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kleiner-krieger
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Post Sat, 28.Feb.04, 23:10      u.a. sexueller Mißbrauch in der Ursprungsfamilie Reply with quoteBack to top

Das Thema ist etwas heikel, aber dazu sind solche foren ja da, um auch solche Themen zu artikulieren.

Meine Eltern haben eine sehr sehr schlechte Ehe (offene Ehestreits, getrennt in den Urlaub gefahren, Dauerthema: Scheidung- erst seit letztem Jahr kein Thema mehr!)
Naja, vor fast vier Jahren habe ich meiner Mutter das erste Mal vom sexuellen Mißbrauch durch meinen Vater an mir erzählt. Naja, sie hat mir nicht geglaubt. Das habe ich weitestgehend verdrängt, weil ich es nicht zulassen wollte, dass sie so reagiert. Heute kann ich mir sagen: sie hat so reagiert, es war so.
Naja, nachdem ich letztes Jahr einigen Druck auf meinen Vater aufgeübt hatte, mußte er meiner Mutter und meiner Schwester gegenüber zugegeben, was vorgefallen war. Ich hatte u.a. einen Suizidversuch (Kommentar von meinem Vater: das habe ich mir schon gedacht, dass das mal kommt...)
Meine Schwester hat seither den Kontakt zu ihm abgebrochen.
Aber meine Mutter lebt noch bei ihm. Wie kann sie nur bei ihm bleiben??? Ich habe sie das auch gefragt und Antwort bekommen. Aber ich kann es einfach nicht verstehen.
Gegenwärtig bin ich extrem unsicher, was den Umgang mit ihr anbelangt... wenn ich sie besuche, muss ich das Haus, in dem alles geschah, wieder betreten.
Meine Mutter hat selber einige psychische Probleme, die niemals therapiert wurden. Sie war zwei Jahre lang während meiner Kindheit mit Depressionen und psychisch-bedingten Magenschmerzen (ihrer Meinung nach: Krebs) fast nur auf dem Sofa gelegen. Sie selbst hatte mit 14 einen Suizidversuch, weil sie glaubte, ihren Ältern ein schlechtes Kind zu sein. Sie hat viele Ängste und Zwänge, die sie auf gemeine Art und Weise an mich weitergegeben hat. Sie hat meine Schwester und mich psychisch total ausgenutzt (ihre Ehe in allen Details - schon als wir 9 oder 10 Jahre alt waren - vor uns ausgebreitet; dauernde Ehestreits mit meinem Vater vor uns Kindern). Mein Vater war äußerst jähzornig, vor allen Dingen meine Schwester hat er oft verprügelt. Auch meine Mutter hat meine Schwester oft verprügelt - in der Pubertät hat meine zurückgeschlagen und es kam zu Handgreiflichkeiten. Meine Familie ist eine nicht ganz arme, angesehene Familie, meine Eltern gebildete Leute, dennoch haben sie uns total isoliert (wir durften nicht in den Kindergarten, durften keine Freunde haben...). Es hat sich außer unserer Oma nie jemand um uns gekümmert... meine Mutter war krank und mit dem Haushalt total überfordert, mein Vater beruflich bedingt nie für uns da, wenn wir 5 Minuten etwas von ihm wollte hieß es: ich hatte nen harten Tag, geh zur Mutti!

Obwohl ich dieses Haus nicht mag und meine Mutter nicht mag, ich komme nicht von ihr los!!!!!!!!!!!! Ich besuche nur noch 3 mal die Woche, wenn mein Vater nicht daheim ist. Ich habe sie schon wesentlich öfter besucht, also 3 mal ist schon ein Fortschritt.
Ich mag sie nicht und habe doch Sehnsucht nach ihr.

Vielen Dank allen, die bis hierher mitgelesen haben, denn der Beitrag ist sehr verwirrt, ich habe das alles auch in der Therapie noch nie so zusammenhängend berichten können, immer nur Fragmente und ich bin jetzt einfach froh, dass ich das zusammenhängend geschrieben habe und werds mir auch ausdrucken für die Therapie.
Der kleine Krieger
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Herndi
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Post Sun, 29.Feb.04, 7:42      Re: u.a. sexueller Mißbrauch in der Ursprungsfamilie Reply with quoteBack to top

Hallo kleiner-krieger !

