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Tony
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Post Sat, 27.Dec.03, 1:18      Vergeben... Reply with quoteBack to top

Hallo- einmal eine Frage an euch- würdet ihr mir das vergeben?

Also: es geht um ein Mädchen. Kennen tu ich sie, seit sie klein war- sonderlich gemocht hab ich sie nie. .
Ich hab sie geschlagen, hab sie gezwungen auf den Strich zu gehen und Drogen zu nehmen. Eigentlich wollte ich sie damals töten.
Ich habe dafür gesorgt, daß sie aus ihren Begabungen nichts machen konnte, und habe ihr jedes Zuhause das sie fand zerstört.
Ich habe sie gezwungen von der Schule abzugehen und sie wäre fast auf der Straße gelandet.
Weil ich irgendwann ihre Weiblichkeit nicht mehr ertragen habe- und sie mir ja ausgeliefert war, habe ich sie gezwungen Hormone zu nehmen und sagte ihr, sie müsse nun ein Mann werden.
Sie hat das Jahre lang mitgemacht. Mit den Spritzen hat sie ihre ganzen Unterarme zerstört. Ja, ich hab ihr sowohl ihre Schönheit wie auch ihre Identität genommen- so lange bis sie krank wurde.
Plötzlich tat sie so gar nicht mehr was ich wollte- sie konnte nicht mehr.
Irgendwann kam ich zum Nachdenken und wollte mich bei ihr entschuldigen- Frieden mit ihr schließen um neu anzufangen- doch sie möchte nicht mit mir sprechen- kann mir nicht verzeihen...
Was soll ich denn noch tun, damit sie mir verzeiht? Wird sie das jemals können?
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Annemarie
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Post Sat, 27.Dec.03, 2:30      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Lieber Tony,

ich finde, das ist eine sehr schwierige Frage, die Du hier stellst.

Vergeben, meine ich, ist eine gute und notwendige Sache, um u.a. selbst in Frieden leben zu können. Aber das kann jeder nur für sich selbst entscheiden ... das kannst Du Dir zwar wünschen, aber nicht erzwingen.

Wenn Du Dir vorstellst, welche physischen und psychischen Schmerzen diese Frau durch Dich (wie Du schreibst) erleiden mußte, kann ihre Reaktion kaum anders sein. Wie würde es Dir dabei gehen?

Deshalb meine ich, ...

Tony wrote:
sie möchte nicht mit mir sprechen- kann mir nicht verzeihen...
Was soll ich denn noch tun, damit sie mir verzeiht? Wird sie das jemals können?


Wenn es Dir ernst ist, mit Deiner Reue, dann respektiere bitte diesmal den Willen dieser Frau ... ohne wenn und aber.

Alles Liebe,
Annemarie

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Tony
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Post Sat, 27.Dec.03, 21:41      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Hallo Annemarie.

Vielen Dank für Deine Antwort.
Ich habe Diesen Beitrag bewusst so geschrieben um meine gefühle besser aufzuzeigen.
leider kann ich dieser Frau nicht aus dem Wege gehen und auch sie mir nicht- denn ich bin diese Frau.
Ich habe mich selbst nie geachtet und mir alles zerstört.
War mir nicht mehr wert als irgendein Versuchskaninchen.
Welch Wunder, daß da irgendwann Seele und Psyche nicht mehr mitmachen.
Ich kann mir selbst nicht verzeihen- aber ich werde es müssen um leben zu können.
Hätte ich das jemend anderem angeten würde jeder sagen, das ist nicht zu vergeben- Aber bei mir selbst-
Inzwischen habe ich erkannt, daß auch ich ein wertvoller Mensch bin, und es tut mir leid, daß ich mich so gehasst habe-
Aber irgendetwas in mir sagt- so einfach ist das alles nicht aus der Welt....
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Annemarie
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Post Sat, 27.Dec.03, 22:13      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Liebe Tony,

Deine Worte haben mich sehr betroffen gemacht pale
Noch nie war mir so klar wie eben, wie sehr Menschen fähig sind, sich selbst Schmerzen zuzufügen. traurig

Nein, Du kannst dieser Frau nicht aus dem Weg gehen und Du sollst es auch nicht. Nimm sie in den Arm, liebe Tony, zuerst ganz vorsichtig und gewinne schön langsam wieder ihr Vertrauen zurück.

