Selbstmordgedanken

sporadischer Gast 15 Braunschweig W, 36

Hallo. Ich bin zum ersten Mal in einem Chat. Das habe ich noch nie getan, aber ich sitze in meinem Büro und trage mich in letzter Zeit immer mehr mit dem Gedanken, mir das Leben zu nehmen. Mir fehlt der Mut. Ich habe 2 Kinder. Meine Depressionen ersticken mich. Kann ich mit irgendjemanden ernsthaft darüber reden?

Guest W

natürlich kannst du mit menschen ernsthaft darüber reden. das kann auch erleichtern. hast du einen partner? würde das ganze zuerst mit einer neutralen person besprechen. ein therapeut würde sich anbieten. auf keinen fall etwas überstürzen. dir werden sicher noch deine kinder wichtig sein. das kann sich doch auch lohnen. die kinder werden dich lieben und brauchen. gibt dir das keine kraft?

gruß, Fipsi

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Hallo lieber Fürchtegott,

was ist es, das Dir das Leben so schwer macht? Kannst Du ein wenig erzählen?

Alles Liebe vorerst,
Annemarie

sporadischer Gast 15 Braunschweig W, 36

Die Kinder haben mir immer Kraft gegeben. Aber jetzt reicht sie nicht mehr aus. Es ist beängstigent zu spüren, dass die Selbstmordgedanken stärker sind. Ich glaube sogar, dass es ihnen danach irgendwann besser geht. Ich fühle mich als Belastung für alle.

sporadischer Gast 15 Braunschweig W, 36

Es gibt so viele Dinge, die mir das Leben schwer machen. Ich bin 36 Jahre alt und von Beruf Lehrerin. Das war immer mein absoluter Wunschberuf, den ich mir erst jetzt erfüllt habe. Als Kind (12) bin ich sexuell missbraucht worden, ohne dass meine Familie darüber reden wollte. Also habe ich mit 19 Jahren erstmalig versucht mir das Leben zu nehmen. Hatte leider nicht fuktioniert, sonst würde ich heute nicht so depressiv rumhängen. Meine Kinder waren lange meine Stütze. Ich liebe sie über alles. Aber alle Sorgen, die ich mit ihnen habe, nehme ich absolut persönlich und gebe mir immer die Schuld dafür. Schuld ist ein roter Faden in meinem Leben. Ich versuche es allen recht zu machen und gelingt mir das mal nicht, dann suche ich immer die Schuld bei mir. Es ist krankhaft, das weiß ich sehr wohl. Reden kann ich nicht mehr. Wenn ich im Auto sitze, habe ich immer das Gefühl, jetzt das Steuer herum zu reißen und endlich Schluss zu machen. Therapien habe ich bereits dreimal abgebrochen. Was nun?
Anke

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Hallo,

das ist exakt das Gefühl, welches mich zur Therapie "getrieben" hat. Ich glaube, ich weiß genau, wie´s Dir jetzt geht.

Aber denke nicht, Deinen Kindern oder irgendwen anderen würde es besser gehen, wenn Du nicht mehr da wärst. Das ist schlichtweg falsch.
Heute ist mir erst bewußt, was ich ihnen damit angetan hätte.

Kannst Du mit irgend jemanden reden? Dein Mann, Verwandte, Freunde?

sporadischer Gast 15 Braunschweig W, 36

Mein Mann ist mit dem Thema total überfordert. Meine Familie sowieso. Das ist kein Thema bei uns. Das sind Hirngespinste, die sich nicht gehören. Ich will aber keine Therapie mehr. Jedes auch noch so kleine negative Erlebnis reist mich nach unten. Ich schaffe es nicht mehr, mir sonnige Höhepunkte in meinem Leben zu schaffen. Ich sehe kein Licht mehr.

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Liebe Anke, auch mein Mann war damit überfordert. Er hat anfangs vieles darangesetzt, mich "aufzudecken", daß ich das aus irgend welchen Grunden nur spiele. Heute bin ich ihm nicht mehr böse deswegen, sondern versuche zu verstehen, daß es für jemanden, der das nicht kennt, einfach nicht vorstellbar ist.

