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Zausel
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Post Mon, 23.Dec.02, 18:46      Macht- und Hoffnungslosigkeit gegenüber Borderline Reply with quoteBack to top

Guten Abend Herr Fellner,

die Frage ob ich mit der Borderlinestörung zu tun habe stellt sich für mich nicht mehr, das weiß ich seit einiger Zeit.
Es ist die Diagnose die ich am wenigsten wahrhaben will ( nachdem ich schon akzeptieren musste Drogensüchtige,Überlebende, Ess-,brech,-magersüchtige und Deppressive zu sein). Es fällt mir irre schwer Borderline zu akzeptieren.
Es hat sich nicht bewarheitet das ich, nachdem ich meine Sucht durch abstinenz, mein Essen durch Struktur und meine Deppresion mit Tabletten
zu bekämpfen versuche (seit fünf Jahren clean von allen bewußtseinsverändernden Drogen einschließlich Alkohol), den Frieden mit mir und anderen finde nach dem ich immer schon auf der Suche bin.
Borderline ist die Bedrohung der ich am Machtlosesten gegenüberstehe.
Die Unruhe, die Leere, der Selbsthaß, die Unfähigkeit andere Menschen an mein Leben teilhaben zu lassen, nähe ertragen zu können, all das macht Leben immer unerträglicher. Besser gesagt, unerträglich ist es schon immer aber bisher hatte ich immer noch Hoffnung.
Die geht mir bei der Diagnose Borderline immer mehr flöten.

Eigentlich wollte ich nur fragen was meine Testauswertung aussagt.
Ich hab niergendwo einen Absatz gefunden in dem steht bei welchem Ergebniss man wie schwer betroffen ist.
Es ist die wage Hoffnung gar nicht so schwer betroffen zu sein, das das alles nur ein böser Traum ist.
Ich weiß das ich es besser wissen müßte. Symtome dieser Krankheit nahezu täglich deutlich spüre.

mein Testergebniss:
Erfüllte Borderline- Indikatoren: 8
Festgestellte Nebenmerkmale: 2
Festgestellte Borderline-Zusatzindikatoren:2


Entschuldigen sie
Zausel
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Rose of Midnight
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Post Mon, 23.Dec.02, 23:48      Reply with quoteBack to top

Hallo Zausel!

Ich kann gut verstehen, dass diese Diagnose Dich umhaut.

Aber sieh es mal so: Sie macht aus Dir keinen anderen Menschen. Du bleibst Du, ob mit oder ohne Borderline.

Deine anderen Probleme, von denen Du schreibst sind vielleicht nur weitere Symptome dieser Diagnose. Insofern kannst Du Dir sagen, dass es eigentlich nichts neues ist, nur ein Name für alles.

Lass nicht zu, dass die Diagnose Dein Leben bestimmt, sondern Du selbst. Borderline ist auch nur ein Wort, keine Gehirnwäsche Wink
Gib die Hoffnung nicht auf, es lohnt sich nicht. Nicht für ein Wort, das Sachen beschreibt, die andere Wörter auch beschreiben können.

Denke immer dran: Du bist Du und das kann Dir keiner wegnehmen. Erst recht keine Diagnose!

Liebe Grüße und viel Kraft zum Weiterhoffen wünscht Dir
Rose

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Moment...Hunde zersägen??? Das macht man nicht...
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zottel
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Post Fri, 27.Dec.02, 14:56      Reply with quoteBack to top

Hallo Rose,

natürlich hat das "Kind" nur einen Namen beckommen und ändert nichts.
Natürlich bleibe ich ich (wer das auch immer sein soll) .
Es ist nur die Endgültigkeit die mich so erschrecken läßt.
Ich dachte bzw. hatte die Hoffnung das ich meine Süchte und Zwangshandlungen durch Abstinenz und Struktur im Zaum halten kann.
Das wenn das funktioniert sich alles andere ergeben würde.
Jetzt muß ich erkennen das das alles nur Symptome für etwas sind was Borderline heißt.
Das sich mein sich falsch fühlen, mein Selbsthaß,meine Angst vor nähe, meine unfähigkeit Kontakte aufrechtzuerhalten ec.ec. anstatt kleiner immer größer wird.
Um so mehr ich die Symptome bekämpfe,um so größer wird der Wahnsinn, um so weniger kann ich mich sebst aushalten.

