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hannah
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Post Fri, 24.Oct.03, 21:06      Keine psychotherapeutische Hilfe in Österreich Reply with quoteBack to top

Hallo,

Ich leide seit meinem 13. Lebensjahr an schizo-affektiven Psychosen. Mit 14 wurde ich ein Jahr lang mit Haldol behandelt und war dann sechs Jahre ohne Rückfall. Durch Umzug und enormen Stress bekam ich dann mit 20 eine sehr starke Psychose, die nur sehr langsam verheilte. Ich musste die Tabletten wegen Parkinson ähnlichen Beschwerden absetzen und bekam ein Jahr darauf wieder einen Rückfall. Ich nahm dann ein halbes Jahr ein Medikament, das mich so müde machte, dass ich überall einschlief. Damals habe ich dann aber zu mir selbst gefunden und eingesehen, dass ich meine Krankheit, so schlimm sie auch ist, akzeptieren muss. Ich bin jetzt 23, mit meinem Studium schon fast fertig und ich nehme ein Medikament, das ich gut vertrage. Bei zuviel negativen Stress bekomme ich aber leider heftige Wutanfälle - psychoseartige Beschwerden habe ich aber nicht.

Jetzt zu meinem Problem:
Ich habe schon oft versucht mich auch an jemanden zu wenden, der mir nicht nur Tabletten gibt, sondern mir hilft oder mich psychotherapeutisch behandelt.
Leider bin ich immer an falsche Personen geraten und kann dadurch nicht so leicht vertrauen. Das was ich jetzt schreibe ist nicht erfunden sondern ist mir tatsächlich bei einem Psychiater passiert:
Ein Psychiater hat meine Krankheit ausgenützt und mich sexuell genötigt. Ich war damals zu schwach um das zu bemerken und habe alles getan was er gesagt hat. Am Ende hatte ich dann so extreme Angst vor ihm, dass meine Mutter aufmerksam wurde und ich nicht mehr hingegangen bin.
Daraufhin habe ich komplett das Vertrauen in Psychiater verloren, habe zwar jetzt eine nette gefunden, die mich aber natürlich nicht therapiert sondern mir nur Tabletten verschreibt.
Wenn ich sie darauf anspreche ob ich nicht auch psychotherapeutische Hilfe bekommen könnte, meinte sie nur, dass es sehr schwierig ist in Österreich eine zu bekommen.
Ich möchte nicht mein Leben lang Tabletten schlucken und deswegen wäre ich auf psychotherapeutische Hilfe angewiesen. Vor ein paar Monaten habe ich dem Psychotherapeuten von diesem Forum hier geschrieben, ob das bei ihm möglich wäre - er hat mir aber nicht geantwortet. Das bestätigt natürlich das, was mir die Ärztin gesagt hat. Warum ist es in Österreich so schwer vernünftige und gute Hilfe als psychisch Kranker zu bekommen?
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r.l.fellner
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Post Fri, 24.Oct.03, 23:37      Re: Keine psychotherapeutische Hilfe in Österreich Reply with quoteBack to top

Liebe Hannah,

mich hat Ihre hier dargelegte Geschichte sehr betroffen gemacht. Weniger noch die Psychose (so etwas kann passieren), aber vor allem das, was Ihnen in Ihrer persönlichen Notsituation bei Ihrem damaligen Psychiater widerfahren ist. Haben Sie diesbezüglich rechtliche Schritte unternommen?

Unbefriedigend muß es auch sein, das innere Gleichgewicht bereits langfristig maßgeblich mithilfe von Tabletten aufrechterhalten zu müssen.

hannah wrote:
Ich möchte nicht mein Leben lang Tabletten schlucken und deswegen wäre ich auf psychotherapeutische Hilfe angewiesen.

das kann ich gut verstehen und gebe Ihnen hier völlig recht, denn eine Psychotherapie unterstützt nachgewiesenermaßen erheblich bei der Wiederherstellung eines psychischen Gleichgewichts nach (oder während) einer Psychose.

hannah wrote:
Vor ein paar Monaten habe ich dem Psychotherapeuten von diesem Forum hier geschrieben, ob das bei ihm möglich wäre - er hat mir aber nicht geantwortet.

damit bin ja wohl ich gemeint... Embarassed
Es tut mir außerordentlich leid, daß es mir nicht möglich war, auf Ihr Schreiben zu antworten. Leider ist es so, daß ich phasenweise sehr viele Zuschriften erhalte, aber aus Zeitgründen nur auf die wenigsten eingehen kann. Deshalb weise ich auch an jeder Stelle dieses Angebots auf meiner Website ausdrücklich, meist sogar mehrmals, darauf hin, daß es sich um ein unverbindliches Angebot meinerseits handelt, teils sogar, daß man nicht auf eine Antwort von mir "warten", sondern gerade in erheblichen Lebenskrisen unbedingt auch im realen Leben Unterstützung suchen sollte. Sprich: zum Telefonhörer greifen.

