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jada
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Post Wed, 20.Aug.03, 16:41      Schuld an Eßanfällen? Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen. Ich habe starke Probleme in meiner Beziehung mit meinem Freund, der, wie ich vermute an einer Eßsucht leiden könnte.

Er ist sich sicher, dass ich die Schuld an seinem Übergewicht habe, weil ich ihn durch meine Art frustriere, was ihn dann zu Eßanfällen motiviert.

Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, denn das geht nun schon einige
Jahre so, ohne das ich ihn auch nur einen Hauch dazu bewegen konnte, sich professionelle Hilfe zu holen.

Inzwischen steht (wieder mal) unsere Beziehung in Frage und ich habe das
Gefühl mich ständig im Kreis zu drehen, ohne die Chance einer Veränderung.

Mein Freund hatte schon immer Probleme mit Übergewicht, konnte aber zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens voller Stolz Normalgewicht vorweisen. Er war über die Maßen verliebt in mich, so dass es mir trotz Geschmeicheltsein schon etwas unheimlich wurde. Für ihn bedeutet diese Verliebtheitsphase noch heute sehr viel und er vergleicht diese Zeit voller Wehmut mit der jetzigen Situation.

Leider konnte ich später viele seiner Erwartungen von einer glücklichen
Partnerschaft nicht erfüllen und er nahm stetig zu.

Im Laufe vieler depressiver Phasen betonte er, wie sehr es ihn enttäuscht habe, dass ich nie für ihn gekocht hätte. Das ich nicht gerne koche, stimmt vollkommen. Allerdings tue ich mich schwer damit zu begreifen, wieviel Wichtigkeit das für ihn hat. Auch eine Art mütterlicher Fürsorge, die er sich immer wieder erträumte, konnte ich ihm nicht geben. Inzwischen wurden liebe, zärtliche Mutterfiguren für mich beinahe zum roten Tuch und die Gesamtsituation dadurch nicht einfacher.

Ich lege auch noch andere Verhaltensweisen an den Tag, die ihn frustrieren und zu Eßanfällen treiben.
Mittlerweile frage ich mich, ob wir vielleicht doch besser auseinandergehen
sollten, damit er die Gelegenheit hat, sein Leben auf andere Weise
fortzuführen. :((
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Jodie
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Post Thu, 21.Aug.03, 11:17      Reply with quoteBack to top

Hallo Jada!

Das hört sich nicht gut an, und es tut mir leid, was du da mit deinem freund durch machst. Aber du mußt dir einem immer bewußt sein: Du hast keine Schuld an seiner Krankheit!
Ich finde es ziemlich dreist von ihm dir einfach so die Schuld daran zu geben.
Du schreibst selber, dass du ihn nicht zu einer Therapie bringen kannst. Wenn er das nicht will, ist es ganz allein seine SChuld, dass sich nichts verändert!

Zu der Frage, ob ihr euch trennen solltet! Das kannst prinzipiell nur du selbst entscheiden. Aber bevor du daran kaputt gehst, dass er dir die Schuld zuschiebt würde ich mich an deiner Stelle wehren...!

ich wünsche dir alles Gute, Jodie
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Laurièn
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Post Thu, 21.Aug.03, 18:13      Reply with quoteBack to top

Hi Jada,

stimme Jodie voll und ganz zu Cool

Desweiteren solltest Du Deinen Freund mal darauf aufmerksam machen, dass Du niemals seine Mutter werden kannst, egal wie sehr Du Dir doch Verhaltensweisen aneignest, die ihn so an früher erinnern oder was das Kochen angeht so geborgen fühlen lassen.

Du bist nicht dafür zuständig, dass es ihm gutgeht, Jada!

Wenn er sich unwohl fühlt mit seinem Gewicht und Dir die Schuld dafür gibt, um von seinen eigenen Schwächen abzulenken (Konsequenz oder nicht in Anspruchnahme von ärztlicher/psychologischer Hilfe) und Du dadurch Schuldgefühle bekommst, ist das ganz schlimm!

Grenzt ja an emotionale Erpressung und hat mit Liebe
rein gar nichts zu tun.


Liebe Jada, Du solltest Dir mal ein wenig Zeit nehmen und Dir Gedanken machen, was Dich an Deinem Freund fasziniert hat, als Du mit ihm zusammengekommen bist und dann das, was Du dazu aufschreiben, festhalten kannst, Deinem Freund zeigen.

Er hat sich ganz schön gehen lassen und ist immer bequemer geworden (hört sich für mich jedenfalls so an - korrigiere mich, wenn ich Unsinn schreibe), macht Dich verantwortlich für seine schlechte Laune oder seine sonstige Befindlichkeit.

