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ligata
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Post Sat, 27.Sep.03, 19:55      Wie weit darf es gehen? Reply with quoteBack to top

Meine Therapeutin und ich haben ein sehr gutes Verhältnis, soweit ich das beurteilen kann. Oftmals, wenn es mir in den Sitzungen so gut geht, dass wir nicht explizit über irgendein Problem von mir reden müssen, "plaudern" wir über alles Mögliche, Kunst z.B., und auch viel Privates. So erzählt sie viel von sich und ihrer Familie, von ihren Gedanken, Gefühlen ... es ist ein wunderschönes Miteinander, finde ich. Sie hat durch mich auch eine Mitarbeiterin für die Tagesklinik gefunden, eine Freundin von mir, von der ich viel erzählt habe, und sie möchte sich von dieser meiner Freundin auch manche Dinge beibringen lassen. So "verweben" sich die Beziehungen langsam untereinander. Heute hat sie mir erzählt, wie/wo sie mit ihrer Familie wohnt, und ich solle mir doch die Gegend einmal anschauen (es war KEINE Einladung zum Kaffee oder sowas *g*, aber sie hat mal gesagt, sie hält ihre Privatadresse geheim, weil sie schon einmal Schwierigkeiten mit einem Ex-Patienten hatte. Und heute beschreibt sie mir fast den Weg zu ihr nach Hause ...). Später unterhalten wir uns über Sperrmüll etc., und dass sie ihr Haus entrümpeln muss. Ich erwähne eigentlich nur beiläufig, dass ich meine Sachen oft übers eBay versteigere, und sie ist Feuer und Flamme von der Idee und meint, das müsse ich ihr mal zeigen. Ich bin über jeden Einblick in ihr Leben glücklich, weil sie mir sehr viel bedeutet, aber ich weiß nicht, wie weit ein Psychiater-Patienten-Verhältnis gehen darf/soll. So denke ich, werd ich durch ihre Arbeit mit meiner Freundin wohl auch noch ein bisschen mehr ins Private hineingezogen werden ... Was haltet ihr davon?
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r.l.fellner
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Post Sat, 27.Sep.03, 20:31      Re: Wie weit darf es gehen? Reply with quoteBack to top

ligata wrote:
Was haltet ihr davon?

nichts Gutes.

Das, was hier abläuft, wäre zB. in einer Lebensberatung oder beim praktischen Arzt völlig okay, aber nicht in einer Psychotherapie.

Ist das wenigstens nur eine dieser kostenlosen Therapien oder zahlen Sie auch noch dafür? Wenn letzteres, dann zahlen Sie zum Teil für den sozialen Kontakt, aber nicht für eine fundierte Arbeit an Ihrer Persönlichkeit. Aus rein professioneller Sicht läuft hier definitiv etwas schief.

Wenn Sie ein solches Gefühl auch selbst verspüren und es Ihnen überhaupt in dieser aktuellen Situation möglich ist (was ich auf Basis Ihrer Zeilen fast bezweifeln möchte), sollten Sie die Lage unbedingt mit Ihrer Therapeutin besprechen und so gut wie möglich klären.

Freundliche Grüße
Richard L. Fellner

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Last edited by r.l.fellner on Sat, 27.Sep.03, 20:38; edited 1 time in total
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ligata
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Post Sat, 27.Sep.03, 20:38      Re: Wie weit darf es gehen? Reply with quoteBack to top

Hallo,

danke für Ihre Antwort. Das "Problem" - sofern es eins ist - ist ja, dass es mir seit den Sitzungen wirklich besser geht, und sie mir in vielen Dingen wirklich helfen konnte. Ausserdem dürfte sie gut sein, ist Oberärztin in einer Klinik (oder ist dieser Titel wieder nur eine "Alterserscheinung"?). Das Einzige, das ich als störend bezeichnen könnte ist, dass sie oftmals Dinge vergisst, die ich ihr erzählt habe, aber dabei handelt es sich eigentlich eher um Nebensächlichkeiten, und sie hat ja noch andere Patienten, und dass sie mir einmal gesagt hat, sie möchte mit mir eine - ich glaub, es war "Traumatherapie", was immer das auch ist - machen, davon aber nie mehr die Rede war.
Und ich fühl mich so geborgen bei ihr, dass ich es glaub ich nicht schaffe, die Therapie zu beenden, im Gegenteil; ich darf gar nicht an unsere letzte Sitzung denken, weil mir dann die Tränen kommen.

