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Cora77
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Post Mon, 01.Oct.07, 11:43      Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo, ich mache seit 7 Jahren eine Therapie (Tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie) und habe den Eindruck, dass ich meine problematischen Verhaltensweisen in der Beziehung zu meiner Therapeutin einfach immer wiederhole und verfestige und nichts ändere.

Mal etwas altklug und knapp gesagt glaube ich, dass ich in der Mutter-Übertragung stecken bleibe und die einfach nicht aufgelöst kriege.
Meine Therapeutin hat mittlerweile das Gefühl, dass sie mit mir nicht weiterkommt und hat mir nahe gelegt, die Therapie bei ihr zu beenden. Ich bin ziemlich verzweifelt deshalb und weiß nicht recht, was ich jetzt tun soll. Ich komme mir vor wie ein hoffnungsloser Fall, weil ich bestimmte Entwicklungsschritte, die sie erwartet, noch nicht gemacht habe.

Und ich frage mich natürlich auch, ob diese Übertragung wirklich wie eine Art von Unwetter zu betrachten ist, bei der weder ich noch die Therapeutin was dafür tun kann, dass es sich auch wieder auflöst. Das kann doch irgendwie nicht sein, oder?

Ich würde mich freuen, wenn ich dazu ein paar Anregungen bekommen könnte.

Cora
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gompert
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Post Mon, 01.Oct.07, 13:10      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Mir geht es ähnlich, Cora77. Auch mir gibt der Therapeut zu verstehen daβ konkrete Schritte angesagt sind. Ich will nicht. Ich will weiter plappern von meinen interessanten Erlebnissen, Liebschaften, Einsichten und vom groβen Unrecht mir angetan... Er gähnt ab und zu und nervt mich damit enorm. Ich empfinde nun Lust einen Konflikt herbeizuführen, wüsste aber bei Gott nicht wie ich diesem liebenswürdigen Helfer was vorwerfen könnte. Ich kenne ihn noch kaum. Nach einer Gruppentherapie kam ich bei ihm in persönliche Behandlung.

Deine Therapeutin mag dich mit deinem Problem nun aus dem Nest schieben wie eine Vogelmutter ihr Junges, damit es fliegt. So will sie die Übertragung beendet sehen. Nicht wie du. Es ist schon miserabel daβ man schluβendlich selber entscheiden muβ ob man ein hoffnungsloser Fall ist......Mir ist es im Moment als ob sterben mir lieber wäre als diese höllische Sekunde der Einsamkeit wo ich mein Leben in die eigene Hand nehme und fliege....
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Karola
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Post Mon, 01.Oct.07, 13:50      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Cora,

da das Problem mit der Übertagung ja häufig vorkommt, müsste ein guter Therapeut eigentlich damit umgehen können. Meine hat sie leider auch nicht gut aufgelöst, sondern meine Abhängigkeit wurde nur weniger, weil sie sich ein paarmal nicht mehr so verständnisvoll bzw. schon schroff verhalten hat Confused . Aber mit Provokationen sollte eine Übertragung eigentlich nicht aufgelöst werden, das Kernproblem ist damit ja nicht gelöst. Shocked

Karola
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Cora77
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Post Mon, 01.Oct.07, 14:15      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Karola,

das, was du beschreibst, war mein Eindruck auch - das ganze Jahr über schon.

Dennoch ist es jetzt im Rückblick auf die letzten Monate so, dass ich den Eindruck habe, dass es einen Zeitpunkt gab, an dem hat sie sich bildlich gesprochen umgedreht, abgewendet.
Das kam mir vor, als säße plötzlich eine andere Frau vor mir, sie hatte völlig ungewöhnte Verhaltensweisen, war total leicht genervt, hat mir ständig erzählt, dass ich nun schon wieder xy mache, das müsste ich doch langsam kapiert haben, hat an einzelnen Wörtern rumkritisiert, die ich beim Erzählen verwendete und wirkte oft bocklos - anders kann ich es nicht beschreiben.
Und im Kern fühlte sich das so an, als hätte sie mir plötzlich ihr Verständnis entzogen. Das hat mich total zurückgeworfen.

