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Sargo
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Post Thu, 01.Nov.07, 21:20      Meine emotionale Gewalttätigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo,

mein Problem ist, dass ich emotional gewalttätig bin, und davon einfach nicht loskommen kann. Vor ca. einem Jahr hatte ich eine Tutorin an der Uni, die auch den gleichen Busweg wie ich hatte, und mit der ich dann irgenwann ins Gespräch kam. Leider verhielt ich mich ihr gegenüber von Anfang an stark abnormal; ich sprach sie bei jeder Gelegenheit an und sagte immer "Hallo", wenn ich sie sah, obwohl sie meistens gar nichts mit mir zu tun haben wollte.
Das hat sicherlich etwas damit zu tun, dass ich seit meiner frühen Kindheit keine Freunde oder Bekannten hatte - ich verhalte mich einfach zu abnormal und seltsam, um gesellschaftsfähig zu sein, und nur in diesem einen Fall war die Tutorin irgendwie getäuscht bzw. zu höflich, um mir klar ins Gesicht zu sagen, wie sehr ich sie verstörte. Das ist aber absolut keine Entschuldigung für mein Verhalten.
Irgendwann eskalierte die Situation dann in Belästigung; ich fasste einmal während eines Gespräches ihre Hand an, rief sie ein paar Wochen später unaufgefordert zuhause an, und schreib ihr danach eine E-Mail, in der ich ihr androhte, sie küssen zu wollen.

Ich war auf abnormale Weise enthusiastisch darüber, dass jemand bereit war, mit mir zu reden - und hatte dabei vollkommen übersehen, dass ich ihr Schaden zugefügt und sie unglücklich gemacht hatte. Sie sagte dann, dass ich nicht normal sei, und einer der wenigen Menschen wäre, der sie nerven und ihre gute Laune ruinieren könne - und dabei hatte ich das nie beabsichtigt.
Ich bin aber auch nicht in der Lage, sie einfach in Ruhe zu lassen. Sobald ich sie an der Haltestelle sehe, überkommt mich der Drang, zu ihr hinzugehen und sie um Entschuldigung zu bitten und ihr anzubeiten, dass ich mich exmatrikulieren lasse und woanders hin ziehe. Ich komme dabei nie näher als 4 Meter an sie heran, scheine aber trotzdem noch etreme seelische Gewalt auf sie auszuüben.
Die Begegnungen laufen immer nach dem gleichen Muster ab: sie weicht zurück und schreit, dass ich mich verpissen oder sie in Ruhe lassen soll, ich fange dann an zu heulen und verstöre die Leute um uns herum nur noch mehr. Ich möchte mir aber nicht einbilden, dass mein eigener "Schmerz" tiefer ist als der, den ich mit meiner Belästigung bei ihr verursache.
So ist das in den letzten 6 Monaten etwa alle 2 Wochen passiert, in den Semesterferien etwas seltener.

Ich glaube, mein Problem besteht darin, dass ich mir Absolution dafür erhoffe, mich ihr gegenüber wie ein Monster verhalten zu haben. Gleichzeitig bin ich emotional zu unreif, meine Abnormalität, die sich in meinem Fehlverhalten wiederspiegelt, zu akzeptieren und damit umzugehen.
Ich habe mir schon Pläne gemacht, mich wegen Belästigung selbst anzuzeigen und dann für einige Jahre ins Gefängnis oder in eine Klinik zu gehen, wo ich dann weniger Schaden anrichten könnte Ich habe es schon mit Medikamenten wie Paroxetin versucht, die bei meinem Problem aber überhaupt nichts gebracht haben.

Ich wende mich hauptsächlich an dieses Board, weil mein Therapeut und verschiedene Beratungsstellen das Thema einfach nicht ernst zu nehmen scheinen und stattdessen immer über meine eigenen Probleme (Angststörungen, Suizidgedanken, etc.) reden, was meiner Meinung nach überhaupt nichts mit meiner Gewalttätigkeit zu tun hat. Ich merkte zwar ständig, dass ich meine Mitmenschen verstöre, weiß aber nicht, wie ich meine Persönlichkeit normaler machen kann.