Hm ...
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ligata
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Post Sat, 27.Sep.03, 20:40      Achso, ja ... Reply with quoteBack to top

... ich zahl dafür, bekomm von der GKK halt einen Teil rückerstattet.
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ichbinich
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Post Sat, 27.Sep.03, 21:18      Re: Wie weit darf es gehen? Reply with quoteBack to top

hallo ligata!

hrn. fellners meinung ist nichts hinzuzufügen.
wenn aber jetzt die therapie für dich kostenlos wäre, wäre es nicht weniger problematisch, finde ich. denn irgendjemand bezahlt immer, und dieses geld/diese zeit für private interessen der therapeutin zu verbrauchen, denke ich, ist niemals gerechtfertigt.

noch etwas: ein titel befähigt nicht automatisch dazu, eine arbeit auch gut zu machen.

es ist sicherlich schwierig für dich, das zu überdenken.
aber diese privaten verknüpfungen klingen gar nicht gut.
das heißt: nicht gut für DICH.

was sich im ersten moment gut anfühlt -die geborgenheit- muß nicht automatisch immer gut sein. oder zumindest nicht ausreichend.

mir wäre verdammt leid um das teure geld, das eine therapiestunde kostet, wenn ich mich dann über sperrmüll und jobs für meine freunde unterhalten würde. dies auch als anregung an dich: nimm die zeit in der therapie als wertvolle zeit für DICH, in der du die chance ergreifen kannst, an dir zu arbeiten. es tut gut, sich wohlzufühlen. es ist anstrengend, an sich zu arbeiten. aber du solltest es dir wert sein: es bringt dir mittel- und langfristig gesehen mehr, auch wenn es kurzfristig schwieriger erscheint.

ich wünsche dir von herzen alles gute!
ich-bin-ich

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wara
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Post Sat, 27.Sep.03, 23:26      Re: Wie weit darf es gehen? Reply with quoteBack to top

hi ligata!

dass du das hier postest, bedeutet doch, dass du zweifelst. wenn es fuer dich nur gut waere und es dir nur gut damit ginge, wuerdest du hier nicht nachfragen.

ich hab noch im kopf, dass du so ein "dreieck" hast, dass also auch die psychiaterin ab und an mit dir "therapie" macht, ist das noch so? und dass die beiden miteinander befreundet sind?

wenn du wirklich DAUERHAFT weiterkommen willst, nimm dich selber mehr ernst und trau dir zu, auch wundervolle freundinnen zu finden, ohne dass du fuer sie zahlen musst... aber dafuer zu zahlen, wo du professionelle hilfe auch erhalten kannst.

du, ich wuensch dir viel kraft und viel mut und viel selbst-liebe!!!!

du bist es wert, in fachlich guten haenden zu sein!

wara
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ligata
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Post Sun, 28.Sep.03, 8:56      Re: Wie weit darf es gehen? Reply with quoteBack to top

Hallo ichbinich, hallo wara,

vielen Dank für eure Antworten. Ich weiß nicht so genau, ob ich an der Therapie zweifle ... eigentlich wollte ich mich einfach mal umhören, was ihr davon haltet bzw ob es anderen auch so geht. Ich mein - das klingt jetzt blöd, ist es ja auch - man fühlt sich ein wenig "privilegiert", in das Privatleben der Therapeutin hineinschnuppern zu dürfen, wobei ich ja keine Ahnung hab, ob das nicht ihre anderen Patienten auch tun (dürfen). Was ich halt an unserer "Beziehung" festgestellt habe ist, dass wir uns sehr ähnlich sind. Nicht nur vom Sternzeichen her, was ja dann auch net so viel aussagt, wenngleich wir vom Temperament her gleich sind, sondern einfach auch von den Gefühlen, Vorlieben etc. Und das macht mich natürlich irgendwie "stolz". Ich für meinen Teil find ja auch nicht, dass mir die Therapie nichts bringt, im Gegenteil. Vielleicht ist es auch einfach nur so, dass die Therapeutin spürt, was man im Moment am Nötigsten braucht, und darauf dann eingeht? Dass sie merkt, man sucht Nähe (wobei wir ausser Hand geben keinen andereren Körperkontakt haben, und wir siezen uns nach gut einem Jahr auch immer noch), und deshalb einen miteinbezieht? ....

@ wara: Stimmt, da war mal eine Therapie mit einer Psychologin auch noch, die hab ich aber - man glaube es nicht *g* - abgebrochen, weil ich mich dabei nicht wohlgefühlt hab. Bin jetzt schon lange "nur" mehr bei meiner Psychiaterin, die ja Psychotherapeutin auch ist.
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