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cappucino
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Post Sat, 06.Oct.07, 10:58      Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo,

kurz meine Geschichte :

94 Schule mit ADS und HB verlassen,
von 95 - 98 klassische Drogenkarriere: Kiffen, LSD, E, Heroin und vor allem: Benzos. Die waren mir am liebsten ohne alles, einfach nur diese Mittel, fertig.

Langzeittherapie in einer Hardcoreeinrichtung (15 Monate), danach 2 Jahre clean.
2001 - 2002 massiver Rückfall mit Benzos und Alk, Totalabsturz, Job verloren, Freundin verloren, also ab ins Obdachlosenheim. Dann innerhalb von 5 Monaten Freundin gefunden, Job gefunden, Wohnung gefunden, clean geworden (Benzoentzug alleine, in einem Hotelzimmer) gemacht, und auch geblieben. (Ritalin nahm ich wegen ADS auch, aber das habe ich irgendwie nicht missbraucht, sondern lieber nicht genommen).

Dann ambulante Therapie, mit super Erfolg, es folgten 4,5 saubere Jahre, habe studiert, einen Klasse Job, meine Freundin habe ich immer noch, und sie ist nun auch ausgelernt. (ist 24 Jahre alt). Finanziell unabhängig, eigentlich alles in Ordnung.

Aber dann gings los: Ein Kollege starb an Krebs, jämmerlich und qualvoll, er rauchte stark und die Diff Diag. vom Doc bezog sich auf ein Kehlkopfkrebsgeschwür, das ausschließlich durch das Rauchen und erbliche Prädispositionen zurück zu führen sei. Ich rauchte bis zu diesem Zeitpunkt auch seit 10 Jahren stark. Ich bekam Angst, Paranoia, und stellte mein Leben um. Ich hörte schlagartig mit dem Rauchen auf, begann wieder Leistungssport zu treiben, (tgl. 10km laufen) trank nur noch Leitungswasser und aß Gemüse und ernährte mich gesund. Ein herrliches Gefühl, endlich war ich frei, frei von allen Süchten.

Doch dann sah ich Miklos Fehér im internet, ein Profifussballer, der einfach tot umfiel, weil die Pumpe versagte und nun hatte ich Schiss, dass mir das auch passiert und lief weniger. Da ich früher Leistungssport trieb und noch sehr fit bin, war das natürlich stinköde.

Zwischendurch hatte ich immer mal wieder kleinere, 1 Woche andauernde Rückfälle, die ich wieder in den Griff bekam und dann wieder monatelang clean war.

Ich also zu einem Doc, Demetrin (Prazepam mit genau so langer Halbwertzeit wie Valium) verschreiben lassen und eingenommen.

Ich muss dazu sagen, mein erster, großer Rückfall mit Totalabsturz kam durch eine riesen BES Paranoia die ich hatte, es ist also an zu nehmen, dass ich eine Angsterkrankung habe, die behandelt werden muss, aber nicht mit diesem Mittel.

Seit nunmehr 8 Wochen nehm ich täglich 2 Tabletten, gut versteckt, weil meine Freundin mich sonst verlassen würde und habe Angst, das Zeug ab zu setzen, weil ich den Entzug kenne und ich diesen als ehr schlimm erlebe.

Klinik geht nicht, habe eine wichtige, berufliche Position, in welcher man das nicht wissen darf und wo ich auch unabkömmlich bin.

Was meint ihr, wenn ich langsam reduziere, sollte das doch eigentlich gehen, oder?

Der Wille, das Zeug weg zu bekommen ist einhundertprozentig da und wird mit keinem "Aber" getrübt.

Wäre für Hilfe dankbar.

Gruß

Das Getränk

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comus
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Post Sat, 06.Oct.07, 12:17      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo cappucino,

Willkommen im Forum. Very Happy

Hinter dir liegen bewegte Jahre und beim Lesen deines Beitrags hatte ich das Gefühl du bist ein Mensch der immer zwischen den Extremen lebt, alles oder nichts. Egal ob das jetzt die Drogen sind oder der Sport, ebenso der Beruf ein gesundes Mittelmaß bei all dem zu finden fällt dir sehr schwer, bzw. ist unmöglich.

Hm, was die Benzos betrifft in einem Forum Medikamententipps abzugeben ist gefährlich und unseriös. Dennoch meine persönliche Meinung dazu ist, mit sofort absetzen würde ich es nicht probieren, wegen den bekannten Nebenwirkungen und Entzugserscheinungen. Daher sprich bitte mit deinem Arzt wie das Ausschleichen am Besten stattfinden kann.

