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Apollon
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M,


Post Mon, 27.Jan.03, 23:31      Schneiden, Selbstverletzung SVV: warum? Reply with quoteBack to top

Erklärt mir das bitte. Ich will die Hintergründe und Gedanken verstehen. Wie kommts dazu, was bringt es, was passiert dabei im Kopf, etc.
Momentan kann ich es überhaupt nicht ernst nehmen, ich finde es lächerlich, fast kindisch.

Würde mich freuen wenn ihr mir das näherbringt, damit ich mehr Toleranz und Verständnis dem gegenüber aufbringen, und es auch ernst nehmen kann.
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July
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Post Mon, 27.Jan.03, 23:55      Reply with quoteBack to top

ich würd es dir gern erklären, aber bin wohl die falsche dazu.
tue es auch - hin und wieder. kann aber nicht sagen was es mir wirklich bringt. stimmt, mir kommt es mitunter auch lächerlich vor. zumindest der ernst der dieser thematik entgegen gebracht wird. liegt wohl daran, dass ich es für mich weder ernst nehmen noch ein wirkliches problem damit habe.
für mich ist es eine art mich manchmal abzureagieren, all meinen frust auszudrücken. es hilft nicht meine gedanken in solchen momenten in worte zu fassen, oder sonstige "sanfte" methoden.
könnt es mal so beschreiben: es gab mal ein erlebnis, was mir unheimlich wehgetan hat. in diesen minuten (mir kam es vor wie stunden), hatte ich überhaupt keine möglichkeit irgendetwas dagegen zu tun. ich hab dieses seelischen schmerz fast physisch gefühlt und es war nur noch ein wunsch, diesem zustand ein ende zu setzen. es hätte mir wohl geholfen, wenn mein messer in reichweite gelegen hätte. sagen wir so, es hätte durch den körperlichen schmerz vom seelischen abgelenkt und beim körperlichen weiß man besser damit umzugehen. leider war mir das damals auch nicht "vergönnt" und so hab ich mich eben von minute zu minute gequält, bis der unmittelbare auslöser weg war und ich mich langsam wieder beruhigen konnte.

aber ich bin wohl nicht gerade dafür geeignet das jemandem zu erklären. ich denke, das können andere hier (für die diese thematik ernster ist) besser.
mal eine frage: was findest du daran eigentlich lächerlich? ich meine, nenn doch mal konkret, was du nicht nachvollziehen kannst.
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Apollon
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M,


Post Tue, 28.Jan.03, 0:11      Reply with quoteBack to top

lächerlich ist für mich der gedanke, so etwas tun zu müssen. besser gesagt absurd. es liegt außerhalb meiner vorstellungswelt, etwas zu tun was mir weh tut, wozu mich aber niemand zwingt. mir kommt dabei das bild eines mannes hoch, der seinen kopf kontinuierlich gegen die wand schlägt. dieses bild (die vorstellung) bringt mich zum lachen.

wieso macht er das? das muß doch weh tun. er machts trotzdem. um aus dieser absurden situation, d.h. dem unverständnis, herauszukommen, gibt es für mich nur eine lösung: darüber lachen.

wenn ich jetzt allerdings wüßte, der mann hat diese und jene störung, es wird mir plausibel erklärt, warum er nicht anders handeln kann, dann kann ich nicht mehr drüber lachen, sondern sehe das opfer, die hintergründe.
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Ische
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Post Tue, 28.Jan.03, 6:36      Reply with quoteBack to top

Ich verletze mich nicht selbst, könnte mir aber vorstellen, daß es - zumindest teilweise - der Druckentlastung und der Streßreduktion dient.

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Ische grüßt aus Hamburg!
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Fallen.Angel
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Post Tue, 28.Jan.03, 17:04      Reply with quoteBack to top

es gibt so viele verschiedene möglichkeiten..

und jeder betroffene hat einen anderen grund..

und zum thema : das muss doch weh tun...

nein tut es nicht, sonst würden es diejenigen ja nicht machen..

beim schnitt selbst, wird adrenalin ausgeschüttet dieser aktiviert dann auch irgendwas und, der schmerz wir somit nicht empfunden...
dieser vorgang ist auch der gleiche der aus dem ganzen eine sucht macht...

wegen diesen vorgängen wird man dann süchtig darauf..