Als "brave Klientin" habe ich natürlich zunächst daran gedacht, dass ich wahrscheinlich alle möglichen Aversionen und Widerstände in sie reinprojiziere. Aber auch diese therapeutische Allround-Waffe hat ihre Grenze, finde ich. Ich bin ich mittlerweile sicher, dass sie einfach resigniert hat und in ihren Augen kein Land in Sicht ist.

Aber warum kann sie mir das nicht mitteilen? Wieso muss sie mich quasi wegbeißen?
Was bitte soll ich denn daran lernen?

Bin im Augenblick immer so zwischen total geladen und völlig zerknirscht.
Sauer bin ich, weil ich nicht will, dass sie so mit mir umgeht und dass ich mich frage, was denn die Beziehung, die ich zu ihr gefühlt habe, eigentlich ausgemacht hat. War da doch nichts, keine Basis, keine Verbindung??
Zerknirscht bin ich, wenn ich auf dem Trip bin, dass ich die Therapie in den Sand gesetzt habe, weil ich so bin, wie ich bin.

Ist das nicht ihr Job, dass sie regulierend die Zügel an den Orten in der Hand behält, an denen ich nicht weiterkomme? Oder wälze ich Verantwortung auf sie ab, die ich habe? Ich weiß echt gar nix mehr...

Cora
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Troja
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Post Mon, 01.Oct.07, 18:07      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Cora,

du fragst "Wer beendet die Übertragung?". Übertragung ist ein Prozess, der nicht aktiv von einem der Beteiligten beendet wird, sondern sie löst sich langsam auf. Soll heißen, aufgrund der Hinweise und Deutungen des Therapeuten, erkennst du mit der Zeit, dass und was du überträgst. Du verstehst auf emotionaler Ebene (nicht nur im Kopf) was du auf deine Therapeutin projizierst und was sie wirklich tut. Bei dir scheint dies aus Gründen, die ich nicht kenne, nicht richtig zu klappen. Im Gegenteil du erlebst deine Therapeutin immer mehr als genervt, lustlos, dich kritisierend, dich wie du schreibst wegbeißend. Was hat sich verändert im Gegensatz zu früher?
Was kannst du tun? Ansprechen, darüber reden, herausfinden, wo es immer wieder kippt.

Ich hatte auch vor ein paar Jahren einmal eine etwas längere Phase, wo ich mit meinem Analytiker nicht zurechtkam. Ich empfand ihn als genervt, gereizt und emotional reagierend. Ein Satz von mir und wir haben einen immer wieder gleich ablaufenden, streitähnlichen Wortwechsel gehabt. Er hat mir damals auch ein Therapieende in absehbarer Zeit nahe gelegt, mit dem Hinweis, dass er bestimmte Einschränkungen hätte und wir wohl nur bis zu einem bestimmten Punkt gemeinsam gehen könnten. Mit einem anderen Therapeuten könnte ich weiter kommen. Ich empfand diese Bemerkung von ihm, dass es an uns beiden liegt, sehr befreiend. Allerdings wollte ich bei ihm bleiben und bin zu einer Beratungsstunde bei einem anderen Analytiker gewesen. Das gab mir damals eine neue Perspektive und hat die Beziehung zu meinem Analytiker völlig verändert, nachdem ich ihm über dieses Gespräch berichtet habe. Wir sind gemeinsam in der Zwischenzeit sehr, sehr viel weiter gekommen und ich werde meine Analyse demnächst beenden. Wir haben oft darüber gesprochen, was sich verändert hat. Mein Analytiker hat mir zugestanden, dass er Fehler gemacht hat und mit mir gemeinsam gelernt hat, wie er mir am besten hilft. Die Übertragung hat sich seitdem verändert und löst sich jetzt ziemlich auf, was sich auch darin äußert, dass mir mein Analytiker Rückmeldungen über sich gibt oder ich seine Reaktionen einschätze. Er beantwortet mir auch Fragen und eine reale Beziehung oder vielleicht eine deutlich realere als früher steht im Mittelpunkt.