LG, comus

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Nachtvogel
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Post Sat, 06.Oct.07, 16:21      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo!

Ich fände es vor allem wichtig, dahinter zu kommen, warum du diese Benzos so "dringend" brauchst, also immer wieder rückfällig wirst.
Ich habe selbst mal über eine längere Zeit Oxazepam eingenommen - das ist mir damals wegen Depressionen und Selbstmordgefährdung verschrieben worden. Wurden die Depris zu schlimm, war es für mich eine Art Recet-Knopf. Half auch beim Einschlafen, weil ich sonst nachts im Bett vermutlich verrückt geworden wäre wegen all der depressiven Gedanken. Das Benzo hat den "Krampf" im Gehirn irgendwie gelöst, auch alle Muskeln entspannt - und ich konnte einschlafen. Gleichzeitig hatte ich eine Psychotherapie begonnen - wobei sowas natürlich seine Zeit braucht.
Ich habe das Benzo in schwierigen Phasen (schwere - mittelschwere Depri + Arbeitslosigkeit) zum Teil fast 1/2 Jahr durchgehend abends genommen, manchmal bei Krisen auch etwas am Tage. Die Dosen waren gering - aber natürlich wird man bei so einer Zeit auch abhängig, auch wenn sich das bei mir nicht in Form von Abstürzen oder sichtlichem Missbrauch äusserlich gezeigt hat (hatte aber Entzugserscheinungen wie Schlaflosigkeit, Kopfweh und Reizbarkeit, wenn ich von heut auf morgen aufgehört habe). Ich bin die Abhängigkeit dann durch Ausschleichen losgeworden - und zwar durch sehr langsames: immer wieder eine Ecke von der Tablette abgeknickt, bis ich dann von 15 mg auf ca. 7 mg/Tag war, dann auf 3,5 - und von da bin ich dann ganz runter. Hat vermutlich 1-2 Monate gedauert, so genau habe ich das nicht verfolgt.

Der Unterschied zu dir: Mir geht es jetzt wesentlich besser als damals, als ich es verschrieben bekommen habe. Mehrere Jahre Therapie haben mir geholfen, meine Probleme zu erkennen, die Depression taucht nur noch in sehr abgeschwächter Form dann und wann auf, ich habe wieder Energie und Lebenswillen, und Probleme machen mich nicht mehr so fertig. Ich habe also gar nicht das Bedürfnis, nach Oxazepam zu greifen, obwohl ich davon noch 1/3 Dose im Küchenschrank stehen habe.

Meine Meinung:
Ich würde an deiner Stelle mich um Psychotherapie kümmern, um der psychologischen Ursache, die deine immer wiederkehrenden Abstürze mitsichbringt, auf die Spur zu kommen. Nur so wirst du das Problem wohl wirklich und dauerhaft los.

LG, Nachtvogel
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Post Sat, 06.Oct.07, 18:07      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

hey ich war auch schwer auf benzo (und andren sachen) ich halte viel davon es zu reduzieren- lass dich dabei von nem arzt begleiten...nur zur sicherheit. du wiesst ja sicher das man da echt böse halluzinationen/zuckungen/schlafprobleme kriegt. körperlich is eigt. alles ok bis auf das schwitzn...
ich hab zuerst die menge reduziert bis ich mir dachte- ok- das is jetz annehmbar um mich komplett kalt davon runterzulassen und hab dann als ich nur mehr auf 10stk. benzos war alles komplett weggelassen...weil ich mir halt dachte- naja 10stk is ja nimer viel!
war ur heftig...aber: ich bin clean (nach ein paar rückfällen..) und das schon seit jahren..was für ein ABER gibts denn bei dir das du dir das ansch. noch nciht so ganz "ohne"vorstelln kannst? reichts denn nciht das soviele leut an den nebenwirkungen sterben (auch wenn das teilw. erst jahre später rauskommt...)?