Eigentlich sollte doch jeder Mensch in der Lage sein, mit anderen zu koexistieren, ohne ihnen Schaden zuzufügen, sie zu nerven oder sie unglücklich zu machen. Ich wäre bereit, alles zu tun, um die ex-Tutorin vor meinem negativen Einfluss zu schützen und sie nicht mehr zu belästigen, aber mir fehlt einfach die emotionale Stärke, mich zu einer Selbstanzeige oder einem Uniwechsel (und damit einem kompletten Neustart des Bachelorstudiums) durchzuraffen.

Ich weiß, dass dieser Beitrag auch eher abnormal und verstörend wirken muss, wäre aber für jeden Rat dankbar.
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Seestern
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Post Thu, 01.Nov.07, 21:42      Re: Meine emotionale Gewalttätigkeit - was tun? Reply with quoteBack to top

Sargo wrote:
Ich merkte zwar ständig, dass ich meine Mitmenschen verstöre, weiß aber nicht, wie ich meine Persönlichkeit normaler machen kann.


Hör doch einfach auf damit, andere Menschen zu belästigen und zu verängstigen Exclamation

Es gleicht sich mit dem Aufhören vom Rauchen, der Aufgabe eines Suchtverhaltens.

Was gewinnst Du durch dieses Suchtverhalten ?
Was verlierst Du, wenn Du es sein lässt ?

Seestern


Last edited by Seestern on Fri, 02.Nov.07, 8:36; edited 1 time in total
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Toughy
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Post Thu, 01.Nov.07, 22:22      Re: Meine emotionale Gewalttätigkeit - was tun? Reply with quoteBack to top

Hallo sargo,

ich stimme schon mit dir überein, dass du dieser Tutorin echt grenzüberschreitend begegnet bist. Aber Selbstanzeige? Uniwechsel? Die Maßnahmen fände ich etwas zu drastisch. Du bestrafst dich doch selber schon genug, findest du nicht? Und in eine Klinik kannste auch ohne Gerichtsbeschluss gehen Rolling Eyes

Vielleicht magst du noch einmal näher beschreiben, welche Gefühle da in dir wirbeln, wenn du diese Frau siehst und welche es sind, wenn sie dich anschreit? Würdest du auch anderen Leuten so nahe kommen, oder ist diese Tutorin ein Sonderfall?

Sargo wrote:
Ich merkte zwar ständig, dass ich meine Mitmenschen verstöre, weiß aber nicht, wie ich meine Persönlichkeit normaler machen kann.

Ist bei dir neben dem anderen denn auch eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert worden? Grundsätzlich ändert sich vieles bestimmt schon durch die Arbeit an bspw. Depressionen: weniger Selbstabwertung und -verurteilung, mehr Nachsicht mit sich selbst, eigene Bedürfnisse wahrnehmen und lernen, sie adäquat zu beantworten, ... usw. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass du ohne Depression bzw. mit mehr Selbstwert und -achtung nicht mehr bereit bist, dich selbst in aller Öffentlichkeit selbst zu erniedrigen Wink

Quote:
Ich wäre bereit, alles zu tun, um die ex-Tutorin vor meinem negativen Einfluss zu schützen

Hm, und was ist mit den Folgen, die das alles für dich hat? Die Tutorin könnte sich selber schützen (z.B. indem sie die Anzeige übernimmt), wenn sie will. Die wird für sich selber sorgen. Sorge du für dich!
Wenn es dir bei der Bearbeitung dieser Geschichte um dich geht, wird auch dein Therapeut das Thema vermutlich ernster nehmen.


Viele Grüße,
Toughy

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Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.
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Sargo
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Post Wed, 07.Nov.07, 8:51      Re: Meine emotionale Gewalttätigkeit - was tun? Reply with quoteBack to top

Er, vielleicht sollte ich mal antworten...

Toughy wrote:
Hallo sargo,
Vielleicht magst du noch einmal näher beschreiben, welche Gefühle da in dir wirbeln, wenn du diese Frau siehst und welche es sind, wenn sie dich anschreit? Würdest du auch anderen Leuten so nahe kommen, oder ist diese Tutorin ein Sonderfall?
Ist bei dir neben dem anderen denn auch eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert worden?