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July
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Post Tue, 28.Jan.03, 17:23      Reply with quoteBack to top

Quote:
wieso macht er das? das muß doch weh tun.

stell dir doch einmal vor, dass es etwas (wie zum beispiel seelischen schmerz, oder extreme aggressionen) gibt, dessen intensität größer ist, als die des physischen schmerzes.
ich hab mal einen interessanten vergleich gelesen.
mal angenommen, du gehst im winter an einem see entlang. wenn du nicht gerade an eisbaden gewöhnt bist, kämst du nie auf die idee auch nur eine zehe ins wasser zu hängen.
ist aber (mal angenommen im nahen uferbereich) ein kind am ertrinken, so würdest du wahrscheinlich ohne zu zögern in das kalte wasser gehen um dem kind zu helfen. das duldet einfach keinen aufschub und du nimmst die kälte in kauf, weil etwas anderes viel wichtiger ist.
tja, und für menschen, die sich selbstverletzen ist es halt extrem wichtig ihre aggressionen, oder den seelischen schmerz zu lindern und dafür nehmen sie den physischen schmerz (falls er überhaupt wahrgenommen wird - was nicht bei jedem der fall ist) in kauf.

für mich sprechend kann ich nur sagen, dass ich manchmal sowohl aggressionen gegen mich abbaue (manchmal denke ich halt, dass ich es verdient hätte mich zu zerstören), als auch seelischen schmerz damit schwäche. es ist wie ein ventil, wenn nichts mehr geht.

hoffe, ich hab irgendwie erklären können, was mir durch den kopf geht.
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July
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Post Tue, 28.Jan.03, 17:42      Reply with quoteBack to top

@fallen.angel:
es ist nicht immer so, dass man keinen schmerz empfindet. der schmerz wird mitunter schon empfunden, nur nicht in der selben intensität.

manchmal will ich auch, dass es wehtut, um zu fühlen, dass ich mich zerstöre.

ansonsten kann ich mich nicht damit anfreunden, das als sucht zu bezeichnen, zumindest nicht für mich. bei anderen mag das so sein, aber bei mir nicht. ich tu es ja doch nur sporadisch.
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Post Tue, 28.Jan.03, 18:38      Reply with quoteBack to top

ich spreche ja auch nicht von allen...

es ist nicht bei jedem gleich..

ps. das mit der sucht und den chemischen vorgängen beim schneiden hat mir meine psychiaterin erklärt

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Post Tue, 28.Jan.03, 18:53      Reply with quoteBack to top

Quote:
ps. das mit der sucht und den chemischen vorgängen beim schneiden hat mir meine psychiaterin erklärt


glaub ich dir ja auch. hab mich nur lange zeit nicht damit anfreunden können, weil ich es nicht so empfinde. aber es ist wahrscheinlich bei jeder sucht so, dass es menschen gibt, die dazu neigen und menschen, die es betrifft. wenn ich dazu neige in streßsituationen ein glas alkohol zu trinken, dann bin ich auch nicht gleich alkoholkrank, aber immerhin anfällig für diese sucht.
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Fallen.Angel
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Post Tue, 28.Jan.03, 21:23      Reply with quoteBack to top

naja das thema sucht ist so eine sache

ist wie bei der nikotinsucht: man merkt erst das man süchtig ist, wenn man mit rauchen aufhören will

mag schon sein, dass es menschen gibt die bei einer sucht nicht süchtig sind... oder die das wort ganz anders definieren

hauptsache ist: man wird gesund egal von was...

grüße fallen angel

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Apollon
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Post Tue, 28.Jan.03, 22:21      Reply with quoteBack to top

was zur schmerzunterdrückung ausgeschüttet wird, sind endorphine. diese haben allerdings eine geringere bedeutung bei süchten als das dopamin, welches normalerweise zur selbstbelohnung bei aktivitäten dient, die sinnvoll für die eigene erhaltung sind. auf das dopaminsystem wirken z.b. nikotin und kokain, deshalb wird man von diesen substanzen schnell abhängig.

was ich sagen will: die sucht-theorie ist für mich keine antwort. warum?
1.) man muß sich konditionieren um endorphine auszuschütten. klein anfangen, und immer weiter gehen. und das mit einer regelmäßigkeit. d.h. anders als bei drogen od. tabak, kann man hierbei nicht von heut auf morgen abhängig werden. das bedeutet: es tut die ganze zeit weh. es ist nicht wie schokolade naschen, wo nur endorphine ausgeschüttet werden. und um die körpereigene schmerzunterdrückung zu aktivieren, muß man sich einreden, die verletzung wäre UNUMGÄNGLICH.