Aber ich glaube nicht, daß das alleine, ohne Hilfe, funktonieren kann. Hast Du welche?

Tony wrote:
Inzwischen habe ich erkannt, daß auch ich ein wertvoller Mensch bin, und es tut mir leid, daß ich mich so gehasst habe-


Ja, Du bist ein sehr wertvoller Mensch und dieser Satz von Dir ist sooo schön zu lesen Smile

Quote:
Aber irgendetwas in mir sagt- so einfach ist das alles nicht aus der Welt....


Nein ... einfach ist es bestimmt nicht ... aber nimm Dir bitte jede Hilfe, die Du bekommen kannst. Nimm Dir Zeit und genieße jeden Sonnenstrahl, den Du bekommen kannst. Dann wird sie auch bald in Deinen Herzen wieder strahlen.

Alles Liebe hug und ganz viel Kraft,

Annemarie

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Fury
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Post Sat, 27.Dec.03, 22:30      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Liebe Tony

Indem man einsieht einen Fehler gemacht zu haben ist der erste Schritt dazu gemacht zu verzeihen.
Schreibe ihr einen Brief, schreibe alles nieder, schreibe es dir von der Seele. Sie kann dir verzeihen. Es braucht Zeit. Hast du Hilfe?
Alleine kann und muss man soetwas nicht bewältigen.
Vile Mut und Viel Kraft wünscht Dir Fury
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Findetnemo
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Post Sun, 28.Dec.03, 18:04      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Hi!

Ich würd dir nicht verzeihen können, wenn ich sie wäre. Du hast ihr Leben zerstört und ich denk mal, das sie nur noch Hass für dich empfindet.

Also lass sie in Frieden.

Das ist meine Meinung und ich wollt jetzt nicht was erzählen, so von wegen wenn man doch seinen Fehler eingesehen hat, dass dann alles in Ordung ist.


und wenn man mit sich selber nicht so klar kommt, dann soll man das nicht an anderen auslassen
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Annemarie
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Post Sun, 28.Dec.03, 21:18      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Liebe Findetnemo,
könntest Du bitte mal den ganzen Thread lesen? ... wahrscheinlich würdest Du es dann (auch) etwas anders sehen ...
Liebe Grüße, Annemarie

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tanzendes_irrlicht
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Post Sun, 28.Dec.03, 21:28      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Hallo Tony,

wenn "sie" Dein Opfer war, wer bist denn "Du"?

Konkreter. Wenn "Du" um Verzeihung bittest, ist denn das nicht aus "ihr" entsprungen?

"Sie" braucht vielleicht sehr lange, um die Wunden heilen zu lassen - doch wer anders als "Du" kannst sie führen?


Tanzendes_Irrlicht

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Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M.
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Kleine Fee
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Post Sun, 28.Dec.03, 23:42      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Hallo Tony,

hm, vergeben ist eine schwierige Sache. Ich nehme an, du willst versuchen, dem zu vergeben, der dir so viel angetan hat. Heißt das für dich, dass du "vergessen" willst, was passiert ist, oder heißt das für dich, dass du "beginnen" willst, dein Leben nicht davon beeinflussen zu lassen?

Hast du schon mal an eine Therapie gedacht? Ich denke nicht, dass man solche Erinnerungen einfach so "verdrängen" kann und es einem dabei gut geht. Ich weiß selbst nicht, wie man mit Erlebnissen aus der Vergangenheit umgehen soll, damit man damit leben kann. Aber ich weiß, dass es jedenfalls nicht einfach ist.

Vergeben ist etwas, dass nicht immer Sinn ergibt, aber manchmal helfen kann. Ich glaube aber, dass Vergeben auch etwas mit "verdrängen" zu tun hat. Einfach so behaupten, es sei ja nichts gewesen. Ich kann mir ein "Vergeben", wenn so schreckliche Dinge passiert sind, nicht wirklich vorstellen.