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Lisa29
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Post Sat, 06.Oct.07, 22:16      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Ich hab den Thread gelesen und frage mich wie man das überhaupt macht von einem Medikament abhängig zu werden, daß doch verschrieben werden muß. Ist wahrscheinlich sehr naiv von mir, aber verschreiben das Ärzte in solchen Mengen oder gibt´s da nen Schwarzmarkt? Nicht das ich was in die Richtung vor hätte. Ich nehm zwar im Notfall auch mal ne halbe Schlaftablette, aber das war´s auch schon.
Um schlafen zu können nehm ich abends Trimipramin. Das ist ein Antidepressivum das auch einschläfernd wirkt. Das hat mir bei den Deressionen sehr geholfen.
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Post Sun, 07.Oct.07, 11:48      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

@lisa: schlimm aber wahr - die meisten medikamente (mundi, kappa, substi, benzos...) die man am zb karlsplatz zu kaufen bekommt SIND verschrieben worden. es gibt teilweise insidertips die von einem zum andren süchtigen bekannt gegeben werden, welche ärzte zb benzos in rauhen mengen verschreiben. dort gehen dann die junkies hin- sind dann sog. "drogenärzte". viele lassen sich zb benzos (weil man die immer anbringt) verschreiben (in echt harten mengen!!) und verkaufen dann nen teil davon um sich andres gift zu kaufen. so hab ich das auch gemacht und es is echt arg wie leicht das is... Shocked

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Lisa29
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Post Sun, 07.Oct.07, 14:23      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Das ist ja echt heftig, das hab ich echt nicht gewußt!
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Post Mon, 08.Oct.07, 6:02      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Also ich bin ein Arzthopper.

Ich kenne mich medizinisch hervorragend aus, bin sehr eloquent, habe ein ordentliches Studium gemacht und habe eine sehr gute Position in einer bekannten Einrichtung hier inne. da geht man zum Arzt, klagt sein leid und schon bekommt man Benzos. Andere wieder bekommen keine, und müssen auf dem Schwarzmarkt Tabletten kaufen.

Ich jedenfalls reduziere nun fleißig, sind ja wirklich nur 8 Wochen, als keine megalange Abhängigkeit und schmeiße den Dreck dann in die Tonne.

Eine ambulante Auffangtherapie wird heute beantragt. Da werde ich, mit bekannten Therapeuten, an meinem Problem arbeiten und diese Sache, wie immer, wieder in den Griff bekommen.



Gruß

das Getränk

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Post Mon, 08.Oct.07, 7:13      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

ja- is eigtl. arg- da rendens über drogenpolitik etc- dabei kriegt man die ärgsten und die meisten drogen ja vom arzt verschrieben...sehr lustig irgendwie... Sad

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Post Mon, 08.Oct.07, 7:20      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Nun ist schon wieder eine Nachricht von mir verschwunden ... aber ich habe jetzt keine Lust mehr, es nochmal zu wiederholen Confused

Capuccino: Klingt sehr gut! Therapie ist wohl wirklich das, was auf längere Hinsicht hilft - auch wenn's etwas dauern kann. Aber Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut worden.

LG, Nachtvogel
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Post Mon, 08.Oct.07, 7:45      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

und hast du dir schon überlegt wie du jetzt vorgehen willst? therapie oder selbstentzug...?

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Post Mon, 08.Oct.07, 9:28      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Ich reduziere selber, mit Grad Mals komme ich zurecht. Ich bin 30 Jahre jung und war 3 Jahre netto drauf, ich lass mich von diesem Scheißdingern nicht kaputt machen. Ich bin Sozialpsychologe und kenne mich aus. Ich bin stärker als diese Dinger. Ohne Thera geht da allerdings nichts mehr, ich bin Verhaltensrückfällig und das muss bearbeitet werden und das werde ich tun. Wenn ich es nicht schaffe, dann gehe ich in eine Klinik. Mich kriegen diese Teile nicht.

Kämpfen, kämpfen, kämpfen. Es ist ein Lebensthema, Sucht ist immer da, wenn man sie mal hat und ich lass mich nicht klein kriegen, ich setze ALLE!!!!!!!!!!!!!!!!!! Hebel der Hilfe in Bewegung.


Meine Sucht bin ich, sie ist ein Teil von mir und ich muss mit diesem Teil in Dialog treten und das werde ich tun!!!!!

Heute habe ich theratermin.


Cappu

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Post Mon, 08.Oct.07, 9:30      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

toll- mit der super einstellung schaffst du das ganz sicher! man sagt ja nicht umsonst: selbsterkenntnis is der erste weg zu besserung! drück dir ganz fest die daumen!!!! Wink

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Post Mon, 08.Oct.07, 20:56      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Danke, Theratermin war in Ordnung, habe meiner Freundin auch gesteckt, das ich seit einigen Wochen wieder am knallen bin. Sie hat es gefasst aufgenommen und wird mir zur Seite stehen.

Das kriege ich schon wieder hin.


Cappu

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Post Mon, 08.Oct.07, 20:56      Re: Benzodiazepinabhängigkeit Reply with quoteBack to top

Doppelpost. sry


Cappu

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