Borderline, ich hab `ne menge dazu gelesen und ich hab wenig bzw. gar nichts von Menschen gehört die davon genesen, die Zufriedenheit spüren können.
Glaub mir, meine Akkus sind so leer. Ich mag nicht mehr kämpfen.
Es ist nicht so das ich erst seit gestern dagegen angehe. Ich bin seit fünf Jahren clean von allen bewußtseinsveränderden Drogen, einschließlich Alkohl. Ich bin clean von dem was mich am meisten hat überleben lassen, auch wenn es mich zum Schluß fast umgebracht hätte.
Ich kann meine Angst und mein Mißtrauen mir und anderen gegenüber einfach nicht loslassen, auch wenn ich mir nichts sehnlicher Wünsche.
Ich kann einfach nicht mehr, würde am liebsten wieder in mein altes Leben einsteigen was ich auf den Tod gehaßt habe.
Ich will einfach nur Leben, mit ein bißchen Glück. Scheiße ich will eine funktionierende Partnerschaft, Kinder. Wie soll das gehen wenn ich mich so sehr ablehne, mich nicht im Spiegel ansehen kann, es nicht ertrage von anderen angefasst zu werden, geschweige denn eine Sexualität zu besitzen.
Ich will Ruhe, nicht ständig in irgendwelchen Phantasien und Tagträumen leben,mich nicht städig fehl im Leben zu fühlen.
Ich funktioniere nur, mein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet zu funktionieren.
Wie ich mich fühle ? Die einzigen Gefühle die ich spüren kann sind Trauer. Schwere, Dunkelheit die sich um mich legt.
An "guten" tagen kommt sogar etwas wie Wut. Wut die mich verzweifeln läßt.

traurig
Zottel (Zausel war vor meiner anmeldung)
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Rose of Midnight
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Post Fri, 27.Dec.02, 15:10      Reply with quoteBack to top

Hallo Zottel!

Ich kann Deine Wünsche gut verstehen...man solte meinen, so etwas ist doch nicht zuviel verlangt. Es ist ja nichts außergewöhnliches.

Aber niemand weiss, wie es jemanden verzweifeln lässt, wenn ihm die Erfüllung dieser Wünsche verweigert wird.

Deine Testauswertung ist übrigens die gleiche, die ich auch hatte...

Und was würde man nicht für ein kleines bisschen von dieser alltagsgrauen Normalität geben? Einmal die Probleme haben, die jeder hat und nicht ständig gegen den Drang ankämpfen zu müssen, aus dem nächsten Fenster zu springen, sich vor das nächste Auto oder den nächsten Bus zu werfen...

Ich kann Dich gut verstehen. Man sieht die ganzen Menschen und bemitleidet sie für ihr armseliges Leben. Und doch beneidet man sie um ihre Zufriedenheit.

Immerhin musst Du jetzt nicht länger die einzelnen Symptome bekämpfen, sondern kannst Dich um das Hauptproblem kümmern.

Ich glaube, Dir, wenn Du sagst Deine Akkus seien leer. Irgendwann hat man einfach das Gefühl: Bis hier hin habe ich gekämpft, jetzt ist einfach Ende. Jetzt will und kann ich nicht mehr.

Aber genau das ist es, was man immer wieder inh den Hintergrund drängen muss. Weil eigentlich will man ja leben, eigentlich möchte man sein Recht auf Glück und Zufriedenheit ja wahrnehmen.

Und dafür lohnt es sich imer wieder zu kämpfen und immer wieder von ganz unten aufzustehen.

Ich wünsche Dir wirklich von ganzem Herzen, dass Dich dieser Funke Überlebenswille nicht verlässt und Dich trotz allem weitermachen lässt!

Alles liebe,
Rose

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r.l.fellner
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Post Tue, 07.Jan.03, 2:39      Re: Macht- und Hoffnungslosigkeit gegenüber Borderline Reply with quoteBack to top

Sehr geehrter Zausel / Zottel,
Zausel wrote:
(..) Eigentlich wollte ich nur fragen was meine Testauswertung aussagt. Ich hab niergendwo einen Absatz gefunden in dem steht bei welchem Ergebniss man wie schwer betroffen ist.

hier wurde diese Frage schon einmal gestellt:
http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=269

Ich bin sicher, daß Sie auch zukünftig weitere, deutliche Verbesserungen Ihres Zustandsbildes bemerken werden, wenn Sie mit der Energie an sich weiterarbeiten, wie Sie das bisher offenbar bereits getan haben - großartig! In jedem Fall aber sollten Sie sich therapeutische Unterstützung holen, das macht es gerade in Krisenphasen leichter, "durchzutauchen" und lenkt in besseren Phasen die Aufmerksamkeit auf Bereiche, die für weiteren Fortschritt von Bedeutung sind. Manchmal ist es wichtig, sich Hilfe zu suchen - man muß nicht alles allein schaffen und bewältigen...

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute auf Ihrem Weg!
Fellner

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