Mittlerweile gelange ich an die Frage, was eigentlich "Vergeben" heißen mag. Wenn dir jemand etwas Schlimmes antut, wie kann das verzeihlich sein? Es kann höchstens irgendwie verarbeitet werden, damit es dir nicht weiter wehtut. Wie das nun möglich ist, weiß ich selbst nicht...

Viele Grüße von der Kleinen Fee, die nicht weiß, wie das so funktionieren soll... Confused
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Tony
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Post Tue, 30.Dec.03, 15:45      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Hallo Annemarie, hallo tanzendes Irrlicht, hallo kleine Fee,

Danke für eure Antworten Smile

Tanzendes Irrlicht hat mir einegute Frage gestellt- Wenn man doch selbst opfer und Täter ist- lassen sich diese beiden Seiten dann überhaupt trennen?
Eigentlich wohl nicht wirklich. Wer bin ich in dieser Geschichte- wer " sie"
"Sie" das ist für mich in dem Zusammenhang soetwas, wie meine Seele- eine innere Stimme, oder das Kind, das ich einmal war- etwas, das in mir ist, Gefühle hat- leben will- Ich selbst eben.
Ein beispiel kann ich dafür bringen. Ich war 14- war mit einem Freier mitgegangen, der etwas ekliges wollte. Er ging ins bed und ließ mich vorher einige Minuten allein. In dem Raum wat ein Spiegel- und cih sah damals in meine Augen. Irgendwie war es, als sahe ich mir direkt in die Seele- und diese Augen bettelten, sie waren verzweifelt und schienen zu schreien- geh wieder- bitte tu mir das nicht an!
"Ich" ? Das ist die Person in mir, die damals, wie immer in meinem Leben hart blieb- keine Rücksicht auf meine Gefühle nahm und mich zwang mich diesem wiederlichen Typen hinzugeben.
"Ich"- das ist die Person, der es nie wichtig war, was sie an sich selbst zerstörte- die ihren Körper und ihr leben ablehnte.
Ja- auch eigentlich jemand bemitleidenswertes-unfähig das leben zu achten. Jemand anderem habe ich nie wehgetan- alle Wut, aller Hass fielen auf mich selbst.
Warum? Es wäre zu lange um es hier zu erzählen.....
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Tony
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Post Tue, 30.Dec.03, 15:54      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

... so- war noch nicht fertig.
Sorry für die vielen Tippfehler- ich hab den Beitrag ausversehen abgeschickt ohne zu korrigieren.

Ich habe versucht mich selbst wieder zu finden nach alledem- habe mir die Drogen entzogen- habe entschieden leben zu wollen- ich habe die Hormone abgesetzt und stehe mir wieder zu Frau zu sein.
Versuche meine Agressionen und das Destruktive in mir nicht mehr gegen mich selbst zu wenden- Und ich versuche mich zu lieben.
Doch heute ist es meine Psyche, die nicht mitmachen will- die all den Schmerz nicht verarbeitet hat.
Ich bin zur Zeit nicht fähig arbeiten zu gehen, schaffe den Haushalt nicht.
Wie reagiere ich darauf? Wieder mit Wut auf mich selbst....
Dabei sollte ich es eigentlich verstehen- wie soll ich so lange ich mir nicht verziehen habe funktionieren?
Da ist so oft nur noch Leere in mir-
Ich gehe in eine Therapie- doch bisher habe ich nicht das gefühl daß es weiterhilft.
Vielleicht sollte ich Geduld haben- aber da ist wieder so viel Wut- heute über die verlorenen Jahre- über die zerstörte Gesundheit und Schönheit...
Wieder Wut und Selbstablehnung-
Ich bin wütend auf mich und diese Wut geht nicht weg...
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Ele
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Post Tue, 30.Dec.03, 23:56      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Liebe Tony,

Deine Beiträge haben große Betroffenheit in mir ausgelöst.
Vor allem die Szene, als sich das 14-jährige Mädchen im Spiegel begegnet - mit flehenden Augen darum bittet, dieser Situation zu entkommen - doch ein anderer Persönlichkeitsanteil ist ungeheuer hart.