Wenn er angeblich zuviel futtert, weil ihr Probleme habt, frage ihn ganz gezielt, warum er damit nicht zu Dir kommt und ihr miteinander redet, um das aus der Welt zu schaffen!

Er hat die Möglichkeit zu reden, aber anstelle dessen, zieht er sich zurück und schmollt, wahrscheinlich bis Du angekrochen kommst und Dich für Dinge entschuldigst, die Du gar nicht gemacht hast...das muß aufhören, Jada. Laß Dich nicht mehr kleinmachen oder zu etwas zwingen (durch indirekte Andeutungen oder sowas...), was Du von Dir aus nicht gern machst.

Dann noch ein wichtiger Punkt:

Frage, warum Dein Freund eigentlich mit Dir zusammenkommen wollte und was er je an Dir geliebt hat. Und warum kommt er jetzt nicht mehr mit Dir zurecht, nur weil er es nicht schafft, Dich so zu verändern, dass es ihm paßt?

Er wird nie damit aufhören, wenn Du nicht von Dir aus sagst, wo bei Dir Schluß ist, Jada. Du mußt ihm deutlich sagen, dass er an sich alles ändern kann, was er will, aber Dich muß er so lassen und akzeptieren, sonst gehört ihr einfach nicht zusammen.


Laurièn

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jada
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Post Thu, 21.Aug.03, 22:33      Reply with quoteBack to top

Hallo Jodie und Laurièn
vielen Dank für eure Antworten.

Laurièn - was du sagst, hat mich erstmal spontan zum Heulen gebracht ... das ganze scheint mich doch noch mehr zu berühren, als ich nach den vielen Jahren dachte ...

Ihr habt recht, es ist schon merkwürdig, dass mein Freund mir Schuldzuweisungen macht, ohne bei sich selber einen kritischen Ansatz zu finden. Ich habe deswegen auch schon oft wütend reagiert und endlose Gespräche (Monologe?) vom Zaun gebrochen, ohne jedoch wirklich etwas erreichen zu können.

Allerdings glaube ich, dass er mir diese Vorwürfe nicht aus Bösartigkeit macht, sondern weil er so eine Art "naive Logik" verfolgt. Ich glaube, dass er generell Probleme hat, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzten.
(Weswegen er wohl auch nicht weiß, was er in einer Therapie soll ... abgesehen von einer "Ich bin nicht verrückt"- Meinung und einer "Das schaffe ich schon alleine"-Mentalität.) Natürlich ist das keine Entschuldigung dafür, dass er wohl wirklich eine emotionale Erpressung ausübt ... aber es tut mir echt weh zu sehen, wie wenig dieser Mensch in der Lage ist sich über seine Gefühle zu äußern ...

Ich hoffe irgendwie die ganze Zeit, dass ich nicht der Grund dafür bin, dass sich ein Mensch mit einem Hang zur falschen Ernährung sich zu einem Menschen mit massiver Eßstörung entwickelt hat ... denn das fände ich doch sehr bedrückend.

Ich werde wohl versuchen müssen, dieses Gefühl von Schuld aus dem Weg zu schaffen.

Viele liebe Grüße
Jada
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Laurièn
Forums-InsiderIn
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Wohnort Lübeck
W, 22


Post Fri, 22.Aug.03, 9:30      Reply with quoteBack to top

Morgen Jada,

wünsche Dir dabei viel Glück und drück Dir die Daumen Cool

Auf der einen Seite freue ich mich, dass Du Dich im Text wiedererkannt hast wie in einem Spiegel, auf der anderen Seite hätte ich vielleicht lieber neben Dir gestanden um Dich dabei einfach in den Arm zu nehmen, damit jemand bei Dir ist traurig und Du Deinen Schmerz mit mir teilen kannst.

Wenn Du Deine Sorgen als übermächtig empfindest und das Gefühl hast, dass sie Dich in Form von negativen Gedanken (Schuldgefühle) immer stärker einholen, solltest Du selbst überlegen ein paar Sitzungen bei einem Psychotherapeuten zu machen...ehrlich!

Ich selbst habe einige Erlebnisse gehabt, bei denen ich die Schuld für etwas bekommen habe. Diese Zuweisungen haben sich so in meine Festplatte gabrannt, dass ich heute noch Probleme damit habe, die mich hindern frei und unbeschwert zu leben, obwohl ich nichts für bestimmte Dinge konnte.