Alles Gute
Troja
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carö
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Post Mon, 01.Oct.07, 18:47      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

hallo troja,

würdest du sagen, eine übertragung kann sich vollständig auflösen ? muss sie sich vollständig auflösen? und was, wenn nicht ?

was bedeutet "realere beziehung" ? heisst das nun, deine übertragungsbeziehung hat sich soweit aufgelöst, dass begegnungen ausserhalb der therapie möglich und vorstellbar sind ? find das jetzt verwirrend.

wäre schön, wenn du dazu was schreiben könntest alien

LG von carö

_________________
Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können.
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Cora77
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Post Tue, 02.Oct.07, 8:38      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Troja,

ich habe bewußt etwas überspitzt die Formulierung "Wer beendet die Übertragung" gewählt.
Das kommt wohl auch daher, dass ich im Augenblick das beklemmende Gefühl von persönlichem Scheitern mit mir rumschleppe.
Deshalb treibt mich im Augenblick die Frage um, wer denn bei diesem Ablauf die Zügel in der Hand hält, das ist ja kein Automatismus, oder?

Weil "sie löst sich langsam auf" ist mir zu unklar. Und das kann ja scheinbar auch nicht eintreten und ist kein zwangsläufig erfolgreicher Ablauf. Und wenn die Übertragung zu stark bestehen bleibt, was macht man denn dann? Ich habe ja keinen Knopf, auf den ich bei mir drücken kann...

Wir haben sehr viel und intensiv gearbeitet, mein Kopf hat auch vieles kapiert, aber scheinbar ist einiges nicht auf der emotionalen Ebene angelangt. Und was nun?
Bin wirklich ratlos und komme mir vor wie ein hoffnungsloser Fall.

Cora
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Karola
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Post Tue, 02.Oct.07, 14:03      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Cora,

Quote:
Das kommt wohl auch daher, dass ich im Augenblick das beklemmende Gefühl von persönlichem Scheitern mit mir rumschleppe


Das finde ich sehr schade, dass Du quasi Dir alleine die Schuld gibst für die missglückte Therapie. Kommt aber sicher auch, weil Deine Therapeutin Dich vor die Tür setzen will (hörte sich so an). Bei mir ist es so, dass ich zwar weitermachen könnte, aber von mir aus nach vielen Vorfällen und Meinungsverschiedenheiten nicht mehr mag. Vertrauen ist zerstört Confused Trotzdem hat sich die Übertragung noch lange nicht gelöst und ich würde in einer erneuten Therapie sicher auch wieder schnell sehr abhängig werden.

Quote:
Dennoch ist es jetzt im Rückblick auf die letzten Monate so, dass ich den Eindruck habe, dass es einen Zeitpunkt gab, an dem hat sie sich bildlich gesprochen umgedreht, abgewendet


Ich verstehe auch nicht, wie man mit so einer Methode versucht, jemanden aus der Reserve zu locken. Was soll das bringen? Sicher ist es klar, dass ein Therapeut nach einer gewissen Zeit nicht nur Verständnis zeigen sollte, denn sonst würde man auch nicht weiterkommen. Aber so eine krasse Wendung um 180Grad kann es auch nicht sein. Das geht auf Kosten des Vertrauens bzw. Du fragst Dich ja jetzt schon, ob ihr Verständnis am Anfang überhaupt "echt" gewesen ist.

Karola
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Cora77
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Post Tue, 02.Oct.07, 15:04      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Karola,

magst du ein bißchen mehr dazu sagen, was du mit "abhängig" meinst im Zusammenhang mit "Übertragung"?

Das mit der Abhängigkeit war auch in meiner Therapie für mich oft ein Thema, besonders als ich merkte, was dieser Übertragungs-Flash mit mir gemacht hat, als es damit losging.

Cora
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hippogriff
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Post Tue, 02.Oct.07, 16:59      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Liebe carö,

Quote:
was bedeutet "realere beziehung" ? heisst das nun, deine übertragungsbeziehung hat sich soweit aufgelöst, dass begegnungen ausserhalb der therapie möglich und vorstellbar sind ? find das jetzt verwirrend.