Um Deine Lebensgeschichte weiß ich nicht, halte es jedoch für denkbar, dass es in Deiner Kindheit schon Vorkommnisse gab, dass sich dieser harte, selbstquälerische Persönlichkeitsanteil in Dir gebildet hat.

Doch dann hat sich ein starker, lebensbejahender Persönlichkeitsanteil in Dir gemeldet und Du bist stärker geworden - so stark, dass Du einen Entzug durchgestanden hast und clean bist - so stark, dass Du anfängst, Dich selbst, das kleine Mädchen in Dir anzunehmen, zu lieben.
Das finde ich wirklich großartig.

Und jetzt kommt der Schmerz, die Wut auf sich selbst, all die Jahre unterdrückt, aufgestaut.
Zunächst, so denke ich, sollte der Schmerz fließen dürfen, die Trauer um all die schlimmen Jahre Raum bekommen, auch wenn es Zeit in Anspruch nimmt.
Deine Wut finde ich sehr nachvollziehbar. Und schwierig zu handhaben, gerade weil Du auf einen Anteil in Dir selbst - auf den, welcher Dir das alles angetan hat - wütend bist. Ihn zu hassen, auf ihn wütend zu sein bedeutet ja, sich erneut selbst zu hassen, auf sich selbst wütend zu sein und so setzt sich der Kreislauf immer wieder wie eine Abwärtsspirale fort, nimmt Dir viel von Deiner Lebenskraft.
Vielleicht hilft es Dir, Kontakt mit diesem harten, erbarmungslosen Persönlichkeitsanteil in Dir aufzunehmen, mit ihm zu reden. Was ist mit ihm, warum musste er so furchtbar hart und selbstzerrstörerisch mit Dir und auch mit sich selbst sein.

So wie die Verwundete, Gequälte braucht auch er Heilung.

Mit liebem Gruß,
Ele

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Tony
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Post Sat, 03.Jan.04, 17:05      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Lieben Dank für deine Antwort.
Du hast Recht- es ist schwierig- denn diese neue Wut hindert wirklich erneut am Leben.
Die Frage, warum ich so geworden bin, warum ich dermaßen selbstquälerisch und gefühllos war, kann ich leider nicht beantworten. Ich habe Antworten auf fast alles in meinem Leben- aber in diesem Punkt fehlen sie.
Der zerstörerische Teil ist noch heute unheimlich stark in mir- gönnt mir nicht gesund zu werden. Ich rauche zum Beispiel noch immer, obwohl mir der Arzt es verboten hat- und ich gebe diesen negativen Dingen nach, als hätte ich Angst vor Konsequenzen, wenn ich es nicht täte. Leider aber - oder besser zum Glück, kann und darf ich aber nicht so weiter machen- denn ich zerstöre damit nicht mehr nur mich selbst. Inzwischen bin ich verheiratet- möchte so gerne mit meinem Mann, wenn ich gesund bin eine Familie gründen. Aber ich habe Angst vor dem Leben. Habe Angst meinen eigenen unheimlich hohen Anforderungen wieder nicht zu entsprechen und mich wieder nicht ertragen zu können.
Tja- schon als Kind war ich mir nicht gut, nicht klug, nicht lieb genug. Ich war weder hochbegabt noch irgendwie besonders- aber ist das ein Grund sich darum zu hassen?
Warum wollte ich besser als andere sein und verachtete mich, weil ich es nicht immer war?
Als ich krank wurde habe ich das erste Mal so etwas wie Selbastakzeptanz gelernt- Als es leben oder sterben hieß, hab ich mich für das Leben entschieden und ich war gezwungen mich das erste mal zu lieben wie ich war. Mit allen Fehlern.
Leider verschwand diese neue Gefühl mit der Zeit wieder, als es mir besser ging.
Die Frage, die du meintest, die ich mir stellen solle, ist wohl wirklich wichtig-
Warum eigentlich.
Ich kann keinen Missbrauch in der Kindheit oder so vorweisen-
Außer daß ich adoptiert wurde als ich ein Jahr alt war- gibt es nichts außergewöhnliches glaube ich. Gut- um Anerkennung musste ich immer kämpfen- aber das müssen viele Kinder. Warum also?
Aber wie soll ich das rausfinden...
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Ele
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Post Sun, 04.Jan.04, 20:35      Re: Vergeben... Reply with quoteBack to top