2.) die entzugserscheinung sind bei endorphinen gering. also sicher nix körperliches, es spielt sich alles im kopf ab. ein beispiel für endorphin-"abhängigkeit" ist z.b. schokolade-"sucht".

meine schlußfolgerung: die "sucht" nach selbstverletzung ist schon da, bevor man aktiv selbstverletzer ist. sie entsteht nicht durch den genuß einer droge, wie echte süchte, weil der genuß des verletzt-werden bei einem gesunden nicht von anfang an da ist, sondern erst konditioniert werden müßte. was er natürlich nicht tun würde, weil es schmerzt.

und das ist der springende punkt: was ist im eigenen selbstverständnis negiert, damit schmerzen/verletzungen von haus aus als positiv empfunden werden, und welche speziellen erfahrungen haben menschen gemacht, um ein derartiger selbstverständnis zu entwickeln, und ist es möglich diese früheren erfahrungen wieder in einem anderen licht zu sehen, und somit das empfinden zu schmerz/verletzungen erneut "umzudrehen"?
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Post Tue, 28.Jan.03, 23:20      Reply with quoteBack to top

wie du richtig theoretisiert hast...

wird die schmerz - freude/glück.. was auch immer kombination schon früh entwickelt...

inwiefern man das empfinden zu schmerz/verletzung umdrehen kann weiß ich nicht..

nur ist es so das bei den meisten, eben nicht allen, sehr früh glück mit schmerz in verbindung gebracht wird...

ein beispiel: kind wird von eltern geschlagen, bis auf die schläge lieben die eltern ihr kind, und sind zärtlich und zeigen ihre zuneigung..
kind wird älter... das schlagen bleibt aus, aber auch die zuneigung...

schmerz wird gleichgestellt mit liebe, liebe = glück

und der selbstverletzung wird der weg geebnet

natürlich ist es eine möglichkeit, aber ich denke das ist vielleicht eine erläuterung die du leichter nachvollziehen kannst..

natürlich gehören auch ander dinge zu selbstverletzung nicht nur offensichtliches (magersuch, alkoholsucht, drogensucht, psychische formen zb. sich selber ständig runtermachen etc.)
wollt ich nur gesagt haben, denn wenn man den begriff erweitert, fallen 3 von 10 in die kategorie..

grüße fallen angel

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M,


Post Tue, 28.Jan.03, 23:38      Reply with quoteBack to top

Fallen.Angel wrote:
magersuch, alkoholsucht, drogensucht

Ist das nicht das wenn die Mutter dem Kind zu verstehen gibt: "Nimm nicht vom Vater, denn was vom Vater kommt ist schlecht" und das Kind darf nicht mehr differenzieren was gut und was schlecht ist, was es annehmen kann und nicht, etc. etc.? (Familienaufstellung...)

Ich mag Deinen Hinweis auf die Suche bei "Mager..."
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Post Wed, 29.Jan.03, 16:41      Reply with quoteBack to top

Apollon wrote:
Ist das nicht das wenn die Mutter dem Kind zu verstehen gibt: "Nimm nicht vom Vater, denn was vom Vater kommt ist schlecht" und das Kind darf nicht mehr differenzieren was gut und was schlecht ist, was es annehmen kann und nicht, etc. etc.? (Familienaufstellung...)


ja die süchte sind meistens auf die familie zurück zuführen..

wobei die meisten eltern gar nichts schlechtes im sinn haben

bei fresssucht zb. wenn die eltern/großeltern den kindern was zum essen/süßes geben wenn sie traurig sind...

(denkvorgang) = schmerz wird besser durch süßes

die meisten psychischen krankheiten entstehen so..

man muss nur rausfinden wie sie entstanden sind, und durch jahrelange übung die verbindung entfernen und meistens ersetzen... also bei schmerz wird besser durch süßes... die verbindung zueinander aufheben

grüße fallen angel

ps. bei magersuch hab ich den buchstaben vergessen, muss dich enttäuschen grinsend

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