das meint vermutlich eher, dass du deinem Therapeuten nicht mehr alles mögliche "anhängst", was eigentlich jemand anderem gilt. Oder dass du das schneller merkst, wenn du das gerade tun möchtest. Oder dass du hinterher merkst, wenn du das getan hast. Und dass ein Gespräch darüber möglich ist.
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Troja
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Post Wed, 03.Oct.07, 17:33      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Liebe carö,

ich meinte es so wie hippogriff schreibt. Vor allem den ersten Teil: dass du deinem Analytiker nicht mehr alles Mögliche "anhängst". Dass du ihn mehr und mehr als "normalen" Menschen wahrnimmst und beispielsweise nicht erschrocken oder beleidigt bist, wenn er sich unanalytisch verhält. Unanalytisch im Sinne, dass er mehr redet, mehr von sich preis gibt, Reaktionen zeigt, natürlich innerhalb eines bestimmten Rahmens. Nicht mit dem Ziel einer Begegnung außerhalb der Therapie, sondern mit dem Ziel, dass du ihn innerlich nicht auf einem überhöhten Podest stehen läßt oder ihm unrealistische Fähigkeiten und Kompetenzen zuschreibst.

H. Thomä, H. Kächele (Lehrbuch der psychoanalytischen Therapie, Springer, 1996) schreiben beispielsweise dazu:
Quote:
Der Patient hat ein zunehmendes Verständnis für den Unterschied "der Analytiker als professionelle Person" und "der Analytiker als Übertragungsobjekt" entwickelt.

Frau I. Rieber-Hunscha (Zerreißproben, Psychosozial-Verlag, 1996) formuliert dies folgendermaßen im Kapitel "Abschlußphase der psychoanalytischen Psychotherapie":
Quote:
Aber das Erkennen (z.B. Versprechen, Fehlleistungen) sowie das offene und direkte Bearbeiten von unbewußten Reaktionen des Analytikers kann dem Patienten dabei helfen, das durch die Übertragung verzerrte Bild des Analytikers mit der Realität zunehmend in Einklang zu bringen.
Wenn ich mich als Mensch mit eigenen Widersprüchen in der Abschlußphase einer analytischen Behandlung meinem Patienten direkt offenbarte, ohne dabei meine persönliche und private Abstinenz als Analytiker aufzugeben, habe ich oft erlebt, wie heftig sich diese Patienten noch dagegen wehrten, ihr phantasiertes inneres Übertragungsbild von mir zu verändern, weil die Anerkennung der Realität meiner Person für sie mit einem schmerzhaften Verlust ihres eigenen, noch von Anderen abhängigen Selbstbildes verbunden war. Erst durch konfrontierende Deutungen konnten sich diese Patienten ihrer immer noch zu unrealistischen Übertragungsphantasien bewußt werden und sich allmählich davon lösen.
Die im Alltag wesentliche Fähigkeit, zwischen Phantasie und Realität zu unterscheiden, kann gerade an der Auflösung der Übertragungsbeziehung in dieser Phase durch die analytische Technik geübt und korrigiert werden.

Vollständig wird sich die Übertragung nicht auflösen, es geht um die großen Blöcke und wie schon oben gesagt ein realistisches Bild.
Außerdem steckt in jeder Beziehung ein bißchen Übertragung. Hallo!


Liebe Cora,

ich denke, ich kann dein Problem schon nachvollziehen. Leider gibt es keine einfache Lösung. Ein Punkt, der mir wichtig erscheint, ist die Frage der Schuld. So wie du keinen Knopf hast, um die Übertragung bewußt abzustellen, so hat auch deine Therapeutin keinen Schalter, den sie drücken könnte. Ich stimme dir zu, dass es in ihrer Verantwortung liegt, den Prozess im Auge zu behalten und dir Hinweise/Deutungen zur Übertragung zu geben. Ich glaube jedoch, dass sich nicht herausfinden läßt, wer von euch beiden seiner Verantwortung nicht nachgekommen ist, sodass ihr euch jetzt in dieser unbefriedigenden Situation befindet. Oft ist das eine Verkettung von Reaktionen auf beiden Seiten. Die Klärung dieser Frage nützt dir im Grunde nicht. Ich fände es für dich hilfreicher, Kräfte und Energie darauf zu konzentrieren aus dieser Pattsituation wieder herauszukommen.
Du hast mit deiner Therapeutin schon viele Jahre sehr intensiv gearbeitet und hast dabei die Erfahrung gemacht, dass es auch andere Zeiten gab, wo du weitergekommen bist, wo du dich wohl und sicher gefühlt hast, wo du Fortschritte gemacht und eine Menge über dich verstanden hast. Sonst wärst du doch sicherlich nicht so lange geblieben. Deine Therapie ist nicht gescheitert, auch wenn du dich jetzt in einer sehr schwierigen Phase befindest. Das, was du erreicht hast, bleibt dir. Du bist auch kein hoffnungsloser Fall, denn wenn du zwischendurch nicht Erfolge erlebt hättest, hättest du wohl nicht so viele Jahre weitergemacht. Kannst du diese Tatsachen auch sehen, obwohl deine Versagensängste gerade schwer ins Gewicht fallen?