Vorrang hat bei mir naturgemäß reale Psychotherapie in meiner Praxis - das ist mein Beruf. Wenn man mich also anruft und eine Psychotherapie beginnen will, dann stehe ich nach Maßgabe der verfügbaren Termine gerne zur Verfügung.
Das kostenlose Erstberatungsangebot kann ich - übrigens ebenso wie die Betreuung des Forums hier - dagegen natürlich nur in meiner verbliebenen Freizeit wahrnehmen. Das tue ich zwar ebenso gerne, aber (ich hoffe, Sie können das ein wenig verstehen) nur in gewissen Ausmaßen. Mit einer Überschreitung meiner persönlichen Grenzen wäre niemandem gedient.

hannah wrote:
Das bestätigt natürlich das, was mir die Ärztin gesagt hat. Warum ist es in Österreich so schwer vernünftige und gute Hilfe als psychisch Kranker zu bekommen?

das ist nicht so schwer. Ich vermute, Ihre Ärztin wollte Sie diesbezüglich sicherlich bestens beraten, ist aber bezüglich der Situation der psychotherapeutischen Versorgung nicht auf dem letzten Stand (was man nicht unbedingt als ihre Aufgabe sehen muß). Fakt ist, daß es in Österreich speziell bei jenen Psychotherapeuten/innen, die privat oder auf Teilverrechnungsbasis mit den Krankenkassen arbeiten, keinerlei Probleme gibt, einen Therapieplatz zu finden. Versorgungsschwierigkeiten existieren lediglich bei den Plätzen, die zur Gänze von den Kassen finanziert werden. Gerade bei den ersteren beiden Gruppen von Therapeuten/innen finden Sie aber aufgrund diverser Zusammenhänge am österr. Pschotherapiesektor mit Sicherheit gut arbeitende Kollegen und Kolleginnen.

Vielleicht helfen Ihnen ja auch die diesbezüglichen Tipps und Hinweise auf meinen Info-Seiten weiter (ausgehend von http://www.Psychotherapiepraxis.at), ich würde mich freuen, wenn ich Sie so wenigstens "indirekt" auf der Suche nach einem passenden Therapeuten unterstützen kann.

Herzliche Grüße und alles Gute für Ihre Suche
Richard L. Fellner

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Kupfer
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Post Sat, 25.Oct.03, 11:14      Re: Keine psychotherapeutische Hilfe in Österreich Reply with quoteBack to top

Sehr geehrter Herr Fellner!

Dazu hätte ich auch noch eine Frage.
Quote:
eine Psychotherapie unterstützt nachgewiesenermaßen erheblich bei der Wiederherstellung eines psychischen Gleichgewichts nach (oder während) einer Psychose


Meine Freund war vor einiger Zeit an paranoider Schizophrenie erkrankt und deshalb auch in Therapie. Nach kurzer Zeit hat die Therapeutin die Therapie mit der Begründung abgebrochen, dass diese nichts bringen würde, weil sich mein Freund keine Stunde lang konzentrieren könnte und deshalb das Besprochene nicht zu ihm durchdringt.
Also blieb er in psychiatrischer Behandlung und ist mittlerweile nahezu symptomfrei.
Trotzdem wollte er, wieder die therapeutische Behandlung aufnehmen.
Wieder hat ihn seine Therapeutin abgewiesen, diesmal mit der Aussage, dass es Patienten geben würde, für die die medikamentöse Behandlung reichen und eine Therapie überflüssig sein würde.

Ich würde mich freuen, wenn sie mir ein Statement zu der Aussage der Therapeutin geben könnten. Da ich persönlich eigentlich erhofft hatte, dass mein Freund noch etwas im Bereich Stressbewältigung (zur Rückfallvorbeugung zB) etc geschult werden könnte.