Versuche diese Gefühle durch therapeutische Hilfe zu neutralisieren, sodass Dein Freund keinen Druck mehr ausüben kann.
Erkenne, dass Muster, nach dem Dein Freund handelt und lerne im Fall einer erneuten Schuldzuweisung ihm aufzuzeigen, was er macht (ganz sachlich das Gelernte hervorbringen und ihm sprichwörtlich die kalte Schulter zeigen, nach dem Motto "Du kannst mich mal...mit Deinen Sprüchen!").

Mag sein, dass er zu naiv ist, um zu sehen, was er mit seinen Reden anrichtet; aber auch wenn es kindliche Verhaltensweisen sind - er ist erwachsen und sollte sich dementsprechend verhalten, Jada!

Kindliche Verhaltensweisen führen beim Gegenüber zwangsläufig dazu, dass man meint, man müsse dem vermeintlich Schwächeren schützen und ihm alles geben, was es braucht, aber der Herr im Hause ist kein Kind mehr und auch braucht er Deine Selbstaufgabe nicht - er ist für sich verantwortlich...das primitive Verhalten, wenn auch unbewußt ausgeführt, bringt ihn zum Erfolg. Er sieht, dass es funktioniert, wenn er Dich unter Druck setzt und das wird weiter gehen, wenn Du Dir nicht helfen läßt, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen.


Lauri

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totebag
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Post Thu, 18.Sep.03, 19:02      Re: Schuld an Eßanfällen? Reply with quoteBack to top

Nein, du hast nicht schuld, das haben ja schon die beiden vor mir klar gemacht.
Um zu wissen was dein Freund alles hat, den Eßstörungen können auch nur ein Resultat sein, müsste man mit ihm schon reden und gezielte Fragen stellen. Ich bin kein Psychologe, und auch ein Psychologe könnte
ihn nicht aus dieser Entferung - und schon gar nicht wenn 1. er es nicht will und 2. wenn es ihm nur erzählt wird - genau sagen was los ist und was gemacht werden soll.
Ich denke aber dass der Grund in der Erziehung zu suchen ist, denn du erzählst das du ihm wie eine Mutter sein musst. Das lässt meiner Meinung nach auf Mutterfixiertheit schließen. Bekommt er es nicht wird er evtl. agressiv - schimpft oder schiebt, wie in deinem Fall, die Schuld auf dich.
Das du es nicht schaffst, wie eine Mutter für ihn zu sorgen, macht ihn fertig und er wird sicher auch depressiv und der Kummer kommt auf und er isst was er nur kann. "Mama ist nicht da, was soll ich bloss jetzt tun? Und die Blüdekuh von Freundin schafft es nicht sie zu ersetzten."
Er vermisst seine Mutter, weil sie ihm alles vorgemacht hat und ihn nicht auf die eigenen Beine hat stehen lassen, ist vielleicht bei jedem kleinen Kreische gleich hingerannt und hat ihn auf den Arm genommen und getröstet - "Du brauchst nicht weinen, Mamma ist ja da". Ihn behütet als ginge es um sein Leben, dabei war das Nachtbarskind nur frech zu ihm. Er hat nie richtig gelernt sich durch zu setzen und wusste nur: Wenn ich weine, wenn es mir schlecht geht, dann kommt Mamma und tröstet mich.

Du solltest sehr vorsichtig mit ihm umgehen, ihm aber klar machen dass du nicht seine Mutter bist und du es nie sein wirst.
Und du solltest zu einem Psychologen gehen, nicht nur weil es dich selbst kaputt macht, sondern auch um Rat zu holen wie du mit ihm umzugehen hast, vielleicht sogar wie du ein klares Kontra gehen seine Anti-Therapie- und Ich-bin-gesund-Haltung geben kannst.
Wenn du ihn liebst helf ihm, aber lass auch nicht zu das er dich kaputt macht. Er ist gesund genug um sich für seine psychische Gesundheit - also für den Gang zum Psychotherapeuten - einzusetzen.

Solltest du mal Kinder haben so solltest du wissen das Kinder nunmal schreien und das du nicht gleich hin rennen musst.
Bei Problemen kann dir eine Familienberatung weiterhelfen, auch wenn sie nicht ganz dafür sein könnten, kennen sie gute Adressen.
Und lass dir nocht gesagt sein: Mutter sein (oder Vater sein) ist kein Lehrberuf. Jeder mach in der Erziehung mal Fehler, aber man muss bereit sein sich für diese zu entschuldigen bzw. sich diese einzugestehen und sie bei Möglichkeit einzudämmen. Sonst kann es schlimmer kommen.
Sich jedoch diese Fehler ein Lebenlang zum Vorwurf zu machen ist natürlich auch der falsche Weg.

Für alle Neugierigen: Donata Elchenbroisch's Weltwissen der Siebenjährigen aus dem Kunstmann Verlag ist sehr lesenswert.
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