Das einzige Mittel, das ich kenne, ist darüber mit der Therapeutin sprechen, immer wieder, solange bis ihr eine Lösung findet. Die Lösung könnte auch sein, dass du bei ihr aufhörst. Aber selbst dann sollte dies durchgesprochen werden und das Ende gemeinsam angegangen werden.

Zum Thema Abhängigkeit fällt mir folgendes ein. Über viele Jahre gehst du schon zu deiner Therapeutin, kennst den Ablauf der Stunden, bist mit ihr vertraut, hast ein Wohlgefühl, eine bestimmte Sicherheit und Regelmäßigkeit. Aus einer Gewohnheit (nicht nur Menschen gegenüber sondern auch Dingen oder Tieren) kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Das ist jetzt nicht sofort und immer der Ausdruck einer Störung, sondern vielmehr ein menschliches Verhalten, dass man das, was einem Befriedigung gibt, unbedingt behalten möchte. Auch hier kann ich dir nur raten, das Thema wieder anzusprechen und herauszufinden, was für dich persönlich aufgrund deiner Lebensgeschichte dahinterliegt.

Lieben Gruß von
Troja
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Cora77
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Post Mon, 08.Oct.07, 10:27      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Troja,

dein Beitrag hat mir sehr gut getan - ich glaube, ich brauche im Augenblick möglichst klare Worte.

Mir selbst geht es nicht so sehr um die Frage der Schuld. Therapie ist ein Weg, auch wenn das etwas abgedroschen klingt, und auch Umwege, vermeindliche Sackgassen und holprige Strecken sind Teil meines Prozesses.

Ich habe einfach das Gefühl, meine Therapeutin ist frustriert, dass ich nicht so weit bin, wie ich ihrer Meinung nach sein sollte. Sie selbst fängt immer wieder davon an, dass sie alles ihr mögliche getan hätte und sich keiner Schuld bewußt ist, wenn ich ab und zu Reaktionen zeige, die ihr verdeutlichen, dass ich sie scheinbar immer noch manchmal mit meiner Mutter verwechsle - so etwa sagt sie das.

Schon wenn ich das schreibe, sitzt wieder die therapeutisch angelernte Schere im Kopf, die sagt: ALLES Projektion, alles, was du über sie denkst, ist nur nur nur Projektion. Da gibt es keine Realität... - Kann ich meine Wahrnehmung total in die Tonne treten, wenn ich da sitze? Ist alles von der Nebelmaschine Übertragung eingelullt? - Sie hat keinen Bock mehr - das ist dennoch meine Wahrnehmung.)

Die Arbeit mit ihr war klasse und abenteuerlich und sicher, finde ich. Ich bin völlig woanders als zum Anfang der Therapie und das ist gut so! Wir haben die ganze Zeit gerackert und gemeinsam in alle möglichen Höhlen geschaut und fast jeden Stein dort umgedreht. Umso schwieriger finde ich es, wenn meine Therapeutin mir im Augenblick das Gefühl gibt, ich hätte es nicht gepackt.

Ich kann das mit ihr nicht mehr wirklich besprechen - sie gibt mir noch 2 Stunden.

Viele Grüße
Cora
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Troja
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Post Mon, 08.Oct.07, 11:25      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Cora,

das ist hart, dass sie dir nur mehr zwei Stunden gibt. Mich macht das beim Lesen ganz traurig wie deine Therapeutin am Ende mit dir umgeht. Ich kann dir nachempfinden, dass du dich sehr verunsichert fühlst. Da ich mich selbst in einer Abschlussphase befinde, bin ich bei diesem Thema sehr sensibel.
Wann hat sie dir das Ende angekündigt? Also wieviel Zeit hat sie dir gegeben zwischen Ankündigung des Endes und dem endgültigen letzten Termin? Wie planst du mit den letzten zwei Stunden umzugehen?

