Ich habs nicht gemerkt...

neu an Bord! 2 München W, 34

Hallo,

mein Ex-Freund hat 5 Jahre 3-4 x im Monat gekokst, und ich habs nicht gemerkt. Bin aus allen Wolken gefallen, als er mir davon erzählt hat.
Angeblich hat er seit einem Jahr nix mehr genommen. Da ich mich mit Drogen überhaupt nicht auskenne, könnt Ihr mir vielleicht ein paar Fragen beantworten.
Mir macht die Sache sehr zu schaffen, und ich sorge mich um ihn.

- Kann man in seinem Fall schon von Sucht sprechen?
- Wie schnell kann man rückfällig werden, auch nach einem Jahr?
- Was kostet das denn, und wieviel nimmt man da davon?

Er war wohl bei der Suchtberatung, hat aber keinen Entzug machen müssen, weil er es nicht für so schlimm befand.
Wie oft muss man denn zu so ner Suchtberatung, bis es was bringt? Und was machen die da mit einem?

Ich blick das alles nicht mehr, warum hab ich nie was bemerkt, und warum sagt er mir, er hat alleine gekokst. Koks ist doch ne Partydroge, oder nicht?
Ich liebe ihn immer noch sehr, aber er hat mir schon so oft gesagt, "ich bin nicht gut für Dich". Er war während unserer Beziehung oft agressiv, aber ich hab doch da nicht an Drogen gedacht! Ich habs halt auf mich geschoben.

Wär super, wenn Ihr mir ein paar Infos geben könntet.

Ganz lieben Dank von der Feenfrau

Helferlein 82 Niederösterreich W, 38

Hallo Feenfrau!

Oje, das tut mir leid. Ich kann mir denken, dass das für dich ein Schock war!

Zu deinen Fragen:
- nun ja, es kommt drauf an wie man Sucht prinzipiell sieht. Ich sage immer, wenn man regelmäßig gewisse Substanzen einnimmt, um gewisse Dinge hervorzurufen dann spreche ich persönlich von Sucht!

- man kann jederzeit rückfällig werden, es kommt da natürlich ganz stark auf die Person und ihren Willen an, aber soweit ich weiß ist Sucht prinzipiell nicht heilbar. Natürlich ist es so, dass je länger man von Substanzen entwöhnt ist, desto größer ist die Chance nicht gleich umzufallen, aber wie gesagt dass ist abhängig von den Motiven und vielem mehr...

- war es derzeit kostet weiß ich (Gott sei Dank) nicht, wieviel man nimmt..... ich hatte Tage da schoß ich mir 6 Gramm Koks(auf den Tag verteilt) rein und Tage wo ich gar nichts oder nur 1/2 Gramm nahm. Auch das ist abhängig vom jeweiligen Typ Mensch und natürlich vom Geld *G*

wie oft man zu einer Suchtberatung muss?
Tut mir leid, dass ich mich sooft wiederhole, aber auch das bestimmt jeder ganz für sich. Ich persönlich war während meiner Sucht und danach noch 5 Jahre einmal pro Woche bei meiner Therapeutin.....
Was machen die mit einem? Nun ja sie versuchen zu helfen in dem sie dir andere Problemlösungen vor augen führen. Therapie ist auch immer sowas wie "erkenne dich selbst"

Dass du es nicht bemerkt hast kann ich mir gut vorstellen, jemand der mit Drogen nix am Hut gehabt hat ...

Es gibt aber sehr gute Einrichtungen, die auch für Angehörige da sind, vielleicht suche eine Drogenberatungsstelle auf, die können dir sicher auch weiterhelfen!

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute

Forums-InsiderIn 427 Wien W, 21

Hi Feenfrau,

kann mir vorstellen, dass du aus allen Wolken gefallen bist. Alleine schon der Gedanke "Warum hab ichs nicht gemerkt" peinigt dich wahrscheinlich.

Deine Fragen sind ziemlich schwierig zu beantworten finde ich.