Bis auf eine ängstliche Persönlichkeitsstörung wurde bei mir komischerweise nichts Ernstes disgnostiziert, und das kann wohl keine besonders gute Erklärung für mein Verhalten darstellen. Und vielleicht habe ich mich in meinem vorherigen Beitrag zu positiv dargestellt; wenn ich die Frau sehe, geht es mir nicht allein um ihr Wohlergehen, sondern mindestens genausoviel um mich selbst. Sie ist die einzige Person außerhalb meiner Familie und verschiedenen Beratern, mit der ich in den letzten Jahren mehr als ein oder zwei Sätze geredet habe - deshalb war es eben auch so ein Schock, als ich erkannt habe, wie abnormal und nervend ich eigentlich bin, und dass sie die einzige Person war, die keinen Grund hatte, mich in der Hinsicht anzulügen oder zu beschwichtigen.

Das äußert sich dann auch in meinem Verhalten der Frau gegenüber; sobald ich sehe, wie meine Anwesenheit ihr die Laune verdirbt, sie das Gesicht verzieht, ihren Kopf zur Seite wendet und auf eine Wand starrt, nur um meine Anwesenheit nicht ertragen zu müssen, wird mir einfach klar: das bin ich, abstoßend, gesellschaftsfeindlich, ein geisteskrankes Monster, dem sie nur durch Ignorieren oder alternativ einen zeit- und geld- aufwändigen und beschämenden Prozess beikommen könnte.
Ich will mich hier nicht verteidigen oder Mitleid schinden, aber meiner Ansicht nach ist das der Grund, warum ich sie immer wieder anspreche - weil ich die Wahrheit einfach nicht ertragen kann, und immer noch hoffe, dass sie mir verzeiht und mich damit - ganz krank gedacht - zu einem normaleren Menschen macht.

Aber sobald sie mich wieder anschreit, komme ich dann wieder zur Besinnung, und merke, was ich ihr eigentlich angetan habe, und dass Worte oder Taten das nie wieder werden gut machen können. Ich denke, ich fühle mich da teilweise auch verletzt, obwohl ich natürlich weiß, dass es einfach nur die Wahrheit ist. Ich kann mich zwar meistens in dem Glauben wiegen, dass ich anderen Frauen nicht solchen Schaden zufügen würde, aber das Risiko ist einfach zu groß - wir lassen Mörder und Vergewaltiger ja auch nicht sofort wieder frei, nur weil sie sicher sind, dass sie nie wieder zuschlagen werden.

Quote:

Hm, und was ist mit den Folgen, die das alles für dich hat? Die Tutorin könnte sich selber schützen (z.B. indem sie die Anzeige übernimmt), wenn sie will. Die wird für sich selber sorgen. Sorge du für dich!


Es wäre schön, wenn ich einfach sagen könnte "Ich habe zwar ein furchtbares Verbrechen begangen, eine Frau massiv sexuell bedroht, und mich als inhumanes Monster herausgestellt, aber jetzt werde ich mich einfach mal um mich selbst kümmern und dann ist alles ok".
Das Problem dabei ist genau der Grund, weswegen ich auch diesen Beitrag gemacht habe - eine Frau, die eigentlich immer nett und fröhlich ist, und dutzende Freunde hat, wird allein durch meine Anwesenheit in eine miese Stimmung versetzt, und die Schuld daran liegt einzig und allein bei mir.
Selbst wenn ich mich nie wieder fehl verhalte und irgendwie ein normaler Mensch werde, wird sie mich immer noch hassen und Angst vor mir haben, weil sie weiß, wozu ich fähig bin (ich hätte ihr vielleicht sagen sollen, dass ich nie in der Lage wäre, sie zu berühren oder gar zu küssen, aber dazu ist meine Scham zu groß). Solange sie das nicht irgendwie verarbeiten kann, bin ich schlicht dazu verpflichtet, sie vor weiterem Schaden zu bewahren - ich weiß halt nur nicht, wie Sad

Das ist leider wieder viel zu lang geworden, aber ich erwarte auch gar nicht, dass jemand das alles liest Wink
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Zwiebel
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Post Wed, 07.Nov.07, 10:08      Re: Meine emotionale Gewalttätigkeit - was tun? Reply with quoteBack to top

Hallo sago,

könntest du einen Vermittler zu ihr schicken? Jemanden, vor dem sie keine Angst hat und ihr das was du ihr nicht sagen kannst weil sie Angst vor dir hat übermittelt? Du schreibst: "ich hätte ihr vielleicht sagen sollen, dass ich nie in der Lage wäre, sie zu berühren oder gar zu küssen, aber dazu ist meine Scham zu groß" und dass du sie eben immer wieder siehst weil ihr den gleichen Weg habt. Eben alles was du ihr nicht sagen kannst weil sie schreit.