Ich habe Deinen Beitrag sehr gut verstanden. Du hast sehr viele Dinge darin berichtet, die ident mit meiner Kindheit sind.

Frage an Dich:
wie lange gehst Du schon in Therapie, auf welchem Schema läuft diese Therapie ab und wie geht es Dir zu Zeit ???

lg Herndi

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kleiner-krieger
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Post Sun, 29.Feb.04, 9:57      Re: u.a. sexueller Mißbrauch in der Ursprungsfamilie Reply with quoteBack to top

Hallo Herndi,

Therapie mache ich seit letztem Jahr - Ende April; 2 stationäre Aufenthalte (1 1/2 Wochen Krisenintervention, 13 Wochen psychosomat. Klinik - tiefenpsychologisch, 3 Monate ambulante Thera - Mischung auf VT und psychodynamischer Thera); im März fange ich wieder eine Thera an, habe davor aber noch ein Beratungsgespräch wegen Thera-Form. Zur Zeit gehts mir relativ gut, ich merke halt, dass einiges an Themen ansteht...

Lg, d.k.K.
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Herndi
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Post Sun, 29.Feb.04, 10:33      Re: u.a. sexueller Mißbrauch in der Ursprungsfamilie Reply with quoteBack to top

Hallo kleiner-krieger !

Päng. Ich bin beeindruckt. Das ist ja wirklich ein "Programm" an Therapie was Du da durchziehst, Hut ab !! Du wirst sehen, dass da noch einiges an Bildern hochkommen wird, welche Du bearbeiten musst.
Dieser Prozess hat sich bei mir über fast ca. 10 Jahre hingezogen.

lg Herndi

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Sandy777
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Post Wed, 06.Jun.07, 20:41      Re: u.a. sexueller Mißbrauch in der Ursprungsfamilie Reply with quoteBack to top

Hallo kleiner Krieger,

erstmal finde ich Deinen Nick unglaublich passend gewählt.
Ich habe ebenso fast eine identische Geschichte. Meine Mutter lebt nach wie vor bei meinem Vater (Täter).

In meinen Augen, alle Achtung, dass Du so kämpfst. Kannst sehr stolz auf Dich sein!

Paß auf Dich auf, Sandy
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Habibti
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Post Mon, 11.Jun.07, 10:22      Re: u.a. sexueller Mißbrauch in der Ursprungsfamilie Reply with quoteBack to top

Hallo kleiner Krieger,

habe Deinen Beitrag auch sehr gut verstanden ! Und beim Lesen wurde ich doch sehr an meine eigene Geschichte, die sehr ähnlich ist, erinnert.
In meiner Familie spielte allerdings auch Alkohol noch eine sehr große Rolle !
Meine Mutter hat immer gesagt, wenn die Kinder groß sind, verläßt sie ihn ( Vater = Täter ). Und was hat sie gemacht ? Auch angefangen zu trinken und sie ist geblieben. Seit etwa 20 Jahren allerdings ist sie trocken und hat sich neben dem alten Herrn ein eigenes Leben aufgebaut. Sie arrangiert sich, wo es nicht anders geht, aber sie bleibt ! Ich kann es auch nicht verstehen, vielleicht versteht sie es ja selbst nicht ! Aber ich habe für mich selbst auch nimmer den Anspruch, das zu verstehen, denn es ist deren Leben, nicht meins !
Ich habe genung mit meinem zu tun, wenn ich die Verantwortung in vollem Umfang für mich übernehme.

Dennoch, die Beziehung zu meiner Mum ist mit den Jahren besser geworden, denn sie hat sich den Themen gestellt, die ich mit ihr besprochen habe. Dadurch wurde einiges möglich, was ich mir früher nie hätte vorstellen können.
Deine Schwierigkeit Dich von Deiner Mutter zu lösen, kann ich also gut verstehen ! Ich denke, Du mußt besonders darauf achten, ob Dir der Kontakt gut tut, oder ob er Dich eher mehr belastet !
Viele Behandler sagen ja, man sollte den Kontakt zum Täterfeld komplett abbrechen, aber ich persönlich sehe das nicht ganz so ! Was für den einen gut ist, muß es für den anderen nicht auch sein ! Das kann man glaub ich wirklich nur selbst entscheiden ...

Liebe Grüße, Habibti

_________________
HOFFNUNG ist nicht die Überzeugung, daß etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, daß etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

( Jochen Mariss )
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