Aber, liebe Anke, es geht auch nicht um Deinen Mann oder Deine Familie ... es geht jetzt einzig und allein um Dich! Du brauchst Hilfe! Dabei ist es ganz egal, was andere darüber denken.

Darf ich fragen, warum Du die Therapien abgebrochen hast?

Guest W

würde dir so gern helfen. kann dir nur sagen, dass für mich alles aus war. hatte aber angst vor dem tod und wartete. es wurde wieder besser. bin mir sicher, dass es dir auch so gehen kann. du wirst keine hoffnung haben. das versteh ich auch. bitte warte einfach. niemand ist entlastet wenn du nicht mehr da bist. da bin ich mir absolut sicher.

gruß, Fipsi

[nicht mehr wegzudenken] 1277 München M, 24

Was ist vorgefallen, dass du dich nun als Belastung fühlst und nicht als Bereicherung?

Erzähl ein wenig aus deiner Gedankenwelt und deinem Leben, damit sich die Leute hier ein Bild machen können und dir adäquat helfen können. Glaub mir, hier hast du die besten Menschen, die es im Internet für diese Art von Hilfe geben kann, also keine falsche Scheu.

Würde mich freuen, wieder von dir zu hören.

sporadischer Gast 15 Braunschweig W, 36

Es ging jedesmal an meine Substanz. Immer wieder wurden von mir Dinge verlangt, zu denen ich innerlich einfach nicht bereit war und bin. Das heißt ich bin ein gesellschaftlich ganz aktiver Mensch. Nach außen immer heiter und zu jeder Hilfe bereit. Ob Schulelternratsvorsitzende in der Grundschule meines Sohnes oder Nachhilfelehrerin, wenn jemand Hilfe braucht klingelt er bei mir. Ich gehe allerdings nie zu irgendeiner Party und ganz selten ins Kino. Mein äußeres Gesicht habe ich gelernt zu wahren. Immer die Selbstbeherrschung voran. Keiner würde auf die Idee kommen, dass ich Probleme habe. Und wenn doch, dann kann es natürlich keiner begreifen. Ich fühle 2 Personen in mir. Die Perfekte und die Zerbrechliche. Die letztere gewinnt immer mehr die Oberhand.

Guest W

wir sind doch alle zerbrechlich. wie geht es dir jetzt? ist es sehr schlimm? würde dir auch anbieten mich anzurufen wenn du noch jemand zum reden brauchst.

alles liebe, Fipsi

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Dieses äußere Gesicht kenne ich auch sehr gut. Immer gut drauf, je schlechter, desto fröhlicher. Es schützt ganz einfach davor, über die Befindlichkeit gefragt zu werden, nicht?

Ja, die Therapie geht an die Substanz, besonders anfangs, da ist es schon ziemlich schlimm, wenn im Schlamm gewühlt wird. Aber dann kommt die Zeit, wo das Leben anfängt, wieder Freude zu bereiten. Die graue Welt wird wieder bunt...

Wie war es eigentlich bei Dir? ... In meiner Therapie hatte ich Zeitpunkt der Themen und Geschwindigkeit bestimmen dürfen. Hat das bei Dir der/die TherapeutIn bestimmt?

sporadischer Gast 15 Braunschweig W, 36

Es ist ein eigenartiges Gefühl mit jemandem über meine Probleme zu reden ohne ihn zu kennen. Es erleichtert nicht wirklich, aber gibt einem das Gefühl nicht allein zu sein. Ich weiß aber, dass ich schnell wieder in die depressive Phase verfalle und dann ist kein Internet in der Nähe. Ich kann dies jetzt auch nur tun, weil meine Familie schläft. Mein größter Wunsch wäre mal nicht vernünftig sein und immer an meine Pflichten denken zu müssen. Vormittags warten die Schüler, nachmittags die Kinder und abends der Mann. Wenn alle im Bett sind mache ich meine Unterrichtsvorbereitung. Ich vermisse mich dabei. Kann das jemand verstehen. Ich habe aber auch Angst näher auf mich einzugehen.

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Das kann ich sehr gut verstehen.

Sag´ mal, was möchtest Du gerne nur für Dich machen?

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