Dass du dein generelles Problem damit nicht löst ist klar aber wenigstens kannst du etwas weniger auffällig Leben- sie schreit dich dann nicht mehr öffentlich an. Hoffe ich. Confused

Gruß

Zwiebel

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»In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen. Es gibt Konsequenzen.«

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Toughy
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Post Wed, 07.Nov.07, 12:08      Re: Meine emotionale Gewalttätigkeit - was tun? Reply with quoteBack to top

Hallo sargo,

Zwiebels praktischen Ansatz finde ich richtig gut. Ich kann mir vorstellen, dass dir das ein bisschen Druck nimmt. Was siehst du das?

Mir ist beim Lesen deines Postings ganz stark aufgefallen, dass du wirklich unbarmherzig dir selbst gegenüber bist. Im Moment ordne ich deine Schilderungen als Symptom von Depressionen ein.

Sargo wrote:
Bis auf eine ängstliche Persönlichkeitsstörung wurde bei mir komischerweise nichts Ernstes disgnostiziert

In deinem ersten Posting hast du geschrieben, dass du u.a. auch wegen Suizidgedanken behandelt wirst. Das ist etwas Ernstes! Wurde denn eine Depression diagnostiziert? Wie lange bist du eigentlich schon in Therapie?

Quote:
wenn ich die Frau sehe, geht es mir nicht allein um ihr Wohlergehen, sondern mindestens genausoviel um mich selbst.

Das ist nichts Negatives, sondern völlig normal. Kein Mensch handelt aus altruistischen Motiven. Woher soll Handlungsmotivation kommen, wenn man sich von einer Handlung keinen Gewinn verspricht? Gewinn kann sein: stolz auf sich sein können, nicht allein sein müssen, geliebt werden, sich wichtig für andere fühlen... Letzten Endes geht es immer um den Versuch, sich selber gut oder wenigstens nicht schlecht zu fühlen.

Quote:
Sie ist die einzige Person außerhalb meiner Familie und verschiedenen Beratern, mit der ich in den letzten Jahren mehr als ein oder zwei Sätze geredet habe

Das ist, finde ich, eine ziemlich gute Erklärung für dein Verhalten. Erstens halte ich es für absolut nachvollziehbar, dass man sich an einen Menschen hängt, der einem das Gefühl von Alleinsein nimmt; von dem man glaubt, er könnte den Hunger nach Kontakt stillen. Ich stelle mir das ein bisschen wie Heißhunger vor, wie er auftritt, wenn man seit langer Zeit nichts Süßes oder Herzhaftes mehr gegessen hat. Man stopft alles, was man kriegen kann, in sich hinein, und irgendwie wird man trotzdem nicht richtig satt. Man will mehr und mehr und mehr, plündert den Kühlschrank usw. Wahrscheinlich isst man, bis einem schlecht wird, man Bauchschmerzen hat u.ä. Ja, das ist kein normales Essverhalten mehr, aber doch irgendwie verständlich, hm? Es kann kein normales Essverhalten sein, weil man sich zuvor längere Zeit auch nicht normal oder besser: ausgewogen ernährt hat. Man bzw. der Körper versucht eben, einen Mangel auszugleichen. Und ich schätze, deine Seele hat im Kontakt mit der Tutorin nichts anderes versucht, als den Mangel an persönlichem Kontakt auszugleichen.