Quote:

- Kann man in seinem Fall schon von Sucht sprechen?

Suchtverhalten ist von Mensch zu Mensch verschieden. Bei 3-4 mal im Monat, also ca. jede Woche würde ich schon von Suchtverhalten sprechen. Ich weiß nicht ob man Sucht irgendwie "abstufen" kann - leichte Sucht, schwere Sucht - Sucht ist Sucht.

Quote:

- Wie schnell kann man rückfällig werden, auch nach einem Jahr?

Jederzeit - leider! Wer einmal süchtig ist, ist eigentlich immer süchtig. Eine Sucht ist eine schwere psychische Krankheit würde ich mal sagen. Besonders Kokain macht psychisch sehr schnell abhängig. Wenn man einmal Blut geleckt hat, will man es immer und immer wieder. Rückfälle werden oft durch Schlüsselreize ausgelöst - dummes Beispiel: Dein Freund sieht Mehl und denkt sofort an Kokain. Im Gehirn wird sofort ein "will-haben-Mechanismus" ausgelöst und wenn man nicht wirklich stark ist, läuft man auch schon los und kauft es. Hier ein Zitat von Wikipedia:

Quote:

Resultate aus der Hirnforschung zeigen zudem, dass Kokaincraving bei ehemals Abhängigen auch nach Jahren von Abstinenz durch entsprechende Schlüsselreize ausgelöst werden können, d. h. das Craving nur bedingt willentlich beeinflusst werden kann.

Quote:

- Was kostet das denn, und wieviel nimmt man da davon?

Das variiert sehr stark. Auf der Straße wird Kokain meist in Form von "Bällen" oder "Brieferln" verkauft - das ist meist ein halbes bis ein Gramm und kostet zwischen 30 und 80 Euro. Allerdings ist das Kokain von der Straße meist stark gestreckt (gemischt) mit irgendwelchen anderen Dingen. Kann sehr gefährlich sein. Ich hatte mal nen Ball, indem irgendwelche Tabletten waren - weiß Gott was da drinnen war. Gut gings uns nicht...

Quote:

Er war wohl bei der Suchtberatung, hat aber keinen Entzug machen müssen, weil er es nicht für so schlimm befand.

Entzug MUSS niemand machen! Das entscheidet jeder für sich selbst. Das er es nicht für schlimm empfindet ist klar - er ist schließlich der Süchtige. Lies mal wieviele Leute hier mir gesagt haben, dass ich süchtig bin, bis ich es das erste mal selbst über die Lippen gebracht habe ...

Quote:

Wie oft muss man denn zu so ner Suchtberatung, bis es was bringt?

Das kommt auf den Menschen und das Ziel der Therapie an. Ich schätze mal, dass ein Mensch der sich jeden Tag Morphium spritzt eine längere Therapie machen wird, als einer der 1 mal die Woche kokst - alleine schon wegen dem körperlichen Entzug, der beim Kokain minimal bis nicht vorhanden ist (meine persönliche Meinung!!). Kokain ist die totale Kopfdroge - daher kommts stark auf den Menschen an, wie lange eine Therapie dauert.

Quote:

Und was machen die da mit einem?

Bei mir ist es so, dass wir reden, reden, reden, reden... Die machen jetzt nichts spezielles mit mir - in meinem Fall versuchen wir halt rauszufinden welche Defizite ich im Leben habe, dass ich sie mit Drogen füllen muss.

Quote:

Koks ist doch ne Partydroge, oder nicht?

Nicht wirklich, Koks ist eher ne Ego-Droge. Man fühlt sich gut und sehr stark. Selbstbewusst, schön, ... Man ist auf jeden Fall sehr aufgekratzt und fahrig.

