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Dunkleseide
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Post Thu, 27.Sep.07, 14:22      Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

Hallo,

einer der Gründe, warum ich mich in eine (analytische) Therapie begeben habe, ist Adipositas. Ich wollte kein 10-Punkte-Programm, was und wann ich essen soll und einen Bewegungsplan, so etwas habe ich schon mehrmals (erfolglos) ausprobiert. Ich habe gut verstanden, was ich essen sollte und was nicht und dass ich mich mehr bewegen müsste.
Es ging mir um die Hintergründe. Ich wollte wirklich tief schürfen. Ich hatte die Ahnung, dass es tieferliegende Gründe gibt, die als Muster in meinem Leben wirken, warum ich (zuviel) esse.

Ich möchte Euch gern fragen, ob jemand Erfahrung mit einer Analyse bei Eßstörung gemacht hat. Ich bin in der jetzt 10 Monate dauernden Analyse schon sehr sehr weit gekommen. Ich verstehe einiges ganz anders, besser, klarer. Manchmal frage ich mich, wie ist es dann mit der Umsetzung? Wie wirkt die Analyse letztendlich auf ein ganz akutes Problem? Auch bei Magersucht/Bulimie: Habt Ihr die Erfahrung gemacht, dass das Aufgraben der seelischen Ursachen und Zusammenhänge Euer Leiden wirklich auch ganz akut beeinflusst hat? Ging es Euch besser - wurdet Ihr letztendlich "geheilt" (jetzt mal so zugespitzt ausgedrückt...)???

Das Zuviel-Essen ist nicht der einzige Grund, warum ich diese große Aufgabe einer hochfrequenten Analyse für so wichtig empfand, mich ihr ganz und gar zu widmen. Insofern will ich überhaupt keine Kosten-Nutzen-Rechnung (im übertragenen Sinn) aufmachen. Es ist meine allererste Therapieerfahrung und für mich ist die langsame, gründliche und "totale" Gangart einer Analyse genau das Richtige.

Aber trotzdem mein Interesse. Ich beobachte mich und mein Essverhalten, seit die Analyse begonnen hat, ganz genau. Und ich frage mich, ob die kleinen Unterschiede, die ich feststelle, bloße Einbildung sind - oder ob sich tatsächlich da was tut? Was denkt Ihr?

Liebe Grüße
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carö
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Post Thu, 27.Sep.07, 14:27      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

hallo,

warum sollte es einbildung sein, wenn DU das gefühl hast, dass sich etwas bewegt? und wie sieht das dein analytiker ? 10 monate ist noch keine allzu lange zeit, insofern ist das doch auch ein wunderbarer anfang, der noch einges mehr an veränderungen erhoffen läßt ... grinsend

LG
carö

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Post Thu, 27.Sep.07, 14:31      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

wenn es dir hilft- warum denn nciht? wieso zweifelst du da so dran? ein therapeut (ein guter!!) kann VIEL bewegen! echt jetzt! nur weiter so- befindest dich auf einem guten weg! Wink

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Dunkleseide
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Post Fri, 28.Sep.07, 9:40      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

Danke Ihr Lieben, für Eure Ermutigung. Naja, wer schon sein ganzes Leben in so einem Muster (Fressen=Liebe) steckt, weiß, dass dieses Muster Spuren hinterlässt, die gegen einen gerichtet sind ("Ich weiß, wenn ich jetzt 'fresse', dann ist das nicht gut für mich aber ich tue es trotzdem, weil ich nett zu mir sein will, was danach kommt, ist jetzt ausgeschaltet..). So ein ständiger "Selbstbetrug" macht mißtrauisch. Und die vielen Versuche, dem Betrug zu entkommen, voller Inbrunst und Überzeugung, die dann am Ende doch im Schlamm versickerten (na dann esse ich eben doch was..), das macht noch mißtrauischer! Das zu erkennen, hat nicht mal so lange gedauert (stimmt, Carö!). Ich bin aber schon so unheimlich fatalistisch in dieser Sache, dass ich mir selber nicht traue anonym .

Der Analytiker - der wartet ab - und er analysiert. Besorgt und mitfühlend, aber nicht kühl. Ich habe so den Eindruck, je näher ich der Wahrheit komme, umsomehr packt mich dieser Prozess, wirft mich von einer Ecke in die nächste, raubt mir meinen (bisherigen) Verstand, um mir einen neuen, klareren einzusetzen. Richtig anarchisch - ja liebe Anarchistin, benimmt sich die Analyse. Sie stellt alles auf den Kopf.

Vielleicht kann ich das alles selber noch nicht glauben, was da auf mich zukommt. Seltsam, diese Kraft habe ich vorher nie gekannt und auch nicht angenommen, dass es sie gibt!

Mein Mißtrauen wird aber auch aus den ewigen Kritiken der analyse gegenüber gespeist. Wenn ich lese, "Warum nehmen Sie einen langen Weg zum Ziel, wenn es doch auch einen kurzen gibt?" (Vergleich zur VT), dann macht mich das trotz aller Polemik auch nachdenklich. Oder blöde Bemerkungen wie: "Ach - und vom Quatschen allein, da soll dann Veränderung kommen? Und - wenn Du dann mit dem Quatschen fertig bist, bist du dann 30 kg leichter und total glücklich?" Ich weiß, dass ich das nicht so ernst nehmen brauche. Aber es nagt an mir.

Dass sich unsichtbare Dinge, also eigene Einstellungen, Gefühle, Ansichten, Meinungen usw. durch eine Analyse ändern, das hat mir eingeleuchtet. Ich wollte aber gern auch mal wissen, ob sie auch sichtbare Veränderungen Wink schafft???