Zweitens könnte ich mir vorstellen, dass aufgrund deiner bisherigen Beschränkung auf familiäre und professionelle Kontakte deine sozialen Kompetenzen nicht so ganz ausgereift sind. Die Verhaltensregeln zwischen Familienmitgliedern und die zwischen Klient und Berater oder Therapeut sind oft ganz anders als die zwischen Studenten, Kollegen, Bekannten usw. Das ist etwas, das jeder Mensch lernen muss. Und so wie du schreibst, denke ich, dass du bisher vielleicht keine Chance hattest, das zu lernen und auch deswegen über Grenzen geschritten bist. Aber man kann das üben *zuversichtlich schau*
Eine Gruppentherapie, auch eine ambulante, könnte dir da sicher gute Dienste leisten, wenn du soweit bist. Du könntest das ja mal mit deinem Therapeuten besprechen...?

Wenn du meine Überlegungen so liest: Kannst du dann ein bisschen Verständnis für dich selbst aufbringen?

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Toughy
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Post Wed, 07.Nov.07, 12:09      Re: Meine emotionale Gewalttätigkeit Reply with quoteBack to top

Quote:
das bin ich, abstoßend, gesellschaftsfeindlich, ein geisteskrankes Monster, dem sie nur durch Ignorieren oder alternativ einen zeit- und geld- aufwändigen und beschämenden Prozess beikommen könnte.

Das bist du nicht! Nur weil ein Mensch das vielleicht glaubt und denkt, wird daraus noch längst nicht die Wahrheit oder Realität. Wenn ich dir sage oder durch mein Verhalten zu verstehen gebe, dass du ein Pinguin bist, wirst du doch auch keiner - und du glaubst dann doch auch nicht, du wärst einer Wink Deswegen würde es dir nichts nützen...

Quote:
dass sie mir verzeiht und mich damit - ganz krank gedacht - zu einem normaleren Menschen macht.

Das funktioniert so nicht. Leider oder zum Glück. Du brauchst sie nicht, um dich wie ein "normalerer" Mensch zu fühlen, und sie kann dir nicht helfen, selbst wenn sie wollte.
Schau, ihre (vermeintliche) Meinung über dich trifft auf dein Selbstbild, bestätigt dir nur, was du über dich selber denkst. Wenn du deine Meinung über dich selbst änderst, ändert sich fast wie auf magische Weise auch das, was du glaubst, wie andere über dich denken. Du wirst dann Bestätigung dafür finden, dass du ein wertvoller Mensch bist - selbst wenn du mal Fehler machst.

Quote:
Es wäre schön, wenn ich einfach sagen könnte "Ich habe zwar ein furchtbares Verbrechen begangen (...), aber jetzt werde ich mich einfach mal um mich selbst kümmern und dann ist alles ok".

Nein, das war kein Verbrechen. Das wird ein bisschen anders definiert. Weil du es angedeutet hast, mag ich mal nachfragen: Hat sie dich angezeigt? Oder glaubst du nur, du hättest das verdient?
Dein Verhalten war zwar nicht okay, und es wird sich auch nicht rückgängig machen lassen. Aber wie lange willst du dich deswegen runtermachen? Wie lange willst du dafür büßen? Denkst du, du könntest dir selbst eines Tages verzeihen? Oder gibst du dir lebenslänglich und gehst dadurch härter mit dir ins Gericht als es irgendein Richter jemals tun würde? Wann entlässt du dich aus deiner Bestrafung - in ein besseres Leben?

Quote:
eine Frau, die eigentlich immer nett und fröhlich ist, und dutzende Freunde hat, wird allein durch meine Anwesenheit in eine miese Stimmung versetzt, und die Schuld daran liegt einzig und allein bei mir.

Moment mal! Inwieweit dein Verhalten wirklich von strafrechtlicher Relevanz ist, ist mir derzeit noch nicht klar. Wenn du wirklich, wirklich, wirklich mehr getan hast, als ihre Hand zu nehmen (Hast du?), und wenn sich diese Frau wirklich wegen dir dermaßen bedroht und schlecht fühlt, wie du es annimmst, würde es Möglichkeiten für sie geben, sich dir zu entziehen. Man kann eine richterliche Verfügung erwirken, dass sich jemand nicht weiter als z.B. 50 Meter nähern darf. Und ansonsten könnte sie sich entscheiden, einfach zu gehen, wenn du zur Bushaltestelle kommst. Sie hat die Wahl! Sie muss deine Nähe nicht ertragen. Und deswegen ist es nicht deine Schuld, wenn sie sich schlecht fühlt. Sie entscheidet sich dazu. Und dafür willst du ernsthaft die Verantwortung übernehmen und dich mit Schuldgefühlen quälen?!

