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Julia
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Post Wed, 11.Dec.02, 8:37      Mein Partner ist manisch-depressiv Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich habe einige Fragen zur manisch-depressiven Krankheit. Mit meinem Partner kann ich kaum darüber reden, denn er versucht dieses Thema zu umgehen.

Hier kurz folgende Schilderung: Vor zwei Jahren habe ich meinen Partner kennengelernt. Nach einiger Zeit erzählte er mir, dass er unter Depressionen leide. Und noch einige Zeit später, dass er MD wäre. Dies sei auf den schweren Unfalltod seiner Mutter zurückzuführen (schwerer Autounfall, Mutter konnte man kaum noch identifizieren - der Unfallgegner hat diesen Unfall herbeigeführt). Noch heute spricht mein Partner von Mord.

Mein Partner selbst ist ein ruhiger Mensch (etwas antriebslos), aber ansonsten sehr feinfühlig.

Er hatte vor mir keine Freundin und ich führte seine "Einzelgängerischen Verhaltensweisen" darauf zurück, dass er so lange allein gelebt hat.
Verschiedene Dinge nimmt er nicht in Angriff und auf meine Fragen antwortet er nur´: Das interessiert mich nicht.

Da ich einen Kinderwunsch hege, habe ich mich desöfteren gefragt, ob dies nicht verantwortungslos wäre. Ich habe vieles im Internet über genetische Veranlagung gelesen und bin jetzt verunsichert.

Alles was ich bisher weiss, ist, dass es in seiner Familie keine gravierenden Krankheiten gab. Ausser einen Onkel, der Professor für Musikwissenschaften war und sich ständig überforderte. Sollte dies ein Anzeichen für MD sein?

Seine beiden Schwestern sind sehr sympathische Menschen und sein Vater auch.

Mein Partner nimmt Carbamazepin und hat nach seinen Aussagen seit 1995 keine "Phase" mehr. Bisher sei es zweimal vorgekommen.

Er ist mittlerweile 35 Jahre und wie gesagt, ein ruhiger und zuverlässiger Mensch.

Ich bin ein nachdenklicher und gewissenhafter Mensch und mache mir ständig Gedanken, ob diese Krankheit vererblich ist. Ich habe zuviel Angst, meine Kinder würden es auch bekommen.

Sind meine Bedenken berechtigt? Ich denke ja. Doch ich hoffe, dass das Risiko nicht allzu gross ist.

Für Antworten wäre ich sehr dankbar. Vielleicht gibt es ja Kinder, die Eltern hatten, die an MD erkrankt waren und Kinder die es nicht bekommen haben.

Ganz schöne Grüsse,
Julia
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Tina
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W


Post Fri, 13.Dec.02, 8:58      Vererbung von md Reply with quoteBack to top

Liebe Julia,

Vererbt wird diese Krankheit ca. mit 5%, also zu 95% wären Eure Kinder diesbezüglich gesund.

Wichtig ist, daß wenn dein Partner md ist, daß er aktiv gegen die Krankheit was tut und nicht wegsieht, sonst wird es schwierig.

Liebe Grüße, Tina
Schnecke
sporadischer Gast
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Post Wed, 26.May.04, 21:12      Partner manisch-depressiv: wie helfen? Reply with quoteBack to top

Hallo,
ich möchte gern wissen, wie man Manisch-Depressiv diagnostizieren kann und ob Angsattacken zum Krankheitsbild gehören. Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen, Medikamente und Therapien, oder nur beides zusammen, geht es auch ohne Medikamente.

Es betrifft nicht mich selber, aber das Umfeld wird ja ziemlich tief mit reingezogen. Wie kann man sinnvoll helfen und was ist falsch?

Ist das angeboren und vererbbar? Wie äußert sich das bei einem Kleinkind?

Mein Fragenkatalog ist sehr lang. Vielleicht erübrigen sich einige bereits durch hoffentlich folgende Antworten.

Schnecke

(Anmerkung Admin: Betreffzeile von "Was ist das überhaupt und was hilft?" auf obige präzisiert. Ich hoffe, mit meiner Vermutung, es handle sich um Ihren Partner, richtig zu liegen, ansonsten bitte um Info.)
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tanzendes_irrlicht
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Post Fri, 28.May.04, 8:45      Re: Was ist das überhaupt und was hilft? Reply with quoteBack to top

Hallo Schnecke,

Diagnosen stellt immer nur der Arzt, die Kriterien für die MD findest Du aber zB im DSM IV.
Behandlungsmöglichkeiten können zB eine Psychotherapie sein, mit und ohne Medis ist beides möglich. Eine Kombination kann besonders wirksam sein.

Quote:
Wie kann man sinnvoll helfen und was ist falsch?


"Falsch" sind Intentionszuschreibungen alá "reiss Dich zusammen", "sei nicht so wankelmütig" und co. "Sinnvoll" können im Gegenzug eben Verhaltensweisen/Worte sein, die zeigen, dass der Betroffene aufgefangen wird, dass er nicht "selbst schuld" ist und die ihn gleichzeitig in den depressiven Phasen aktivieren und in den manischen Phasen dämpfen (auf Schlaf und Nahrung zB achten).

Quote:
Ist das angeboren und vererbbar? Wie äußert sich das bei einem Kleinkind?


Es wird eine Wechselwirkung zwischen Umweltfaktoren und persönlichen Faktoren vermutet. Direkt angeboren ist die MD nicht, aber eine Neigung, daran zu erkranken kann kongenital aufgefasst werden.
Inwiefen sich MD bereits im Kleinkindalter dignostizieren lassen weiß ich nix drüber. Ich denke aber, für heftige Stimmungswechsel in diesem Alter gibt es auch noch andere (uU naheliegendere Erklärungen) wie beispielsweise ADHD.
Du vermutets MD bei einem Kleinkind? Wie kommst Du darauf?