Weißt du, ich glaube ganz fest, dass deine Gefühle nicht alle auf Übertragung zurückzuführen sind. Da ist auch ein realer Anteil dabei, es ist sicher nicht ALLES Projektion. Ich schreibe das, weil ich es aus meiner Analyse kenne, dass ich meinen Analytiker richtig einschätze und ihm bestimmte Emotionen und Affekte zuschreibe, die er mir auch bestätigt hat. Du kennst nach der langen Zeit deine Therapeutin ebenfalls gut und hast ihre Reaktionen auch schon oft erlebt. Du kannst da ein Stückchen weit auch auf dich vertrauen.
Und es gibt auch die analytische Weisheit, dass in jeder Übertragung ein wahrer Kern steckt. Wie ein klitzekleiner Kondensationskern, um den sich dann die große Wolke Übertragung bildet. Das jetzt bitte nicht falsch verstehen.


Cora77 wrote:
Umso schwieriger finde ich es, wenn meine Therapeutin mir im Augenblick das Gefühl gibt, ich hätte es nicht gepackt.

Das hat sie aber nicht so gesagt - oder? Shocked
Was genau meinst du, hast du nicht gepackt? Was ist "es"? Denn gepackt hast du sehr, sehr viel. Themen, an denen du weiterarbeiten kannst, wird es immer geben. Und was nicht zu unterschätzen ist, am Ende einer langen Therapie holen viele Patienten alte Symptome oder Verhaltensweisen hervor, die sie im Grunde schon abgelegt oder verbessert hatten.
Mein Analytiker hat mir schon mehrfach erklärt, dass ich die Bedeutung meiner Analyse für mich erst einige Zeit nach Beendigung richtig einschätzen kann, weil sich erst dann vieles gesetzt, eingeordnet und integriert hat. Die Einschätzungen, die ich jetzt habe sind nicht falsch, nur eben nicht endgültig, weil ich mich noch im Prozess der Analyse befinde. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es bei dir genauso ist.

Liebe Cora, ich wünsch dir alles Gute hug
Troja
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Cora77
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Post Wed, 10.Oct.07, 9:35      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Hallo Troja,

darf ich fragen, warum du in einer Abschlussphase bist? Entschluss von dir? Von beiden?

Zum Thema "nicht gepackt":
Sie hat gesagt, dass sie den Eindruck hat, dass sie mit mir nicht mehr weiterkommt, weil ich mich nicht ausreichend anvertraue. Also habe ich in den ganzen Jahren scheinbar mein Misstrauen nicht ausreichend besiegt, trotz Durcharbeitung aller möglichen Themen, immer und immer wieder.
Das meine ich mit "nicht gepackt" - ich hatte die Chance, meine Obermacke "Misstrauen" zu verändern mit jemandem, der wirklich mein Vertrauen verdient und habe sie nicht ergriffen. Wenn ich das zur Erläuterung mal aufsplitte: Ein Teil von mir hat seine Angst behalten und immer wieder ins Fluchthorn geblasen während der andere Teil versucht hat, sich anzuvertrauen. So ungefähr würde ich das beschreiben...

Sie hat mein Misstrauen nicht verdient, sie hat mir nie Anlass gegeben, an ihrer Zuwendung zu zweifeln. Und jetzt hat sie eben genug von meiner "Unbelehrbarkeit"....

Ich weiss noch nicht, was ich in den letzten Stunden machen werde. Die scheinbar häufig gewählte Variante, das Erreichte noch mal Revue passieren zu lassen, kommt mir total merkwürdig vor gegenüber jemandem, der ja gerade das Gefühl hat, da ist nicht besonders viel rausgekommen. ICH sehe das anders - aber meine Therapeutin eben nicht...
Alles verzwickt....
Cora
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tanzendes_irrlicht
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Post Wed, 10.Oct.07, 10:25      Re: Wer beendet die Übertragung? Reply with quoteBack to top

Cora,

sagst Du eigentlich manchmal?: Ich hab keinen Bock mehr, ich geh!


Irrlicht

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Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M.
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