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sady
neu an Bord!
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Post Thu, 23.May.02, 18:38      ich kenn mich selbst nicht..... Reply with quoteBack to top

Ich habe schon mal länger euer forum durchgelesen und jetzt trau ich mich auch mal.. Manchmal gibt es Tage, da fühl ich mich super und dann wieder kommt der grosse Niederdrückhammer traurig
Ich bin seit der Geburt schwerhörig und einerseits muss ich meiner Mutter dankbar sein, dass sie mich zu einem "normalen" Leben fähig gemacht hat, aber andereseits möchte ich wirklich echt behindert sein und nicht immer so tun, als ob eh alles OK wär. Die Behinderung merkt man mir nicht an, weil ich von klein auf gedrillt wurde, mir bloss nix anmerken zu lassen. Meine Mutter wollte ein perfektes Kind und nachdem ich körperlich (also ohren) nicht so war, musste ich in der Schule glänzen. In der Volksschule habe ich ihr den Gefallen getan, im Gymnasium wurde es schon viel schwerer... Immerhin habe ich, wenn auch mit grossen seelischen Wunden (die Mit schüler waren sehr grausam - sie haben mich das spüren und fühlen lassen, dass ich anders bin) die Matura geschafft. Ich hatte auch keine Clique, in der ich mich aufgehoben gefühlt hätte. Ausserdem fiel es mir wahnsinnig schwer, all diese oberflächlichen Betrachtungsweisen ebenfalls anzunehmen. Ich konnte nicht spontan irgendwo mitgehen, weil meine Mutter immer dahinter war - ich musste sie immer anrufen, wenn ich was vor haben wollte und dann sagte sie meistens nein und oft meinte sie, dass diese jungen Leute sowieso kein Umgang für mich wären. Ich sollte schauen, dass ich gut lerne und was werde. Alles andere war für sie uninteressant. Heute weiss ich, dass sie u.a. Angst um mich hatte, dass ich in dieser Welt nicht bestehe und wollte mich von dieser Welt abschotten. Aber es wäre besser gewesen, sie hätte mich meine Lektionen lernen lassen..... Und so bin ich - ja was? Meistens halte ich mich im Hintergrund, ausser ich fühl mich wirklich superwohl, dann kann nur so sprühen. ABer das kommt vielleicht 2mal im Jahr vor, wenns hoch kommt.
Naja, und dann war auch immer die Kleiderfrage - heute ziehe ich mich eher leger an, wenn ich unterrichte (EDV für Erwachsene), etwas besser. Aber da habe ich auch kein Händchen; ich schaff es einfach nicht, den ganzen Tag gut auszusehen. Wenn ich mich in der Früh in den Spiegel schau, blickt mich oft jemand fremde an.
Entschuldigt, wenn ich mich so auslasse - aber ich habe NIEMANDEN, mit dem ich über sowas reden kann, nicht mal mit meiner Freundin. Ich bin immer nur die Starke, die es geschafft hat, trotz ihrer Behinderung EDV-Trainer zu werden und mit den Leuten zu reden. Witzigerweise gelingt es mir, als Trainer durchzukommen. Aber privat habe ich die grössten Schwierigkeiten, mich zu unterhalten!!! Es scheint immer so zu sein, dass andere besser reden können, sich besser was merken (Witze, Neuigkeiten) - einfach weil sie gut hören. Ich sitz oft am Tisch und versuche der Unterhaltung zu folgen, aber dann werde ich sooo müde, besser gesagt, es strengt mich wahnsinnig an - ich muss versuchen zu verstehen, ins Hirn umzusetzen und gleich mit Sprechen darauf zu reagieren. Ich schaffe es einfach nicht!! Manchmal, wenn ich echt böse werde, dann sage ich den anderen, dass ich sie einfach nicht verstehe und sie versuchen sich besser auf mich einzustellen, aber das dauert vielleicht 3 bis 5 Minuten, dann ist alle swieder beim ALten.