Grüße,

Tanzendes_Irrlicht

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Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M.
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Schnecke
sporadischer Gast
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Post Fri, 28.May.04, 15:37      Re: Was ist das überhaupt und was hilft? Reply with quoteBack to top

Danke für die Antwort, hilft mir tatsächlich schon weiter.

Nein mit geht es um den Erwachsenen, der auch zu Selbstverletzungsattacken und Panikattacken derzeit neigt. Er lehnt jedoch Hilfestellung durch Ärztehand derzeit kategorisch ab. Letzter Kontakt mit einem Arzt diesbezüglich war vor etwa 15 Jahren. Der Zustand ist kritisch, da er total arbeitsunfähig ist, fast lebensunfähig ist. Er hat eine kleine Tochter, die vielleicht auch schon auffällig ist, kann aber hier auch andere Gründe haben.

Ich würde einfach gern mehr von der Krankheit verstehen können, um nicht total in die falsche Richtung meine persönliche Hilfestellungen laufen zu lassen. Bisher bin ich rein gefühlsmäßig an die Sache gegangen.

Es ging ihm noch nie so langanhaltend schlecht wie jetzt und ich kann kein Ende dieser Situation erkennen. Die äußeren Umstände sind auch nicht ideal ( seine finanzielle Situation und Beziehungsstreß ) - wenn ich die gleichen Umstände hätte, würde ich auch Probleme haben, selbst ohne körperliche Ursachen.

Er hat übrigens auch Angst vor Zwangseinweisung - falls er sich offen einem Arzt geben würde. Nach einiger Überlegung kann ich das sehr gut nachvollziehen. Wenn wirklich alles offen und ehrlich gesagt würde - ist ein Arzt dann nicht verpflichtet einzuweisen. Suizidgedanken sind bei ihm täglich vorhanden, das allerdings schon sein Jahren/Jahrzehnten.

Vielleicht hilft die Ausführung für weitere Erklärungen weiter.

Schnecke
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r.l.fellner
Psychotherapeut
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Post Sat, 29.May.04, 9:13      Re: Was ist das überhaupt und was hilft? Reply with quoteBack to top

Liebe Schnecke,

Schnecke wrote:
Ich würde einfach gern mehr von der Krankheit verstehen können, um nicht total in die falsche Richtung meine persönliche Hilfestellungen laufen zu lassen. Bisher bin ich rein gefühlsmäßig an die Sache gegangen.

das ist auch gut so! Und ich kann mir gut vorstellen, daß es auch sehr hilfreich und wertvoll für ihn ist, wenn Sie für ihn da sind. So, wie Sie sind.

Helfen (im Sinne von Therapie und einer Verbesserung des Zustandsbildes nach Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Störungsbild) wird nur ein Psychotherapeut, Psychiater oder Neurologe können, das ist nicht Ihre Aufgabe!

Diese therapeutische Unterstützung (sei es reine Psychotherapie oder auch kombiniert mit Psychopharmaka - welche Maßnahmen erforderlich sind, kann nur ein(e) Fachmann/frau vor Ort beurteilen) allerdings wäre höchst an der Zeit, bei psychischen Erkrankungen heilt Zeit definitiv nicht alle Wunden - im Gegenteil!

Quote:
Er hat übrigens auch Angst vor Zwangseinweisung - falls er sich offen einem Arzt geben würde. Nach einiger Überlegung kann ich das sehr gut nachvollziehen. Wenn wirklich alles offen und ehrlich gesagt würde - ist ein Arzt dann nicht verpflichtet einzuweisen. Suizidgedanken sind bei ihm täglich vorhanden, das allerdings schon sein Jahren/Jahrzehnten.

nun, wenn er nicht selbst die nötigen Schritte setzt, sich Hilfe zu suchen, kann es ihm tatsächlich passieren, daß er eines Tages diese Entscheidung nicht mehr selbst für sich treffen kann.

Freundliche Grüße
Richard L. Fellner

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Schnecke
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Post Sun, 30.May.04, 16:40      Re: Mein Partner ist manisch-depressiv Reply with quoteBack to top

Hallo,

die Antwort ist für mich nur bedingt hilfreich.

Ich bin mir sicher, er wird sich nicht helfen lassen - nicht von ärztlicher Seite. Ich denke kaum, dass ich für die Zwangseinweisung sorgen würde.

Die Phasen war bisher eher sehr kurz und er bekam es dann in den Griff. Jetzt scheint die tiefe Phase nicht mehr aufhören zu wollen. Ich würde gern einschätzen können, wie hoch die Suizidgefahr tatsächlich ist. Ich denke er hängt an seiner Tochter und liebt seine Freundin - lebt allerdings auch durch die Krankheit, die damit verbundenen Probleme mit beiden aus. Kann jemand mit solch einer Erkrankung überhaupt tiefe Gefühle empfinden, die von Dauer sind?

Stimmt es eigentlich, dass sich die Depressionen auf die Libido auswirken müssen? Positiv wie auch negativ?

Wenn Zeit nicht heilen kann - ist es dann sicher, dass es immer weiter runter in der Spirale geht? Eine Änderung ín die positive Richtung also nicht erfolgen kann, ohne Therapie gleich welcher Art?

Ich vermute auch hier verläuft es bei jedem anders, aber es gibt sicherlich Tendenzen.

Danke für die Tipps.

Schnecke
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