Hier findest du eine Menge Infos und alles ist super erklärt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kokain

Ich hoffe, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte - wenn du noch Fragen hast frag einfach - ich als Kokainabhängige und gleichzeitg Angehörige eines Morphinabhängigen kann dir sogar aus mehreren "Sichtweisen" berichten. Ich sags ungern, weils meist die Neugierde steigert, aber probiers bitte nicht aus, um ihn besser zu verstehen - so wurde ich süchtig...

lg
sensi

Forums-InsiderIn 427 Wien W, 21

Hier noch ein paar Anlaufstellen für dich - ich rate dir so eine Beratungsstelle aufzusuchen, da dir dort wirklich jede Frage beantwortet werden kann und die dich als Partnerin oder Ex-Partnerin eine Drogenabhängigen auch mal auffangen können, wenns dir dadurch schlecht geht:

http://www.muenchen.de/drogenberatung

http://web.condrobs.net/muenchen/index.html

https://www.beranet.de/extern/start/index.php?&id=630

Ich hab jetzt nur mal schnell gegoogelt - ich bin sicher du findest mehr dazu, wenn du dich dahinterklemmst.

Hier auch noch eine gute Infoseite:

http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv3/start.html

Da findest du Beschreibung und Wirkung aller möglichen Substanzen, Erfahrungsberichte - alles mögliche.

lg
sensi

Helferlein 100 Österreich M, 26

Hm zu allererst einmal, Kokain ist keine Partydroge mehr sondern bereits relativ hart. Preis kommt sehr auf den reinheitsgrad an, aber im schnitt kannst du mit Preisen von 40 € aufwärts, pro Gramm rechnen (24-50 wenn du eine Pharmafirma oder ein Krankenhaus bist, aber Kokain fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz, und ist als Giftig zu kennzeichnen von daher für Privatpersonen nur sehr selten zugänglich).

Kokain wird in den meisten fällen Nasal oder Intravenös verwendet, wobei es intravenös die stärkste Wirkung zeigt, was auch irgendwie logisch ist, da man nicht die Resorption über die Nasenschleimhäute hat, sondern es eben direkt in den Kreislauf gerät. Mit anderen Worten, wenn er ein Nadel besitzt mit der er sich die Substanz spritzt würde ich schon von einer wirklichen Abhängigkeit sprechen. Beliebte Punkte sind die Armbeugen, zwischen den Fingern oder in extremen Fällen unter die Fingerkuppen. Wobei ich mir bei letzterem nicht mehr ganz sicher bin.

Die menge ist von Typ zu Typ verscheiden, aber wie man sich vorstellen kann schon eine schöne menge an Geld die man mit der Zeit da verschwendet.

Rückfällig kann jeder werden. Man spricht in diesen Fällen meist von „Craving“ Es geschieht dann wenn die Willenskraft des Konsumenten nachlässt. Was so viel heißt wie unter anhaltendem Stress, Alkohol und natürlich emotional belastende Situationen.

Tja, ich hoffe das hat dir geholfen. Die frage ob du ihm trauen kannst oder nicht, musst du dir nur leider selbst beantworten. Wobei ich nur fragen möchte ob ihr die 5 Jahre zusammen wart oder nicht.

neu an Bord! 2 München W, 34

Hallo Ihr Drei,

lieben Dank für Eure Antworten. Das hat mir schon sehr geholfen.
Tja, ich war 3 Jahre mit ihm zusammen; ein Jahr vor unserer Beziehung hat er angefangen, 3 Jahre wärend unserer Beziehung, und ein Jahr danach. Das hab ich vor 2 Wochen erfahren... Da denkt man dann auch, oh Mann, warum hab ich nix gemerkt, und hätte ich ihm helfen können?? Und war unsere Beziehung so schlimm, dass er koksen musste??!

Aber jetzt weiss ich ja, warum er sich oft so seltsam verhalten hat. Und warum er nie Geld für gemeinsame Urlaub hatte, und warum da immer dieses blöde Nasenspray rumlag, und er mir gesagt hat, er sei Nasenspray süchtig. Das tut schon sehr weh.

Da er auch viel raucht, trinkt und immer sehr eifersüchtig war, fürchte ich, dass er doch suchtgefährdeter ist, als ich gedacht habe.

Ganz lieben Dank Euch nochmal ...
Die Feenfrau

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