verbitterter einsamkeit fristen. sonst hättest du doch diesen thread gar nicht geschrieben zwinkernd..


Natürlich nicht - aber wie ich es drehe und wende, um so schlimmer wird es. Es legen sich überall Steine in den Weg. Und je mehr ich an mir arbeite, desto wütender sind die Reaktionen aus dem Umfeld - und hier meine ich nicht das direkte Umfeld, also Leute, die mich kennen, sondern Menschen, die ich eben nicht kenne.
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Rafael*
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Post Sat, 06.Oct.07, 15:16      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Hast du schon mal an ehrenamtliche Tätigkeit gedacht? Ich finde, dadurch könntest du lernen, wie es ist, etwas zu geben, ohne etwas zu erhalten und somit zu sehen, dass auch andere Menschen nicht immer eine Gegenleistung erwarten. Wie hier jemand schrieb: man projiziert in andere hinein, wie man selbst empfindet. Wenn dein Denken extrem opportunistisch ausgerichtet ist und von Misstrauen geprägt, wirst du auch andere sehen. Wenn du das änderst, wirst du aber irgendwann auch deine Mitmenschen anders sehen.

Du sehnst dich nach Liebe, weißt aber nicht, was sie ist. Ich schätze, du willst sie bekommen, aber kannst du die denn auch geben?

Viele meinen, man müsste für sein Glück immer nur Dinge bekommen, aber ebenso wichtig ist es, etwas zu geben. Indem du anderen eine Freude machst oder ihnen hilfst, hilfst du auch dir selbst, weil du Teil von etwas positiven und konstruktiven bist und dadurch Freude empfinden kannst.

Was du etwa machen könntest: in Altenheimen gibt es sehr viele einsame Menschen, die oft nicht mehr lesen können. Erkundige dich, ob in einem nahegelegenen Heim die Möglichkeit besteht, regelmäßig zum Vorlesen vorbeizukommen. Wenn du siehst, wie du das Leben eines anderen Menschen mehr oder weniger alleine durch deine Anwesenheit bereicherst, sollte es auf jeden Fall deinen Selbstwert steigern, weil du etwas uneigennütziges tust, das für dich vielleicht sogar unangenehm ist.
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Sandfloh
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Post Sat, 06.Oct.07, 23:07      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

Rafael* wrote:

Du sehnst dich nach Liebe, weißt aber nicht, was sie ist. Ich schätze, du willst sie bekommen, aber kannst du die denn auch geben?


Genau da bin ich in meiner Therapie. Das ist eine der zentralen Punkte - ich weiß nicht, was Liebe ist. Da hieß es dann ganz trocken, da hätten meine Eltern nicht nur einen großen Fehler gemacht, sondern schwere Schuld auf sich geladen. Nun denn - sie leben beide nicht mehr, ich kann es ihnen nicht mehr vorhalten.

Quote:
Viele meinen, man müsste für sein Glück immer nur Dinge bekommen, aber ebenso wichtig ist es, etwas zu geben. Indem du anderen eine Freude machst oder ihnen hilfst, hilfst du auch dir selbst, weil du Teil von etwas positiven und konstruktiven bist und dadurch Freude empfinden kannst.


Das Problem ist ja umgekehrt: ich habe immer geglaubt, mir Leute kaufen zu können. Und das funktioniert ja auch bis zu einem gewissen Grade. Genommen wurde gerne, gegeben wurde nichts. Da hatte dann der Mohr seine Schuldigkeit getan.

Quote:
Was du etwa machen könntest: in Altenheimen gibt es sehr viele einsame Menschen, die oft nicht mehr lesen können. Erkundige dich, ob in einem nahegelegenen Heim die Möglichkeit besteht, regelmäßig zum Vorlesen vorbeizukommen.

Ein schöner Vorschlag - den mir schon andere gemacht haben und den ich auch mal befolgt habe. Nur hat der mich dann mit schweren Depressionen für zwei Wochen in die Klinik gebracht. Ich hatte das Gefühl, nun würde mir das Leben komplett aus den Händen rinnen. Ich kann nicht mit anderen Menschen, jedenfalls im Moment nicht. Aber ich würde es so gerne ändern und wieder ins Leben finden, wissen, was Leben und auch Liebe heißt.
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Post Tue, 09.Oct.07, 1:14      Re: Einsamkeit und Schwierigkeit Reply with quoteBack to top

hmm, so wirklich viel fällt mir im moment nicht ein, aber was mir doch auffällt ist, dass deine beiträge hier (imho) nichts abstoßendes haben.

weisst du, ich denke durch die verzweiflung, die psychotherapie und den wandel in deinem leben ist dein emotionaler schutzschild zur zeit einfach ziemlich weit runtergefahren während zugleich dein selbstwert stark im keller ist, vor allem hinsichtlich sozialer beziehungen. ich glaube du selbst bist es, der die reaktionen seiner umwelt falsch, übermässig negativ, deutet. selbst durch "umsympathische nonverbale kommunikation" kann ich mir nicht vorstellen jemanden soweit auf die palme zu bringen, dass er von dir schon angepisst ist sobald du zum ersten mal den mund aufmachst.

es gibt nunmal viele spinner und psychos da draussen, es wäre ein fehler jegliche negative emotion, die deine mitmenschen mit sich rumtragen auf dich zu beziehen. ausserdem bin ich mir ziemlich sicher, dass du (ganz unterbewusst) auch normale oder relativ harmlose reaktionen als wütende blicke und ähnliches deutest. das ist imho einfach ein ausdruck deines erschütterten selbstbildes und deiner unsicherheit.


übrigens: du schreibst dein umfeld hätte auch früher schon, als es wirklich nur ums finanzielle ging, dich ausgenutzt, genommen ohne zu geben. wieso hast du dir sowas denn früher eigentlich bieten lassen? die schilderungen in deinem eingangspost klangen eher so als seist du früher ein knallharter, eiskalter geschäftsmann gewesen, den zumindest in finanziellen dingen niemand über den tisch zieht.

würdest du eigentlich dein soziales umfeld (sofern im moment vorhanden) als angenehm oder als guttuend bezeichnen? ich spekulier hier natürlich meilenweit ins blaue, aber es klingt ein wenig so als sei dein umfeld, als relikt vergangener zeiten und prioritäten, von viel schmarotzertum und wenig menschlicher wärme gezeichnet. auch ein punkt, an dem du dein wohlbefinden verbessern könntest.

lg

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