Liebe Tony,

danke für Deine Antwort.
Dieses - warum eigentlich - habe ich gar nicht so betonen wollen.
Das heißt, es hilft glaube ich, wenig - zu suchen, wie und warum dieser selbstverletzende Persönlichkeitsteil entstanden ist - vor allem, wenn Du keine Antworten in Hinblick auf seine Entstehung hast.

Du schreibst:
„Tja- schon als Kind war ich mir nicht gut, nicht klug, nicht lieb genug. Ich war weder hochbegabt noch irgendwie besonders- aber ist das ein Grund sich darum zu hassen?
Warum wollte ich besser als andere sein und verachtete mich, weil ich es nicht immer war?“

Das zu beantworten, würde eher zu „Spekulationen“ führen, weil ich wenig von Dir weiß.
In einer Psychoanalyse (einer sehr langen und intensiven Therapieform) würden solche inneren Konflikte in der Beziehung zum Psychoanalytiker wiederbelebt und dann u.a. mittels seiner Deutungen bewusst. Das ist eine langwierige Arbeit und dafür muss man sich entscheiden.
Hilfreich sind m.E. auch andere, weniger intensive Therapieformen.
Was absolvierst Du für eine Therapie ?
Ich weiß nicht, wie tief Ihr in Deine Vergangenheit geht - damit Ihr zusammen Antworten auf Deine Fragen findet. Und ob Ihr über Therapieziele miteinander gesprochen habt.

Wichtig finde ich, wie schon geschrieben, zu schauen, dass auch der selbstverletzende Persönlichkeitsanteil Heilung und Gesundung braucht.
Damit er aufhören kann, sich immer wieder gegen Dich zu wenden und damit so viel der Lebensenergie in Anspruch nimmt.
Ich denke, dass es ein Umlernprozess ist, welcher Zeit und viel Geduld mit sich selbst braucht.
Das, was ich Dir jetzt schreibe, beruht auf meinen eigenen Erfahrungen (mit meinen früheren inneren „Kritikern“ - die mich ständig kritisiert und heruntergemacht haben) und ich hoffe, es ist o.k. Dir das auch zu schreiben, ich möchte mich ja keinesfalls in Deine Therapie einmischen:
Vielleicht ist es möglich, mit dem selbstverletzenden Teil in Dir Kontakt zu kommen, also mit ihm zu reden ? Ihm z.B. zu sagen, dass er in Dir einen besseren Job haben kann als den jetzigen schrecklichen ? Ihn zu fragen, was für einen neuen Job er sich vorstellen könnte ?
Eine derartige Kontaktaufnahme zu meinem „Kritikern“ hat mir sehr geholfen. Und noch etwas: zwei Behandlungen mit EFT (Emotional Freedom Technik). Informationen zu finden im Internet unter: www.emofree.com (englisch) oder unter Google einfach EFT eingeben.

Bitte nimm Dir aus meiner Antwort, was für Dich passt – jeder geht ja seinen eigenen Weg.

Du schreibst:
„Aber ich habe Angst vor dem Leben. Habe Angst meinen eigenen unheimlich hohen Anforderungen wieder nicht zu entsprechen und mich wieder nicht ertragen zu können.“

Das finde ich insbesondere in Hinblick auf Deine Geschichte und auf Deinen jetzigen Beitrag sehr nachvollziehbar.
Und dazu möchte ich Dir sagen: hab Geduld mit Dir. Du hast schon so viel geschafft !
Du hast Dich für Dein Leben entschieden, fängst an, Dich selbst zu akzeptieren, arbeitest intensiv daran, gesund zu werden.
Ich denke, es geht Schritt für Schritt , den Weg und das Ziel im Blick - einen Fuß vor den anderen.
Und schau doch auch mal hin, was Du jeden Tag geschafft hast.

Mit liebem Gruß,
Ele

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