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sternentheater
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Post Tue, 30.Sep.03, 8:48      Traumatherapie mit Asperger Betroffenen? Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich habe das Asperger Syndrom,
bin aber gleichzeitg das, was man "polytraumatisiert" nennt und u.a. mit PTBS, Borderline PS und DIS diagnostiziert (falls man das überhaupt nebeneinander diagnostizieren kann und es nicht eher ein Resultat aus Hilflosigkeit und Uneindeutigkeit ist. Rolling Eyes )

Ich bin seit etlichen Jahren in ambulanter Psychotherapie (tiefenpsychologisch fundiert, analytisch orientiert bzw. modifizierter Psychoanalyse) und mache parallel dazu eine stat. Traumatherapie (Intervallbehandlung) nach dem Reddemann-Sachsse'schen Konzept. (Ist das in Ö auch bekannt?) (NLKH Göttingen)

Dieses Konzept setzt ja als erstes den Beziehungsaufbau zwischen Therapeut und Klient voraus, um überhaupt in Richtung Traumaarbeit/-exposition gehen zu können.
Sowohl in meiner amb. Therapie als auch in meinem ersten stat. Behandlungsblock war und ist der Beziehungsaufbau immer wieder Thema, und genau dort scheitert es. Von Seiten der Therapeuten her heißt es, ich würde keine (bzw.keine ausreichende) Beziehung zu ihnen herstellen.
Kann es sein, dass es mir durch meine "Macken" im Rahmen des AS einfach nicht möglich ist, bestimmte Voraussetzungen wie eben die Herstellung einer Beziehung (wie der Therapeut es gewohnt ist und sich vorstellt) für eine Traumatherapie/Psychoanalyse zu erfüllen?
Werden die Therapeuten dann weiter an mir verzweifeln, weil wir nicht einmal den ersten wichtigen und grundlegenden Schritt schaffen? Bzw. inwieweit kann man eine Psychoanalyse oder eine Traumatherapie so weit modifizieren, dass auch ich mit meinen AS-spezifischen Problemen davon profitieren kann?

Oder sind Psychoanalyse und Traumatherapie (nach diesem Konzept) bei Menschen mit AS eh sinnlos und kontraindiziert, wenn ja, was könnte mir sonst helfen, um meine Traumata zu be- und verarbeiten?

Herzlichen Dank,
viele Grüße


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r.l.fellner
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Post Tue, 30.Sep.03, 9:58      Re: Traumatherapie mit Asperger Betroffenen? Reply with quoteBack to top

Liebes Sternentheater (schöner Nick!) Wink ,

es kommt wesentlich darauf an, was man als (therapeutische) "Beziehung" definiert. Ich persönlich (systemischer Therapeut) hatte damit bisher noch kein Problem, selbst bei ausgeprägtem 'Asperger-Syndrom'. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, daß dies für eine Psychoanalyse nicht ausreicht - und es wird wohl auch nicht möglich sein, die Analyse entsprechend zu 'modifizieren', da eine gewisse Tiefe der Beziehung und auch damit eine Form der Abhängigkeit (und genau das ist es ja, wovor Asperger-Betroffene zum Teil große Angst haben) geradezu Voraussetzung für den 'planmäßigen' analytischen Therapieverlauf sind.

Meine Empfehlung ist also, daß Sie sich eine(n) Therapeuten(in) der Richtungen Systemische Therapie, Verhaltenstherapie oder Gestalttherapie suchen* (nach Möglichkeit mit Erfahrung bezüglich Asperger), dann finden Sie sicher auch den nötigen "Schwung" für die Traumatherapie.

Liebe Grüße und alles Gute
Richard L. Fellner

* (natürlich nach vorheriger Abstimmung mit Ihrem Analytiker - die Therapie keinesfalls einfach abbrechen!)

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Post Tue, 30.Sep.03, 17:56      Re: Traumatherapie mit Asperger Betroffenen? Reply with quoteBack to top

Hallo Herr Fellner,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre umfassende und ausführliche Antwort!!! balloon

Viele Grüße


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Post Sun, 10.Oct.04, 20:33      Re: Traumatherapie mit Asperger Betroffenen? Reply with quoteBack to top

Hallo Herr Fellner,

alles leichter gesagt als getan. Sad

Ich habe die hiesige Kassenärztliche Vereinigung angeschrieben und sie kennt keinen niedergelassenen Therapeuten in meiner Region, der sich mit Asperger auskennt, außer dem regional zuständigen Autismustherapieinstitut. Dieses wiederum hat aber keine Therapeuten, die über die Krankenkassen abrechnen können, sondern kann nur mit der Eingliederungshilfe/Sozialamt abrechnen.
Dort habe ich einen Antrag auf Kostenübernahme geestellt. Abgelehnt. Widerspruch. Wieder abgelehnt.
Ich solle mir einen Therapeuten suchen, der TRauma UND Asperger "in einem Guss" diagnostiziert, Behandlungsplanung macht und behandelt.

Die Klinik, in der ich alljährlich zur Traumatherapie bin, weiß zwar über Asperger Bescheid, kann aber nicht "two in one" behandeln.
Meine (ehemals) ambulante Analytikerin sagt, sie könne mir aber auch keine Therapie bieten, von der ich als Asperger profitieren könne; ich müsse erst einige weitere Fähigkeiten in einer auf Asperger zugeschnittenen Therapie erwerben um dann bei ihr eine Analyse wieder aufnehmen zu können.

Aus eigener Tasche kann ich leider keine Therapie bezahlen, ich beziehe Sozialhilfe.

Dies wollte ich Ihnen zu "Deutschland's Zuständen" nur rückmelden. zwinkernd..

Viele Grüße nach Wien

Sterne
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