Und ich mag nicht DAUERND die Ermahnerin spielen, und bitte hier und bitte da..... ich KANN NICHT MEHR!
Oft muss ich auch auf mich aufpassen, dass ich selbst nicht zu leise rede - ich check das nicht. Ich denk mir, ich bin eh laut genug und dann stimmts nicht. Meistens wunder ich mich dann, dass andere aber auch nicht so übermässig laut reden und trotzdem Beachtung finden.
Das schaff ich auch nicht, Beachtung finden - ich sag was und keiner nimmt swahr. Und wenn ich es nochmal probier, etwas lauter, dann bin ich schon nicht mehr im Thema und die anderen grinsen ("hats wieder nicht gehört..").
Ach, manchmal habe ich Tage, da möchte ich einfach nur weinen und niemanden sehen, weil die verstehen mich sowieso nicht.... Nicht mal mein Mann versteht meine innere Zerrissenheit - "bist eh so tüchtig, bildst dir schon wieder was ein..".
Viele Leute sagen, na du hast doch eh zwei Katerchen und ein Pferd, nimm sie dir zur Brust und alles ist wieder gut. Ja manchmal schon, aber oft gibts Tage, da denk ich mir, helfen könnens mir auch nicht. V.a. wenn alle beide sich zu meinem Mann kuscheln und mich überhaupt nicht beachten, obwohl ich Futter geb und Klo ausputze. Ich kann mich halt nicht so aussschliesslich beiden widmen, wenn ich zu Hause bin, muss ja auch was arbeiten. Und mein Pferd, ja - mit ihm ist an sich kein Beziehungsproblem; wir kommen super miteinander zurecht. Aber er kränkelt häufig mit seinem Bein und andere haben nie ein Problem. Ich denk mir oft, irgendwo oben muss einer denken, mir gehts zu gut und Patsch, ich krieg wieder mein Fett weg. Meistens passiert sowas nach besonders guten Tagen....
Und Freundschaft ist sowieso ein merkwürdiges Thema bei mir - ich habe keine Freunde, die sozusagen mein zweites Ich wären. Bei denen ich mich ausheulen könnte, bei denen ich so sein könnte wie ich wirklich bin.
Ich bin sehr tiefgründig, vielleicht zu tief..... Ich tagträume gern, oft lasse ich deswegen die Arbeit liegen. Ich fürchte mich vor den Menschen, sie verletzen zu stark..
Und dennoch kann ich mich meinem Beruf gut widmen. Oft versteh ich mich selbst nicht Confused
Ich hör jetz auf zu Schreiben, es ist sowieso recht verwirrend, was ich bis jetzt geschrieben habe. Aber ich fühl nun ein bissel besser.
Sollte ich zu einem Seelendoktor? Ich weiss es nicht... Auch davor habe ich Angst - mich offenzulegen und dann gibts sowieso keine "Er"lösung.
Danke ejdenfalls für euer ZU"hören"
SAdy
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r.l.fellner
Psychotherapeut
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Wohnort Wien
M


Post Wed, 05.Jun.02, 1:18      Reply with quoteBack to top

Hallo SADy,

ich habe Ihren Beitrag aufmerksam gelesen und möchte Sie ermuntern, sich - sobald der Zeitpunkt Ihnen "richtig" erscheint - tatsächlich Unterstützung in Form einer Beratung oder vorzugsweise Psychotherapie zu suchen.

Wenn bestimmte Schwierigkeiten oder kraftraubende Phasen der Niedergeschlagenheit oder Depression drohen, regelmäßige Begleiter im Leben zu werden, dann ist mitunter ein bestimmter "push" von außerhalb nötig, um dieser Entwicklung wieder Einhalt zu gebieten und sie nach Möglichkeit in der gemeinsamen Arbeit an den Sorgenthemen sogar wieder umzukehren. Was alleine oft unmöglich erscheint (und es manchmal leider auch tatsächlich ist), ist zu zweit oder in einer Therapiegruppe nicht selten um ein Vielfaches leichter anzugehen.

Alles Gute!
Richard L. Fellner

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