Gibt es noch Wunder?

Nachdenkliche Grüße
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anarchistin
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Post Fri, 28.Sep.07, 9:57      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

hy ich bin auch in therapie und war auch der meinung das das reden nicht hilft- aber es hilft ich fühl mich danach immer leichter. so -als ob ich immer wieder ein stück ärger dort lassen würde. also seelisch leichter.. Very Happy klar geht nix von einem tag a.den andren...aber es hilft. ist doch egal was andre sagen oder? DIR muss es besser gehn! und abnehmen geht in deiner lage auch nur wenn du die kraft dazu hast und es nicht mehr mit liebe gleichsetzt das essen Exclamation

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Post Fri, 28.Sep.07, 10:16      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

Quote:
Ich habe so den Eindruck, je näher ich der Wahrheit komme, umsomehr packt mich dieser Prozess, wirft mich von einer Ecke in die nächste, raubt mir meinen (bisherigen) Verstand, um mir einen neuen, klareren einzusetzen.


wunderschön beschrieben Very Happy

Quote:
Mein Mißtrauen wird aber auch aus den ewigen Kritiken der analyse gegenüber gespeist.
gute beobachtung... du ziehst dir diese anderen sichten eben auch rein - vielleicht um dein misstrauen (noch) zu nähren. (anstatt dich anders zu nähren, nämlich mit der kraft der neuen gedanken, gefühle und der positiven beziehung ... ?? und es funktioniert ja auch zwinkernd.. dein gutes gefühl der analyse gegenüber ... s.o. ... untergräbst du selbst damit... weil du deinen gefühlen nicht trauen magst ? ... denn "nur" reden ist das nicht - diese kraft, die alles auf den kopf zu stellen vermag...und das spürst du ja auch grinsend
hab geduld mit dir und deinem misstrauen .. ach ja.. und sprich darüber mit deinem analytiker zwinkernd..

alles gute für dich!

carö

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Post Sat, 29.Sep.07, 10:58      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

Hallo Dunkleseide,

ich habe vor mehr als 8 Jahren meine Analyse auch (vordergründig zumindest) wegen meiner Essstörung (Bulimie) begonnen. Auch ich wollte niemanden, der mir sagt, wann ich was zu essen habe, und dass ich es doch bitte nicht gleich wieder erbreche. Das wusste ich alles selbst. Vielmehr suchte ich jemanden, der mir erklärt, was da in und mit mir passiert und genau das ist in meiner Analyse passiert.

Das Essen und Erbrechen trat immer mehr in den Hintergrund bis es auf wundersame Weise fast gänzlich verschwand. Ich kann dir bis heute nicht erklären, wie genau das vor sich ging, zumal wir in der Therapie kein einziges Mal darüber sprachen, wie ich mein Essverhalten ändern sollte/könnte. Das kam von ganz alleine, je mehr ich über die Hintergründe wusste.

Deine Zweifel sind völlig in Ordnung, wichtig finde ich aber, dass du das innerhalb der Analyse besprichst. Zweifel treten vielleicht immer wieder auf und man kann oder sollte schauen, woher sie rühren und was sie dir (und auch deinem Analytiker) sagen wollen. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung und ist es wert, genauer betrachtet zu werden.

Um die Frage "Psychoanalyse bei Essstörungen - ja oder nein" zu beantworten: ich kann ganz klar dazu raten und das, was ich bisher von dir lese, klingt so, als wärst du absolut auf dem richtigen Weg!

Alles Gute dir!

anna

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Post Sun, 30.Sep.07, 17:49      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

Liebe Anna,

vielen vielen Dank für Deine mutmachende Geschichte!!!! knuddel Ich merke richtig, wie Gutes in mich strömt, wenn ich das lese! Ich musste auch schmunzeln, denn, ja - sehr genau - mein Analytiker sagt auch kein Sterbenswörtchen über irgendwelche Essens- und Bewegunspläne. Das ist eben auch so (unglaublich) schön, er traut mir zu, dass ich das selber weiß (eben nicht die doofe Dicke, die einfach den Unterschied zwischen Selber-Kochen und Fast Food nicht kennt und die man einfach mal aufklären muss...)! Nein - er kümmert sich ausschließlich um den Hintergrund!

Und Danke Blumen für dich Carö! Geduld mit meinem Mißtrauen, das ist eine gute Aufgabe! Es lässt ja auch viel erkennen.

Ich wünsche Euch auch alles Liebe! Eure D.
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Post Thu, 04.Oct.07, 21:34      Re: Psychoanalyse bei Eßstörung Reply with quoteBack to top

Hallo Dunkleseide!

Ich sehe eine Analyse als enorme Bereicherung, auch wenn es viele Kritiken gibt, letztendlich bemerkst du ja für dich selbst schon kleine Veränderungen, und da wirst du dich bestimmt nicht täuschen. Vertraue auf dein Gefühl.

Bin seit 2 Jahren in Analyse und bin absolut froh darüber diesen Schritt damals getan zu haben. Ich hatte erst nach ca. einem Jahr den Mut und auch das Bewußtsein über meine Essstörung zu sprechen. Da es nicht an meinem Gewicht/Äußeren sichtbar war (früher schon) - soviel zu "SELBSTBETRUG" - und die große Hoffnung vorhanden war es doch alleine zu schaffen. Vieles andere wurde davor analysiert und Symptome (z.B starke Schlafstörungen) verschwanden, irgendwie ist immer alles in Bewegung und geht in kleinen Schritten voran, das motiviert einfach.

Du bist sicher auf dem richtigen Weg, alles Liebe.
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