Gruß - Kupfer
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hannah
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Post Sat, 25.Oct.03, 11:15      Re: Keine psychotherapeutische Hilfe in Österreich Reply with quoteBack to top

Also bitte um Entschuldigung, dass ich Sie hier und im anderen Thread, den Sie natürlich löschen können, weil ich vom Thema abgekommen bin, kritisiert habe und vielen Dank für die nette und schnelle Antwort jetzt hier im Forum.

Aber Sie können mir glauben, dass ich schon oft herumtelefoniert habe um einen Platz bei eine(r)m PsychotherapeutenIn zu bekommen --> und das frustiert einem sehr, wenn man immer und immer nur Ablehnung erfährt.

Rechtliche Schritte habe ich damals nicht unternommen. Ich war heilfroh, dass ich mit meinen damaligen Beschwerden von dem Arzt losgekommen bin. Ich habe mich dann gut ein halbes Jahr selbst behandelt. Ich hätte gar nicht die Kraft gehabt etwas gegen den Arzt zu unternehmen, und das war ihm ja sehr bewusst, deswegen hatte er wahrscheinlich auch keine Angst vor Konsequenzen und konnte meine Hilflosigkeit zu seiner Befriedigung ausnutzen.

So jetzt werde ich Sie aber nicht mehr mit meinen Problemen aufhalten. Ich bedanke mich sehr, dass Sie mir jetzt ein bisschen geholfen haben und werde natürlich weiter versuchen vernünftige Hilfe zu bekommen um vielleicht irgendwann nicht mehr von Tabletten abhängig zu sein.
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hannah
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Post Sat, 25.Oct.03, 11:18      Re: Keine psychotherapeutische Hilfe in Österreich Reply with quoteBack to top

@Kupfer

Dein Freund soll versuchen, bei jemanden anderen in Therapie zu gehen. Wenn er mit den Tabletten symptomfrei ist, dann ist das jetzt die beste Zeit eine Therapie anzufangen. Wie gesagt, ich höre das auch sehr oft, aber ich denke Herr Fellner hat recht, dass eine Psychotherapie sicher helfen kann. Also nur nicht aufgeben!

Viel Glück!
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Post Wed, 29.Oct.03, 20:46      Re: Keine psychotherapeutische Hilfe in Österreich Reply with quoteBack to top

Lieber Kupfer,

ähnlich wie hannah meine ich, daß Ihr Freund es bei einem/r Therapeuten(in) versuchen sollte, der/die besser für ihn "paßt". Ich bin sicher, so jemand findet sich - und sicherlich sind die Aussichten auf eine weitere Verbesserung und Stabilisierung nun besonders gut, da er die akute Phase der Psychose für's erste einmal hinter sich gebracht hat!

Liebe Grüße und Ihrem Freund alles Gute
Richard L. Fellner

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Post Tue, 11.Nov.03, 21:12      Re: Keine psychotherapeutische Hilfe in Österreich Reply with quoteBack to top

Hallo Hannah!

Therapeuten gibt es. Daran scheitert es sicher nicht. Trotzdem gibts bei der Suche ein Problem das auch ich gut kenne: Wie finde ich aus einer Liste von hunderten Personen nun die richtige? Gerade dann wenn man die Diagnose wie du ja schon hat will man natürlich jemanden der auf diesem Gebiet gut ist (das ist ja dein gutes Recht) und mit dem man sich auch einigermassen versteht. Das Zweite ist sowieso Glückssache, also ausprobieren. Leider gibt es wenig Unterstützung bei der Suche nach einem "fachlich" passenden Therapeuten. Ein bischen was gibts aber schon. Hier die Möglichkeiten die ich gefunden habe:

1. Frage einen Psychiater. Meiner Erfahrung nach haben die meisten einen guten Überblick über das Psychotherpieangebot und können jemanden empfehlen. Das kostet auch sicher nichts weil von der Krankenkasse bezahlt.

2. Noch besser: Wende dich an eine psychiatrische Ambulanz / Klinik. Nicht um dich reinzulegen sondern einfach wegen eines Informationsgespräches. Das geht in Wien z.B. am AKH schnell und problemlos. Im Otto Wagner Spital ebenfalls. Dort haben sie einen gewissen Überblick.
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