Viele Grüße,
Toughy

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Post Tue, 13.Nov.07, 9:14      Re: Meine emotionale Gewalttätigkeit - was tun? Reply with quoteBack to top

Toughy wrote:
Moment mal! Inwieweit dein Verhalten wirklich von strafrechtlicher Relevanz ist, ist mir derzeit noch nicht klar. Wenn du wirklich, wirklich, wirklich mehr getan hast, als ihre Hand zu nehmen (Hast du?), und wenn sich diese Frau wirklich wegen dir dermaßen bedroht und schlecht fühlt, wie du es annimmst, würde es Möglichkeiten für sie geben, sich dir zu entziehen.


Ich gehe davon aus, dass man auch das Anfassen sehr wohl als sexuelle Belästigung ansehen könnte. Dazu habe ich sie ja noch unaufgefordert angerufen, und auch wenn das Telefonat inhaltlich meiner Meinung nach nicht wirklich verwerflich war, stellt der bloße Akt ja schon eine Verletzung ihrer Privatsphäre dar, was in Kombination mit dem Anfassen und Ansprechen nur noch schlimmer aussieht.

Aber vielleicht kann man sagen, dass mein Fehlverhalten zumindest teilweise von ihr unterstützt wurde. Bevor sie anfing, mich als abnormal zu bezeichnen, hat sie mir ständig gesagt, dass ich nicht so verkrampfen soll und dass sie selbst eigentlich extrem gefühlkalt ist. Ich nahm das dann als Zeichen, dass mein Verhalten sie nicht wirklich störte - wahrscheinlich wollte sie mir aber nur subtil mitteilen, dass sie mich für zu aufdringlich hielt.


Zwiebel wrote:
Hallo sago,

könntest du einen Vermittler zu ihr schicken? Jemanden, vor dem sie keine Angst hat und ihr das was du ihr nicht sagen kannst weil sie Angst vor dir hat übermittelt? Du schreibst: "ich hätte ihr vielleicht sagen sollen, dass ich nie in der Lage wäre, sie zu berühren oder gar zu küssen, aber dazu ist meine Scham zu groß" und dass du sie eben immer wieder siehst weil ihr den gleichen Weg habt. Eben alles was du ihr nicht sagen kannst weil sie schreit.


Das klingt wie eine gute Lösung, aber ich kenne leider niemanden, der als Vermittler dienen könnte - ich bin wie gesagt sozial stark zurückgeblieben, und ihre Freunde habe ich nie kennen gelernt.
Zum anderen bin ich mir auch nicht wirklich sicher, ob sie überhaupt zuhören würde - ich habe ihr schon ein halbes Dutzend E-mails geschickt, in denen ich ihr ständig versichert habe, dass ich überhaupt nichts mehr tun werde und ihr nie wieder zu nahe kommen werde. Da sie darauf nie geantwortet hat, nehme ich mal an, dass sie das Thema einfach vergessen will - nur klappt das eben nicht wirklich, da wir uns ständig über den Weg laufen.

Aber ich denke, die Grundstrategie stimmt schon: ich kann nichts anderes mehr machen, als den größtmöglichen Abstand zu halten und zu versuchen, mich weniger abnormal und geisteskrank zu verhalten, um uns beide die Sache vergessen zu lassen.
In Therapie bin ich übrigens seit 6 Monaten, wobei das Thema Depression auch schon immer mitschwingt. Für eine Gruppentherapie scheint es mir noch etwas früh, aber es ist klar, dass ich meine Fehlverhalten in den Griff bekommen muss, um nicht noch mehr Menschen Schaden zuzufügen und meine Selbstachtung vollkommen zu verlieren.

Ich denke, dieses Forum hat damit schon geholfen - es ist hilfreich, Rat von Leuten zu hören, die einen nicht persönlich kennen und keinen Grund haben, die Dinge schönzureden. Das macht es dann auch einfacher, mich selbst etwas weniger anklagen zu müssen.

Von daher, danke.
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